Feuchten Raum lüften - tags oder nachts?

Moin-Servus!
ich renoviere gerade einen oberirdischen, ehemaligen Wirtschaftsraum, der keine Fenster besitzt.

Wegen aufsteigender Feuchtigkeit ist der Raum frisch mit Entfeuchtungsputz verputzt und soll jetzt möglichst schnell austrocknen. Es gibt zwei ehemalige Türöffnungen, durch die der Raum zu einem Flur belüftet wird, in dem Durchzug herrscht (Türen an beiden Enden offen). Hier während der Arbeit:

Meine Frage ist nun: Trockne ich den Raum besser/schneller/überhaupt wenn ich am Tag oder wenn ich in der Nacht lüfte? Die Frage geht auf den bekannten Fehler zurück, dass im Sommer gelüftete Keller gerne Kondenswasserprobleme bekommen… Aber bei meinen Messwerten bin ich mir jetzt unsicher. Am Beispiel des gestrigen Tages:

Draußen:

14 Uhr: 30,8°C; 53,7% relative / 17,05 g/m3 absolute Luftfeuchtigkeit, Taupunkt 20,3°C

23 Uhr: 16,5°C; 90,0% relative / 12,66 g/m3 absolute Luftfeuchtigkeit, Taupunkt 14,9°C

Im Wirtschaftsraum:

14 Uhr: 24,2°C; 76,2% relative / 16,81 g/m3 absolute Luftfeuchtigkeit, Taupunkt 19,7°C

23 Uhr: 19,8°C; 79,8% relative / 13,66 g/m3 absolute Luftfeuchtigkeit, Taupunkt 16,2°C

Nächste Woche könnte ich noch eine Messung der Wandtemperaturen machen aber vielleicht kann mir die Sachlage ja auch so schon jemand erklären. Das würde mich sehr freuen!
Vielen Dank und herzliche Grüße, Jörg

Hallo,
beim Lueften Luft von aussen mit weniger absoluter Luftfeuchte reinlassen. Wenns draussen feuchter ist, nicht reinlueften. Die Luft soll sich innen erwaermen, damit kann sie mehr Wasser aufnehmen, und so die Wand entfeuchten.

Ganz vereinfacht:
KALTE Luft reinlassen
(Steh um 4 Uhr nachts auf und luefte)
wenns besser werden soll, vorher noch innen heizen
wenns draussen waermer ist, keine Luft rein
gegen 10 Uhr (im Sommer) spaetestens wieder schliessen

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Hallo Helmut, vielen Dank für die schnelle Erklärung! So hatte ich es ursprünglich auch gemacht, habe dann aber realisiert, dass die Luft um 23 Uhr eine relative Feuchte von 90% hatte und vermutet, dass die Wände drinnen wegen der aufsteigenden Feuchte eventuell wirklich nur 15°C haben und die einströmende Feuchte dort kondensiert. Außerdem war da noch die Überlegung, dass tagsüber warme, einströmende Luft ja auch die Innenluft erwärmt, die relative Feuchte dort also senkt und die Aufnahmekapazität der Luft somit erhöht. Aber irgendwo ist wohl ein Denkfehler. Luft mit mehr absoluter Feuchte rein zu holen macht natürlich auch keinen Sinn.
Auf jeden Fall habe ich gerade (Mitternacht) die Türen geöffnet denn jetzt ist die absolute Feuchte draußen auch schon niedriger als drinnen … und ich muss nicht um 4 Uhr aufstehen :wink:

Die Wnadtemperatur ist natürlich beim Lüften zu berücksitigen und da am besten in / an den geometrischen Taupunkt.

Dann schaut man noch am Besten nach, wann der Taupunkt erreicht ist und wann dieser ereicht ist wenn man den Raum mit der auselnluft flutet.

sprich draussen hat es 10°C und x % = Taupunkt x°C dann hat es bei der Wandoberfläche mit 15°C und eine Taupunkt von x°C = feuchte in %

Hallo Naseweis! Vielen Dank - ich werde in den nächsten Tagen mal die Temperatur der Wand an mehreren Stellen messen - vermutlich ist der kälteste Punkt ja dort, wo sie aktuell am feuchtesten ist … eventuell ist tagsüber Lüften ja dann doch noch eine Option. Könnte man dann nicht vereinfacht sagen: Immer wenn es keinen Ort an der Wand gibt, an dem der Taupunkt für die aktuelle Temperatur/Feuchte-Relation der Luft erreicht ist, kann ich Lüften?

ja kann man so sagen

Da werden Theorien geäußert, da werden Tabellen, Geometrien dargestellt, nur hilft das nicht wirklich weiter. Bedenke, dass die Luft tags und nachts etwa gleiche absolute (!) Feuchtigkeitswerte hat. Nur die relative Feuchte ändert sich. Dein Keller hat eine bestimmte, wohl tags und nachts etwa gleiche Temperatur. Und darauf stellt sich die herein gelassene Luft ein. D.h. es ist ziemlich egal, wann Du lüftest. Die einzige sichere Methode, die Luft im Keller relativ (!) trockener zu machen, ist es, im Raum selbst warme Luft zu erzeugen. Aber nicht durch Zufuhr von warmer Luft von draußen !!! D.h. Du musst heizen - leider.
Gruß, Laika

Hallo Laika,
besten Dank für Deinen Kommentar! Für die Zukunft gibt es den Plan, den Rücklauf einer Solarthermie-Anlage immer dann durch einen Heizkörper in diesem Raum zu schicken wenn die Wunschtemperatur im Warmwassertank erreicht ist. Einstweilen ist aber das gesamte Haus noch ohne Warmwasser und Heizung. Meine Überlegung ist: Das aus den Wänden gezogene Wasser muss verdampfen und abtransportiert werden. Dafür braucht es einen Luftzug und eine relative Luftfeuchte überall im Raum (also auch wandnah) von unter 100%. Wandnah ist eventuell auch die absolute Luftfeuchtigkeit durch die Verdunstung oft höher als draußen.
Es gibt eine Kaltwasserleitung unter der Decke des (oberirdischen) Raums. Einstweilen mache ich es mir einfach: Solange ich da kein Kondenswasser sehe, nehme ich an, dass ich bedenkenlos lüften kann … oder?

