Im Zuge der Krise in Grichenland erinnere ich mich wieder an frühere Aussagen von Personen, die behauptet haben unsere damalige Regierung Kohl hätte vor der Widervereinigung die DDR Bankrott gehen lassen sollen.
Wäre das eurer Meinung nach sinnvoll gewesen?
BZW hätten das die Gläubiger überhaupt so akzeptiert da eine Widervereinigung ja im Raume stand?
Hallo,
Im Zuge der Krise in Grichenland erinnere ich mich wieder an
frühere Aussagen von Personen, die behauptet haben unsere
damalige Regierung Kohl hätte vor der Widervereinigung die DDR
Bankrott gehen lassen sollen.
was verstehst Du unter „Bankrott gehen lassen“?
Wäre das eurer Meinung nach sinnvoll gewesen?
Wenn man sich überlegt, ein kriselndes Unternehmen zu kaufen, kann es hilfreich sein, die Eröffnung des Insolvenzverfahrens abzuwarten, weil dann der Insolvenzverwalter im Sinne der Masse handeln muß und nicht im Sinne der Eigentümer, d.h. man kann das Unternehmen u.U. billiger und schneller aus der Insolvenz heraus kaufen.
Für Gebietskörperschaften gibt es kein Insolvenzverfahren und außerdem war die Wiedervereinigung kein Kauf. Da die Bundesrepublik Deutschland Rechtsnachfolger der DDR ist, hätte man für die Verbindlichkeiten ohnehin einstehen müssen.
Was auch immer also Du unter „Bankrott gehen lassen“ verstehst: es wäre ziemlich witzlos gewesen.
Gruß
Christian
was verstehst Du unter „Bankrott gehen lassen“?
Bankrott ist gleichzusetzten mit einer Staatsinsolvenz, welche eine förmliche Erklärung des Staates bzw dessen Regierung ist; fällige Forderungen nicht mehr oder nur teilweise zu begleichen.
Für die Glaubiger hat das zur Folge, das sie wie im Wirtschaftsleben auch ganz oder teilweise verzichten müssen.
Hallo,
die DDR war kaum noch handlungsfähig, auch wenn das niemand offiziell zugegeben hat.
BZW hätten das die Gläubiger überhaupt so akzeptiert da eine
Dazu müste man erstmal wissen, wer neben der Bundesrepublik und der UdSSR (die beiden spekuliere ich mal) die weiteren großen Gläubiger waren. Vermutlich, wie in vielen Ländern, die Bevölkerung selbst. Die wollten „Kohl & Co.“ aber auf keinen Fall „enteignen“ (sonst hätte man bei der Währungsunion einen anderen Wechselkurs festgelegt - die Zustimmung dazu kann man ja schon fast als den Staatsbankrott bezeichnen).
Cu Rene
Im Zuge der Krise in Grichenland erinnere ich mich wieder an
frühere Aussagen von Personen, die behauptet haben unsere
damalige Regierung Kohl hätte vor der Widervereinigung die DDR
Bankrott gehen lassen sollen.
Wäre das eurer Meinung nach sinnvoll gewesen?
Hallo!
Ich glaube, das wäre so nicht passiert.
Die Staatschulden der DDR waren damals im Vergleich zu der Wirtschaftsleistung der DDR zwar bedrohlich,
aber für heutige Verhältnisse lächerlich.
Es gab zu der Zeit nach der Grenzöffnung in der DDR so eine Art gewaltige Aufbruchsstimmung,
so nach dem Motto:
Jetzt zeigen wir es dem Westen mal, was wir wirklich können.
Da konnten Betriebe endlich die lang ersehneten Messmittel und Maschinen kaufen, die die vorher wegen dem high-tech- Embargo entweder garnicht oder nur über schwarze Kanäle für sehr teuer Geld bekommen haben.
Soweit ich mich erinnern kann, hat die SPD damals ja erstmal gewollt,
dass die DDR sich selbst wirtschaftlich stabilisiert,
und eine spätere Wiedervereinigung angestrebt.
