Flackerndes Licht bei Sturm? Warum?

Hallo, ihr Schlauen,

heute fragte mich meine Tochter, warum bei einen solchenden Sturm immer wieder mal das Licht kurz aus geht.

Ja, warum??? Es gibt ja kaum noch Kabel über der Erde, das meiste liegt bei uns in der Erde. Und sonst sind keine Geräte aus gegangen, Fernseher, Computer, Microwelle usw…alles ging, als das Licht kurz aus ging.

Kann uns das einer von euch erklären?

Übersteht die Nacht gut und dankeschön!
Uta

MOD: Titel archivtauglich gemacht

Hi,

heute fragte mich meine Tochter, warum bei einen solchenden
Sturm immer wieder mal das Licht kurz aus geht.

Ja, warum??? Es gibt ja kaum noch Kabel über der Erde, das
meiste liegt bei uns in der Erde.

Dennoch gibt es jede Menge Freileitungen und Umspanneinrichtungen, die Probleme bereiten können:
siehe: http://www.fugly.com/videos/1342/Lugo_SWR.html (die hatten gutes Wetter, nur so als Beispiel)

Wenn sich durch schlechte Wetterbedingungen ein Lichtbogen bildet, dann möchte man um alles in der Welt vermeiden, daß dieser sich von einer Freileitung in die Erdleitung frißt. Daher werden dann kurzfristig absichtliche Kurzschlüsse produziert, um den Lichtbogen zu löschen. Aber kurzfristig heißt im Millisekunden Bereich.

Und sonst sind keine Geräte
aus gegangen, Fernseher, Computer, Microwelle usw…alles
ging, als das Licht kurz aus ging.

All die schönen Geräte haben Netzteile, die eine gewisse Zeit Energie speichern müssen, weil die Wechselspannung sozusagen dauernd „ausgeht“ und wieder „eingeschaltet“ wird, 50 mal pro Sekunde. Die Innereien eines Computers wollen aber Gleichspannung.

Einer normalen Lampe ist das alles völlig egal. Daher reagiert sie (bezw. unser Auge) zügig auf Netzunterbrechungen.

mfg Ulrich

Hallo,

könntest Du das bitte noch genauer erklären?

Wenn sich durch schlechte Wetterbedingungen ein Lichtbogen
bildet, dann möchte man um alles in der Welt vermeiden, daß
dieser sich von einer Freileitung in die Erdleitung frißt.

Was ist ein Lichtbogen? Eine Strecke ionisierter Luft, die somit leitfähig ist? Wie kann sich das in eine Erdleitung fressen?

Daher werden dann kurzfristig absichtliche Kurzschlüsse
produziert, um den Lichtbogen zu löschen. Aber kurzfristig
heißt im Millisekunden Bereich.

Wer produziert die? Ein Mensch, der das sieht und dann irgendwas schaltet? Eine Automatik?

Einer normalen Lampe ist das alles völlig egal. Daher reagiert
sie (bezw. unser Auge) zügig auf Netzunterbrechungen.

Aber der Glühfaden einer Glühlampe ist doch ziemlich träge. Schwankungen im Millisekundenbereich dürften da eigentlich nicht auffallen.
Aber ich habe gestern auch gestaunt - das Licht hat geflackert, aber der Computer lief weiter.

Olaf

H wie Hola.

Wenn im Drehstromnetz Fehler (Erdschlüsse, Erdkurzschlüsse) auftreten, gibt es eine Reihe von Sicherungseinrichtungen, die dafür sorgen sollen, daß entsprechende Leitungen abgeschaltet werden. Man spricht auch von Netzschutz. Bei Wikipedia findet man eine kompakte Übersicht dazu.

Bei manchen Fehlerfällen kann nun ein Lichtbogen auftreten. Und diese Plasmastrecke entwickelt nunmal so gewaltige Temperaturen, daß die Betriebsmittel rasch zerstört werden können. Deswegen ist die Beherrschung aller Arten des Lichtbogens ein zentraler Punkt in den betreffenden Gefilden der Etechnik (und auch in jeder Betriebsmittel-Vorlesung).

