Finanzieller Nachteil für Hausärzte?

Haben Hausärzte, die aus medizinischem Grund „aut item“ verschreiben, dadurch einen finaziellen Nachteil?

Hallo,
im „Kassensystem“ bin ich nicht mehr so bewandert. Aber es gibt Budgets für verschiedene Bereiche, auch für Arzneimittel, und wenn ein Arzt im Durchschnitt teurer verschreibt, somit sein Budget überschreitet, kann er in Regress genommen werden. Wie im Einzelnen das aber gerechnet wird, ist mir nicht mehr geläufig. Medizinische Gründe heben diese Regelung NICHT auf!.
TS

Aut item verschreibt man nicht aus medizinischen Gründen, sondern weil es auf den Wirkstoff und nicht auf die Marke ankommt. Und wieso sollte der Arzt dadurch einen finanziellen Nachteil erleiden?

Hallo Logos,
NEIN, Ärzten entsteht kein Nachteil, wenn sie - aut idem - verordnen.

Jedes ausgestellte Rezept ist automatisch -aut idem-. Das bedeutet, dass der Apotheker verpflichtet ist, Ihnen ein zwar gleichwertiges, aber finanziell günstigeres Ersatzpräparat auszuhändigen. Erst dann, wenn der Arzt auf dem Rezept -aut idem- ankreuzt, bedeutet das, dass er eigentlich „nec aut idem“, also „nicht etwas anderes“ meint und dass dann der Apotheker genau das Präparat aushändigen muss, was auf dem Rezept steht. +
Wenn dieses Medikament von der Kasse nicht bezahlt wird, dann kann es passieren, das dem Arzt der Mehrpreis über einen Regress in Rechnung gestellt wird. Er muss für die Kosten Ihres Rezeptes dann gerade stehen. Das ist so, als ob der Feuerwehrmann das Löschwasser bezahlen muss, mit dem er ihr Haus löscht. Also ziemlich ungerecht. Da es an die eigene Geldbörse geht, werden die Ärzte klein beigeben und schreiben das, von der Krankenkasse erlaubte Präparat auf, welches leider nicht immer so gut ist, wie das, was Ihnen ihr Arzt eigentlich verordnen wollte. Mir sind Fälle bekannt, wo „nette“ Ärzte, die für Ihre Patienten teure Parkinsonmedikamente aufgeschrieben haben, über 180.000,-€ zurückzahlen mussten und damit ruiniert waren.
Viele Grüße
Ralf Becker

Vielen Dank für Ihre Antwort!
In meinem Fall ist es allerdings so, dass ich seit Jahren die Zuzahlungen für meine Medikamente aus eigener Tasche zahlen muss. Die Kosten, welche die Kasse für das Medikament übernimmt, werden dabei in Abzug gebracht. Mein Hausarzt wird also auch noch in Zukunft nicht am Hungertuche nagen müssen. Immerhin - er funktioniert, indem er „aut item“ verschreibt. Das ist in unserer heutigen, dekadenten Zeit, in der es ALLEN nur noch um das Geld geht, schon viel…

Herzliche Grüße
Lothar Schmidt

Hallo!
Tut mir leid;diese Frage kann ich leider nicht beantworten…

Guten Tag,
nur wenn Sie ihr Arzneimittelbudget überschreiten. Für einige Präparate möchte die KV ausdrücklich Generika und gibt Messgrößen aus (z.B. Statine, Antidiabetika u.a). Dauerhafte Abweichungen können Unwirtschaftlichkeitsregresse nach sich ziehen (aber erst nach Beratungsgespräch). Dennoch stellt sich die Frage, warum man überteuerte Präparate wie SORTIS o. andere verschreiben sollte, die im europäischen Vergleich völlig ungerechtfertigt sind.
Gruß
J.P.Theurich

Hallo Logos,

„aut item“ bedeutet, dass der Apotheker Ihnen das preiswertere, in der Zusammensetzung und Wirkungsweise absolut gleiche Medikament mit einem anderen Handelsnamen von einer anderen Firma („Generica“) aushändigen kann - soll. Der finanzielle Vorteil liegt auf Ihrer Seite, der verschreibende Arzt hat weder Vor- noch Nachteile.

Wenn ich Ihnen mit meinem Beitrag weitergeholfen habe, würde ich mich über ein positives feedback in Form eines Sternchens ( * ) auf meinem Profil sehr freuen.

