Feuerverzinken

Liebe/-r Experte/-in,

Feuerverzinken von Stahlscheibenrädern

Sehr geehrter Herr Schäfe,

ich habe erfahren, dass Pkw-Stahlfelgen nicht
feuerverzinkt werden dürfen.
Dennoch feuerverzinkte Räder müssen unbrauchbar gemacht
werden.

Ist diese Aussage richtig?
Wo kann ich diese Verordnung und die Begründung dazu im
Internet nachlesen?
Vielen Dank für Ihre Hilfe!

Gruß
Fritz

Guten Tag DieselFritz

Es gibt mehrere Gründe warum Autofelgen nicht verzinkt werden dürfen. Eine gesonderte Textangabe kann ich ihnen nicht nennen, jedoch ergibt sich die Bergündung durch den Stand der Technik.
1.) Autofelgen sind von den Autoherstellern als Sicherheitsbeuteil definiert und unterliegen besonderen Bestimmungen des Kraftfahrbundesamtes.
2.) Aufgrund der Kapillarwirkung am Übergang vom Innenring zum Außenring (Schweißstellen) kann sich Säure vom Verzinkungsprozess ansammeln und in diesen Bereichen zur Schädigung bis zur Zerstörung des Bauteils führen. (…also schon nach dem normalen Menschenverstand sollte man das nicht tun!!!)
3.) Die bei Felgen verwendete Stahlsorte zeichnet sich durch besondere Eigenschaften aus. Diese Eigenschaften können zu einer erhöhten Aufnahme von Wasserstoff führen(Beizprozess f Feuerverzinken). Dieser ins Stahlgefüge eindiffundierte Wasserstoff rekombiniert nachfolgend und führt zu einer Versprödung des Materials. Diese Versprödung kann dann zum Versagen des Bauteils führen. (Eine zerbröselnde Felge bei 120 ist sicher kein Spaß)

Also besser die Teile sandstrahlen und nachfolgend Beschichten lassen. Angebracht ist die Pulverbeschichtung ( siehe Gelbe Seiten)
Zu solchen Bauteilen zählen auch Anhängerkupplungen und sonstige Fahrwerksteile die nicht von der Konzeption her zu Verzinkung gedacht gewesen sind!!!
( …die Querlenker bei BMW/Mini sind aber dafür ausgelegt!)

Fazit: Eine verzinkte Felge eignet sich nur noch als Schlauchhalter an der Wand!

Verantwortungsvolle Feuerverzinker werden solche Teile ohnehin für eine weitere bestimmungsgemäße Nutzung unbrauchbar machen! Also bitte nicht wundern wenn die hinterher Löcher zeigt wo eigendlich keine sein sollen. :wink:)

MfG
G. Schäfe
VZH Holdorf GmbH

Hallo Herr Schäfe,

vielen Dank für Ihre rasche und kompetente Antwort.

Ich hatte zunächst Bedenken wegen der hohen
Badtemperaturen.
Also Festigkeitsverlust, Wärmeverzug, Maßhaltigkeit
(Rund- und Planlauf), Oberflächenbeschaffenheit (wird
der Reifensitz wieder luftdicht?), bleibt die ABE
erhalten?, usw.
Dass die Wasserstoffversprödung schon bei so
vergleichsweise geringen Festigkeiten die Achillesferse
darstellt, hätte ich nicht vermutet.

Wasserstoffversprödung ist auch bei elektrolytisch
aufgebrachten Metallüberzügen ein Thema.
Ob die Werkstücke in der Galvanotechnik auch mit Säure
vorbehandelt werden, ist mir nicht bekannt.
Womöglich darf auch dieses Verfahren, bei Kfz-Rädern
nicht angewandt werden.
Wissen Sie Genaueres?

Mit Pulverlackierten Werkstücken, habe ich keine guten
Erfahrungen gemacht.

Bliebe also nur noch das Flammspritzen mit Zink oder
das Lackieren mit Zinkstaubfarbe übrig, um einen
dauerhaften Oberflächenschutz zu erhalten.

Freundliche Grüße
Fritz

Moin!

Sicher haben Sie Recht, die Wasserstoffaufnahme ist Stahlsorten- u. Gefügeabhängig. Aber trotzdem ist die Gefahr gegeben, Verzug etc. ist auch möglich. Die Festigkeitswerte des Stahls werden durch die Temperatur beim Feuerverzinken (450Grad)nicht verändert.
Die Frage ist aber doch: Wozu dieser Aufwand? Eine Stahlfelge kostet ´n Klacks. Die Gewichtszunahme ist jedoch nicht zu verachten!!! Also, ungefederte Masse die aufs Fahrwerk geht!
Für was für ein Fahrzeug soll das denn sein? Mir erschließt sich der Sinn dieser Aktion nicht!!!
Spritzverzinken…aus technischer Sicht nicht angebracht! Noch größere Zinkauflage = noch mehr Gewicht! Keine Deckung an den Kannten etc. Poröse Schicht…! Eine zusätzliche Beschichtung ist dringend angeraten!
Alle nasschemischen Vorbehandlungsverfahren scheiden sowieso aus da die Bereiche der Überlappung Stern/Ring die flüssigen Behandlungsmedien festhalten und nachfolgend zu Spaltkorrosion führen!!!
Nochmal mein abschließender Rat: Strahlen (…anständig vom Profi! Nicht mit Do-it-your-self!!! ),
anschließend die Bereiche der Überlappung/Schweißstellen mit einer überlackierbaren und dauerelastischen Dichtungsmasse (Terolan o.ä) verschließen und nachfolgend Pulverbeschichten. Natürlich dürfen die Teile dann nicht noch ein paar Tage spazieren gefahren werden! Wenn die das mit einem anständigen Beschichter im Vorfeld abklären, sollte es keine Probleme geben. Also gut und fertig!

Wenn Sie sich aber immer noch nicht sicher sind, könnten Sie die Teile auch KTL + Pulver Beschichten lassen.

Problem ist aber nach wie vor die sorgfältige Arbeit beim Reifenaufziehen! Und die Wuchtgewichte dürfen natürlich auch nur geklebt sein.(…die alten dafür nicht mit einem Schraubendreher wegstoßen!) Alles schon gesehen! Habe selber Carbon Räder am Mopped.
Und natürlich immer eine handbreit vom Bordstein wegbleiben!!!