Hallo!

Du kannst natürlich den Raum so heizen, wenn du gleichzeitig auch immer schön lüftest. Sonst kondensiert es, sobald deine Heizung nicht läuft.

Damit das Wasser in den Wänden verdunstet, muß die Luft nahe an der Wand deutlich unter 100% haben, sonst passiert nicht viel. Zumal, Salze in den Wänden auch Wasser ziehen, das heißt, es kann auch unter 100% kondensieren.

Eine höhere absolute feuchtigkeit drinnen als draußen ist grundsätzlich nicht verkehrt - und im Winter normal.
Grade im Winter kannst du sehr gut trocknen, denn bei ~0°C ist die absolute Feuchtigkeit sehr gering, nach dem Erwärmen ist sie rappeltrocken und nimmt viel Feuchtigkeit auf. Stoßlüften und aufheizen bringt es dann so richtig. Dauerlüften solltest du nicht, da werden die Wände kalt.
Wenn es an der Wasserleitung kondensiert, dann liegt der Taupunkt bei 8-10°C. Das ist aber auch schnell erreicht, und hat nicht viel zu sagen. Wie gesagt, wenn du heizt, ist das nicht so das Problem.

Hallo Sweber,
der Raum lässt sich durch zwei Maueröffnungen gut permanent querlüften und ich denke, da vielleicht noch ein bisschen Elektronik ins Spiel kommen zu lassen und eine Taupunktsteuerung einzusetzen. Abgesehen davon: Wenn ich meinen Plan etwas modifiziere - sagen wir, darauf achte, dass wandnah keine 80% rel. Luftfeuchtigkeit überschritten werden - ist Lüften zu jeder Tageszeit hilfreich. Richtig verstanden?

Hallo WiSon,
Es war natürlich der erste und naheliegendste Gedanke, sämtliche Luft aus dem Raum zu saugen und die Wände mit Trockeneis auf -78°C runter zu kühlen. Nur die Angst vor kleineren Bauschäden hat mich davon abgehalten. :cold_face: :joy:

Vielen Dank Euch beiden und herzliche Grüße, Jörg

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mit Lüften geht dies auch, wenn man das regelmäßig macht, die Luft nimmt feuchte auf und durch das Lüften bekommt man diese aus dem Raum. Wichtig ist dabei, dass die Luft beim Lüften Treockner ist als im Keller.

@anon44275120
„mit Lüften geht dies auch“ - nur vielleicht. Jedenfalls ist das problematisch. Insbesondere im Sommer, wenn es draussen warm ist. Die Luft kühlt dann im Keller ab, wird relativ feuchter, besonders an den feuchten Flächen, die meist noch etwas kühler als der Raum sind. Dort wird dann ggf. der Taupunkt unterschritten und die Wand befeuchtet. Du hast es oben mit der Raumecke selber sehr gut gezeigt. Ich habe ein ähnliches Problem in meiner Dusche gehabt. Diese in einer Nordwest-Raumecke, Außenwand! Darüber eine Betondecke. Die ist aussen zwar mit der üblichen Styroporschicht gedämmt, das ist aber viel zu wenig. Besser wäre es gewesen, die Betonecke abzurunden. Ich wollte eine Holzdecke anbringen, was dann eine zusätzliche Wärmedämmung ist, die Eckentemperatur nochmal runter zieht. Um den Feuchteintrag zu verhindern, habe ich eine Folie über der Duschecke auf die Decke geklebt. Hat gut funktioniert. Ein Feuchtefühler in der Ecke zwischen Holz- und Betondecke zeigt keine Feuchte an.
Das ein kleiner Exkurs. Zum Problem von l_rg_0f4ada: Wenn schon lüften, dann im Winter bzw. wenn es kalt ist draussen, die Luft im Keller erwärmt und damit relativ trockener wird.
Gruß, Laika

Dies wurde weiter oben mit hilfe der Taupuntktabellen schon beschrieben.

Ja, die Luft wird relativ feuchter wenn sie abkühlt aber die entscheidenden Fragen sind doch: 1.) wie feucht? und 2.) haben die Wände in dem betreffenden Innenraum eine Temperatur, bei der die Feuchtigkeit des Gemisches kondensiert? Im Vergleich mit ihrer Feuchtigkeit draußen, wird sie feuchter aber das kann (muss natürlich nicht) in der Mischung mit der Innenluft ja dennoch bedeuten, dass es in meinem Heizungsraum trockener wird. Immerhin dampfen dort frisch verputzte Wände aus und die wärmere Luft kann davon mehr absorbieren als die kältere. Und: der Durchzug bringt die Feuchtigkeit ja auch weg. Da meine Kaltwasserleitung an der Decke, die definitiv kälter ist als die Wände, nicht „schwitzt“ vermute ich, dass aktuell auch beim Lüften tagsüber der Export von Feuchtigkeit größer ist als der Import…