Fleisch gar=grau

Hi,

woran liegt das eigentlich, daß Fleisch gerade dann, wenn es gar ist, seine Farbe ändert (meist zu grau) bzw. andersrum?

Ist es gar, WEIL es seine Farbe (also quasi eine Definition) geändert hat, oder steckt da was anderes hinter? Z.B. es ist gar, weil es über x Grad heiß geworden ist (Stichwort Wasserentzug).?

Bin mal gespannt.

Gruß
Christian

Hallo Christian,

deine Frage ist schon recht interessant. Sie passt sicher besser ins Biobrett - doch sollte das Wissen um manche Dinge, hier keinem den Appetitt verderben *g*

Zunächst sieht frisches, rohes Fleisch schön rot aus, bedingt durch das wenige Blut. Die Farbe kommt vom roten Blutfarbstoff, dem Hämoglobin + Sauerstoff.

Hierbei handelt es sich um eine Verbindung zwischen Globin (Protein) und Häm (eisenhaltige Farbstoffkomponente).
Durch Sauerstoffbindung wird das Hämoglobin (Hb) auch in unserem Körper stets hellrot (Oxidation) = z. B. arterielles Blut, und durch CO2-Bindung wird das Hb und damit das Blut dunkel- bis schwärzlich rot (Venenblut ist sauerstoffarm).
Durch richtiges Atmen und gute Sauerstoffaufnahme, z. B. beim Sport, können wir dafür sorgen, dass auch unser Blut insgesamt eher hellrot ist.

In der Bakteriologie kennt man den Vergleich zwischen schönen, hellroten Blut-Agarplatten und den eher grau-rot-braunen Kochblut-Agarplatten für die Bakterienanzucht.

Wenn das Fleisch gekocht oder gebraten wird, wird duch Erhitzen Sauerstoff entfernt, sodass die hellrote Farbe verloren geht.

Ein Abbauprodukt des Hämoglobins ist übrigens das Bilirubin, welches eine bräunliche Farbe hat. Die Eiweißstrukturen im Fleisch werden außerdem durch Erhitzen denaturiert. Hierbei mischt sich dann weißliches Koagulat mit sehr wenig bräunlichem Hb-Abbauprodukt, sodass die graue Farbe dabei herauskommt.

Viele Grüße, Renate

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

gar=?
Hallöli Renate,

so in etwa hatte ich mir das vorgestellt. Daher komme ich jetzt zu der Bonusfrage: Was bedeutet denn „gar“ eigentlich für uns? Ob in dem Fleisch letztlich Sauerstoff drin ist oder nicht, kann uns ja eigentlich egal sein.

Ich hatte ja eigentlich auf den Entzug von Wasser getippt (jaja, lang ist´s her mit Bio), der ja dann eine gewisse Fleischtemperatur bedeuten würde, also das Abtöten z.B. von Bakterien zur Folge hätte. Nicht umsonst soll man ja Geflügelfleisch nur gar verzehren, was eigentlich immer mit Salmonellen in Verbindung gebracht wird.

Wenn die Farbveränderung vom Sauerstoffentzug kommt, was bringt uns dann die Erhitzerei überhaupt (abgesehen davon, daß manches Fleisch dadurch zarter wird, ich nehme mal an, durch die von Dir angesprochene Veränderung der Eiweißstruktur)?

Gruß
Christian,

der schon mal seinen Herd bei ebay versteigert.

Zunächst sieht frisches, rohes Fleisch schön rot aus, bedingt
durch das wenige Blut. Die Farbe kommt vom roten
Blutfarbstoff, dem Hämoglobin + Sauerstoff.

Hierbei handelt es sich um eine Verbindung zwischen Globin
(Protein) und Häm (eisenhaltige Farbstoffkomponente).
Durch Sauerstoffbindung wird das Hämoglobin (Hb) auch in
unserem Körper stets hellrot (Oxidation) = z. B. arterielles
Blut, und durch CO2-Bindung wird das Hb und damit das Blut
dunkel- bis schwärzlich rot (Venenblut ist sauerstoffarm).
Durch richtiges Atmen und gute Sauerstoffaufnahme, z. B. beim
Sport, können wir dafür sorgen, dass auch unser Blut insgesamt
eher hellrot ist.

