Flamen und Wallonen

Hallo!

In Belgien gibt’s doch genannte zwei Volksgruppen (plus eine deutsche Minderheit). Mich würde mal interessieren, was sich deren politische „Hardliner“ eigentlich wünschen.
Hintergrund: Ich meine doch, dass es in Belgien bei beiden Volksgruppen extremere politische Flügel gibt. Was wollen die? Jeder Gruppe das eigene Belgien? Oder „Anschluss“ an die Niederlande respektive Frankreich? Oder soll die staatliche Einheit erhalten bleiben, jedoch beide Partner relativ autonom sein?

Ich weiß, ist sehr verallgemeinert gefragt, aber vielleicht wisst ihr ja was dazu!

Danke schon mal!
Thomas

Hallo,
um es ganz krass auszudrücken will Flandern ein selbstständiger Staat werden und Wallonien sich Frankreich anschliessen. Anschluss an die Niederlande kommt für die Flamen nicht in Frage, die sind eher für ein Grossflandern unter Rückholung der Gebiete, die einmal einen flämischen Dialekt hatten, also Veränderung von Grenzen.
Dies sind aber nur Extremistenmeinungen, bei den Flamen haben sie aber doch bei den letzten Wahlen den etablierten Parteien das Fürchten gelernt. Anschluss an Frankreich bei den Wallonen ist sehr minoritär, ich glaube die haben 1 Komma noch was Prozent bekommen. Der Vlaams Blok kann allerdings zu einer Gefahr für den belgischen Staat werden, denn in etlichen Abstimmungskreisen hat er die meisten Stimmen bekommen. Und diese Partei ist rechtsradikal. So nach dem Motto Ausländer raus, wir brauchen „law and order“ etc.
Die Regionalisierung hat viel gekostet, kostet immer noch viel und dient nur dazu um irgendwelche politische Freunde in gut bezahlte Positionen zu hieven. Die vor der Regionalisierung abgeschlossenen Abkommen wurden nicht eingehalten, so sollte Brüssel als Ausgleich für den vom belgischen Staat bezahlten Ausbaus des Hafens Zeebrugge eine Kläranlage bekommen. Fiel nach der Regionalisierung hinten runter. Jetzt baut die Region Brüssel auf eigene Kosten die entsprechenden Anlagen.
Ist an sich ein Trauerspiel, wenn ich das in der Zeitung verfolge.
Gruss
Rainer

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Hallo Thomas,

Ich habe sechs Jahre lang in Belgien gelebt (Studium) und das reicht mir für mein ganzes Leben. Das Thema Flamen und Wallonen ist ein leidiges Thema, das nicht zu lösen ist. Zu unterschiedlich sind die beiden Kulturen. Wasser und Öl können bekanntlich auch nicht vermischt werden.

Gewiss die reichen Flamen - und die Rechtsextremen voran - würden die Abspaltung von den deutlich ärmeren Wallonen begrüssen, aber ob Sie dann alleine zurechtkämen sei mal dahingestellt.

Über das Thema Abspaltung von Belgien in zwei unabhängige Staaten, habe ich schon viel mit Belgiern diskutiert und die Kernaussagen waren stets, dass Belgien irgendwann getrennt gehört, man habe zwei völlig unterschiedliche Kulturen zusammen gebracht, die partout nichts miteinander anfangen können.

Stimmt eigentlich! Man muss sich vorstellen, dass der belgische Staat alleine schon wegen der Sprachen alle Schilder in flämisch und französisch anfertigen muss (doppelte Kosten für ein- und dasselbe), vom enormen Behördenaufwand gar nicht zu reden.

Belgien ist an sich ein sehr schönes Land, aber diese unlösbaren Probleme und Konflikte verderben das alltägliche Leben in Belgien. Wer bei den Flamen z. B. französisch spricht, wird überhaupt nicht beachtet. Dir funkelt dann schon fast der pure Hass der Flamen entgegen. Deutsch kommt bei den Flamen dagegen sehr gut an.

Thema Steuern in Belgien: Ich habe mal mit einem Top-Manager von General Motors in Belgien gesprochen, der meinte, dass er zwar gut verdiene, aber der Belgische Staat nehme Ihm 72 Prozent (leider die Wahrheit) Steuern von seinem Gehalt weg…

Gruß

Christian