Fliegen und Corona

Liebe Experten,
würdet ihr in den nächsten Monaten eine zweistündige Flugreise antreten, die ihr bezahlt habt oder lieber versuchen, auf anderem Wege das gebuchte Ziel erreichen?

  • Die Fluggesellschaften sagen, die Ansteckungsgefahr sei um Flugzeug praktisch nicht gegeben.

  • In Medien liest man vielfach so etwas wie „Ja, das Lüftungssystem ist tatsächlich gut, aber man sitzt eben doch extrem eng in geringen Raum zusammen“.
    Karl

[verschlagwortet vom www Team]

Hallo,

ich würde nicht, ich werde. Es gilt auch hier wieder und immer noch zu unterscheiden zwischen persönlichen Risiken und gesellschaftlichen Risiken. Will sagen: daß man selbst einen schweren Verlauf bis hin zum Tode hat ist für die allermeisten Menschen sehr unwahrscheinlich. Viel relevanter ist, daß man nach einer Infektion ein Risiko für den Rest der Gesellschaft darstellt und das kann ich für mich und uns nahezu ausschließen, da wir ein Ferienhaus mit Freunden gemietet haben, mit denen wir in den letzten Monaten einerseits ohnehin ständig (wegen Betreuung der Kinder) im engen Kontakt standen und andererseits auch praktisch nur mit denen in engem Kontakt standen. Außerdem haben wir nicht vor, mit einer größeren Menge an Menschen am Urlaubsort in Kontakt zu treten, sondern werden uns im wesentlichen im Haus, um Auto oder an eher weniger frequentierten Orten aufhalten.

Und nicht zuletzt hoffe ich auf den Eingang eines positiven Antikörpertests in den nächsten Tagen.

Gruß
C.

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W. Ulbricht sagte: „Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen!“
M. Jagger sang: „I can’t get no satisfaction!“

beiden hat niemand je geglaubt… und Du glaubst den Fluggesellschaften?

Im Ernst jetzt: ich würde das Ziel nicht versuchen auf einem anderen Wege zu erreichen… wenn der Flug 2 h dauert… ist das wohl ziemlich weit weg… oder?

:wink:

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Mhm, das war jetzt genau genommen nicht meine Frage.

… wissen wie die Corona-Situation sich im Herbst veraendern wird? Hier und am Ziel ? Zwei Wochen Quarantaene in Deutschland nach Rueckkehr? Dein Risiko, und krank werden kann man auch noch.

sicher?

Darüber sollten wir mal nachdenken.

Hallo Naseweis, was mich interessiert (muss andere natürlich nicht interessieren) ist, wie groß die Gefahr einer Ansteckung mit dem Corona-Virus im Flugzeug ist. Dass das niemand genau sagen kann ist klar. Dennoch muss ich jetzt eine Entscheidung treffen. Und vermutlich gubt es hier im Forum kluge Gedanken, die bei der Entscheidungsfindung helfen.
Karl

Die Luft in eine Flugzeug wird zwar recht gut ausgetauscht, bzw. ein Teil wieder verwendet. Aber ganz so wirkungsvoll wie die Airlines behaupten sind die Filter bei Viren nun auch nicht.

leider finde ich den Kommentar nicht mehr, in den jemand die Wirkung der Filter genauer beschrieben hatte und wie die Filterwerte zustande kommen.

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Hier gibt es einen interessanten Artikel, in dem auch auf andere Studien verwiesen wird:

Natürlich ist die IATA nicht ganz neutral, aber der Autor hat auch einen sehr guten Ruf zu verlieren. Insofern kann man die Ergebnisse durchaus als Anhaltspunkt nehmen. Wichtig finde ich vor allem, daß die Filter nicht als wesentliches Element betrachtet werden, sondern viel Faktoren dazu beitragen, daß das Risiko grundsätzlich zumindest nicht sehr hoch ist.

Hallo Karl!
So ist es.
Warum besorgst Du Dir nicht FFP2/3-Masken und bleibst auf der wesentlich sichereren Seite?
Das würde ich für eine sinnvolle Lösung Deines Dilemmas halten.
(Auf die Filter würde ich mich nicht vollständig verlassen.weil:

)
Schon im Flughafen aufsetzen und dann nicht mehr runter. (Ausser vielleicht zur Passkontrolle.)
Das plus Händehygiene würde sogar mich fliegen lassen, wenn ich es wollte.

Das geht schon, freu Dich auf den Urlaub! :slight_smile:

farout

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Ich würde es machen. Die Wahrscheinlichkeit in der Nähe einer infizierten Person im Flieger zu sitzen ist bei der gegenwärtig sehr niedrigen Infektionsrate in den meisten europäischen Ländern gering. Beispiel: In meinem Landkreis (250 000 Einwohner) sind z.Z. 2 Personen als infiziert gemeldet, davon eine im Krankenhaus. An deinem Ferienziel hast du dann dankbare Gastgeber und viel Platz.
Udo Becker

Hi,

zum Thema Filter im Flugzeug zitiere ich hier mal aus einem Artikel des Bayerischen Rundfunks:

" Die Luft im Flugzeug, eine Mischung aus Außenluft und recycelter Kabinenluft, wird in der Klimaanlage durch Filter geleitet. Das Problem der Filter: Sie halten lediglich Bakterien, aber nicht zuverlässig Viren zurück. Ein Coronavirus ist 60 bis 140 Nanometer groß. Die in den Flugzeugen verwendeten Filter halten aber in der Regel nur Partikel in einer Größe bis 0,3 Mikrometer zurück, das entspricht 300 Nanometern.