In der Bakteriologie kennt man den Vergleich zwischen schönen,
hellroten Blut-Agarplatten und den eher grau-rot-braunen
Kochblut-Agarplatten für die Bakterienanzucht.

Wenn das Fleisch gekocht oder gebraten wird, wird duch
Erhitzen Sauerstoff entfernt, sodass die hellrote Farbe
verloren geht.

Ein Abbauprodukt des Hämoglobins ist übrigens das Bilirubin,
welches eine bräunliche Farbe hat. Die Eiweißstrukturen im
Fleisch werden außerdem durch Erhitzen denaturiert. Hierbei
mischt sich dann weißliches Koagulat mit sehr wenig
bräunlichem Hb-Abbauprodukt, sodass die graue Farbe dabei
herauskommt.

Viele Grüße, Renate

Hallo Christian,

du gibst mir aber „harte Nüsse“ zu knacken :smile:

so in etwa hatte ich mir das vorgestellt. Daher komme ich
jetzt zu der Bonusfrage: Was bedeutet denn „gar“ eigentlich
für uns?

Da ich nur „laienhafte Köchin“ bin (hoffentlich melden sich noch die Profi-Köche zu Wort), versuch ich’s mal philosophisch:
Wenn Braten, Kochen, Backen, usw. zu den Garungs- oder Garmachungsarten zählen, so ist das Ziel doch, etwas fertig durchzugaren, bis es „weich gekocht“ ist, während der Ausdruck „halbgar“ das Gemüse bissfest belässt und „halbgares“ Fleisch ist innen evt. noch blutig, wobei es dann auch nicht vollständig durchgegart (gekocht) war, weshalb manche Keime, z. B. die zitierten Salmonellen gute Überlebens-Chancen haben.

Ich hatte ja eigentlich auf den Entzug von Wasser getippt

Der Wasserentzug spielt eine andere Rolle, denn der Kollagen(faser)gehalt bestimmt mit, ob ein Fleischstück zart ist oder zäh: Je mehr Kollagen im Fleisch ist, desto zäher wird es bei Wasserverlust.
So erklärt sich, warum zum Kurzbraten nur kollagenarme Muskelstücke (Lende, Filet, Hüfte) genommen werden. Die hohen Temperaturen, denen das Fleisch beim scharfen Anbraten
ausgesetzt wird, würde bindegewebsreiches Fleisch sehr schnell verhärten. Fleischstücke mit höherem Kollagengehalt gart man stattdessen z. B. durch Schmoren, also unter Zusatz von Wasser. Die Schmorflüssigkeit kompensiert einerseits den Wasserverlust des Gewebes, andererseits werden beim Schmoren wesentlich niedrigere Temperaturen erreicht als beim Braten, nur um ca. 100 Grad.

Wenn die Farbveränderung vom Sauerstoffentzug kommt,

Was passiert aber beim Pökeln von Fleisch und Wurst?
Abgesehen davon, dass sie haltbarer werden und das Keimwachstum gehemmt wird, behält das Fleisch durch das Natriumnitrit auch seine rote Farbe!!

Kleiner Ausflug per Suchmaschine sagt mir:
(Zitat)
Das Nitrit reagiert im schwach sauren Milieu der Fleischerzeugnisse sofort zu Stickoxyd (NO). Der Zusatz von Ascorbinsäure (Vitamin C) beeinflusst die Reaktion positiv. Stickoxyd reagiert mit dem Fleischfarbstoff zum stabilen Pökelrot.

was

bringt uns dann die Erhitzerei überhaupt (abgesehen davon, daß
manches Fleisch dadurch zarter wird,

Manch ein Rinderbraten braucht seine 1 1/2 bis 2 stündige Garzeit, weil u. a. die Kollagenfasern darin solange brauchen, um ihre Zähigkeit zu verlieren (siehe oben).
Zum anderen werden Keime vernichtet (z. B. Salmonellen). So werden Botulinustoxine vom Bazillus „Clostridium botulinum“ (stärkstes Gift!) schon nach einer 2-minütigen Garung bei mindestens 100°C inaktiviert.
Nicht erschrecken, aber auch evt. vorhandene Bandwurmeier werden durch gründliches Durchgaren besser zerstört, als durch das oft empfohlene Einfrieren, was oft nur Teilerfolge bringt. Es gibt viele Leute, die rohes Hackfleisch verzehren, was in manchen Gegenden sehr problematisch sein kann, in Deutschland ist man dagegen „ziemlich“ sicher.

