Hallo,
formal bin ich kein Experte, habe aber im Zusammenhang mit einem großen Altbau (Bauernhof, Bruchstein, Materialmix aus früheren Zeiten, Be- und nicht-Beheizung) und Literarturstudium einige Erfahrung gesammelt.
Bei Feutigkeit rate ich immer: erstmal nichst MACHEN, sondern genau hinsehen und nachdenken.
Also: Wo kommt die Feuchtigkeit her? Es kann immer sein: von innen oder von außen oder von Leitungen…
Dass dort eine Leitung läuft, ist eher unwahrscheinlich, aber im Altbau weiß man nie…
Ich hatte schon den Fall, dass durch von außen eingedrungene Feuchtigkeit zusammen mit dem Kalk/sonst Bestandteilen der Mauer eine Kupferleitung so zerfressen wurde, dass sie undicht wurde. Damit wurde der geringgradig bestehende Feuchteschaden dann potenziert.
Im Bereich Fenster, und gerade unter dem Fenster (Schwerkraft) ist natürlich eine „Unstetigkeitsstelle“ in der Wand (also der Anschluss der Rahmens/Fensterbrettes an das Mauerwerk), und hier kann verständlicherweise mal was undicht werden. Hier hülfe nur detektivischer Spürsinn, also alle dortigen Bauteile genau ansehen, ggf. bei trockenem Wetter mal von außen Wasser dagegen gießen oder beaobachten: tritt es bei Regen auf?
(diese ersten beiden Punkte schreibe ich eher der Vollständigkeit halber, damit andere in ähnlichen Situationen den Überblick behalten.)
In dem von Ihnen geschilderten Fall halte ich es (vorsicht: Ferndiagnose!
) für am wahrscheinlichsten, dass das Wasser von innen kommt. Als Laie denkt man daran meist zuletzt, dennoch ist dies häufiger der Fall als man denkt und ohne Knowhow leider auch schwerer zu bekämpfen als schlicht ein Loch in der Wand oder in einem Rohr.
Prinzipiell hat man immer Wasser in der Raumluft. Wieviel Wasser („rel. Luftfeutigkeit“) die Luft tragen kann, hängt u.a. von der Temperatur ab. Wenn nun die Temperatur sinkt, muss das überschüssige Wasser irgendwo hin: es regnet, gibt Nebel oder es setzt sich Tau auf Gegenständen ab. In Räumen passiert letzeres. Vor allem ist die Luft im Raum nicht überall gleich kalt oder warm: dort, wo es am kältesten ist, also direkt oberhalb einer kalten Wandfläche, dort taut es zuerst.
Und dieser letzte Satz ist wirklich wörtlich zu nehmen.
Ich vermute, dass die Tapete, obwohl sie ja sehr dünn ist, die Wand nach innen eine Winzigkeit besser wärmedämmt und sich zuerst an der nackten Stelle Tau niederschlägt. Es könnte aber evtl. auch sein, dass auch an den Stellen mit Tapete Tau entsteht, dieser nur von der Tapete aufgesogen wird. Eine Zeit lang würde dass gehen, wenn danach wieder eine wärmere/trockener Periode kommt.
Ob und wo Tau ensteht (dies kan auch in der Wand geschehen) hängt schlichtweg davon ab, wieviel Wasser in der Luft ist und wie kalt es an der jeweiligen Stelle ist. Wenn die Raumluft sehr trocken ist, taut es auch an kalten Wänden nicht. In Ihrem Fall sorgt Wäschetrocknung natürlich für zusätzliche Feutigkeit in der Raumluft, so dass Sie an kalten Stellen schnell einmal Tau bekommen. Ich brauche nicht zu sagen: Luftfeuchtigkeit über 80% und Tau begünstigen Schimmel, zumindest wenn dies länger anhält und nicht von Trockenperioden unterbrochen ist.
All dies kann man auch genau ausrechnen, dies kann ich hier aber nicht in wenige Zeilen drücken.
Für das Verständnis reicht auch die qualitative Beschreibung. Ohnehin müssten Sie in einer gegebenen Situation auch messen, also die relative Luftfeute mit einem Haar- oder Kunsthaarhygrometer und die Luft- und Oberflächentemperatur mit einem Thermometer, wenn Sie es ganz genau wissen wollten.
In der Praxis reicht aber auch experimentieren und genaues beobachten.
Meine Tipps:
- trocknen Sie Ihre Wäsche dort nur im Sommer, wenn der Raum und die Wände warm und trocken sind. Im Winter sollten Sie dafür sorgen, dort sowenig wie möglich Feuchtigkeit hineinzutragen.
- Schauen Sie sich die Situation noch einal genau an: es könnte ja evtl. zusätzlich noch einer der ersten beiden Punkte stimmen.
Ist die Tapete rund um die kahle Stelle wirklich trocken??
- machen Sie ein Experiment: kleben Sie ein Stück Tapete auf die kahle Stelle: entsteht noch Tau?
- warum fehlt gerade dort die Tapete?? Liegt die kahle Stelle vielleicht über einem Bauteil, dass eine besondere Kältebrücke darstellt?
- Lüften Sie den Raum so oft wie möglich an trockenen Tagen.
- Jede Heizung würde in einer solchen Situation helfen, wenn Sie dort Tau-Niederschlag haben. Auch ein Kohleofen täte es - so sind frühere Generationen auch zurecht gekommen.
Grundsätzlich führt das Heizen ja dazu, dass an allen Punkten im Raum mehr Feuchtigkeit in der Luft gehalten werden kann.
Ob es praktisch ausreicht, hängt aber auch davon ab, wieviel Feuchtigkeit Sie im Raum haben und ob es besonders kalte Innenflächen, z.B. über gut wärmeleitenden Wandbauteilen gibt.
Auf die Dauer wäre natürlich eine Sanierung mit geeigneter Dämmung und einer Heizung sinnvoll.
Solange Sie darin nicht investieren wollen, tun es auch die obigen Tipps.
Zum Thema Verputzen kann ich leider nicht beitragen, darüber weiß ich noch zu wenig.