Hallo Rainer,
natürlich ist das ein Gegenargument. Aber ist das auch so?
siehe dazu meine Antwort an Carlos.
Noch ein weiterer Grund: zehn Jahre sind schon ein kaum zu übersehender Zeitraum, 40 Jahre sind es ganz sicherlich nicht. Ein Ausgleich der Inflation und damit der Personal- und Sachkosten erfolgt bei den Kreditinstituten „traditionell“ ausschließlich über die Ausweitung des Geschäftsvolumens und über Kostenreduzierung aber nicht über Preiserhöhungen wie in allen anderen Branchen.
Auch das ist übrigens ein Auslöser der Krise: man ist ständig auf der Suche nach neuen, rentableren Geschäftsfeldern und lernt immer wieder neu, daß höhere Renditen zwangsläufig höhere Risiken bedeuten. Aber das nur nebenbei.
Jedenfalls ist eine langfristige Kalkulation von Zinssätzen schon jetzt abenteurlich. Auf 40 Jahre zu kalkulieren ist unmöglich und man kann sich das nur erlauben, wenn dieses Teilportfolio nur eine untergeordnete Rolle spielt.
Vor nicht allzu langer Zeit kam eine Finanzierung des Weges, deren Gesamtlaufzeit knapp 100 Jahre betrug. Ich hab dann einfach mal eine Auflistung der relevanten Ereignisse gemacht, die in den 100 vergangenen Jahren passiert sind: erster Weltkrieg, Ablösung der Goldmark, Untergang des Kaiserreiches, Hyperinflation und Weltwirtschaftskrise nebst Währungsreform, Untergang der Weimarer Republik, Ende der Reichsmark nebst Währungsreform, Teilung Deutschlands unud Europas, diverse Ölkrisen und schließlich Ende der DDR und des Ostblocks. Die Finanzierung wurde übrigens trotzdem gemacht – aus geschäftspolitischen Gründen. Basis für ein Geschäftsmodell sind Finanzierungen mit Laufzeiten von 40 Jahren dennoch nicht.
Bei allen anderen Verträgen werden die Vertragsbedingungen
vollständig festgelegt,
Natürlich gibt es Preiserhöhungen in laufenden Verträgen. Sie
berechtigen zwar meist zur Kündigung aber dennoch gibt es sie:
bei Versicherungen, bei Zeitschriftenabonnebements, beim Strom
usw.
OK, Du hast Recht. Das sind aber alles keine Fälle, in denen
man einfach nur mit Pech durch eine einzige Unterschrift seine
Pleite besiegeln kann.
Hm, normalerweise riskiert man auch keine Pleite, wenn man in Deutschland eine Immobilienfinanzierung mit einer Zinsbindung >= 5 Jahre und einer Fremdfinanzierungsquote von 60 oder meinetwegen 80% abschließt. Bis dahin hat man schon gut 6% getilgt und der Wert der Hütte hat sich im Zweifel nicht nennenswert reduziert. Bei einer Zwangsversteigerunug ist man zwar wieder Mieter aber zumindest nicht pleite.
Mal abgesehen davon, daß sich die Frage der Zwangsversteigerung nicht zwangsläufig stellt, nur weil die Zinsen gestiegen sind – zumindest wenn der Kredit von vornherein marktgerecht verzinst wurde. Dann hält sich der Anstieg der monatlichen Belastung zumal man ja nach 5 oder 10 Jahren Tilgung auch Spielraum bei der neu zu vereinbarenden monatlichen Tilgung hat.
Die Situation in den USA war eine ganz andere: anfängliche Zinsen unter Marktniveau bei gleichzeitiger Finanzierung von 100% oder gar 130% des Kaufpreises ohne anfängliche Tilgung. Nach vielfach nur zwei Jahren kam die Zinsanpassung auf das aktuelle Marktniveau zzgl. Nachholung der bisherigen Minderverzinsung und der gleichzeitigen Bitte, angesichts der verfallenden Häuserpreise doch mal mit dem Tilgen anzufangen.
Daß dann bei der Zwangsversteigerung der ausstehende Kreditbetrag nicht abgedeckt werden kann, liegt in der Natur der Sache.
Das ganze Chaos ist also nicht auschließlich auf die fehlende Zinsbindung zurückzuführen.
nur Kreditverträge haben etwas von
Lotto. Beim Abschluss des Vertrages kennt man nicht
zwangsläufig die Kosten, auf die man sich einlässt.
Doch, das regelt der Gesetzgeber sehr penibel nicht zuletzt
über den effektiven Jahreszins. Änderungen gibt es erst am
Ende der Zinsbindung.
Die Zinsbindung ist doch aber eine freiwillige Vereinbarung,
keine Vorschrift.
Du bist Dir aber schon im Klaren, daß man keinen Kredit für 40 Jahre abschließt, wenn man einen Kreditvertrag unterschreibt? Die Laufzeit des Kredites endet zunächst einmal mit der Zinsbindung und dementsprechend sind einem die monatlichen Zahlungen durchaus für die gesamte Vertragslaufzeit bekannt.
Wenn die Banken weiterhin die Möglichkeit haben,
unkalkulierbare Risiken einzugehen, werden sie das auch
weiterhin tun. (müssen)
Zusammenfassend: das ganze ist ein originär US-amerikanisches (d.h. kein deutsches) Problem und die fehlende bzw. nur kurze Zinsbindung war nicht die einzige Ursache, vielmehr kamen mehrere Faktoren zusammen.
Gruß
Christian