Uff, das war alles was mir dazu einfällt :smile:

Gruß, Renate

Hallo Christian,

gar würde ich bezeichnen als einen Zustand, in dem insbesondere Gemüse und Fleisch für den Menschen verdaubar wird ; etliche Nährstoffe werden durch den Garprozess erst für die Verdauung aufgeschlossen oder aufschliessbar. Teilweise werden Lebensmittel dadurch sogar erst geniessbar (Bohnen). Kartoffeln könnte man sicher auch roh essen, aber an die Stärke, wie sie in der rohen Kartoffel vorliegt, ist schwer dranzukommen; ausserdem wird man nicht die Mengen essen können, in denen man gegarte Kartoffeln essen kann (eben weil der Veerdauungstrakt schwer zu arbeiten hat, die rohe Kartoffeln aufzuschlissen).

Beim Fleisch kommt hinzu, dass das Fleisch i.A. durch das Garen weicher werden soll (es werden wieder die Eiweissketten denaturiert, wodurch sich die Struktur des Fleisches „lockert“; das Fleisch ist nicht mehr so zäh (erst recht bei „minderwertiger“ Fleischqualität). Steaks z.B. gibt es allerdings in unterschiedlichen Gargraden, von blutig bis ganz durch gebraten. Für blutige Steaks braucht man aber eine sehr gute Qualität, denn sonst kaut mn lange darauf herum, und das Fleisch liegt einem lange im Magen.

Das Garen hat erst in zweiter Linie damit zu tun, dass auch Krankheitserreger abgetötet werden (z.B. Würmer in Fischen, Salmonellen bei Hähnchen, allerdings keine&gt:stuck_out_tongue_winking_eye:rionen).

Weiterhin guten Appetit,
Deborah

Kartoffeln/gar od. nicht gar, das ist die Frage
Hi,

Kartoffeln könnte man sicher auch roh essen,

ich kenne es eigentlich so, daß rohe Kartoffeln giftig sind, weil auch ihre unterirdischen Knollen das Gift Solanin enthalten (wie bei allen Nachtschattengewächsen=Solanaceae, wobei die aber auch noch andere Giftstoffe enthalten können).

http://www.botanikus.de/Beeren/Kartoffeln/kartoffeln…

aber an die
Stärke, wie sie in der rohen Kartoffel vorliegt, ist schwer
dranzukommen; ausserdem wird man nicht die Mengen essen
können, in denen man gegarte Kartoffeln essen kann (eben weil
der Veerdauungstrakt schwer zu arbeiten hat, die rohe
Kartoffeln aufzuschlissen).

Beim Fleisch kommt hinzu, dass das Fleisch i.A. durch das
Garen weicher werden soll (es werden wieder die Eiweissketten
denaturiert, wodurch sich die Struktur des Fleisches
„lockert“; das Fleisch ist nicht mehr so zäh (erst recht bei
„minderwertiger“ Fleischqualität). Steaks z.B. gibt es
allerdings in unterschiedlichen Gargraden, von blutig bis ganz
durch gebraten. Für blutige Steaks braucht man aber eine sehr
gute Qualität, denn sonst kaut mn lange darauf herum, und das
Fleisch liegt einem lange im Magen.

Das Garen hat erst in zweiter Linie damit zu tun, dass auch
Krankheitserreger abgetötet werden (z.B. Würmer in Fischen,
Salmonellen bei Hähnchen, allerdings
keine Prionen).

Da haben wir ja eigentlich das Problem: Was landläufig gar ist (also die Farbe entsprechend geändert hat), erreicht den eigentlichen Zustand „gar“ im Sinne von gut durcherhitzt (Renate sprach von 2 Minuten) gar :wink: nicht.

Gar nicht so einfach, das ganze. Immer wieder wichtig, sich über die banalen Sachen auch mal Gedanken zu machen.

Gruß
Christian

Die zwei ‚gars‘.
Hi,

du gibst mir aber „harte Nüsse“ zu knacken :smile:

so soll es sein. Das ist ja schließlich kein Spaß hier.

