Fluggeschwindigkeit

Hallo zusammen,
wieso merkt man eigentlich nicht die Fluggeschwindigkeit? Ich saß am Fenster im Flieger und sah nach draußen und es kam mir so vor, als ob das Flugzeug nur ein paar km/h fliegen würde, obwohl es über 900 km/h waren (hatte einen Bildschrim an Bord, wo die Flughöhe und -geschwindigkeit angezeigt waren).
Das habe ich mich schon des Öfteren gefragt.
Danke für die Hilfe
Maja.

Hallo!

wieso merkt man eigentlich nicht die Fluggeschwindigkeit? Ich
saß am Fenster im Flieger und sah nach draußen und es kam mir
so vor, als ob das Flugzeug nur ein paar km/h fliegen würde,
obwohl es über 900 km/h waren (hatte einen Bildschrim an Bord,
wo die Flughöhe und -geschwindigkeit angezeigt waren).
Das habe ich mich schon des Öfteren gefragt.

Um die Eigengeschwindigkeit einzuschätzen, musst Du irgendwelche Fixpunkte beobachten, die an Dir vorbeiziehen. Dieses Vorbeiziehen wirkt umso schneller, je schneller Du Dich bewegst und je näher der betrachtete Gegenstand ist. Im Auto oder im Zug sieht man das sehr schön: Bäume die direkt neben der Straße bzw. neben der Schiene stehen rasen förmlich vorbei, während sich Bäume in großer Entfernung kaum zu bewegen scheinen. (Der Grund dafür ist, dass das Auge nicht die Ortsveränderung misst, sondern die Veränderung des Blick_winkels_).

Hoffentlich (!!!) gibt es keinen Referenzpunkt, der so nahe am Flugzeug ist, dass er sich für den Betrachter scheinbar mit 900 km/h bewegt. Das einzige, was da funktioniert: Wolken durch die man hindurch fliegt. Und die bewegen sich so schnell, dass man ihre Geschwindigkeit gar nicht mehr wahrnimmt. Wenn Du in eine Wolke hineinfliegst, bist Du schon drin, bevor Du gemerkt hast, dass die Wolke anfängt.

Michael

hallo Maja.

ein aspekt deiner frage wurde ja schon korrekt beantwortet. der andere aspekt: der menschliche körper kann nicht zwischen „stillstand“ und „gleichmässiger bewegung“ unterscheiden. das ist ein physikalischer effekt und kein biologischer - ohne referenzpunkte kann kein gerät der welt diesen unterschied feststellen.

das einzige, dass du „spüren“ kannst, sind beschleunigungen bzw. bremsvorgänge. beim starten des flugzeugs wirken auf dich beschleunigungskräfte, die dich in den sessel pressen (naja, eigentlich ist es die massenträgheit, aber so genau sind wir hier nicht). gerade beim starten gibt es eine phase der ständigen beschleunigung, die man auch gut als solche wahrnimmt. sobald das flugzeug seine reisegeschwindikeit und -flughöhe erreicht hat, wirken im optimalfall keine beschleunigungskräfte mehr auf den körper (sofern keine kurve geflogen wird oder das flugzeug in ein luftloch tappt). man hat also das gefühl, stillzustehen.

das ist überall so: wenn du auf der autobahn mit konstanten 130 km/h auf einer geraden fährst und die augen schließt, wirst du auch das gefühl haben, stillzustehen (sofern das fahrgeräusch nicht allzu laut ist). erst wenn du in eine kurve fährst oder bremsen musst, wirst du die geschwindigkeit bemerken.

lg
erwin

der andere aspekt: der menschliche körper kann nicht zwischen
„stillstand“ und „gleichmässiger bewegung“ unterscheiden.

oder anders ausgedrückt, es gibt gar keinen Unterschied zwischen Stillstand und gleichmäßiger Bewegung. Zusammen mit der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit kommt man damit auf Einsteins (spezielle) Relativitätstheorie.

Grüße
Moriarty

Experiment
Hallo,

wie die anderen schon geschrieben haben: dir fehlt einfach eine räumlich nahe Referenz. Alle Häuser, Wälder und sehen sind mal locker 11km entfert von dir - so eine Geschwindigkeit abzuschätzen geht nicht.

Aber: Im heutigen Luftverkehr geht es mittlerweile ja so eng zu, dass es häufiger vorkommt, dass 2000-3000 Fuß schräg unter einem selbst ein zweites Flugzeug auf fast gleichem kurs fliegt. Und nun achte darauf wie schnell sich dieses Flugzeug von seinem „eigenen Kondesstreifen“ entfernt. So sieht man ganz gut die erstaunliche Geschwindigkeit. Achte beim nächsten mal auf darauf! Es sieht erschreckend schnell aus. Vielleicht hast du ja Glück!

grüße
ingmar

Hallo,

der Effekt wurde ja schon erklärt, es ist einfach eine Täuschung weil die Dimensionen die Geschwindigkeit verschleiern. Schau dir mal dieses Video an - und das ist bei weitem noch keine normale Reisegeschwindigkeit: http://www.youtube.com/watch?v=sneYFUtiKKc

Übrigens wird diese http://www.youtube.com/watch?v=_dK5VOhKk8s wahnsinnige Aktion in Pilotenforen heftig diskutiert. Man achte auf den Abstand zwischen linkem Wingtip und dem Erdboden… da hat nicht viel gefehlt und es hätte gerappelt. Es gibt mehrere Videos über diese Aktion.

