Nehmen wir an, eines schönen Tages entdeckst Du eine zweidimensionale Welt. Diese Welt ist durchgehend flach, und alles in ihr ist zehnmal kleiner als in Deiner Welt. Ansonsten ähnelt diese Welt sehr der unseren, ausser dass ihr eben die dritte Dimension fehlt. Die kleinen „Papiermenschen“, die sich in dieser flachen Welt bewegen, haben uns „Raummenschen“ allerdings auch etwas voraus: Sie können in alle Dinge „hineinschauen“. So kann ein Papiermensch z.B. in das flache Haus, auf das er zugeht, hineinsehen und alle Dinge darin durch die Umrandung hindurch betrachten. Diese Transparenz ist für die kleinen flachen Menschen im praktischem Leben von grossem Vorteil – wo ihnen doch schon eine Dimension fehlt. So benötigen die Ärzte in dieser Flachwelt z.B. keine Röntgengeräte. Die „Flachländer“ selbst empfinden das Fehlen der dritten Dimension nicht als Mangel. Erstens kennen sie es ja nicht anders, und zweitens hätten sie ohnehin keine Sinnesorgane, die ihnen das Wahrnehmen von Räumlichkeit erlauben würde.
Belustigt beugst Du Dich ganz nah über einen dieser Flachmenschen in seiner Flachwelt. Er bemerkt es natürlich nicht, obwohl Du ihm - aus Deiner Perspektive - ja ganz nah bist. Es gelingt Dir, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Der Flachmensch weiss zwar nicht, woher die Stimme kommt, hört Dir aber aufmerksam zu. Insbesondere interessieren ihn Deine Ausführungen über den „Raum“. Da er sich keine Vorstellung von Räumlichkeit machen kann, bittet er Dich, sie ihm praktisch begreiflich zu machen. Nach kurzer Überlegung greifst Du Dir einen Apfel, fasst ihn am Stiel, und versenkst ihn langsam in der Flachwelt. Der Apfel gleitet unter den staunenden Blicken des Flachmenschen durch seine 2-D-Welt wie durch eine Seifenblasenhaut. Der kleine flache Mann ist von der Vorführung begeistert. Er wisse zwar immer noch nicht, wie ein dreidimensionaler Apfel aussehe, hätte jetzt aber zumindest eine Ahnung von „Räumlichkeit“ erhalten. Dann teilt er Dir noch mit, dass er jetzt gehen und sofort einen Bericht für die morgige Ausgabe der „Flachwelt-Nachrichten“ schreiben werde – er sei nämlich Journalist.
Am nächsten Tag gehst Du im Stadtpark spazieren und denkst über Deine Begegnung mit dem Flachmenschen nach. Ohne dass Du es bemerkst, wirst Du von einem Wesen aus der vierten Dimension beobachtet, das sich belustigt ganz nah über den Park und über Dich gebeugt hat. Plötzlich hörst Du eine tiefe Stimme. „Hey, ich habe beobachtet, wie Du gestern dem Wesen aus der 2-D-Welt eine Vorstellung von „Raum“ geben wolltest. Kompliment: Das mit dem Apfel war eine kreative Idee! Wie steht es mit Dir? Möchtest Du vielleicht eine Ahnung von der vierten Dimension erhalten“?“. Begeistert stimmst Du der unsichtbaren Stimme zu. „Okay“, sagt die unsichtbare Stimme. „dann werde ich jetzt einen vierdimensionalen Apfel durch Deine Welt führe. Ach so, übrigens ist bei uns in der 4-D-Welt alles zehnmal grösser als in Deiner 3-D-„Welt. Also, aufgepasst.“ Langsam lässt das Wesen einen 4-D-Apfel durch Deine Welt sinken.
Mit offenem Mund verfolgst Du das Schauspiel – so etwas hast Du noch nicht gesehen. Nachdem Du Dich von dem 4-D-Wesen verabschiedet hast, beschliesst Du, ebenfalls einen Bericht über das gesehene zu schreiben, um Weltöffentlichkeit zu unterrichten.
Und nun die Fragen:
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Wie hat der Flachländer das Versenken des Apfels in seine Welt erlebt? Was hat er genau beobachtet?
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Wie hast Du das Versenken des 4-D-Apfels erlebt? Was hast Du genau beobachtet?