Flasche friert beim öffnen

Hallo zusammen,
das folgende Phänomen (oder schreibt man neuerdings Fenomen???) kennt wohl jeder. Szenario: Es ist Sommer und wieder mal heiß wie im Backofen. Man verspürt den ungeheuren Drang dazu eine Flasche mit seinem Lieblingsgetränk (es muss allerdings Kohlensäurehaltig sein) ins Eisfach zwecks Kühlung zu legen. Nach ungefähr zwei Stunden ist es dann soweit, voller Vorfreude holt man sein Lieblingsgetränk aus der Truhe, öffnet es und schwupps- kann man zusehen wie das kalte Nass in der Flasche gefriert!

Jetzt meine Frage wie kommt das? Vorher alles Flüssig ohne erkennbare Gefrorenheit, aber beim öffnen friert es.
Hat das was mit dem Druckausgleich zu tun? Was hat die Kohlensäure damit zu schaffen?

Bin für jede physikalische Erklärung dankbar und verbleibe mit durstigen Grüßen

Christoph

Bin für jede physikalische Erklärung dankbar und verbleibe mit
durstigen Grüßen

Unterkühlte Flüssigkeit.
das Bier (oder was auch immer) war bereits unter seine Gefriertemperatur abgekühlt, aber Mangels eines Kristallisationskeims noch nicht gefroren
Beim Öffnen sinkt der Druck schlagartig und es enstehen jede Menge Gasblasen. Rund um diese beginnt die Flüssigkeit recht schnell zu gefrieren. Dabei erwärmt sie sich übrigens.
Dasselbe Prinzip steckt auch in den „Handwärmern“, zu denen es auch eine FAQ gibt.

LG
Stuffi

Hallo,

Jetzt meine Frage wie kommt das? Vorher alles Flüssig ohne
erkennbare Gefrorenheit, aber beim öffnen friert es.
Hat das was mit dem Druckausgleich zu tun? Was hat die
Kohlensäure damit zu schaffen?

Ja.

  1. Beim ausströmen des Gases sinkt der Druck und damit die Temperatur.
  2. Bei höherem Druck haben Stoffe auch einen höheren Schmelzpunkt.

Grüße,
Moritz

OK, das mit dem Druck war mir halbwegs klar. Wenn ich das richtig verstanden hab, ist der Hauptgrund dafür, dass das Zeugs friert, das sich beim Öffnen Bläschen bilden, die als Keime zur Kristallbildung dienen. Deshalb passiert der Spaß wohl auch nicht mit „normalem“ Wasser.

Super Sache, danke für die schnellen Antworten

Unterkühlt?
Hallo!

Ich denke nicht, daß die Flüssigkeit bereits unterkühlt ist. Dann würde ein leichtes Schütteln genügen, damit die Flüssigkeit gefriert ohne daß man die Flasche öffnet. Meiner Erfahrung nach passiert des Gefrieren erst nach dem Öffnen der Flasche.
Meine Erklärung wäre die, daß das expandierende Kohlendioxid das System einfach abkühlt und damit den Gefrierpunkt unterschreitet.
Wenn ich mich noch recht erinnere ist in einem abgeschlossenen System Druck * Volumen / Temperatur eine Konstante. Da der Vorgang recht schnell vor sich geht, kann man vereinfachend annehmen, daß keine Wärmeenergie mit der Umgebung ausgetauscht wird. Weil nun der Druck des CO2 abnimmt, muß auch die Temperatur absinken.
Die Kühlwirkung von expandieren Gasen kann jeder selbst erfahren, der Gas aus einer Druckflasche ausstömen lässt. Auch die gefrorenen Hosenbeine des Bauarbeiters mit dem Presslufthammer zeugen von diesem physikalischen Effekt.

Gruß,

Thomas.

Unterkühlt!
Hallo,

die Flüssigkeit muss unterkühlt gewesen sein, denn der Vorgang läuft sehr schnell ab und eine Abühlung erst beim Öffnen wurde sich nur langsam durch die Flüssigkeit ziehen. Außerdem sind die Effekte, die zu einer Abkühlung führen würden zu klein, um der Flüssigkeit die erforderlich Energie zu entziehen.

Gruß
Oliver

Hallo!

Meine Erklärung wäre die, daß das expandierende Kohlendioxid
das System einfach abkühlt und damit den Gefrierpunkt
unterschreitet.

Nehmen wir an, du hast recht. Nehmen wir weiterhin an, beim Öffnen sind 20% des Wassers gefroren. Wasser hat eine Kristallisationswärme von ca. 330 kJ/kg. Dh, dass beim Öffnen laut deiner Theorie durch die Ausdehnung des CO2 ca 66 kJ/kg Wasser verbraucht werden, da ja 20% gefrieren.

