Fensterlack für Möbel?

Hallo,

Spricht etwas dagegen eine alte Kommode mit Fensterlack zu streichen?
Das alte Ding müsste wohl grundiert werden (einige Stellen komplett lackfrei und der alte Lack evtl nicht verträglich zum neuen), gespachtelt und min 2x gestrichen.

Vom streichen der Fenster wäre noch „Schöner Wohnen Profidur aromatenfrei“ Lack (Alkydharz, Titanoxid, Silikate, Isoparaffin, Additive - angabe auf der Grundierung) hochglänzend da.

Liesse sich der evtl mit Resten von „Buntlack“ des gleichen Herstellers mischen um einen Pastellton zu erreichen?
Vertragen sich Seidenmatt- und Hochglanzlack?

Viel kaputt geht ja nicht wenns nicht klappt, aber wenn hier jemand Bescheid weiss, erspar ich mir evtl ein Scheitern der Experimente.

Gruss
M.

Hallo mopedhexle,
grundsätzlich spricht wenig dagegen.
Unverträglichkeiten zwischen dem alten und dem neuen Lack kann man nicht ausschließen, sind aber i. allg. nicht zu erwarten, da die aromatenfreien Lacke einen geringeren bzw. anderen Lösemittelanteil beinhalten als die Lacke der Vergangenheit.

Vom streichen der Fenster wäre noch „Schöner Wohnen Profidur
aromatenfrei“ Lack (Alkydharz, Titanoxid, Silikate,
Isoparaffin, Additive - angabe auf der Grundierung)
hochglänzend da.

Das sind die ganz allgemeinen „Zutaten“ für die Lacke von heute: Alkydharz als Bindemittel bzw. Lackbasis, Titandioxid ist das Weißpigment im Lack, das für die Deckkraft sorgt, Silikate und Isoparaffine kann ich spontan nicht technisch zuordnen, Additive sorgen für geschmeidige Verarbeitung, reduzieren bzw. verhindern Blasenbildung, wenn der Lack stark gerührt oder in Mischautomaten geschüttelt wird und beeinflussen den Glanzgrad bei der Auftrocknung.

Liesse sich der evtl mit Resten von „Buntlack“ des gleichen
Herstellers mischen um einen Pastellton zu erreichen?
Vertragen sich Seidenmatt- und Hochglanzlack?

Wenn sowohl der Seidenmatt- als auch der Hochglanzlack die gleiche Bindemittelbasis (modifiziertes Alkydhard) haben, kann wenig passieren, der Glanzgrad wird natürlich reduziert. D. d. das Ergebnis wird weder hochglänzend noch seidenmatt sein. Da diese Glanzgrade jedoch auch von der Auftragetechnik abhängt, ist das für Laien n. m. M. zu vernachlässigen. Wichtig, wenn Du eine ordentliche Oberfläche haben möchtest, auf keinen Fall eine Schaumstoffwalze zum Lackieren benutzen. Wenn da nicht sofort mit einem Lackierpinsel verschlichtet wird, sind die Oberfläche nach der Trocknung aus wie Cellulite am Oberschenkel. Also i. allg. so, wie man es nicht haben möchte.

Um eine schönere Oberfläche zu erzielen, empfehle ich, jede Anstrichschicht zwischenzuschleifen, wobei das Sandpapier vor dem letzten Anstrich sehr fein sein sollte (ca. Körnung 150 würde ich spontan wählen). Nur sanft anschleifen, Fläche mit feucht nachreinigen, um den Schleifstaub zu entfernen, kurz trocknen lassen und dann die Endlackierung. So kannst Du evtl. feine Unebenheiten vom Zwischenanstrich egalisieren und bekommst gleichzeitig eine bessere Anhaftung.

Nur Mut, das klappt schon. Ich drücke beide Daumen.
MfG LM

Hallo larimaar,

Vielen Dank für Deine ausführliche Auskunft.

Rollen mag ich eh nicht, ich tu lieber pinseln, das hat was meditatives.
Beim Schleifen bin ich zugegebenermassen etwas faul, aber heute hab ich zum ersten Mal mit meinem Multimaster gearbeitet und nun denke ich werd ich Deinen Rat doch befolgen.

Kannst Du mir vielleicht noch einen Lackspachtel empfehlen? Den letzten den ich hatte fand ich etwas „bröselig“.

Gruss
M.

