FIV - Wann einschläfern?

Hallo Katzenexperten,

wie sich jetzt herausgestellt hat, ist mein seit geraumer Zeit kränkelnder Kater FIV-infiziert, und die Erkrankung ist wohl auch schon deutlich fortgeschritten.

Der Krankheitsverlauf ist folgender:

Vor etwa 1 3/4 Jahren ist er erstmals an Schnupfen erkrankt (und ja, er ist gegen Katzenschnupfen geimpft), welcher sich trotz Antibiotikagabe stets nur kurzzeitig verbesserte, so dass er zeitweise im Monatstakt medikamentös behandelt werden musste. In den Schnupfenphasen hat er jeweils die Nahrungsaufnahme verweigert und dadurch stark abgenommen; in den Nichtschnupfenphasen konnte er aber den Gewichtsverlust zum Teil wieder wettmachen.

Vor einem knappen halben Jahr hatte er das letzte Mal länger währenden Schnupfen; seitdem darf er nicht mehr aus dem Haus (er war zuvor Freigänger), und kurzzeitig auftretende Rotznasen lassen sich sehr gut mit Inhalieren in Griff bekommen. Trotzdem hat er nicht mehr zugenommen.

Seit einigen Wochen machen sich Verhaltensauffälligkeiten bemerkbar, die an Demenz erinnern: So ‚vergisst‘ er z.B., wo die Katzenklos stehen bzw. setzt an der Stelle, an der er gerade liegt, Kot ab und bleibt darin liegen.

Ebenfalls seit einigen Wochen dünnt sich sein Fell deutlich aus, und als ich ihn gestern gebadet habe (was aufgrund der Unsauberkeit notwendig war), ist an seiner Vorderpfote ein Stück Fell nebst Haut abgefallen und hat eine offene Wunde zurückgelassen.

Allerdings scheint er bislang keinerlei Schmerzen zu haben, im Gegenteil, gerade in der letzten Zeit, seit er keinen Dauerschnupfen mehr hat, wirkt er wieder sehr viel fitter und aktiver.

Ich möchte natürlich vermeiden, dass er all zu sehr leidet, aber es käme mir derzeit auch blasphemisch vor, ihn nur deshalb einschläfern zu lassen, weil er aussieht wie Nosferatu und undicht geworden ist.

Deshalb die Frage in die Runde: Wer hatte selbst schon eine Katze mit FIV und kann mir von seinen/ihren Erfahrungen berichten? Zu welchem Zeitpunkt habt Ihr Euch entschieden, den Schlusspunkt zu setzen?

Schon im Voraus meinen besten Dank!

Liebe Grüße

=^…^=

Hallo Katzenexperten,

wie sich jetzt herausgestellt hat, ist mein seit geraumer Zeit
kränkelnder Kater FIV-infiziert, und die Erkrankung ist wohl
auch schon deutlich fortgeschritten.

Hallo =^…^=
Eine der Katzen, für die ich einige Zeit Dosen öffnen durfte, hatte nach langem gemeinsamen Zusammenleben geraume Zeit eine andere, aber gleich terminale Erkrankung; der TA wollte keine verbindliche Aussage über die Prognose machen.Meine Gedanken waren damals: Was fühlt der Arme, ist ihm sein Zustand - eine Erkrankung ähnlich der Dackellähme - bewußt? Hat er Schmerzen und kann diese nicht mehr ausdrücken? Schweren Herzens haben meine damalige Partnerin und ich dann den Tierarzt um das Einschläfern gebeten. Ich bin überzeugt, daß das damals richtig war.

Mitfühlend
Julius

Hallo Katze,

du solltest auf jeden Fall regelmäßig die Schleimhäute von deinem kleinen Burschen checken.

Wenn die nicht mehr durchblutet werden, verfärben sie sich weißlich. Dann dauert es nach meiner unmaßgeblichen langjährigen Erfahrung mit uralten/kranken Katzen nicht mehr lange und sie nehmen eine gelb-bräunliche Färbung an.

Dann ist auch nach bestem menschlichen Ermessen doch so langsam Schicht. Auch wenn die Biester jetzt nicht dezidiert auf ihre Befindlichkeit hinweisen, kann man schon relativ sicher davon ausgehen, dass sie sich alles andere als wohl fühlen.

Das gleiche gilt bei sichtbaren Wassereinlagerungen. Soll heißen, die Nieren steigen gerade mal aus.

Tatsächlich hatte ich übrigens mal so einen FIV-Patienten. Gleichwohl wurde er schätzungsweise 12-14 Jahre alt. Zujelaufen.