Ebenfalls eine wichtige Voraussetzung für eine gute Lüftung im Flieger ist, dass die Klimaanlagen durchgehend laufen. Manchmal, wenn das Flugzeug noch wartend auf dem Rollfeld steht, tun sie das nicht."

Sehr interessant dazu auch die Recherchen der Reporter von Report Mainz, die einen Flug nach Portugal und zurück mit der Kamera begleitet haben: https://www.swr.de/report/flugreisen-wie-die-luftfahrt-lobby-versucht-strenge-hygienevorschriften-zu-verhindern/-/id=233454/did=25275566/nid=233454/uhzbo8/index.html

Zitat aus dem dazu gehörenden Artikel:

„Experten erklären gegenüber REPORT MAINZ, dass die Aussagen der Fluggesellschaften „irreführend“ seien. Tröpfchen könnten bis zu vier Minuten lang an Bord zirkulieren, bevor sie gefiltert würden. Der einzig wirksame Schutz sei ein Freihalten des Mittelsitzes und das Tragen von wirksamen FFP2-Masken.“

Und da Du nach der persönlichen Meinung gefragt hast: Ich persönlich würde nicht das Risiko einer Flugreise eingehen, wenn ich auch die Möglichkeit hätte, mein Reiseziel auf einem anderen Weg zu erreichen.

Schöne Grüße
Stefanie

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Und da sehen wir wieder die Dichotomie von individuellem und gesellschaftlichem Risiko. Die Wahrscheinlichkeit, an Covid-19 zu erkranken, war für jedes Individuum in Deutschland immer gering und die Wahrscheinlichkeit, schwer zu erkranken, noch viel geringer. Heute haben wir in Deutschland ungefähr 5.000 aktive Fälle, von denen mal so grob gepeilt die Hälfte infektiös ist. Selbst wenn man mal annimmt, daß die Zahl der tatsächlichen Fälle (also positiv getestet zzgl. unerkannte) zehnmal so hoch ist, haben wir im Moment 25.000 infektiöse Menschen in Deutschland. Das ist in etwa jeder dreitausendste. Daraus kann man schon ableiten, daß die Wahrscheinlichkeit, einen infektiösen Menschen im Flugzeug zu haben, sehr überschaubar ist und noch unwahrscheinlicher ist, daß dieser Mensch ausgerechnet neben oder hinter einem sitzt. Das individuelle Risiko, sich im Flugzeug zu infizieren, ist also nahe null und das gilt im übrigen auch für den Rückflug aus einem beliebigen Land in Europa.

Etwas ganz anderes ist das gesellschaftliche Risiko einer starken Infektionswelle, die zu einer Überlastung des Gesundheitssystems führt. Die Maßnahmen, die in Deutschland ergriffen wurden, dienten dazu, dieses Risiko zu reduzieren. Und nun stellt sich die Frage, wie sich die Aufnahme der Reisetätigkeit auf dieses Risiko auswirkt. Studien aus der Anfangsphase der Pandemie haben nicht gezeigt, daß es in Flugzeugen zu vielen Infektionen kommt. Insofern besteht das gesellschaftliche Risiko eher darin, daß durch rückreisende Personen Infektionen neu nach Deutschland eingeschleppt werden, wie es auch schon am Anfang war, als die Partypeople das Virus in großem Stil von Südtirol aus in ganz Europa verbreitet haben.

Aber, und das ist jetzt der eigentliche Clou, das hat nichts mit dem Verkehrsmittel zu tun. Insofern kann man in Summe festhalten, daß aus der Flugreise an sich weder ein erhöhtes persönliches noch ein gesellschaftliches Risiko erwächst, wohl aber aus der Reisetätigkeit. Und da spielt das Flugzeug insofern eine große Rolle, als daß damit eben viele Personen aus weit entfernten Regionen nach Deutschland reisen, die die Reise mit einem anderen Verkehrsmittel nicht angetreten hätten.

Daraus braucht man aber nicht zu schlußfolgern, daß man sich Sorgen um seine eigene Gesundheit machen müßte, nur weil man in einem Flugzeug sitzt. Ich gehe im übrigen davon aus, daß die nun durchgeführten Flugreisen einen vorläufig letzten Höhepunkt der Flugreisetätigkeit darstellen. Das sind nämlich die Leute, die ihre Flugreisen schon vor längerer Zeit gebucht haben und dank der aufgehobenen Reisewarnungen nicht mehr kostenfrei stornieren konnten. Die Zahl der Flugreisen, die seit März gebucht wurden und die für den Rest des Jahres bis in den nächsten Sommer gebucht werden, dürfte sich sehr in Grenzen halten. Ich denke weiterhin, daß wir spätestens Anfang des kommenden Jahres vor der Situation stehen werden, daß nicht nur die Zahl der Flüge, sondern auch die Zahl der Fluggesellschaften stark rückläufig ist.

Gruß
C.

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