Moin,
Fensterlack? hmm… gibts meineswissens gar nicht.
Wenns einheitlich aussehen soll, kommt man wohl erstmal ums schleifen nicht herum. So wie Du es beschrobst, sollte wohl alles komplett durchgeschliffen werden, zu mindest alles was abblättert u. die alte Farbe komplett ab. Vorstreichen + lackieren lieber immer vom selben Hersteller, yo! Damit geht man auf „Nr. Sicher“. Nach dem Vorstreichen sieht man eventuelle Unebenheiten, die man vielleicht spachteln möchte. Dazu nimmt man am besten Lackspachtelmasse. Die gibts in kleinen- sehr flachen Dosen, im Baumarkt.
Unterscheiden muß man Alkyd und Acryllacke. Alkyd (Kunstharzlacke) sind mit Terpentin, Nitrouniversalverdünnung; Pinselreiniger usw. verdünnbar. Aryl dagegen mit Wasser.
Der Nachteil bei diesen wasserverdünnbaren Acryllacken ist, das sie nicht besonders gut verlaufen, d,h. sie hinterlassen vielmehr eine Struktur, als Kunstharzlacke und decken auch nicht besser, als Alkydlacke. Alkyd u. Acryl also immer auseinander halten!
Hochglanzlack u. Seidenglanzlack lassen sich grundsätzlich mischen, ja; soweit beides entweder Acryl oder Alkyd ist.
Beim Farbton anmixen, würd ich unbedingt darauf achten, daß man nicht zuviel dunkle Farbe ins helle gibt. Dunkler machen geht, immer, aber
heller dann kaum noch.

Hallo Zottelbär,

Dir auch Danke für Deine Antwort.

Fensterlack? hmm… gibts meineswissens gar nicht.

Das Bauhaus verkauft ein System, das sie explizit Türen- und Fensterlack nennen. Hatte gehofft, dass es sich dabei um einen besonders robusten Lack handelt, der UV und Stösse gut abkann…reingefallen?

Grundiert ist die Kommode mitlerweile und man sieht zwar die kleinen Risslein noch durch, aber es scheint sich soweit alles zu vertragen und es sieht schon jetzt relativ gesehen sehr gut aus. Gehe nachher Lackspachtel kaufen und freue mich schon auf das Endergebnis. Kommoden in so schöner geschwungener Form finden sich heute nicht mehr und das verschraddelte Prachtstück habe ich aus einem Gartenkeller „gerettet“.

Ich hätte noch einen alten Nachttisch bei dem ich am überlegen bin ihn passend zu lackieren. Der ist aber Holzoptik mit lasierter Maserung (Bierlack?)- ebenfalls seeehr angegriffen. Kann ich da auch genauso vorgehen? Also Grundierung drauf und weitermachen?

Oder das Nussbaumfurnierte Tischchen mit stellenweise abgeplatztem Furnier?

Das ganze gibt ein Kinderzimmer, also ein bischen belastbar muss das nachher schon sein…

Grüsse
M.

Hallo Mopedhexle,
Jansen Ahrweicryl Spachtel fällt mir da spontan ein. Der ist zwar auf Wasserbasis, aber universell überstreichbar. Die Konsistens dieses Spachtels ist etwas sämiger/weicher als ein reiner Lackspachtel (z. B. von Glasurit), lässt sich dadurch besser ziehen und glätten und im trockenen Zustand auch etwas einfach planschleifen.

Wegen Deiner Nachfrage bei der anderen Antwort: Du bist keine „Werbebotschaft“ aufgesessen. Es gibt tatsächlich Lacke, die speziell für Fenster konzipiert sind. Diese haben sogenannte ventilierende Eigenschaften, d. h. sie gleichen Feuchtigkeitsunterschiede zwischen den einzelnen Bereichen eines Fensters und gegenüber der Umgebung besser aus. Ausserdem sind sie etwas elastischer, um Spannungsrisse gerade in diesen Bereichen zu reduzieren bzw. zu vermeiden. Schon aufgrund der großen Temperaturunterschiede ist gerade das Holz im Außenbereich der Fenster größten Belastungen unterworfen. Ventilierende Systeme sind dafür einfach ideal. Die meisten Ventilacke (sogar konzipiert als 3 in 1 Systeme - Grund-, Zwischen- und Deckanstrich aus einem Topf) sind jedoch max. seidenglänzend. Das ist aufgrund der dann wesentlich besseren Anhaftung der einzelnen Anstriche untereinander auch nicht anders möglich. Maler haben nämlich meist keine Zeit/Lust zwischenzuschleifen, mal abgesehen davon, dass diese Arbeitszeit meist auch keiner bezahlen will.

Viel Erfolg und Spaß wünscht LM

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Hallo,

Danke, hab jetzt leider schon den Lackspachtel zur vorhandenen Serie gekauft. Mal schaun wie ich damit zurecht komme.

Aber mit dem Schaffen kommen die Fragen: Kannst Du mir sagen was denn genau der Unterschied zwischen Grundierung und Lack ist?
Was würde denn passieren würde man nicht grundieren? Und im Gegenzug was ist wenn man die Grundierung nicht überlackiert mit einem Decklack?

Nu aber erstmal spachteln…

Gruss
M.