Wenn Braten, Kochen, Backen, usw. zu den Garungs- oder
Garmachungsarten zählen, so ist das Ziel doch, etwas fertig
durchzugaren, bis es „weich gekocht“ ist, während der Ausdruck
„halbgar“ das Gemüse bissfest belässt und „halbgares“ Fleisch
ist innen evt. noch blutig, wobei es dann auch nicht
vollständig durchgegart (gekocht) war, weshalb manche Keime,
z. B. die zitierten Salmonellen gute Überlebens-Chancen haben.

Da stellt sich die Frage, ob denn dann einfaches „gar sein“ dafür schon ausreicht. Wie ich in meiner Antwort an Deborah schon schrieb, wird doch mit Sicherheit das einfache „grau sein“ nicht ausreichen. Mit Sicherheit wird die entscheidende Temperatur in der Mitte des Fleisches dann noch nicht erreicht sein. Wann, d.h. bei welcher Temperatur, wird denn das Hämoglobin „hingerichtet“, so daß die Farbänderung ereicht wird?

Wenn die Farbveränderung vom Sauerstoffentzug kommt,

Das Nitrit reagiert im schwach sauren Milieu der
Fleischerzeugnisse sofort zu Stickoxyd (NO). Der Zusatz von
Ascorbinsäure (Vitamin C) beeinflusst die Reaktion positiv.
Stickoxyd reagiert mit dem Fleischfarbstoff zum stabilen
Pökelrot.

Ja, das kommt mir aus meiner Zeit als NItrit-Freak noch bekannt vor. Da gab es mal so eine „Jugend forscht“-Geschichte in meiner Vergangenheit.

Manch ein Rinderbraten braucht seine 1 1/2 bis 2 stündige
Garzeit, weil u. a. die Kollagenfasern darin solange brauchen,
um ihre Zähigkeit zu verlieren (siehe oben).
Zum anderen werden Keime vernichtet (z. B. Salmonellen). So
werden Botulinustoxine vom Bazillus „Clostridium botulinum“
(stärkstes Gift!) schon nach einer 2-minütigen Garung bei
mindestens 100°C inaktiviert.

Da haben wir das Problem. Im Innern eines Hähnchenbrustfilets wirds wahrscheinlich nicht 2 Minuten lang über 100° heiß sein, jedenfalls nicht, wenn ich mich nach der Fleischfarbe richte.

Nicht erschrecken, aber auch evt. vorhandene Bandwurmeier
werden durch gründliches Durchgaren besser zerstört, als durch
das oft empfohlene Einfrieren, was oft nur Teilerfolge bringt.

Einfrieren halte ich eher für die Lösung des Volksmundes. die Eier überleben doch auf freier Wildbahn ganz gut. Nur daß es eben im Gefrierfach gelegentlich etwas kälter wird.

Es gibt viele Leute, die rohes Hackfleisch verzehren, was in
manchen Gegenden sehr problematisch sein kann, in Deutschland
ist man dagegen „ziemlich“ sicher.

Bei Schweinehack empfiehlt sich das schon aufgrund der Trichinen nicht, wenn ich mich das recht erinnere.

Uff, das war alles was mir dazu einfällt :smile:

Schon gar nicht schlecht.

Kann man also festhalten, daß „gar“ der Sache nach, eigentlich gar nicht durch die Verfärbung angezeigt wird? Vielleicht ist das (die Verfärbung) eher eine Art Frühindikator? Dann wirds natürlich schwierig den Zustand „gar“ zu erkennen, wenn ich nicht jedem Stückchen das Bratentermometer reinkammen will.

Danke erstmal und Gruß
Christian

Garzeiten
Hallo Deborah,

schöne Grüße von B nach B

Jetzt macht er uns aber so richtig fertig :smile:

Hi Christian,

Da haben wir ja eigentlich das Problem: Was landläufig gar ist
(also die Farbe entsprechend geändert hat), erreicht den
eigentlichen Zustand „gar“ im Sinne von gut durcherhitzt
(Renate sprach von 2 Minuten) gar :wink: nicht.

Diese 2 Minuten beziehen sich (siehe mein Posting) speziell auf das starke Botulinum-Gift, was in Wurst und Fleisch durch den Bazillus „Clostridium botulinum“ gebildet werden kann, und welches nur dann zerstört wird, wenn diese 100°C auch tatsächlich im gesamten Gargut über diese Zeit hinweg erreicht oder überschritten werden!
(Ich merke schon, ich argumentiere beamtenmäßig *g*)

Jedes Gift und jeder Keim, ob Bakterium, Virus, Pilz oder auch Prionen haben ihre eigenen Kriterien, unter deren Berücksichtigung wir ihnen den Garaus machen können - oder auch nicht (siehe Deborahs Beispiel: die Prionen).

