FH vs. Uni

Mir geht es um die Problematik, dass angeblich Uni-Absolventen im Konkurrenzkampf mit FH-Absolventen unterliegen und wie man bei diesem Konkurrenzkampf als Uni-Absolvent dennoch gewinnen kann, denn anscheinend haben FH-Absolventen einen Praxis- und Altersvorteil (obwohl scheinbar Alter doch kein für Arbeitgeber so gewichtiger Aspekt ist).

Aber dennoch danke für Ihre freundliche Antwort.

Grüße

Hallo!

Praxis- und Altersvorteil

Einstellungsentscheidungen beruhen nur zum Teil auf Fakten wie Qualifikation des Bewerbers. Der Rest kommt aus dem Bauch. Ein Mensch kann „geschmacksneutral“, sympathisch oder unsympathisch erscheinen. Der Einstellende wird den ihm unsympathisch vorkommenden Bewerber nicht nehmen und wird sich vielleicht gar nicht der Tatsache bewußt sein, wie irrational er handelt. Die Fähigkeit, sich glaubwürdig zu verkaufen, kann entscheidend sein.

Noch einmal zum Alter: Ob jemand 24 oder 26 Jahre alt ist, ist uninteressant. Der 26-Jährige wird doch nicht absehbar aus Altersgründen entlassen. Im übrigen kommt es sehr auf die zu besetzende Position an. Wenn es darum geht, einen Laborplatz auszufüllen, interessieren keinen ein paar Jahre mehr oder weniger. Geht es darum, eine Führungskraft mit Personalverantwortung für eine Gruppe aus Leuten um die 40 aufzubauen, wird man vermutlich keinen 25-jährigen Jungspund nehmen, sondern einen menschlich und im Lebensalter ungefähr passenden Bewerber.

Den von Dir erwähnten Konkurrenzkampf zwischen Uni- und FH-Absolventen sehe ich nicht. Es gibt Stellenausschreibungen mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten. Da wird z. B. unbedingt Dänisch in Wort und Schrift vorausgesetzt oder die Bereitschaft, nach Sonstwohin umzusiedeln. Im anderen Fall wird jemand für den höheren Dienst in einer Behörde gesucht oder ein Absolvent einer wissenschaftlichen Hochschule oder jemand mit Promotion - ein klares Aus für FH-Absolventen. Oder es wird ein Hochschulabsolvent gesucht, der zusätzlich eine gewerbliche Lehre hinter sich hat. Dort wünscht man sich in aller Regel einen FH-Absolventen. Manchen Arbeitgebern ist das alles egal, wenn nur bestimmte Kenntnisse vorhanden sind.

Schau Dir Stellenangebote und die bunten Wünsche der Unternehmen an. Dann kannst Du nicht mehr von Konkurrenzkampf Uni/FH reden.

Gruß
Wolfgang

Mahlzeit.

Eine kleine Anmerkung: Von welchen Uni-Absolventen reden Sie?
Es ist heute Standard, dass ein Uni-Student noch VOR dem Studium
ein sog. Vorpraktikum von min. 6 Wochen absolvieren muss, um
überhaupt zum Studium zugelassen zu werden. Danach muss im
Hauptstudium noch ein Ingenieurspraktikum absolviert werden,
damit man sich später Dipl.-Ing nennen darf. Die Aussage von
Ihnen: „Zwei Praktikas mit Zwang sind immer noch zwei mehr als
irgendeiner auf der Uni vorweisen kann!“ stimmt heutzutage
nicht mehr.

Bei Wirtschaftsinformatikern der TU Darmstadt stimmt die Aussage von wg.
Pflicht Praktika schon mal. Allerdings sollten die Praktika mit dem
Studiengang zu tun haben :wink:.
Und selbst FH-Studenten können Praktika absolvieren oder auch arbeiten
gehen. Bzw. bei einigen FH-Studiengängen sind solche Praktika ebenfalls
vorgeschrieben (X-Technik) sonst ist nichts mit Immatrikulation…

HTH
mfg M.L.

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Moin,

nichts für ungut, aber 6 Wochen ist doch reichlich albern.

Gruß
Marion, abgeschlossene Berufsausbildung + 3 Monate Vorpraktikum und 2 x 6 Monate Praktikum bei FH-Studiengang

Moin,

und wie man
bei diesem Konkurrenzkampf als Uni-Absolvent dennoch gewinnen
kann,

schieb ein bis zwei Praxissemester ein (falls das bei einem Uni-Studiengang überhaupt möglich ist). Falls nicht, nutze wenigstens die Semesterferien dafür.

Gruß
Marion

Und selbst wenn: Zwei Praktikas mit Zwang sind immer noch zwei
mehr als irgendeiner auf der Uni vorweisen kann!

Hm, dürfen dann Menschen mit abgeschlossener Berufsausbildung nicht an einer Universität studieren? Das ist aber nicht nett.

Schätze eher,
die meisten fragen wahrscheinlich bei ihrem ersten Arbeitstag,
wo denn die Vorlesungen statt finden. :wink:

Späße sind gut und schön, aber ich vermute bei Dir einen ernsthaften Hintergrund. Daß jemand ein sechswöchiges Praktikum hinter sich hat, heißt doch nicht, daß er lebens- oder arbeitstüchtig ist. Und nur, weil jemand ohne Praxiserfahrung von der Uni kommt, heißt das nicht, daß er völlig unfähig ist und in den ersten drei Berufsjahren nur als Wagenheber oder Türstopper taugt.