Dieser Effekt müsste aber selbstverständlich auch bei handwarmem Wasser existieren. Wasser hat eine spez. Wärmekapazität von 4,2 kJ/kg. Ergo müsste sich das Wasser beim Öffnen der Flasche um 16K (66/4,2) abkühlen. Beim Öfnnen einer Flasche von Zimmertemperatur (20°C) wüdre deren Inhalt also schlagartig auf rund 5°C abkühlen. Wir bräuchten also keine Kühlschränke mehr. Da das noch niemand bisher beobachtet hat, dürfte deine Annahme wohl falsch sein. qed.

Wenn ich mich noch recht erinnere ist in einem abgeschlossenen
System Druck * Volumen / Temperatur eine Konstante. Da der
Vorgang recht schnell vor sich geht, kann man vereinfachend
annehmen, daß keine Wärmeenergie mit der Umgebung ausgetauscht
wird. Weil nun der Druck des CO2 abnimmt, muß auch die
Temperatur absinken.

Hier liegt ein Denkfehler vor. Es ist ein Unterschied, ob das Gas tatsächlich expandiert oder ob es aus einer Lösung ausperlt. Nur ein Teil des CO2 liegt in der Flasche in komprimierter Form vor, der größere Teil ist gelöst.

Die Kühlwirkung von expandieren Gasen kann jeder selbst
erfahren, der Gas aus einer Druckflasche ausstömen lässt. Auch
die gefrorenen Hosenbeine des Bauarbeiters mit dem
Presslufthammer zeugen von diesem physikalischen Effekt.

Und welche Menge Eis ist da an den Hosenbeinen? Und welche Menge Pressluft wurde dafür benötigt? Und unter welchem Druck stand das vor der Expansion? Das sind doch alles ganz andere Dimensionen als so eine kleine Flasche mit Wasser und gerade mal 1-2 g gelöstem CO2!

Gruß, Niels

Leistungsbetrachtung
Hi,

Beim Öfnnen einer
Flasche von Zimmertemperatur (20°C) wüdre deren Inhalt also
schlagartig auf rund 5°C abkühlen.

Sehr geschickt argumentiert!

Interessant ist auch sich mal die erforderliche Kühlleistung anzusehen:
Angenommen ein Liter Sprudel gefriert beim Öffnen schlagartig, sagen wir innerhalb 0,3 Sekunden. Da Eis eine Schmelzwärme von 330kJ/kg hat, wäre die Kühlleistung des Prozesses:

P = 330kJ/0,3s = 1MW !

Es ist wohl kaum anzunehemn, dass die paar Bläschen eine solche Leistung aufnehmen können.

Gruß
Oliver

Hallo Christoph,

also, hier schreibt ein Nicht-Physiker mit rudimentären Physik-Kenntnissen:
Das funktioniert auch ohne Kohlensäure. Eis hat ein größeres Volumen als die gleiche Menge flüssiges Wasser (Kleinstes Volumen bei +4°C). Da sich durch die geschlossene Flasche das Wasser nicht ausdehnen und damit zu Eis werden kann, bleibt es flüssig. Beim Öffnen der Flasche kann es sich dann ausdehnen und wird schlagartig zu Eis.
Nach demselben Prinzip funktionieren auch Schlittschuhe: Beim Druck auf das Eis wird dieses kurzzeitig zu flüssigem Wasser, und der Schlittschuh gleitet darauf.

Schöne Grüße
Thomas

Hallo,

Das funktioniert auch ohne Kohlensäure. Eis hat ein größeres
Volumen als die gleiche Menge flüssiges Wasser (Kleinstes
Volumen bei +4°C). Da sich durch die geschlossene Flasche das
Wasser nicht ausdehnen und damit zu Eis werden kann, bleibt es
flüssig. Beim Öffnen der Flasche kann es sich dann ausdehnen
und wird schlagartig zu Eis.

Das könnte durchaus seinn, aber wenn man es mal nachrechnet, sieht man, dass der Druck, den die Flasche noch aushalten kann, bei weitem nicht ausreicht, um den Schmelzpunkt so weit runter zu setzen.

Nach demselben Prinzip funktionieren auch Schlittschuhe: Beim
Druck auf das Eis wird dieses kurzzeitig zu flüssigem Wasser,
und der Schlittschuh gleitet darauf.

Leider ein populärer Irrtum. Auch hier reicht der Druck nicht aus.

Gruß
Oliver