Hallo Thomas,
erstmal danke fĂŒr die Expertenauswahl. Ich hoffe, dass ich dir weiterhelfen kann.
Ich habe nur bzgl. der beschriebenen Situation einige Unklarheiten (s.u.)
Ich bin gerade dabei ein Altbau Bj. 1928 zu sanieren. Jetzt
ist der komplette alte Putz runter und ich habe festgestellt,
dass in einer Ecke der Wand bis ca. 10 cm hoch der Sand
(eigentlich Putz aber der besteht meiner meinung nach nur aus
Wenn der Putz (innen ?) runter ist, wie kann er dann feucht werden ? Oder meinst du den Mauermörtel in den Fugen ?
Sand
) leicht feucht ist. Es handelt sich um das
Erdgeschoss.
Vom Keller her kommts wohl nicht, da ist alles trocken.
Ist es möglich, dass die feuchtigkeit durch die AuĂenwand
kommt?
Es sind keine Risse oder sonstiges vorhanden. Die wand ist
40cm stark und besteht aus gelben und roten Hartbrandziegeln.
Der Keller ist Beton.
An der AuĂenwand merkt man, wenn man leicht draufklopft, dass
unter dem Putz HohlrÀume sind.
Jetzt bin ich soweit, dass die Verputzer kommen könnten und
weiss nicht was ich machen soll, bzw wie ich rausbekommen
woher die Feuchtigkeit kommt.
Vielleicht habt ihr eine Antwort fĂŒr mich.
Ich versuche mal aus deinen Angaben die Gegebenheiten zu deuten. NatĂŒrlich könnte ich auch die Standardbauforenantwort mit dem âExperten vor Ortâ geben und das alles Ferninterpretieren vollkommen sinnlos sei. Damit wĂ€re dir vermutlich nicht geholfen. Wenn du einen Experten vor Ort hĂ€ttest, wĂ€re die Frage hier vermutlich nicht im Forum gestellt worden.
Da ich schon einige dieser PhÀnomene selbst erleben durfte, könnte es sich so verhalten:
Die WandstĂ€rke deutet auf sog. Hohlschichtmauerwerk. Zwischen 1850 und 1950 wurden m.W.n. die meisten HĂ€user mit Steinen im Reichsformat gebaut (25 cm Ă 12 cm Ă 6,5 cm). Bei 40 cm kann es eine Vorsatzschale (12 cm) geben und eine 25 cm dicke Innenschale. Dazwischen gibt es einen 3 cm breiten Luftzwischenraum. Genaueres kann man anhand des Mauerverbands erkennen (innen und auĂen ohne Putz). Im Zwischenraum kann Feuchtigkeit gepuffert werden. Nehmen wir an, dass sich die halbsteindicke Schale innen und die 25 cm dicke auĂen befindet, dann ist nach alter DIN / TGL Schlagregenfestigkeit gegeben und es kommt bei intakter Wand nicht ĂŒbermĂ€Ăig viel Feuchte in den Zwischenraum. Da du nur die Ecke als feuchtebefallen nennst, gehe ich davon aus.
Um die beiden Mauerschalen zu stabilisieren, wurden an entfernten Punkten der Wand immer wieder lange Bindersteine eingemauert, die beide Schalen zusammenhalten. AuĂerdem fordern AuĂenecken eine mauerwerkstechnische AusfĂŒhrung des Verbandes, bei dem es konzentriert zur ĂberbrĂŒckung des Zwischenraums kommt. An diesen Stellen gibt es also mehr oder weniger direkte Verbindungen von der kalten feuchten AuĂenwand zur wĂ€rmeren Innenwand - es entstehen sog. âWĂ€rmebrĂŒckenâ. Das sind die kritischen Stellen, an denen sich warme feuchteangereicherte Innenluft zuerst abkĂŒhlt. Wird der sog. âTaupunktâ erreicht, fĂ€llt das in der warmen Luft enthaltene Wasser aus und es kommt zur Feuchtebildung. FĂŒr diesen Effekt genĂŒgt bereits die Temperaturdifferenz zwischen einem unbeheizten geschlossenen Bau und einer kalten Winternacht drauĂen.
