Flüssiges Holz

Hallo,
kann mir jemand mit einfach Worten erklären, wie es möglich ist, thermoplastische Holzwerkstoffe auf Spritzgießmaschinen zu verarbeiten.
Warum wird das „Holz“ dabei nicht zu Holzkohle? Wie ist es möglich, den aus Lignin und Fasern aufgebauten Werkstoff zu verspritzen und warum wird er hinterher fest?
Danke
Slides-Only

Hallo
Das ist nur möglich, indem man das Lignin oder die Zellulose des Holzes chemisch in einen Thermoplasten umwandelt.
Bei der Zellulose gibt es das Acetat/Butyrat usw., beim Lignin weiß ich nicht wies gemacht wird.
MfG
Matthias

Danke Mathias,

in der Dissertation von Hansjörg Nitz , Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. habe ich diesen Absatz gefunden:
Zitat:
"Beim GRANIT-Verfahren handelt es sich nicht um ein Holzaufschlußverfahren, sondern um ein spezielles Verfahren zur Fällung von Ligninen aus Schwarzlaugen. Diese Schwarzlaugen stammen aus kleinen Papierfabriken, die sich auf die Herstellung von
Zellstoff aus einjährigen Pflanzen spezialisiert haben. Die Kochungen finden unter dem oben beschriebenen Soda-Aufschluß statt und liefern somit ein schwefelfreies Lignin.

Durch gezieltes Ansäuren beim Ausfällprozeß können einzelne Ligninfraktionen mit speziellen Eigenschaften, wie zum Beispiel Schmelzbarkeit, Löslichkeit in organischen Lösemitteln oder definiertem Carboxylgruppengehalt, isoliert werden. Anschließend wird das gefällte Lignin gewaschen, um die Hemicellulosen und die Salze zu entfernen. Auf diese Weise können Lignintypen für die jeweiligen Anwendungen in konstanter Qualität geliefert werden."

Zitat-Ende

Aber leider nicht verstanden.

Aber: Wenn sich ein aus Lignin hergestellter „Kunststoff“ thermoplastisch verhält, dann muss er unter dem Einfluss von Temperatur weicher und beim Abkühlen fester werden. Können Sie mir DAS bestätigen? Weich werden soll er bei etwa 170°C und bei RT ist er fest. Jetzt stellt sich die Frage: Schmilzt dieser „Kunststoff“ oder kommt er nur über die Glasumwandlungstemperatur hinaus? Oder anders gefragt: Ist „flüssiges Holz“ amorph oder kristallin?
Danke
Slides-Only

Nochmal Hallo!

Tja, also den Begriff „flüssiges Holz“ habe ich so direkt noch nie gelesen oder gehört. Wird evtl. in Verbindung mit Spachtelmassen verwendet.
Ob und wann im Spritzguss verwendetes Lignin flüssig oder teilkristallin ist, kann ich nicht sagen.
Aber es sollte doch in der Wärme schmelzen und ist im harten Zusatnd sehr wahrscheinlich teilkristallin.
Der Hersteller solcher Thermoplaste könnte Auskunft geben.
Bei Wikipedia gibts einen Hinweis Lignin/Thermoplast und einen Herstellerverweis, da vielleicht mal schauen.
Naturbelassene Hölzer verkohlen in der Wärme.
Außer dem Schmelzen gibt es übrigens noch die Möglichkeit der Lösung von Polymeren in Tensiden.
MfG
Matthias

Hallo,

aus der Diss. von Hansjörg Nitz geht einwandfrei hervor, was gemeint ist: Lignin wird verschiedenen themoplastischen Kunststoffen im Prozentsatz bis ca. 60 % beigemischt und die Compounds verarbeitet.

Holzmehl und Cellulose wurde in verschiedenen Versuchen den Kunststoffen ebenfalls zugemischt und die resultierenden Eigenschaften genannt.
Die alleinige Verarbeitung von Lignin fand ich nicht beschrieben.