Wiewohl er das Glück hatte, sich augenscheinlich nicht mit Schnupfen o.ä. zu infizieren, wurde er doch genau wie deiner ziemlich undicht. Allerdings weniger aus Gründen der Demenz, wie ich glaube, sondern, weil er das eher nicht mehr rechtzeitig mitbekam.

Das ging noch ein Jahr so einigermaßen gut. Schmerzen schien er nicht zu haben. Freute sich im Gegenteil wie Keks über jeden Besuch: „Ohh!! Menschen!! Super!! Die müssen mich jetzt alle erstmal streicheln *dieselanwerf*“.

Schön ausgesehen hatter auch nicht mehr. Extrem klapprig am rumwackeln, daher Riesen-Mitleidsbonus und massich Geknuddel.

Quasi über Nacht bekam der Ärmste enorme Wassereinlagerungen und wirkte fast wie ein 15-Pfund-Kartäuser.

Ich also ab zum Tierarzt, der keine Sekunde zögerte und ihm halt die Spritze verpasste. Und aus wars mit dem ollen Wilhelm.

Kennst du übrigens den Film „Little Big Man“? Wo der alte Indianerhäuptling am Ende mit den unsterblichen *gähn* Worten „guter Tag zum Sterben“ sich hinlegt, fängt an zu regnen, er wird nass, steht ungerührt auf und geht, wie den ganzen Film über, lustige Schnurren über die sexuellen Vorlieben seiner zahlreichen Gemahlinnen zum besten gebend, mit Dustin Hoffman nach Hause?

Genauso verfuhren meine verblichenen Fellnasen so ungefähr 1/2 Jahr vor ihrem Ende mehrfach:

Man verflümelt sich also an ein einsames Plätzchen, der Mensch denkt. „Oha, zieht sich zum Sterben zurück“, bleibt dort lautlos 2-3 Tage (Mensch stellt Wasser hin und guckt regelmäßig nach).

So. Entweder man wollte lediglich mal den E-Fall proben oder seinem Personal mal so galgenhumorig einen kleinen Streich spielen, anyway kommt man ausgeruht und bester Laune irgendwann um die Ecke gebogen und hat Kohldampf.

Das geht so 4-5 mal. Mach dich drauf gefasst. Bloß nicht voreilig die Grabinschrift in Auftrag geben.

Ich wünsch dir alles liebe. Und deinem Siechen irgendwann ne leichte Reise.

Annie

Hallo,
meine Erfahrungen waren sehr unterschiedlich, aber allen gemeinsam war, dass das Tier mir irgendwann das Gefühl gab, „ich kann nicht mehr“ und vorher ganz eindeutig sagte „alles klar, mach nicht so´n Aufriss wegen mir“. Das klingt esotherisch, halte aber nichts von Esotherik, ich meine hier wirklich eine Art Gefühl, die sich aus dem langen Zusammenleben mit dem Tier ergeben hat. Hör ruhig auf dein Gefühl, du lebst mit dem Tier und ihr kennt euch!

Meinen letzten Kater haben wir die letzten Tage in einem Körbchen mit uns im Garten herum getragen, weil er nicht mehr konnte, und immer wenn wir zum Arzt fahren wollten, hatte er sich versucht, aus dem Staub zu machen, lag etwas entfernt im Gras, als wollte er noch nicht sterben, oder als wolle er allein bzw. zuhaus sterben. Ich war auch sehr unsicher. Mir half dann, dass mein Tierarzt in einem solchen Fall irgenwann immer zu uns sagt, ab jetzt sei jeder Zeitpunkt der Richtige. Wir entscheiden dann, wann. Damit weiß ich, dass ich nicht zu früh bin aus Mitleid oder weil das Tier eben ARbeit macht oder unästhetisch auf andere wirkt, und dennoch lässt er uns Zeit, den letztendlichen Moment selber zu bestimmen. Wenn mann dann anruft, kommt er innerhalb der nächsten Stunde. So habe ich noch nie im Nachhinein das Gefühl gehabt, den falschen Zeitpunkt gewählt zu haben.
Wenn du einen guten TA hast, kann er dir vielleicht auch diesen Zeitpunkt signalisieren.

Und noch ein letzter Tip:
Mein Kater hatte nicht FIV, sondern eine andere unheilbare und nicht durch Impfen zu verhindernde Krankheit, deren Verlauf FIV aber ähnelt. Ich habe ihm nach der Diagnose mit dem homöopathischen MIttel arsenicum album c200 noch ein ganzes schönes Jahr ermöglichen können. Sehr zum Erstaunen meines TA. Probier´s doch mal aus. Ich habe es alle 3 Monate gegeben, oder wenn der Zustand sich verschlechterte. Der Kater sah zwar auch echt räudig aus, aber er war eindeutig zufrieden mit seinem Leben.

Viel Glück und Kraft,
motte