Flach- oder Röhrenkollektor

Hallo,

Ich weiss es gibt da ein Forum, da sind viele Profis am Diskutieren, aber da die schwer uneins sind, frag ich einfach mal hier in der Hoffnung es gibt hier Meinungen und Wissen das verständlich rüberkommt.
Auf ein gut Isoliertes Haus (ca 120m²Wohnfläche) soll Solarthermie zur Warmwasserbereitung und Heizungssunterstützung. Heizart: Wassergeführte Öfen. Pufferspeicher vorhanden (>1000l), Dachausrichtung Süd, Neigung 45°. Nicht Schneearm, Hagelrisiko durchaus vorhanden.

Wir bekommen ein Angebot für Ritter-Röhren und alternativ Flachkollektoren. Heat-pipes werden von jenem Installateur (noch) nicht angeboten.

Was bislang bei mir ankam ist:

  • Flachkollektoren sind günstiger und robuster, benötigen aber mehr Fläche für gleichen Ertrag.

  • Flachkollektoren sind im Sommer (kleine Anlagen für Warmwasser) ergiebiger oder evtl wieder im Winter da schneller Schneefrei, in der Übergangszeit (Heizungsunterstützung) sind die Röhren effektiver.

  • Heat Pipes haben Schwachstellen im Übergangsbereich und eine kürzere Lebenserwartung

  • Röhren sind Hagelempfindlicher - oft ohne Garantie und Versicherung

  • Bei Stromausfall (Pumpe) habe ich bei Röhren mit Frostschäden zu rechnen (Ritter)

  • Im Sommer können besonders bei Flachkollektoren Hitzeschäden auftreten und Glykol sich zersetzen (=>Winterschäden).

-Flachkollektoren eignen sich eher für flache Dächer (Sommernutzung), Röhren eher für steilere Dächer (Übergangs- /Winternutzung).

Also sollten wir uns eigentlich für Röhrenkollektoren entscheiden, so die preislich nicht viel teurer sind, was ich aber befürchte.

Stimmt’s?

Gruß
M.

Hei.

Hochkomplexes Thema.

Wir bekommen ein Angebot für Ritter-Röhren und alternativ Flachkollektoren.

Also direkt durchströmte Röhren? Von der Technik halte ich herzhaft wenig.

  • Flachkollektoren sind günstiger und robuster, benötigen aber mehr Fläche für gleichen Ertrag.

So einfach ist das nicht.
Flachkollektoren bringen einen höheren Ertrag, wenn’s warm ist und die Verluste in die Luft eher gering, Röhren sind (wegen der allseitigen Vakuum-Dämmung) besser, wenn’s draußen richtig kalt ist.
Damit haben Röhren Vorteile bei Anlagen zur Heizungsunterstützung, denn derartige Anlagen sollen ja gerade, wenn’s kalt ist, gute Erträge bringen. Im Sommer ist’s dann völlig schnuppe, weil derartige Anlagen dann (weil ja nur Warmwasser gebraucht wird) eh hoffnungslos überdimsioniert sind.

  • Heat Pipes haben Schwachstellen im Übergangsbereich und eine kürzere Lebenserwartung.

Ich wüste jetzt nicht, wieso. Ordentliche Qualität vorrausgesetzt, versteht sich.

  • Röhren sind Hagelempfindlicher - oft ohne Garantie und Versicherung

Das hängt zunächst mal nur an der Glas-Qualität und -dicke.
Aber grundsätzlich würde ich Röhren eine bessere Hagel-Stabilität zutrauen, alleine die runde Form sorgt ja schon für Stabilität gegen über einer großen, ebenen Glasfläche.

Außerdem - und hier liegt der Grund, warum ich niemals zu Ritter-Röhren, sondern immer zu Heatpipes greifen würde:

Wenn bei einem Flachkollektor (oder einer Ritterröhre) ein Hagelschaden auftritt, dann musst du die komplette Anlage leerlaufen lassen, den/die Kollektoren komplett austauschen, neu befüllen und entlüften… Riesenaufwand, Riesenkosten.
Bei Heatpipes zieht du die kaputte Röhre raus und schiebst eine neue rein, fertig. Ersatzröhren kosten nicht die Welt, die Innereien kann man sogar wiederverwenden. Da braucht man auch keinen Handwerker für, das kriegt man auch selber hin.