Grüße

watergolf

Hallo Watergolf,
dann dürften dessen „Kunststoffe“ aber nicht biologisch abbaubar sein. Die „Kunststoffe“ von Tecnar jedoch, so schreiben sie zumindest in ihren Prospekten, seien biologisch abbaubar. Machen die etwas anders?
Slides-Only

Hallo Slides-Only,

deine Fragerei ufert aus.
Zuerst sprichst du von einem: „aus Lignin und Fasern aufgebauten Werkstoff“.
Im nächsten Posting ziehst du die Dissertation von Hansjörg Nitz aus dem Ärmel.
Nachdem ich sie mir auf den Rechner geladen und durchgelesen habe antworte ich dir:
„ … aus der Diss. von Hansjörg Nitz geht einwandfrei hervor, was gemeint ist: Lignin wird verschiedenen themoplastischen Kunststoffen im Prozentsatz bis ca. 60 % beigemischt und die Compounds verarbeitet.“

Jetzt kommst du auch noch mit biologisch abbaubaren Kunststoffen einer Firma „Tecnar“ daher:

dann dürften dessen „Kunststoffe“ aber nicht biologisch
abbaubar sein. Die „Kunststoffe“ von Tecnar jedoch, so

Bei „Tecnar“ handelt es sich meiner Ansicht nach um die „tecnaro GmbH“.
Du fragst nach deren biologisch abbaubaren Produkten von denen nur du Prospekte besitzt.
Sollen die geneigten Leser bei w-w-w wohl die Prospekte dieser Firma anfordern?

So kann man doch nicht diskutieren, das ist etwas für Kriminalisten: „Was könnte
Slides-Only noch alles gelesen haben was wir nicht kennen?“

Grüße

watergolf

Hallo watergolf,
ich bedanke mich sehr für Ihre Beiträge.
Der Grund meiner Fragerei ist folgender: Wie ist es möglich, dass man mithilfe von Lignin (und was weiß ich noch allem) thermoplastähnliche Kunststoffe herstellen kann? Bei der Recherche bin ich eben auf o. g. Quellen gestoßen. Nitz beschreibt Kunststoffe auf Lignin-Basis und Tecnaro beschreibt Kunststoffe auf Lignin-Basis. Nitz’ Kunststoffe sind Compounds, bei denen aus meiner Sicht das Lignin neben "herkömmlichen Thermoplasten wie PS, PA usw.)nur als „Ergänzungsstoff“ drin ist. Tecnaro schreibt von einem biologisch abbaubaren Kunststoff auf Ligni-Basis. Wenn dieser biologisch abbaubar ist, muss er aber völlig anders aufgebaut sein als die Kunststoffe von Nitz. Wenn Sie mir diese Überlegung bestätigen könnten, wäre ich einen entscheidenden Schritt weiter.
Vielen Dank
Slides-Only

Hallo

Gibt es einen Kunststoff, bei dem gesagt wird, das er biologisch abbaubar ist und das auch anzunehmen ist, hat er garantiert eine andere Zusammensetzung. „Biologisch abbaubar“ ist doch meist Werbeargument, und es ist auch eine andere Spezifizierung.
Für Kunststoffe gibt es wohl Füllstoffe, Verstärkungsfasern und einiges mehr, aber Mixturen verschiedener Polymere von sind meist nicht so gut (es gibt davon abweichend gute Ausnahmen). Besser sind, ich glaube es sind die sogenannten „Blends“, ins Riesenmolekül eingebaute andere Sorten.
Es dürfte auch klar sein, das die Firmen bei der Verwendung von Naturstoffen als Ersatz für Polymere der Petrochemie einen unterschiedlichen Kenntnisstand haben oder jeweils eigene Patente besitzen.
Man kann übrigens auch Polymere aus der Petrolchemie biologisch abbaubar machen. Begriffe wie PE oder PA sagen da nicht mehr soviel aus.
Überlegungen anzustellen, was da wohl für ein Kunststoff sein könnte usw. nutzen nicht viel. Besser sind Herstellerauskünfte.
MfG
Matthias