Hallo,
Schon immer hatte ich so meine Zweifel, daß das in der
Prometheus-Sage erwähnte Feuer, mit dem rein physischen Feuer
gleichzusetzen wäre. Es wäre doch ein bißchen zu trivial.
In Ergänzung zu Metapher:
Positiv ausgedrückt: Mythen sind, grob gesprochen, Erklärungen für die Entstehung der Welt, der Menschen und der Gottheiten sowie des Wirkens der Gottheiten auf die Welt, auf einander sowie auf die Menschen in Form von Geschichten, die keine rationale Begründung erheischen.
Prometheus raubt dem Zeus das Feuer und bringt es gegen dessen Willen zu den Menschen. Nach einer anderen Erzählung erschafft er den Menschen aus Lehm und Athene haucht ihm Leben ein.
Sein Vergehen besteht wohl in beiden Mythen darin, dass er die Menschen zur Hybris verleitet, dem Versuch, den Göttern gleich zu werden, was sich in der griechischen Mythologie zumal auf Unsterblichkeit bezieht, nicht, wie in der Bibel, auf Erkenntnis.
Insofern versinnbildlicht das Feuer hier wohl eher das (ewige) Leben als die Erkenntnis.
Meine Frage wäre, läßt sich das ursprüngliche griechische Wort
für Feuer (ich erinnere hier auch an das Feuer Heraklits), in
diesem Sinne Brunos interpretieren?
Heraklit löst sich als einer der ersten Philosophen vom Mythos und sucht nach einer rationalen Erklärung für die „Physis“, die Art des Seienden zu sein. Das drückt er, noch nahe am Mythos, nicht in abstrakten Begriffen aus, sondern im Bild des Feuers aus (so wie entsprechend Thales im Bild des Wassers).
Für Heraklit bildet das Leben die Grundstruktur des Seienden überhaupt, die findet er im Feuer wieder: Das Feuer ist in beständiger Bewegung und lebt nur dadurch, dass es sich ständig Fremdes einverleibt. Das ganze Seiende ist ein beständiger Hervorgang eines jeglichen aus seinem Gegenteil und ein Rückgang in dieses.
Die Erkenntnis, Einsicht ist nicht durch das Feuer gekennzeichnet, sondern durch die Teilhabe am Logos, der das Seiende durchwaltet.
Nietzsche, für den Heraklit der einzige Philosoph der Tradition ist, den er gelten lässt, bringt das Bild vom Feuer als Sinnbild des Lebens in die Dichtung:
Ecce Homo
Ja! Ich weiß, woher ich stamme!
Ungesättigt gleich der Flamme
Glühe und verzehr’ ich mich.
Licht wird alles, was ich fasse,
Kohle alles, was ich lasse:
Flamme bin ich sicherlich.
Grüße
oranier