Und noch besser: Selbst wenn drei oder vier Heat-Pipe-Röhren kaputt sind, beeinträchtigt dies die Funktion der Anlage nur minimal. Sie wird natürlich die drei oder vier Röhren weniger Ertrag bringen, aber grundsätzlich tadellos arbeiten.
Bei durchströmten Ritter-Röhren oder Flachkollektoren wird der beschädigte Teil einen großen Teil der bis dahin gesammelten Energie wieder verlieren.

  • Bei Stromausfall (Pumpe) habe ich bei Röhren mit Frostschäden zu rechnen (Ritter)

Quatsch. Jede Solarflüssigkeit wird mit Frostschutzmittel angesetzt.

  • Im Sommer können besonders bei Flachkollektoren Hitzeschäden auftreten und Glykol sich zersetzen (=>Winterschäden).

Nein, das betrifft beide Kollektorenarten gleich.

Kleiner Tipp: ein (handbetriebener) Dreiwegehahn und ein paar alte Heizkörper im Keller. Im Sommer den Hahn umlegen und den Rücklauf zu den Kollektoren einfach durch die Heizkörper jagen kühlt enorm. Den Keller kann man im Sommer prima beheizen, das hat auch Vorteile für die Trockenheit darin (weil man dann Lüften kann, sonst kühlt ja die warme Luft von draussen beim Eintritt in den Keller aus und die Luftfeuchtigkeit kondensiert). Man darf natürlich im Herbst nicht vergessen, wieder umzustellen.

-Flachkollektoren eignen sich eher für flache Dächer (Sommernutzung), Röhren eher für steilere Dächer (Übergangs-/Winternutzung).

Njaeien.
Du kannst auf jeder Dachart aufständern, wie du willst. Nirgendwo steht geschrieben, das die Kollektoren glatt anliegen müssen.
Bei Anlagen für die Heizungsunterstützung empfiehlt sich eine eher steilere Aufständerung (so bis an die 70°), um den Ertrag im Winter zu optimieren. Der Sommerertrag ist dabei wurst, da so eine große Anlage im Sommer, selbst wenn sie nur 50% Ertrag bringen würde, immer noch mehr liefert als man braucht.

Dabei sind dann Flachkollektoren ein wenig im Nachteil, weil deren Rückseite „nur“ mit Steinwolle gedämmt ist, die Röhren dagegen allseitig die bessere Vakuum-Dämmung haben.

Vor allem aber - und das ist für mich das absolute Killerargument gegen Flachkollektoren:
Sobald du aufständerst, musst du dir über die Windlast Gedanken machen! Ein Flachkollektor ist wie ein Segel - sobald der nicht glatt am Dach anliegt, werden die Herbststürme mörderisch daran zerren. Die muss man bombenfest anbringen, damit’s die nicht wegreisst - und dann hätt ich noch sorgen, ob das Dach für so eine (Zug!-) Belastung ausgelegt ist. Röhren haben da natürlich erhebliche Vorteile, weill der Wind dazwischen durchkann.

Bei mir isses natürlich extrem, die Kollektoren stehen frei auf einem Flachdach. Ich hab sogar die CPC-Spiegel weggelassen.

Meine persönliche Meinung: Röhren-Kollektoren, und zwar Heatpipes.
Aber andere haben bestimmt eine andere Meinung :smiley:

lg, mabuse

Hallo,

Danke für Deine Meinung dazu!

Ich hörte von Heat-Pipes (China Ware, der man das anscheinend nicht unbedingt angemerkt hat, da deutsch verbaut), die mit zu geringem Frostschutz lief und massenweise ausfiel. Auch sei der Anschluss (Materialwechsel) wegen der unterschiedlichen Ausdehnungen bei den extremen Temperaturwechseln sehr anfällig und da würden mit der Zeit eben Undichtigkeiten entstehen. Ein Anbieter weigert sich die anzubieten weil die nur 7 Jahre Lebenserwartung hätten.
Was meinst Du dazu?

Ausserdem kosten Wurmlinger Hitzeröhren uns deutlich mehr als die Schokoladen Thermoskannen. Ob sich das dann noch lohnt?

Wir sind eh schon bei etwas über 7000Euro für 15 m² - wann soll sich das noch amortisieren wenn es noch teurer wird?

Das Dach ist übrigens ein altes Bauernhausdach, da wird nicht geständert, da sind wir mit den 42 und 54° aber ganz zufrieden.

Grüße
M.

Hei!