Gruß,
Christian

Hallo Marion,

und Du meinst, daß ein Zwangspraktikum einen Eindruck von
betrieblichen Abläufen vermittelt?

Nun, meine haben. Das kann aber auch daran liegen, dass
ich die Praktika keineswegs als „Zwang“ empfunden habe,
sondern als Chance, etwas über betriebliche Abläufe zu lernen
und nach Möglichkeit theoretisch Erlerntes mit praktisch
Erprobtem zu verknüpfen.

ich fürchte, Du schließt da ohne guten Grund von Dir auf andere. Ich habe und hatte direkt und indirekt mit Praktikanten zu tun und kann aus der Erfahrung nur feststellen, daß bestenfalls jeder fünfte an dem, was er da machte, auch nur ansatzweise interessiert war. Die Quote bei Auszubildenden ist übrigens noch deutlich geringer und die werden dafür auch noch bezahlt.

Gruß,
Christian

Moin,

ich fürchte, Du schließt da ohne guten Grund von Dir auf
andere.

Der Grund ist Beobachtungen und Erfahrungen, die auch Studienkollegen von mir gemacht haben.

Ich habe und hatte direkt und indirekt mit
Praktikanten zu tun und kann aus der Erfahrung nur
feststellen, daß bestenfalls jeder fünfte an dem, was er da
machte, auch nur ansatzweise interessiert war.

Und das sind Studenten von Fachhochschulen, die bei euch ihr Praxissemester durchführen ? Kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen.

Falls das bei euch so mies läuft, solltet ihr euch mal über die Auswahl eurer Praktikanten (und Azubis) Gedanken machen. Was sind denn da bei euch die Kriterien ?

Gruß
Marion

Hallo,

Falls das bei euch so mies läuft, solltet ihr euch mal über
die Auswahl eurer Praktikanten (und Azubis) Gedanken machen.

Du hast recht, das wirds sein und bei allen anderen auch, mit denen ich mich über das Thema bereits unterhalten habe, inkl. der Person, die a) ein eigenes Unternehmen betreibt und da hin und wieder mal einen Praktikanten übernimmt und b) selber an einer FH studiert.

Gruß,
Christian

Gegenbeispiel
Hallo Falke,

Und selbst wenn: Zwei Praktikas mit Zwang sind immer noch zwei
mehr als irgendeiner auf der Uni vorweisen kann!

Die Ings (und Psychologen) von der TU Dresden haben ein Praxissemester im Stundenplan.
Mein Bruder, der an der FH studiert hatte, hat auch nur ein Praxiussemester.

Ciao maxet.

FH vs. Uni - für mich klar: Uni!
Hallo ralfi,

kann mir jemand die Vor- und Nachteile aufzählen, die man an
einer Uni bzw. FH bzgl. eines Ingenieursstudiums erwarten
muss?

Vorteile Uni:

  • Du musst selbsändig arbeiten, denn keiner kaut Dir was vor.
  • Du hast mehr Freiheiten bei der Gestaltung Deines Studiums hinsichtlich Studienschwerpunkte, Studiendauer,… .
  • Abhängig von der Uni haben die Profs an den Unis häufig engeren Industriekontakt, sodass die Vorlesungen (im HD) teilweise sehr praxisnah sind.
  • anschliessende Promotion ist problemlos (sofern Stelle vorhanden) möglich.

Vorteile FH:

  • Du bekommst Deinen Stundenplan und genau gesagt, wann Du welche Prüfung abzulegen hast.
  • Du hast einen bestimmten Zeitrahmen vorgeschrieben, wann Du Deine Praktika machst (an der Uni musst Du die normalerweise 26 Wochen irgendwie reinquetschen oder ein Praxissemester einlegen, ganz wie Du willst und wie Du Zeit hast, dafür kannst Du auch die Prakika besser splitten).

Stimmt es wirklich, dass Unternehmen keine Unterschiede zw. FH
und Uni-Absolventen in den Ingenieursfächern machen?

Naja, beim Gehalt ist anfangs ein kleiner Unterschied. Aber nach wenigen Jahren ist das dann nicht mehr von Bedeutung ob FH oder Uni, da zählt dann die Leistung im Unternehmen.

Stimmt es auch, dass generelle Unterschiede wie Gehalt,
Aufstiegschacen für junge Ingenieursabsolventen ungefähr
gleich sind?

Prinzipiell ja, wobei im Schnitt die Uni-Leute auch noch nach Jahren etwas mehr verdienen.
Das sollte aber nicht Dein Hauptentscheidungskriterium sein. Vielmehr ist es wichtig zu wissen, wie man lernt:

  • Kannst Du Dich selbst organisieren?
  • Muss Dir ständig jemand in den Allerwertesten treten?
  • Wie kommst Du über absolute Lerntiefs hinweg?

Entscheide so, was besser für Dich ist. Ich kenne viele Leute, die ein Uni-Studium nicht gepackt hätten, da ihnen dort niemand in den Hintern getreten hätte, an der FH aber sehr gut waren. Andererseits kenne ich auch viele Uni-Leute, die ein FH-Studium wahrscheinlich abgebrochen hätten, da es ihnen zu schulisch wäre.
Grüsse, Nina