Hallo !
Hier etwas zur Sonne. Gehört vielleicht nicht zum Thema, ist aber auch ganz interessant :
Was sich im ersten Moment wie eine Frage für den Astronomen liest, ist in Wirklichkeit ein wahrnehmungspsychologisches Phänomen.
Unter dem Namen „Mondtäuschung“ (denn für den Mond gilt natürlich das gleiche) wird es in den Lehrbüchern beschrieben. Zum Beweis : Macht man ein Foto von der untergehenden Sonne, erscheint sie auf dem Bild genauso klein, wie wir sie am hohen Mittagshimmel wahrnehmen. Das scheinbare Größersein der untergehenden Sonne hat also auch nichts mit der gleichzeitigen Rotlichtverschiebung zu tun, die durch den läneren Weg des Lichts durch die Atmosphäre entsteht.
Heute wissen wir so viel, daß sich unsere Größenwahrnehmung zusammensetzt aus der Größe des Abbildes auf der Netzhaut und aus dem Wissen um die Entfernung des Gegenstandes vom Auge. Ein Gegenstand in größerer Entfernung ergibt auf der Netzhaut ein kleineres Abbild, weil der Sehwinkel kleiner ist, derselbe Gegenstand in kürzerer Entfernung ein größeres Abbild. Trotzdem wird er in beiden Fällen als gleich groß wahrgenommen, die Entfernungsinformation wird vom Gehirn unbewußt mitverarbeitet.
Wenn optische Täuschungen über die Größe eines Gegenstandes auftreten, steht dahinter fast immer eine verkehrt eingeschätzte Entfernung zu diesem Gegenstand.
Als Beispiel : Ein PKW auf einem Parkplatz in 50 m Entfernung wird kleiner gesehen, wirkt aber immer noch wie ein normaler PKW, während dasselbe Auto von einem 50 m hohen Turm dem ungeübten Betrachter sehr viel kleiner erscheint. Wir sprechen vom sogenannten „Spielzeugauto-Effekt“. Bei Menschen mit viel Erfahrung in der Entfernungseinschätzung von große Höhen herab verliert sich diese Fehleinschätzung. Entsprechend gibt es auch den umgekehrten Effekt : Wird eine Entfernung überschätzt, wird der Gegenstand größer wahrgenommen.
Genau dies geschieht, wenn wir die unter- oder aufgehende Sonne über dem Horizont wahrnehmen. Wir überschätzen unsere Entfernung zum Gestirn. Übrigens unterschätzen wir sie gleichermaßen, wenn die Sonne bzw der Mond im Zenit stehen : Wir nehmen die Gestirne dann kleiner wahr, als es ihrer realen Größe und Entfernung entspricht.
Die Größenwahrnehmung der Sonne über dem Horizont wird durch die Tiefeninformation unterstützt, das heißt durch alle Gegenstände wie Bäume, Häuser, Hügel, die zwischen der Sonne und dem Betrachter liegen. Diese optische Täuschung läßt sich mit einem leichten Trick ausschalten : Hält man die Hand zu einer Faust geballt vor das Auge und läßt nur ein kleines Sichtloch, so daß die umliegenden Elemente der Tiefeninformation verdeckt werden, dann verschwindet die vergrößerte Sonnen- oder Mondwahrnehmung und man sieht die Gestirne so klein wie sonst auch.
Nun kommt aber noch ein paradoxes Phänomen dazu. Fragt man Betrachter nach ihrer Wahrnehmung, empfinden die meistens die Entfernung zum Horizont größer (als zum Zenit), die Sonne am Horizont aber eben auch (größer als im Zenit). Diese Paradoxie erklärt man bisher als eine Täuschung nach zwei Prinzipien : Mehr Dinge dazwischen (Tiefeninformation und Perspektive) empfinden wir als weiter weg. Größer empfinden wir gleichzeitig prinzipiell als näher. Zuerst muß die optische Täuschung stattfinden (mehr Dinge = weiter weg), dann kann die zweite Täuschung greifen (größer = näher).
Dennoch bleiben bis heute offene Fragen und Ungereimtheiten, vor allem zum Verhältnis von physikalisch-optischen und eben psychologischen Faktoren. Manche Fachleute meinen sogar, daß sich das Phänomen der „Mondtäuschung“ nie ganz erklären lassen wird.
QUELLE : Keine Ahnung. Irgendwann mal irgendwo abgeschrieben.
Gruß max