Hallo Anna,
wie von Petra schon richtig angemerkt, ist ‚feinherb‘ eine reine Marketingbezeichnung ohne vorgeschriebene Kriterien. In Deinem Fall hat der ‚feinherbe‘ Riesling laut Angaben des Abfüllers einen Restzucker von ca. 17,0 g/l - das liegt noch unter dem für halbtrockene Weine in Deutschland zulässigen Höchstwert von 18,0 g/l. Außerdem darf bei halbtrockenen Weinen der Säuregehalt höchstens 10 g/l unter dem Restzuckerwert liegen. Bei Deinem Wein wird diese Bedingung mit 7,5 g/l Gesamtsäure knapp erfüllt. Dieser ‚feinherbe‘ Riesling dürfte also auch noch als ‚halbtrocken‘ verkauft werden.
Das ist für die meisten mit der Bezeichnung ‚feinherb‘ gehandelten Weine typisch - sie liegen an der oberen Grenze der für halbtrockene Weine noch zulässigen Werte oder etwas darüber bzw. an der unteren Grenze des für liebliche / halbsüße Weine zulässigen Bereichs (der mit 18 - 45 g/l Restzucker auch recht großen Spielraum hat). Grund für den Bastardbegriff ‚feinherb‘ sind Kunden, die zwar aus Prestigegründen keine lieblichen oder halbsüßen Weine trinken wollen (als ‚Kenner‘ hat einem so etwas nicht zu schmecken), denen aber ‚echte‘ halbtrockene oder trockene Weine nun einmal auch nicht schmecken wollen … Wogegen im Übrigen absolut nichts einzuwenden ist; ich persönlich ziehe zu manchen Speisen einen feinherben Riesling (die hier an der Nahe idR gut mit Säure austariert sind) einem trockeneren vor.
Grundsätzlich zu dem Riesling vom Weinabfüller Langguth: böse Menschen meinen, das ‚Erben‘ auf dem Etikett bedeute, dass man diesen Wein besser seinen Erben hinterlässt, statt ihn selbst zu trinken. Vor allem, wenn man diese nicht besonders schätzt …
Zu dem Bacchus kann ich mangels greifbarer Daten (Produzent?) weniger sagen. Wie schon gesagt wurde, hat diese Rebsorte weniger Säure als der Riesling - idR um die 6 g/l, eher darunter. Entscheidend für den Vergleich mit dem Riesling ist ist also der Restzucker - ob der eher in Richtung der unteren Grenze (9 g/l) oder der oberen (18 g/l) tendiert. Bei 6 g Säure und den dann maximal zulässigen 16 g Zucker dürfte der Bacchus subjektiv deutlich süßer schmecken als der Riesling, obwohl der weniger Zucker hat. Bei für einen fränkischen hlbtrockenen Bacchus typischem Werten von 6 g Restsäure und 12 g Restzucker sähe das schon wieder etwas anders aus …
Auch über diesen Wein lässt sich grundsätzlich nicht viel Positives sagen. Bacchus ist eine dieser parfümierten (Winzersprech: ‚fruchtig-blumig‘) Neuzüchtungen mit hohen Erträgen und Mostgewichten aus den Siebzigern, die man auch auf Standorten ziehen kann, auf die eigentlich Kartoffeln gehören - weil der schöne fränkische Silvaner dort in manchen Jahren nicht ausreifen kann. Schmeckt noch am besten als Federweisser. Die Lage Zehntgraf ist auch nicht ‚klassisch‘ - ebenfalls in den Siebzigern durch eine Flurbereinigung entstanden.
Als bekennende Nicht-Weinkennerin braucht Dich das freilich nicht groß zu bekümmern - entscheidend ist, was Dir persönlich schmeckt. Wenn Du allerdings beispielsweise bei Gästen mit größerer Sachkenntnis Ehre einlegen willst, sind beide Weine nicht gerade erste Wahl.
Freundliche Grüße,
Ralf