Meiner Meinung nach waren aber westdeutsche Wirtschaftskreise ehr daran interessiert, das z. B. das LKW-Werk Ludwigsfelde eben nicht mehr die billigen
L 60 bauen und in solche Schwellenländer verkaufen kann. Es gibt da noch unzählige andere Beispiele, wie funktionierende und überlebensfähige DDR-Betriebe sozusagen abgewickelt wurden.
Man google z. B. mal nach „Wieger“.
Und so ist es dann auch geschehen. Kohl sei Dank!
Grüße, Steffen!
Hallo,
Die Staatschulden der DDR waren damals im Vergleich zu der
Wirtschaftsleistung der DDR zwar bedrohlich, aber für heutige Verhältnisse lächerlich.
Ja, Erich glaubte schließlich auch, dass sich die DDR unter den Top 10 der Industrie befunden hätte. Und der und seine Partei hatten schließlich immer recht.
Es gab zu der Zeit nach der Grenzöffnung in der DDR so eine Art gewaltige Aufbruchsstimmung,so nach dem Motto:
Jetzt zeigen wir es dem Westen mal, was wir wirklich können.
Da konnten Betriebe endlich die lang ersehneten Messmittel und
Maschinen kaufen, die die vorher wegen dem high-tech- Embargo
entweder garnicht oder nur über schwarze Kanäle für sehr teuer
Geld bekommen haben.
Oder weil die achso hochentwickelte DDR-(Ostblock)-Wirtschaft die nicht selber entwickeln konnte.
Soweit ich mich erinnern kann, hat die SPD damals ja erstmal gewollt, dass die DDR sich selbst wirtschaftlich stabilisiert, und eine spätere Wiedervereinigung angestrebt.
Da kann man mal sehen, wie weit die damals schon von der Realität weg waren. Irgendwie kann ich mich da an eine andere Aufbruchstimmung erinnern. Viele der fähigsten Leute haben ihre Sachen gepackt und sind gen Westen aufgebrochen. Die scheinen nicht daran gebllaubt zu haben. Die wußten schließlich am ehesten, dass der ganze Laden gleich zusammenbricht. Wer die Bilder von damals noch im Kopf hat, kann sich vielleicht daran erinnern, dass das nicht unbedingt die Armutsflüchtlinge sind, die heutzutage bei uns anklopfen. Das waren oft Ingenieure, Ärzte und andere gut ausgebildete Leute.
Meiner Meinung nach waren aber westdeutsche Wirtschaftskreise ehr daran interessiert, das z. B. das LKW-Werk Ludwigsfelde eben nicht mehr die billigen L 60 bauen und in solche Schwellenländer verkaufen kann. Es gibt da noch unzählige andere Beispiele, wie funktionierende und überlebensfähige DDR-Betriebe sozusagen abgewickelt wurden.
Können wir mal eins sehen?
Man google z. B. mal nach „Wieger“.
Geht es hier um Waffen?
Und so ist es dann auch geschehen. Kohl sei Dank!
Aber wirklich.
Grüße
Soweit ich mich erinnern kann, hat die SPD damals ja erstmal
gewollt,
dass die DDR sich selbst wirtschaftlich stabilisiert,
ich glaube, das wäre vielleicht gar nicht umsetzbar gewesen. die DDR wäre wahrscheinlich nach kurzer Zeit auf 1/4 der einwohner geschrumpft…wenn nicht sogar noch mehr.
es wäre niemand mehr da gewesen, der wirtschaftlich stabilisiert, außer den parteianhängern.
darüberhinaus hätte dann die stasi weiterexistieren können - mit offenen grenzen.
intressant dürfte die frage aber doch sein, denn was wäre passiert, wenn die vielen betriebe nicht von westfirmen aufgekauft und geschlossen worden wären.
ich vermute, es hätte nichts genützt. die menschen wären abgehauen und vielleicht nach 5 jahren wiedergekommen, wenn überhaupt.
Hallo,
Ich glaube, das wäre so nicht passiert.