Mit den besten Wünschen für Sie und freundlichen Grüßen

Edelgard Schotten

Sehr geehrter Herr Theurich,
in der Tat sind die meisten deutschen Pharmaprodukte überteuert. Die gesundheitliche Bedürftigkeit des Menschen ist vielen das größte Geschäft. Sie stellen die Frage in den Raum, warum überteuerte Präparate verschrieben werden sollten. In meinem Fall ist es so, dass ich ein ausgetauschtes Medikament, das angeblich ja inhaltlich dasselbe ist, absolut nicht vertrage. Die gesundheitlichen Folgen sind verheerend. Die meisten Patienten wissen nicht, dass es bei der Herstellung eines Medikaments nicht nur auf den, bzw. die Wirkstoffe ankommt, sondern auch auf den „Herstellungsweg“. Wenn ich einen Kuchen backe und die Rezeptur nicht einhalte, kommt am Ende ebenfalls nicht dasselbe heraus als würde ich mich an das Rezept halten… Die „Rezepte“ zur Herstellung von Pharmaartikeln werden von der Pharmaindustrie geheim gehalten. Daher ist das gleiche nicht zwingend auch dasselbe. Darin liegt eben der Grund der Unverträglichkeit, die bis hin zum Spiel mit dem Leben des Patienten reichen kann. Ich habe es selbst erleben müssen. Um das Medikament zu erhalten, das mir früher ohne Zuzahlung verschrieben wurde, zahle ich heute über 20 Euro aus eigener Tasche. Es gibt aber auch Menschen, die das leider nicht können. Hat damit die Separation in „wertes“ und „unwertes“ Leben, wie sie im Nationalsozialismus vorgenommen wurde eine neue Dimension angenommen, die sich heute am Geldbeutel des Patienten orientiert, der zum Parameter seines gesellschaftlichen Wertes genommen wird? Ich bin übrigens Deutscher. Und trotzdem:

„Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“

Celan.

Gruß,
Lothar Schmidt

Sehr geehrte Frau Dr. Schotten!

Leider irren Sie! Der Vorteil liegt leider nicht auf meiner Seite, wenn mir statt des Originals ein Generikum ausgehändigt wird.

Die meisten Menschen wissen leider nicht, dass es bei der Herstellung von Medikamenten nicht nur auf die Inhaltsstoffe, sondern auch auf den von der Pharmaindustrie geheim gehaltenen Herstellungsweg ankommt. Versuchen Sie einmal einen Kuchen zu backen ohne sich an das Rezept und somit den Herstellungsweg zu halten. Es kommt nicht dasselbe dabei heraus als würden Sie streng nach Rezeptur vorgehen.

Der finanzielle Vorteil liegt sicher auch nicht auf meiner Seite, sondern eher auf der Seite der Krankenkassen, die trotz 1,2 Milliarden Euro Überschuss, die zu erwirtschaften ihnen per Gesetzgeber eigentlich untersagt ist, ihren Patienten keine Vorteile einräumen. Unsere derzeitige Regierung drückt gern dabei beide Augen zu…

Natürlich gibt es Medikamente, die augetauscht werden können. Es muss nicht immer „Aspirin“ sein, sondern darf durchaus auch bei trivialen Erkrankungen gern ein Austauschpharmakon sein. In meinem Fall geht es um mehr als „nur“ um Aspirin. Ich vertrage das mir ausgehändigte Generikum nachgewiesener Weise nicht, obwohl es doch den selben Wirkstoff enthält. Da ich als chronisch Kranker auf das Mittel angewiesen bin, muss ich bei jedem Apothekenbesuch für das Mittel über 20 Euro zuzahlen, um das Medikament zu erhalten, das ich vertrage und das letztendlich über meine Lebensdauer entscheidet.
Ich frage mich, ob das, was während des Nationalsozialismus in unserem Heimatland angefangen hat, nämlich die Differenzierung zwischen „wertem“ und „unwertem“ Leben mittlerweile eine neue Dimension angenommen hat, wobei der Geldbeutel des Patienten zum Parameter über seinen Wert innerhalb der Gesellschaft genommen wird. Würde ich auf das Generikum angewiesen sein, da ich mir das teurere Medikament nicht leisten könnte, würde meine Lebenserwartung drastisch sinken.

Der Dichter Paul Celan schrieb in seinem Gedicht „Todesfuge“, dass der Tod ein Meister aus Deutschland sei.

Hat die Eliminierung von vermeintlich „unwertem Leben“ in unserem Heimatland eine neue Dimension angenommen, die sich nur von der, zur Zeit des Nationalsozialismus herrschenden darin unterscheidet, dass man sich die eigenen Hände nicht mehr schmutzig macht?

Ich habe übrigens lange nach einem Arzt suchen müssen der gewillt ist, mir mein Medikament „aut item“ zu verschreiben. Auf meiner Suche habe ich mich als Geduldiger, eben als Patient, erwiesen. Der Pharmaindustrie geht es um Geld, mir geht es um die Erhaltung von Lebensqualität und um meine Lebenserwartung. Beides stellt die Einnahme eines Generikums deutlich in Frage.