Gruß, Renate

Und keine Ende oder: Die böse Praxis vs. Theorie!
Hallo Mädels,

Hallo Deborah,

schöne Grüße von B nach B

Jetzt macht er uns aber so richtig fertig :smile:

hab ich ja gar nicht vor (eigentlich).

Da haben wir ja eigentlich das Problem: Was landläufig gar ist
(also die Farbe entsprechend geändert hat), erreicht den
eigentlichen Zustand „gar“ im Sinne von gut durcherhitzt
(Renate sprach von 2 Minuten) gar :wink: nicht.

Diese 2 Minuten beziehen sich (siehe mein Posting) speziell
auf das starke Botulinum-Gift, was in Wurst und Fleisch durch
den Bazillus „Clostridium botulinum“ gebildet werden kann, und
welches nur dann zerstört wird, wenn diese 100°C auch
tatsächlich im gesamten Gargut über diese Zeit hinweg erreicht
oder überschritten werden!
(Ich merke schon, ich argumentiere beamtenmäßig *g*)

Nein nein, keine Sorge, ich teile ja Deine Ansicht, bloß, wenn sich die Farbe des Fleisches schon vorher ändert, wie kann ich erkennen, daß das fiese Kleinzeug wirkich tot ist? Mal abgesehen, davon daß

Jedes Gift und jeder Keim, ob Bakterium, Virus, Pilz oder auch
Prionen haben ihre eigenen Kriterien, unter deren
Berücksichtigung wir ihnen den Garaus machen können - oder
auch nicht (siehe Deborahs Beispiel: die Prionen).

Unbestritten. Aber nochmal: Wenn die Farbe des Fleisches doch kein Signal dafür sein kann, ob´s gar ist oder nicht, wie macht Ihr das dann in der Paxis? Ihr bratet doch bestimmt nicht, bis Ihr den Aschehaufen aus der Pfanne mit dem Staubtuch entfernen könnt. Dann würde ich es nämlich auch nicht mehr sooo gerne essen. (Mal abgesehen davon, daß Ihr nach der heutigen Diskussion sowieso nicht mehr für mich kochen würdet.)

Oder mache ich es wie bisher: Wenn es innen nicht aussieht wie auf der Blutbank, runter damit?

Fragende Grüße
Christian,
der sich heute einen fleischlosen Klassiker gönnt: Spiegeleier, Spinat und Kartofeln. Und da ich das fleisch(!)gewordene Ihhhh!! quasi schon sehen kann: Irgendwie war mir heute danach.

Hi,

du gibst mir aber „harte Nüsse“ zu knacken :smile:

so soll es sein. Das ist ja schließlich kein Spaß hier.

Ein bisschen Spaß muss sein! *g*

Da stellt sich die Frage, ob denn dann einfaches „gar sein“
dafür schon ausreicht. Wie ich in meiner Antwort an Deborah
schon schrieb, wird doch mit Sicherheit das einfache „grau
sein“ nicht ausreichen. Mit Sicherheit wird die entscheidende
Temperatur in der Mitte des Fleisches dann noch nicht erreicht
sein. Wann, d.h. bei welcher Temperatur, wird denn das
Hämoglobin „hingerichtet“, so daß die Farbänderung ereicht
wird?

Um ehrlich zu sein - darüber habe ich bis jetzt noch nicht nachgedacht und auch noch nichts in mediz. Fachzeitschriften gelesen, :wink:). (ist also doch eine Frage fürs Biobrett?)

Aber wie bei allen Proteinen wird es so sein: Erwärmt man sie auf eine Temperatur von über 60°C, so wird infolge der starken Wärmebewegung ihre Struktur zerstört. Das Protein ist damit denaturiert.

So

werden Botulinustoxine vom Bazillus „Clostridium botulinum“
(stärkstes Gift!) schon nach einer 2-minütigen Garung bei
mindestens 100°C inaktiviert.