Die Staatschulden der DDR waren damals im Vergleich zu der
Wirtschaftsleistung der DDR zwar bedrohlich,
aber für heutige Verhältnisse lächerlich.
die DDR war schon 1989 praktisch zahlungsunfähig und wäre schon im August oder September 1990 definitiv nicht mehr in der Lage gewesen, die Renten auszuzahlen.
Ausführlich:
http://www.ddr-wissen.de/wiki/ddr.pl?Pleite
Gruß
Christian
Hallo Christian!
Ich frage mich immer, wo Du diese Quellen herzauberst…
Dass es so schimm in der DDR aussah,
hätte ich nicht gedacht.
Ich selbst weiss nur, dass es 1988 in Polen so aus eigener Erfahrung wesentlich schlechter aussah,
wie in der DDR. Da hat man schon fast nichts ordentliches mehr zu Essen kaufen können. Also mir war da himmelangst, da gab es eigentlich garnichts mehr,
nur auf den vielen Schwarzmärkten gegen D-Mark. Ich habe es trotz Mühe in den 2 Wochen nicht geschafft, auch nur eine einzige Flasche Bier zu bekommen.
Fleisch oder Wurst war genauso unmöglich.
Und die paar DM zu versaufen, die ich hatte, war ja auch nicht das Ziel.
Und die Polen haben es doch auch selbst geschafft,
nach der Wende eine halbwegs vernünftige Wirtschaft aufzubauen.
Denkst Du, das hätte in einer selbstständigen, marktwirtschaftlichen DDR nicht geklappt?
Oder war Polen mal bankrott?
Grüße, Steffen!
Hallo Steffen,
Ich frage mich immer, wo Du diese Quellen herzauberst…
wenn man weiß, was man sucht, ist es gar nicht so schwer.
Dass es so schimm in der DDR aussah,
hätte ich nicht gedacht.Ich selbst weiss nur, dass es 1988 in Polen so aus eigener
Erfahrung wesentlich schlechter aussah,
wie in der DDR. Da hat man schon fast nichts ordentliches mehr
zu Essen kaufen können. Also mir war da himmelangst, da gab es
eigentlich garnichts mehr,
nur auf den vielen Schwarzmärkten gegen D-Mark.
Naja, das spricht dafür, daß Polen nicht so sehr über seine Verhältnisse gelebt hat wie die DDR. Hinzu kommt, daß die DDR mit der Bundesrepublik jemanden hatte, der bereitwillig das ein oder andere Loch stopfte. Man denke nur an die Kredite, die durch FSJ vermittelt wurden:
http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackgr…
Davon ging die Verschuldung und damit der Kapitaldienst in die Höhe. Wer für Kredite zu arm ist, geht nicht so schnell pleite.
Und die Polen haben es doch auch selbst geschafft,
nach der Wende eine halbwegs vernünftige Wirtschaft
aufzubauen.
Während die DDR-Schulden von Deutschland übernommen wurden, wurden Polen 50% der Schulden erlassen. Hinzu kamen Zuschüsse und Darlehen.
http://library.fes.de/fulltext/id/01427002.htm#E11E2
Trotz alledem ist Polen in vielen Belangen heute noch nicht so weit wie Deutschland auf dem Gebiet der früheren DDR.
Denkst Du, das hätte in einer selbstständigen,
marktwirtschaftlichen DDR nicht geklappt?
(Nicht nur) Wirtschaftlich sind bei der Wiedervereinigung gravierende Fehler gemacht worden. Einige davon verdeutlichen, was anders gelaufen wäre, wenn die DDR nicht in der Bundesrepublik aufgegangen wäre.
Vermutlich hätte man Zeit für die Transformation der Wirtschaft gehabt und hätte sich vorerst noch mit Aufträgen aus Osteuropa über Wasser halten können. Allerdings wäre das mit Lohneinbußen verbunden gewesen, über die sich niemand in der DDR gefreut hätte, was wiederum hätte zu Unruhen führen können.
Letztlich bleibt es Spekulation bzw. Stoff für einen Fantasy-Roman über eine alternative Zeitlinie.
Oder war Polen mal bankrott?
Ja, 1981:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14354355.html
Gruß
Christian