Hallo,

zerfurchte Oberflächen mit Bierlack können mit einem Pinsel (kein Kunststoff) und Aceton wieder glatt verstrichen werden, dabei auf gute Belüftung achten (am besten im Freien), Dämpfe nicht einatmen. An einer unauffälligen Stelle mit einem Lappen und einigen Tropfen Aceton testen ob es Bierlack ist. So habe ich in meiner Altbauwohnung die Türen und Türrahmen behandelt.

Gruß, Gefr.Schultz

Hallo Mopedhexle,

Danke, hab jetzt leider schon den Lackspachtel zur vorhandenen
Serie gekauft. Mal schaun wie ich damit zurecht komme.

Kein Problem, auch andere Eltern haben schöne Kinder, hauptsache, die Dinge passen zusammen.

Aber mit dem Schaffen kommen die Fragen: Kannst Du mir sagen
was denn genau der Unterschied zwischen Grundierung und Lack
ist?

Eine Grundierung ist dünner/magerer eingestellt und soll 1. eine Haftvermittlung zum Untergrund darstellen, 2. leichte Unebenheiten kaschieren, 3. eine bessere/schnellere Deckung bei der Endlackierung erreichen.
Bei 3in1-Lacksystemen sollte deshalb der 1. Anstrich immer etwas mehr verdünnt werden (Vorsicht, da dabei keine „Nasen“ laufen). Generell gilt bei allen Anstrich: Mager vorarbeiten, etwas kräftiger zwischenstreichen, Endanstrich unverdünnt. Damit wird auch sichergestellt, dass es keine Spannungsrisse gibt. Je höher die gesamte Anstrichdicke, desdo höher ist diese Gefahr. Außerdem braucht eine dickere Anstrichschicht auch länger zum Durchtrocknen. Deshalb sind die Zeiten, die für die Überarbeitbarkeit angegeben sind, auch so wichtig. Oberflächentrocken sind viele Anstriche sehr schnell, geht man aber vor der Durchtrocknung an die nächste Schicht, kann passieren, dass die Oberfläche angelöst wird und man alles wieder aufreisst.

Was würde denn passieren würde man nicht grundieren? Und im
Gegenzug was ist wenn man die Grundierung nicht überlackiert
mit einem Decklack?

Ohne Grundierung: Evtl. Haftungsprobleme, unterschiedliche Deckung (der Untergrund grinst durch), schattige Auftrocknung, Fehlstellen bzw. Ansätze beim Spachtel wesentlich deutlicher zu sehen.

Nur Grundierung: Die meisten Grundierungens stehen matt. Das ist nicht jedermanns Fall. Matte Oberflächen sind optisch vom Laien schwer gleichmässig anstrichtechnisch hinzubekommen. Auch Experten haben da ihre Probleme. Im Innenbereich kann nicht viel passieren, außer das der Schmutz auf matten Oberflächen gut haftet. Im Außenbereich ist die Grundierung nicht auf Dauer für Bewitterung geeignet. Der Anstrich kann das Holz nur kurzfristig schützen. Nach den technischen Regeln des Malerhandwerks dürfen Flächen mit Grundierung nur kurzfristig ohne Endbehandlung stehen bleiben. Der Anstrich versprödet über kurz oder lang oberflächlich. Durch die Mikrorisse kann dann Feuchtigkeit in den Untergrund eindringen, der wiederum das Holz unterschiedlich quellen/arbeiten lässt und dann zu größeren Rissen und Abplatzungen führen wird.

Sorry, wieder mehr Text als geplant.
MfG LM

Nu aber erstmal spachteln…

Gruss
M.

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Tausendfachen Dank!
Hallo larimaar,

Du kannst gar nicht zu viel schreiben. Ich fand das sehr interessant und verständlich.
Hatte ja schon rumgegoogelt und keine halb so guten Antworten gefunden.
Ich habe die Schubladen der Kommode, die noch deutlich besser im Zustand waren als der Korpus nun ein zweites Mal grundiert, diese Schicht aber schon abgetönt mit dem Endlack. Das sieht schon recht gut aus, nur eben matt.
Den Korpus habe ich gespachtelt…ich fürchte ich bin darin kein wirkliches Talent. Leider habe ich heute keine Zeit mehr das abzuschmirgeln, ich denke das macht aber nicht so viel wenn der Spachtelt 48 stat 24h Stunden trocknet, oder?

Dank Deiner Beratung macht mir das so viel Freude, dass mein Freund schon Angst hatte ich würde nun jedes Möbelstück lackieren das ich finde. Aber ich halte mich nur an die alten Stücke mit abgeschlagenem Lack. Und wenn man sich an die durchtrocknungszeiten hält ist man ja auch ein paar Tage beschäftigt pro Stück.

So, auch mehr Text als geplant…bin halt begeistert. :o)

Gruss
M.

Hallo,

Vielen Dank für den Tip.
Dann werde ich das erst nächstes Jahr ausprobieren können.
So lange ich schwanger bin ist mir Aceton zu heftig, egal wie gut gelüftet wird.

Grüsse
M.