Wird jetzt ein Fehler registriert mit Lichtbogen, greift eine AWE ein - eine Automatische Wiedereinschaltung. Diese unterbricht für einige Augenblicke, um danach wiedereinzuschalten. War es nur ein kurzer Fehler, so passiert jetzt nichts weiter. Tritt der Fehler nach dem ersten Einschalten jedoch immer noch auf, versucht es die Automatik erneut. Wenn es jetzt klappt, Glück gehabt. Ansonsten bleibt es in der Regel dunkel. Mehr als zwei bis drei ernsthafte Versuche gibts nicht.

MfG

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Also ich hätte das ganz laienhaft so erklärt:

Irgendwo ist was passiert, was dazu führte, dass zu wenig strom im netz ist. Das können sowohl durch kuzschlüsse ausgefallene trafos, umgewehte leitungen etc. sein.
Jetzt ist zu wenig strom da und das muss sich ja irgendwie bemerkbar machen. Deswegen flackert das licht ein wenig. Durch die geringe Reaktionszeit der Lampen flackern die zum Anfang nur. Sollte das Stromdefizit größer werden, ist dies sicher auch bei anderen geräten zu beobachten.
Sie könnten auch einige bereiche ganz abschalten, aber es ist wohl besser, wenn es bei allen ein wenig flackert, als wenn die hälfte keinen strom mehr hätte.

Gruß
Paul

Hallo Ihr,

ich danke euch sehr.

Sicher versteht meine Tochter die Antwort von Paul am besten.
Aber ich habe die anderen Antworten auch gut verstanden.

Also ein herzliches Dankeschön und bis zum nächsten Mal.
Uta

Hallo,

Ja, warum??? Es gibt ja kaum noch Kabel über der Erde, das
meiste liegt bei uns in der Erde. Und sonst sind keine Geräte
aus gegangen, Fernseher, Computer, Microwelle usw…alles
ging, als das Licht kurz aus ging.

Kann uns das einer von euch erklären?

Also von den WDR-Radionachrichten wurde „erklärt“, dass unter anderem die Freileitungen in so starke Schwingungen versetzt werden, dass sie sich berühren und es auch so zu Kurzschlüssen kommt. Nun, allzuviel verstehe ich nicht davon, aber dass die einzelnen Leiter unterschiedliche Spannungen haben (und es deswegen zu Problemem kommen kann), wusste ich auch nicht.

Dass nichts anderes flackert, hat wohl definitiv mit der Dauer des Ausfalls zu tun, denn : Dass sich bei mir (vor- siehe Uhrzeit!))gestern PC und TV zweimal so verhalten haben, als hätte ich auf „Reset“ bzw „Aus“ gedrückt, war alles andere als Einbildung. Und bei ersterem auch nicht so lustig - böser Sturm…
Ausserdem habe ich „live“ erlebt, wie die örtliche Tankstelle für eine Sekunde „offline“ war. Sehr beeindruckend, wie es völlig (auch die Strassenbeleuchtung, aber wirklich nur eine Sekunde) dunkel wurde, und die Leuchstoffröhren alle gleichzeitig (Tankstelle und Strassenbeleuchtung)wieder starteten. Hat den Dingern bestimmt nicht gutgetan - böser Sturm…

Andererseits: Das Dach ist noch da. (Zu uns)War er wohl doch nicht so böse, der Sturm…

Viele Grüsse!

Denis

H wie Hola.

Also von den WDR-Radionachrichten wurde „erklärt“, dass unter
anderem die Freileitungen in so starke Schwingungen versetzt
werden, dass sie sich berühren und es auch so zu Kurzschlüssen
kommt.

Ja, auch.

Eine andere Möglichkeit wäre, daß eine Freileitung reißt und auf den Boden fällt. Oder eine Freileitung verfängt sich in einem Ast.

… aber dass die
einzelnen Leiter unterschiedliche Spannungen haben (und es
deswegen zu Problemem kommen kann), wusste ich auch nicht.

Das stimmt auch nicht.

Zwischen jedem Leiter und der Erde gibt es die sogenannte Leiter-Erde-Spannung, auch Phasenspannung genannt. Daß sind übrigens die 230 V im Niederspannungsnetz.