Da haben wir das Problem. Im Innern eines Hähnchenbrustfilets
wirds wahrscheinlich nicht 2 Minuten lang über 100° heiß sein,
jedenfalls nicht, wenn ich mich nach der Fleischfarbe richte.

Allein nach der äußeren Fleischfarbe zu urteilen, kann trügerisch sein. Mit der Zeit macht jeder seine Erfahrungen, aus denen er lernt. Wer kennt das nicht, dass das dicke Halskotelett oder die Bratwurst etwas scharf angebraten - außen fertig aussehen - aber innen noch rosa sind -?
Damit ein Braten innen auch „durch“ ist, gibt es ja die Faustregel: pro Zentimeter Dicke eine Viertelstunde Garzeit. Je dicker der Braten ist, um so länger dauert die Garzeit.

Zum Abtöten der Salmonellen muss die Temperatur im Inneren der Speisen über 75°C betragen. Sie gehören zu den „anspruchsvollen Keimen“.

Und die anaerob wachsenden Clostridien wird man kaum im frischen Hähnchen haben. Fleisch- und Wurstkonserven kommen schon eher in Frage.

Bei Schweinehack empfiehlt sich das schon aufgrund der
Trichinen nicht, wenn ich mich das recht erinnere.

Ich finde es auch interessant, wie viele Leute genüsslich Schweinemettbrötchen essen können.

Erhitzen >65°C tötet Trichinen ab oder wirklich 20 Tage bei -23°C einfrieren!
Trichinenbeschau ist bei uns obligatorisch, Bandwurmfinnen können dann auch gefunden werden.
Aber alles kann man nicht finden, ein Restrisiko ist immer da, wenn man rohes Mett verzehrt:
Aus 11 Städten Nordrhein-Westfalens (NRW) wurden im Zeitraum November 1998 bis März 1999 mehr als 50 Trichinose-Fälle beim Menschen gemeldet! Gut, es handelte sich um ein gehäuftes Auftreten. In D ist man „relativ sicher“.
In Russland (Region Kievskaya / Krasnodar) haben sich während einer Feier Mitte Dezember/2000 über 448 Menschen mit Trichinen infiziert…

Grüße

Renate

Hallo Christian,

bis du diese Diskussion angefangen hast, habe ich mir schon lange Zeit nicht mehr diese Gedanken um das Garen von Fleisch gemacht :smile: wobei allerdings die Frage „rohes Hack/Mett“ für mich persönlich (und für meine Familie) seit Jahren klar ist!

wie kann ich

erkennen, daß das fiese Kleinzeug wirkich tot ist?

Na ja, ein bisschen Risiko muss sein im Leben *g*

Wie etwas weiter oben schon gesagt, werden die meisten Erreger schon bei Temperaturen >75°C abgetötet, das gilt für nichtsporenbildende Bakterien, Trichinen und Bandwurmeier. Auffällige Fleischkonserven mit Deckelwölbung würde man ohnehin gleich entsorgen, die hierin selten auftretenden Clostridien (Sporen + Toxin) benötigen mindestens 100°C, aber gegen die Prionen sind wir leider machtlos. Die überleben wohl auch noch im Aschehäuflein - nach heutigem Kenntnisstand.

wie

macht Ihr das dann in der Paxis? Ihr bratet doch bestimmt
nicht, bis Ihr den Aschehaufen aus der Pfanne mit dem
Staubtuch entfernen könnt. Dann würde ich es nämlich auch
nicht mehr sooo gerne essen.

Mit den blutigen Steaks stand ich von jeher auf Kriegsfuß, man möge es mir verzeihen -
ansonsten gibt es doch keine Probleme mit den Garzeiten. Man lernt anfangs aus dem Schulkochbuch…oder fragt die Mama (hat viel Erfahrung), oder ich frage gleich den Metzger, der es mir verkauft. Darauf konnte ich mich immer gut verlassen. Und irgendwann hat man es dann „im Gefühl“ und hat die Garzeiten im Kopf.

(Mal abgesehen davon, daß Ihr

nach der heutigen Diskussion sowieso nicht mehr für mich
kochen würdet.)

Mir sind die kritischen Mitdenker lieber, als die genusssüchtigen Allesesser *ggg*

Oder mache ich es wie bisher: Wenn es innen nicht aussieht wie
auf der Blutbank, runter damit?

