Hei.
Hochkomplexes Thema.
Wir bekommen ein Angebot für Ritter-Röhren und alternativ Flachkollektoren.
Also direkt durchströmte Röhren? Von der Technik halte ich herzhaft wenig.
- Flachkollektoren sind günstiger und robuster, benötigen aber mehr Fläche für gleichen Ertrag.
So einfach ist das nicht.
Flachkollektoren bringen einen höheren Ertrag, wenn’s warm ist und die Verluste in die Luft eher gering, Röhren sind (wegen der allseitigen Vakuum-Dämmung) besser, wenn’s draußen richtig kalt ist.
Damit haben Röhren Vorteile bei Anlagen zur Heizungsunterstützung, denn derartige Anlagen sollen ja gerade, wenn’s kalt ist, gute Erträge bringen. Im Sommer ist’s dann völlig schnuppe, weil derartige Anlagen dann (weil ja nur Warmwasser gebraucht wird) eh hoffnungslos überdimsioniert sind.
- Heat Pipes haben Schwachstellen im Übergangsbereich und eine kürzere Lebenserwartung.
Ich wüste jetzt nicht, wieso. Ordentliche Qualität vorrausgesetzt, versteht sich.
- Röhren sind Hagelempfindlicher - oft ohne Garantie und Versicherung
Das hängt zunächst mal nur an der Glas-Qualität und -dicke.
Aber grundsätzlich würde ich Röhren eine bessere Hagel-Stabilität zutrauen, alleine die runde Form sorgt ja schon für Stabilität gegen über einer großen, ebenen Glasfläche.
Außerdem - und hier liegt der Grund, warum ich niemals zu Ritter-Röhren, sondern immer zu Heatpipes greifen würde:
Wenn bei einem Flachkollektor (oder einer Ritterröhre) ein Hagelschaden auftritt, dann musst du die komplette Anlage leerlaufen lassen, den/die Kollektoren komplett austauschen, neu befüllen und entlüften… Riesenaufwand, Riesenkosten.
Bei Heatpipes zieht du die kaputte Röhre raus und schiebst eine neue rein, fertig. Ersatzröhren kosten nicht die Welt, die Innereien kann man sogar wiederverwenden. Da braucht man auch keinen Handwerker für, das kriegt man auch selber hin.
Und noch besser: Selbst wenn drei oder vier Heat-Pipe-Röhren kaputt sind, beeinträchtigt dies die Funktion der Anlage nur minimal. Sie wird natürlich die drei oder vier Röhren weniger Ertrag bringen, aber grundsätzlich tadellos arbeiten.
Bei durchströmten Ritter-Röhren oder Flachkollektoren wird der beschädigte Teil einen großen Teil der bis dahin gesammelten Energie wieder verlieren.
- Bei Stromausfall (Pumpe) habe ich bei Röhren mit Frostschäden zu rechnen (Ritter)
Quatsch. Jede Solarflüssigkeit wird mit Frostschutzmittel angesetzt.
- Im Sommer können besonders bei Flachkollektoren Hitzeschäden auftreten und Glykol sich zersetzen (=>Winterschäden).
Nein, das betrifft beide Kollektorenarten gleich.
Kleiner Tipp: ein (handbetriebener) Dreiwegehahn und ein paar alte Heizkörper im Keller. Im Sommer den Hahn umlegen und den Rücklauf zu den Kollektoren einfach durch die Heizkörper jagen kühlt enorm. Den Keller kann man im Sommer prima beheizen, das hat auch Vorteile für die Trockenheit darin (weil man dann Lüften kann, sonst kühlt ja die warme Luft von draussen beim Eintritt in den Keller aus und die Luftfeuchtigkeit kondensiert). Man darf natürlich im Herbst nicht vergessen, wieder umzustellen.
-Flachkollektoren eignen sich eher für flache Dächer (Sommernutzung), Röhren eher für steilere Dächer (Übergangs-/Winternutzung).
Njaeien.
Du kannst auf jeder Dachart aufständern, wie du willst. Nirgendwo steht geschrieben, das die Kollektoren glatt anliegen müssen.
Bei Anlagen für die Heizungsunterstützung empfiehlt sich eine eher steilere Aufständerung (so bis an die 70°), um den Ertrag im Winter zu optimieren. Der Sommerertrag ist dabei wurst, da so eine große Anlage im Sommer, selbst wenn sie nur 50% Ertrag bringen würde, immer noch mehr liefert als man braucht.
Dabei sind dann Flachkollektoren ein wenig im Nachteil, weil deren Rückseite „nur“ mit Steinwolle gedämmt ist, die Röhren dagegen allseitig die bessere Vakuum-Dämmung haben.
Vor allem aber - und das ist für mich das absolute Killerargument gegen Flachkollektoren:
Sobald du aufständerst, musst du dir über die Windlast Gedanken machen! Ein Flachkollektor ist wie ein Segel - sobald der nicht glatt am Dach anliegt, werden die Herbststürme mörderisch daran zerren. Die muss man bombenfest anbringen, damit’s die nicht wegreisst - und dann hätt ich noch sorgen, ob das Dach für so eine (Zug!-) Belastung ausgelegt ist. Röhren haben da natürlich erhebliche Vorteile, weill der Wind dazwischen durchkann.
Bei mir isses natürlich extrem, die Kollektoren stehen frei auf einem Flachdach. Ich hab sogar die CPC-Spiegel weggelassen.
Meine persönliche Meinung: Röhren-Kollektoren, und zwar Heatpipes.
Aber andere haben bestimmt eine andere Meinung 
lg, mabuse