Es gibt nur eine Möglichkeit, die Wahrheit über unseren Sozialstaat kennen zu lernen. Ich wünsche niemand, diese bittere Pille schlucken zu müssen.

Sie sind in der glücklichen Lage, sich selbst adäquat und angemessen helfen zu können. Ich musste erst lange nach einem Arzt suchen, der bereit war, mir angemessen helfen zu wollen. Viele waren dazu nicht bereit. Aus diesem Umstand heraus resultierte meine Frage.

Vielleicht ist der Hippokratische Eid veraltert und passt nicht mehr in unsere Zeit, in der finanzieller Vorteil und nicht mehr der Vorteil des Patienten an erster Stelle stehen.

Leider gehöre ich zu den Menschen, die noch eine andere Zeit erleben durften, in der nicht nur die Medikamente gemessen an der objektiven Bedürftigkeit des Patienten, freizügiger verordnet wurden, sondern auch mehr Ärzte, die ihren Beruf noch aus Berufung ausübten, anzutreffen waren…

In herzlicher Erwiederung Ihrer an mich gerichteten, besten Wünsche,

Lothar Schmidt

Guten Tag, Herr Schmidt,
die philosophische dramatische Betrachtungsweise ist Ihre persönliche Note, hilft aber dem volkswirtschaftlichen Problem nicht weiter. Würde nämlich jeder Ihre Position einnehmen, wäre mittelfristig (ohne gesellschaftlich nicht tolerierte Anhebung der Mitgliedsbeiträge) eine neue Gruppe von Patienten entstanden: die ,die keine Vergütung medizinischer Leistungen mehr bekommen. Hier sehe ich das gesellschaftliche und philosophische Problem der Verteilung von Gesundheitsressourcen. Weiter trägt zur Entdramatisierung für den Patienten bei, dass er eine große Auswahl an Generika hat, die alle einen gering unterschiedlichen Herstellungsweg und Zusatzstoffe haben;somit ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein anderes Generikum gut vertragen wird sehr hoch. Entdramatisierend für den Arzt ist, dass er auch mal das teuerste Präparat aufschreiben kann und nichts Schlimmes geschieht. Bei Patienten, die jedoch bei jeder Verordnung grundsätzlich nur das Erstherstellerpräparat vertragen, wäre an eine psychotherapeutische Exploration zu denken, um zu schauen, welches Krankheitsbild nur Einnahme immer des Teuersten und „Besten“ zuläßt.
Mit freundlichem Gruß
Theurich

Sehr geehrter Herr Theurich!
Ich verwende nicht grundsätzlich Erstherstellerpräparate, sondern nur eines in Hinsicht auf eine chronische Erkrankung. Es tut zwar nichts zur Sache, doch es sei mir gestattet darauf hinzuweisen, dass ich seit Jahren statt des sehr teuren Rifun, mit dem Austauschpräparat Pantropazol sehr zufrieden bin und auch einsehe, dass letzteres statt Rifun verordnet wird. Es geht also ausschließlich um ein bestimmtes Meidikament. Aus welchem Grund Sie eine „psychotherapeutische Exploration“ ins Spiel bringen, das bleibt wohl Ihr Geheimnis. Könnte es sein, dass auf den Psychotherapeuten immer als Mittel der Wahl avanciert, wenn der Allgemeinmediziner nicht mehr weiter weiß?

Die hermeneutische Botschaft Ihres Schreibens weist zumindest in Ihrem Fall in diese Richtung…

Mit freundlichem Gruß
Schmidt

Ja, weil es an Ihr Buget geht.

Guten Tag nochmal,
bitte fühlen Sie sich nicht angegriffen; ich wollte Ihnen nur das breite Spektrum derer darstellen, die immer sog. aut idem-Kreuze begehren (Sorachlich übrigens falsch und genau umgekehrt anzuwenden). In unserer Praxis (Internisten in hausärztlicher Arbeit) machen wir dank Qualifikation den psychotherapeutischen Part selbst und verweisen nicht an Fachkollegen, weil wir nicht weiter wissen. Aus Erfahrung macht es oft Sinn narzißtische Begehrlichkeiten mal abzuklopfen. Dass dies bei Ihnen nicht so ist, erfreut mich und Sie werden sicher vom Arzt Ihres Vertrauen im Einzelfall das gewünschte Original-Präparat erhalten können.
Gruß
Theurich

Hey,
leider kann ich dir dazu nichts sagen, da ich mich mit der Abrechnung von Ärzten nicht auskenne.

hallo
Leider kenn ich mich mit der Thematik nicht aus und kann nicht weiterhelfen

sorry

Firdevsi