Boah… jetzt hab ich grad nen halben Roman geschrieben, warum ich überwiegend anderer Meinung bin - und dann hat sich mein Browser gelöffelt…

Also: die ersten Punkte halte ich für Unfug, Begründung schreib ich dir gerne nochmal, wenn du’s genau wissen willst, aber erst mal konzentrier ich mich auf das wesentliche:

Wir sind eh schon bei etwas über 7000Euro für 15 m² - wann soll sich das noch amortisieren wenn es noch teurer wird?

Nüchtern betrachtet?
Wenn man’s wirklich einer genauen wirtschaftlichen Analyse unterzieht, dann dürften 95% aller Solaranlagen in Deutschland einfach nur Unfug sein, da man mit Amortisationzeiten von 25 Jahren aufwärts rechnen muss.

Ich selber hab mir meine Anlage (12 qm mit 600 l Heizungspuffer und 300 l Warmwasserpuffer) billigst und überwiegend gebraucht auf eBay zusammengeklaubt und vollständig selber installiert. Kosten grob 2200 €. Bei einer nüchternen Berechnung komme ich für diese Anlage auf eine Amortisationszeit von 7-9 Jahren - und das betrachte ich schon als ausgesprochen Grenzwertig, schließlich sind da weder Wartung noch evtl. Reparaturen drin (keine Erfahrungswerte). Alleridngs hab ich - da Gebrauchtkauf - natürlich auch keine Förderung bekommen.

Nimm deine letzte Heizkostenabrechnung und rechne mit einem Einsparpotential von 20% (pessimistisch) bis 30% (optimistisch). Und das gegen die 7k€ Investition. Berücksichtige auch, was du für die 7k€ an Zinsen bei Festanlage bekommen würdest.
Ich glaub nicht, das da etwas wirtschaftlich sinnvolles bei rauskommt.

Nüchtern betrachtet ist Solarenergie derzeit noch etwas für Leute, die bereit sind, auch ein paar Euros für ihr Gewissen anzulegen - oder für talentierte Heimwerker, die alles selber machen wollen & können und daher den Machelohn einsparen.
Bei allen anderen wäre die Kohle in einer erstklassigen Dämmung oder Isolierfenster oder Modernisierung der Heizung vermutlich besser aufgehoben.

Das einzige, was ich derzeit allgemein für sinnvoll halte, ist, bei Bau/Umbau schon mal die (großzügig isolierten!) Rohrleitungen vom Heizungskeller/potentiellen Standplatz der Pufferspeicher bis kurz unters Dach zum portentiellen Standort der Kolektoren zu legen, um bei Bedarf/Gelegenheit/fallenden Preisen schnell aufrüsten zu können.

Hoffe, ich hab dir jetzt keine Illusionen zerstört,
mabuse

Hallo,

Nee, tolle Illusionen hatte ich eher weniger.

Bei uns gibt’s auch keine Heizkosten zur Berechnung… das Haus haben wir frisch bezogen und wir haben Holzöfen. Wir sparen wohl v.a. Schweiss ein, wenn wir weniger Holz brauchen als im alten Haus.
Gedämmt ist jetzt schon, Fenster sind neu und die PV sitzt.

Ich möchte die Anlage allerdings schon ein wenig als Geldanlage sehen in dem Sinn, dass jetzt das Geld da ist und ich davon profitiere falls mal weniger da sein sollte.

Wir bauen auch viel selbst, aber ein paar tausender kosten Kollektoren und Steuerung halt schon. Keine Ahnung wie Du das so günstig hast schaffen können.

Gruß
M.

Hallo,
Solar muss nicht teuer sein.
Schau mal hier:
http://www.ebay.de/itm/Solarpaket-Solarthermie-8-m-R…
Diese Anlage habe ich montiert, sie läuft wunderbar.
Allerdings habe ich den Pufferspeicher gegen einen größeren und komfortableren getauscht:
http://www.ebay.de/itm/Pufferspeicher-Brauchwasser-2…
Angebot von der Firma unterbreiten lassen.
Diese Anlage wird wirklich mit 1.500 € gefördert, geht schnell und unkompliziert.
Siehe hier:
http://www.bafa.de/bafa/de/energie/erneuerbare_energ…

China-Schrott…, das BAFA wird bestimmt keinen Schrott fördern, die Anlagen werden ALLE von denen getestet, es gibt online entsprechende Testberichte.

MfG R.