Frau Meier geht in die Wanne und lässt den Fön fallen - gehen
wir einfach mal davon aus, es kommt tatsächlich zu einem
Stromkreis, da der Fön kaputt geht (ich weiß, allein das ist
unwahrscheinlich, aber nehmen wir es einfach mal an)
Nun, ein Stromkreis entsteht auch bei einem heilen Fön.
Ein Fön ist fast immer ein Gerät, welches über einen Stecker mit nur zwei Kontakten angeschlossen wird, das also keinen Schutzleiter („Erde“) hat, weil es über eine verstärkte/doppelte Isolierung verfügt. In der Regel wird er ein Plastikgehäuse haben.
Nun liegt also ein Fön im Wasser. Reines Wasser leitet den Strom sehr schlecht, verunreinigtes Wasser (nach dem Bad IST es unrein, vorher reicht ein bisschen Badedas, um die Leitfähigkeit dramatisch zu erhöhen).
Von wo nach wo fließt denn nun ein Strom und was macht er?
Der größte Teil des Stroms wird vom Außenleiter („Pol“) zum Neutralleiter („Null“) fließen, da diese sehr nahe beiander im Fön liegen. Eine Sicherung löst aber da noch nicht aus, das werden kaum mehr als 16A sein. Der Fi-Schalter merkt davon auch nichts, da kein Strom gegen Erde oder Schutzleiter fließt.
So, aber fließt denn nun kein Strom aus dem Fön heraus durchs Wasser?
Das kommt sehr auf den Einzelfall an. Eine Acrylwanne ist nicht leitfähig, da wird kaum ein Strom aus dem Fön durchs Wasser fließen.
Eine Badewanne aus Metall kann geerdet sein, muss sie aber schon lange nicht mehr. Ist sie geedet, kann ein Fehlerstrom durchs Wasser in die Wanne fließen - ab ca. 20mA schaltet der Fi nach ca. 25ms ab. (Messwerte aus der Praxis). Und ohne Erdung?
Nun, die Wanne steht evtl auf Metallfüßen auf dem Boden. Sie hat Kontakt zu Mauerwerk ringsum. Alles wird im Bad ein gewisse Grundfeuchtigkeit haben (keine Schimmelzucht, aber ein bisserl geht immer). Von daher wird der Fehlerstrom durchs Wasser weniger sein, als bei einer geerdeten Wanne. Aber der Fi wird wohl auch auslösen.
Das fiese ist: Befindet sich in der Wanne ein mit Salzwasser gefüllter Beutel (sog. „MENSCH“), dann leitet der den Strom deutlich besser als das umgebende, nur mäßig verschmutzte Wasser.
Wenn also ein Strom durch den Wanneninhalt fließt, dann wird es hauptsächlich den Salzwasserbeutel betreffen - Mensch tot.
Noch was fieses: Das Wasser in einer Acrylwanne (und in einer gut isoliert aufgestellten Metallwanne) würde bei Fönkontakt ca. die halbe Netzspannung annehmen - und das merkt man erst, wenn man den Fön aus der Wanne holen will.
Aber ab ca. 20mA durch den Körper löst der Fi auch hier aus.
Ab ca. 30mA kann man nicht mehr loslassen, da sich die Muskulatur verkrampft und die Beugemuskeln stärker als die Streckmuskeln sind.
Daher kommt auch der 30mA Wert der Fi-Schalter. (Die dürfen schon ab 15mA auslösen, müssen nur spätestens bei 30mA auslösen und tun es meistens so bei den genannten ca. 20mA).
Wie sehen dann die Überlebenschancen für Frau Meier aus?
Wie würde das aussehen, wenn ein Kind direkt in die Steckdose
packt?
Steht es mehr oder weniger gut isoliert, dann wird es den Schlag mehr oder weniger stark merken, ohne das der Fi auslöst.
Steht es Barfuß auf feuchtem Boden, wird es ihn extrem merken und der Fi löst aus.
Wie sieht die Chance aus, wenn überhaupt kein
FI-Schalter montiert ist?
Die Chancen stehen um den Faktor 26666 schlechter als mit Fi.
Stirbt man von 230 V bei der
üblichen Ampere-Zahl „immer“? Oder müssen da einige Faktoren
stimmen, damit es tödlich verläuft?
Die Amperezahl der vorgeschalteten Sicherung ist egal beim Kontakt mit dem Menschen. 10, 13 oder 16A werden sowieso kaum durch den Menschen fließen, die nötigen Amperezahlen für eine Schnellabschaltung durch eine Sicherung werden beim Berühren nie erreicht, die liegen in der Größenordnung 5-10mal höher als der Nennstrom.
Aber zur Frage „stirbt man immer“.
Nein. Dazu muss der Strom einen guten Weg durch den Körper finden. Der Widerstand des Körperinneren - ohne Haut - beträgt etwa 1000 Ohm, da fließen bei 230V also 230mA (Herzkammerflimmern, Tod sehr wahrscheinlich). Der Hautwiderstand und die Standortisolation sind da aber nicht berücksichtigt. Wer mit verschwitzten Händen großflächig einen Leiter umfasst, der hat alles getan, um dem Strom eine leichten Eintritt in den Körper zu ermöglichen. Wer dann auch noch barfuß auf nassem Boden steht - tja, der hat es dann schnell hinter sich.
Jeder Elektriker elektrisiert sich manchmal und kommt meist mit dem Schrecken davon.