Zwischen den einzelnen Leitern jedoch hast Du nicht die Leiter-Erde-Spannung, sondern die Leiter-Leiter-Spannung, sprich, die verkettete Spannung. Diese Spannung liegt um den Wurzel-3-fachen Wert höher, als die Leiter-Erde-Spannung.
Bei 230 V kommt man dann auf die berühmten SQRT(3) * 230 V = 400 V.

Der einzige Unterschied zwischen den Drehströmen bzw. Drehspannungen ist die versetzte Phasenlage: Die Ströme bzw. Spannungen sind jeweils zueinander um 120° phasenverschoben.
Zwischen den Drehströmen und den Drehspannungen gibt es eine Phasenverschiebung phi.

Bei einem einpoligen Erdkurzschluß (bspw.: eines der Leiterseile reißt und fällt zu boden, die beiden anderen Phasen bleiben unbehelligt) passiert es jetzt, daß sich jetzt der Sternpunkt der Drehspannungen verlagert und der fehlerhafte Leiter auf Erdpotential gezogen wird.

Dabei passiert mit den verketteten Spannungen gar nichts - die bleiben gleich. Jedoch bei den Phasenspannungen tut sich was: Die Spannung des kurzgeschlossenen Leiters bricht zusammen und geht gegen Null. Es fließt ein unangenehm hoher und gefährlicher Kurzschlußstrom.
Die Phasenspannungen der beiden gesunden Leiter erhöht sich durch die Sternpunktverlagerung jedoch auf den Wert der verketteten Spannung.

Deswegen ist es auch möglich, in solchen Fehlerfällen durchaus das Netz weiter zu betreiben (nicht ewig lange, aber über einen gewissen Zeitraum).
Man muß dann einfach nur fafür sorgen, daß der kurzgeschlossene Leiter rausgenommen wird, und beim Verbraucher alles über die zwei gesunden Phasen läuft. Wenn natürlich zwei Leiterseile der Drehstromfreileitung in Mitleidenschaft gezogen werden, siehts schlecht aus.

In dem Moment, wo nun ein solcher Fehler auftritt, wird der Netzschutz aktiv. Eine gewichtige Rolle spielt dann zusätzlich noch die Art und Weise der Sternpunkterdung des Drehstromnetzes. Da gibt es ja die kultigen Abkürzungen, NOSPE, KNOSPE, RESPE usw… Dahinter verbergen sich dann Dinge wie „Niederohmige Sternpunkterdung“, „Kurzfristig Niederohmige Sternpunkterdung“, „Resonanzsternpunkterdung“.
Je nach Fehlerart gibt es das ganze dann garniert mit Lichtbogen oder ohne.

Netzschutz:
http://de.wikipedia.org/wiki/Netzschutz

mögliche Fehler:
http://de.wikipedia.org/wiki/Fehlerarten_in_Drehstro…

Sternpunkterdung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sternschaltung

Die genannte AWE (Automatische Wiedereinschaltung) macht nun nichts anderes, als im Fehlerfall den oder die kranken Leiter abzuschalten, insbesondere wenn die bösen Lichtbögen im Spiel sind.
Und zwar wird abgeschaltet für eine festgesetzte kurze Zeitdauer (unterhalb einer Sekunde, Millisekundenbereich). Dann wird wieder zugeschaltet - es kann ja sein, der Fehler lag nur kurzfristig vor, und die Leiterseile berühren sich bspw. nicht mehr, oder der Ast ist wieder von der Freileitung weg.

Ist nun der Fehler verschwunden, läuft alles ganz normal weiter, bis zum nächsten Fehlerfall. Ist nach der ersten Wiedereinschaltung der Fehler jedoch immer noch vorhanden, so wird dieses Spiel von der AWE erneut durchgeführt. Jedoch höchstens dieses zweite Mal, allerhöchstens ein drittes Mal. Ist der Fehler dann nicht weg, handelt es sich folgerichtig um ein dauerhaftes Problem.
Dann bleibt es dunkel.

Mit zuwenig Strom im Netz (siehe Paul) hat das also in diesem Falle alles nichts zu tun.

viele Grüße

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