Da der AuĂenputz beschĂ€digt ist, wird dieser Effekt noch verstĂ€rkt, weil die Mauer fast direkt bewittert wird. HohlrĂ€ume lassen ebenfalls mehr KĂ€lte und NĂ€sse ans Mauerwerk, weil die PutzstĂ€rke zu schwach ist. EIn funktionierender Altbau- Kalkzementputz sollte mindestens 25 mm dick sein und keine HohlrĂ€ume aufweisen.
Aufgrund deiner Angaben vermute ich, dass es sich um Kondensat aus der wĂ€rmeren Raumluft handelt, das sich in der kalten Ecke an den WĂ€rmebrĂŒcken niederschlĂ€gt. Ob direkter Feuchteeinfall von auĂen vorliegt, kann ich nicht beurteilen. Wegen des schadhaften AuĂenputzes wĂŒrde ich auch diese Möglichkeit nicht ausschlieĂen.
Es ist m.E. schon mal prima, dass du das arme Haus nicht mit Styropor oder Gipskarton vernagelst, sondern einen Innenputz auftragen lĂ€sst. Ich habe bei uns auch solche WĂ€rmebrĂŒcken. Aber durch einen ordentlichen 20-25 mm dicken Kalkzement- oder Kalkputz konnte ich diese Effekte in den Griff bekommen. So ein Innenputz puffert i.d.R. ausreichend, dass die WĂ€rmebrĂŒcken nicht mehr wirksam werden. Stattdessen wird der Taupunkt an die Lippendichtungen der Fenster verlagert, wo das Tauwasser schadfrei abgewischt werden kann.
Mit der Sanierung des AuĂenputzes wĂŒrde ich nicht lĂ€nger warten als nötig, denn an den Schadstellen kann ĂŒbermĂ€Ăig Feuchte nach innen gelangen. Die Fugen sind nicht wasserdicht und leiten die Feuchte an den ĂŒberbrĂŒckten Stellen von auĂen nach innen.
Noch ein paar Gedanken zum Innenputz:
Niemals unter + 5 Grad putzen ! Die Firma kann viel erzĂ€hlen, auch die brauchen Wasser. Und Wasser hat nun einmal eine Anomalie, bei unter + 5 Grad bereits zu kristallisieren. Angefrorener Putz sandet und ist mĂŒrbe, nur merkst du das erst, wenn die Truppe schon weg ist. Klar gips jede Menge Chemie, um ggf. auch bei KĂ€lte zu putzen. Jeder Zusatz kann jedoch auf Kosten anderer Eigenschaften gehen. Ich putze niemals bei Temperaturen unter + 5 Grad, verwende keine ZusĂ€tze und achte auch darauf, dass es keinen Nachtfrost gibt. Denn: an den Stellen der WĂ€rmebrĂŒcken schlĂ€gt der Frost quasi durch die Wand direkt in den frischen Putz und lĂ€sst das Wasser gefrieren ! Also werden genau die entscheidenen Ecken versaut. Eine alte Regel besagt auch, dass Putze nicht durch kĂŒnstliche WĂ€rmequellen zum Abbinden gebracht werden dĂŒrfen. Das geht auf die Festigkeit. Also darf der Raum nicht kĂŒnstlich hochgeheizt werden, wĂ€hrend drauĂen minus 15 Grad sind und es innen ĂŒberall kalte Zugluft von den unbeheizten RĂ€umen gibt.
Diese Jahreszeit ist m.E.fĂŒr alle wassergebundenen Arbeiten nicht geeignet, egal ob Betonieren, Mauern, Verputzen oder Fliesen.
Ich hab meine Winter immer mit Abriss, Holzbalkendeckenbau, Bau von abgehÀngten Decken oder Elektroinstallation verbracht.
GruĂ
Thomas
GruĂ
AallRounder