Wenn die Betonung auf „innen“ liegt, dann kommt’s hin -

Fragende Grüße
Christian,
der sich heute einen fleischlosen Klassiker gönnt:
Spiegeleier, Spinat und Kartofeln.

und bei uns gab’s heute viermal (für jeden) was anderes! Für mich gab’s frischen Salat und O-Saft - ohne o.g. Risiken!

schönen Abend noch

Renate

In and Out
Hi,

so langsam tasten wir uns ran. Das Kernproblem bleibt:

Allein nach der äußeren Fleischfarbe zu urteilen, kann
trügerisch sein.

Ich meinte nämlich die innere Farbe.

SAG ES MIR:
Ist es drinnen grau,
kann ich es dann essen, Frau?

Na gut, an den Reimen sollte ich allein der Höflichkeit halber noch arbeiten. Aber das isses. Ist es, nur weil es überall gar aussieht auch wirklich lang genug heiß genug gewesen? Ich tippe mal nein.

Mit der Zeit macht jeder seine Erfahrungen,
aus denen er lernt. Wer kennt das nicht, dass das dicke
Halskotelett oder die Bratwurst etwas scharf angebraten -
außen fertig aussehen - aber innen noch rosa sind -?
Damit ein Braten innen auch „durch“ ist, gibt es ja die
Faustregel: pro Zentimeter Dicke eine Viertelstunde Garzeit.
Je dicker der Braten ist, um so länger dauert die Garzeit.

Ich habe nicht nur einmal eine Bratwurst letztlich in Scheiben gebraten, und die Bratenregel kenne ich auch. Es gibt da aber auch ein paar Tricks für das gelungene Steak. Vielleicht verrate ich die auch noch. Die Chance werde ich noch haben, denke ich, da ich das Ende der Debatte noch nicht ganz erreicht sehe.

Ich finde es auch interessant, wie viele Leute genüsslich
Schweinemettbrötchen essen können.

Hey, das kann ich auch ohne Probleme. Gehört zur absoluten Pflichtbeilage zu einem ausgewachsenen Bankerbuffet, aber vielleicht sind wir einfach nur etwas härter veranlagt.

Na denn,

Gruß
Christian

Jetz hammers.
Hallo Renate,

(Mal abgesehen davon, daß Ihr

nach der heutigen Diskussion sowieso nicht mehr für mich
kochen würdet.)

das war ein bißchen „Fishing for mealtime“, aber na ja, ich werd´ wohl nirgends mehr gefüttert.

Mir sind die kritischen Mitdenker lieber, als die
genusssüchtigen Allesesser *ggg*

Man lese nur meine Postings zum Thema Kartoffel- und Zwiebelkeimung (inzwischen im Archiv, Stichwort „Zwiebel“), das war wirklich witzig.

Oder mache ich es wie bisher: Wenn es innen nicht aussieht wie
auf der Blutbank, runter damit?

Wenn die Betonung auf „innen“ liegt, dann kommt’s hin -

Das ist doch mal eine Aussage.

und bei uns gab’s heute viermal (für jeden) was anderes! Für
mich gab’s frischen Salat und O-Saft - ohne o.g. Risiken!

Du scheinst da auch einen kleinen Zoo zuhause zu haben. Für 4 will ich auch nicht immer kochen müssen, schon gar nicht immer verschieden.

Ich glaub´, jetzt haben wir´s. Zur Belohnung gibts zwei Fleisch-Tips:

  1. Wenn Besuch kommt, immer ein Extrastück mitbraten und den Garzustand an diesem prüfen.

  2. Wenn es kurzgebratenes Fleisch mit ca. 2 cm Dicke gibt (z.B Lammlachs, das beste überhaupt), gilt: Wenn es außen überall grau ist, von der Flamme nehmen und nach ca 1 Minute auf den (am besten angewärmten) Teller geben und gemütlich servieren. Dann ist es innen perfekt rosa (jedenfalls bei mir).

Wahrscheinlich nichts neues für Dich, aber mir war es ein Bedürfnis zu verdeutlichen, daß auch Männer kochen können (und sollten). Im Endeffekt habe ich in meinem Bekanntenkreis mehr Männer als Frauen, die kochen können, wollen und es auch tun.

So informiert sollte Dir auch eine gute Nacht gewünscht sein.

Gruß
Christian

Danke für die Tipps :smile: o.T.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]