Gruß,

MecFleih

Hallo MecFleih,

Übrigens wird diese http://www.youtube.com/watch?v=_dK5VOhKk8s
wahnsinnige Aktion in Pilotenforen heftig diskutiert. Man
achte auf den Abstand zwischen linkem Wingtip und dem
Erdboden… da hat nicht viel gefehlt und es hätte gerappelt.
Es gibt mehrere Videos über diese Aktion.

Also eine einfache Sense ist das effektiver und viel günstiger um das Gras zu mähen :wink:
Oder hat der Pilot vergessen vorher die Winglets zu schärfen ??

MfG Peter(TOO)

Hast du dir das mal auf den verschiedenen Videos angesehen? Mal ist der Blickwinkel etwas besser, mal etwas schlechter. Ich glaube dass der Pilot flying gar nix gedacht hat, sondern der hatte einfach nur ein Riesenglück gehabt. Du hörst es auch an der Reaktion der Leute, was die gedacht haben…

Gruß,

MecFleih

Hallo MecFleih,

Hast du dir das mal auf den verschiedenen Videos angesehen?
Mal ist der Blickwinkel etwas besser, mal etwas schlechter.
Ich glaube dass der Pilot flying gar nix gedacht hat, sondern
der hatte einfach nur ein Riesenglück gehabt. Du hörst es auch
an der Reaktion der Leute, was die gedacht haben…

Schon klar.
Der wollte eine beeindruckende enge Linkskurve fliegen und hat dabei vergessen, dass er nach unten Platz für die Flügelspitze benötigt …

MfG Peter(TOO)

Übrigens wird diese http://www.youtube.com/watch?v=_dK5VOhKk8s
wahnsinnige Aktion in Pilotenforen heftig diskutiert. Man
achte auf den Abstand zwischen linkem Wingtip und dem
Erdboden… da hat nicht viel gefehlt und es hätte gerappelt.
Es gibt mehrere Videos über diese Aktion.

Tja, das kommt dabei raus, wenn der Chefpilot oder Flottenchef (oder wer auch immer) mal angeben will… Kann man wirklich nur von Glück reden, das da nichts passiert ist. Man kann zwar das Winglet aus dem Cockpit sehen, aber dafür muß man den Kopf um mindestens 150° drehen - und das würde ich mit Sicherheit in dieser Höhe nicht machen. Darüberhinaus sind bei diesem Manöver jede Menge Systeme ignoriert - oder schlimmer: deaktiviert worden. Ob der schlechten Steigrate nach dem Turn habe ich auch meine Zweifel hinsichtlich des Energiehaushalts des Fliegers in der Situation: Ein A310 hat im Grunde zwar Power ohne Ende, aber halt auch nur im Grunde…
Und last but not least bin ich mir ziemlich sicher, daß auch die TAP in ihren Flugbetriebshandbüchern eine Einschränkung für den Bankangle in Abhängigkeit von der Flughöhe hat - wogegen in diesem Falle ganz massiv verstoßen wurde.
Ich persönlich kann nur hoffen, daß der Kollege angemessen zur Rechenschaft gezogen wurde. Mit solchen für Mensch und Maschine gefährlichen Manövern der Selbstüberschätzung bringt er das Ansehen meines ganzen Berufsstandes in Gefahr.

Gruß,

Nabla

Hi Nabla,

Man kann zwar
das Winglet aus dem Cockpit sehen, aber dafür muß man den Kopf
um mindestens 150° drehen - und das würde ich mit Sicherheit
in dieser Höhe nicht machen.

Ich glaube dass so ein Manöver auch deswegen nicht kontrollierbar ist weil weder Mensch noch Maschine schnell und präzise genug reagieren können wenn es doch zu eng wird. Hätte sich der Flügel ein Stückchen weiter gesenkt hätte der Pilot, selbst wenn er hingeschaut hätte, keine Chance mehr gehabt noch zu reagieren…

Wie weit sitzt man denn schätzungsweise von der Flügelspitze entfernt? Das allein ist ja schon mal ein gutes Stück, vielleicht ist man auch einfach zu weit weg um „dort hinten“ noch halbwegs realistisch Entfernungen beurteilen zu können?

Darüberhinaus sind bei diesem
Manöver jede Menge Systeme ignoriert - oder schlimmer:
deaktiviert worden.

Der A310 hat noch kein Fly-by-wire und keine Flight Envelope Protection, insofern: Welche Systeme mußten da überlistet werden?

Ob der schlechten Steigrate nach dem Turn
habe ich auch meine Zweifel hinsichtlich des Energiehaushalts
des Fliegers in der Situation: Ein A310 hat im Grunde zwar
Power ohne Ende, aber halt auch nur im Grunde…

Wie meinst Du das? Dass die Power nichts nützt weil das Flugzeug aerodynamisch an der Grenze ist?

Und last but not least bin ich mir ziemlich sicher, daß auch
die TAP in ihren Flugbetriebshandbüchern eine Einschränkung
für den Bankangle in Abhängigkeit von der Flughöhe hat -
wogegen in diesem Falle ganz massiv verstoßen wurde.
Ich persönlich kann nur hoffen, daß der Kollege angemessen zur
Rechenschaft gezogen wurde.

Irgendwo las ich dass es ein leitender TAP-Pilot war. Insofern kommt der disziplinarisch womöglich glimpflicher davon als ein „kleines Licht“. Er wollte den Zuschauern vermutlich etwas bieten, aber man muß sich mal überlegen was passiert wäre wenn es gekracht hätte… da standen Zuschauer herum.

Gruß,

MecFleih

Wie weit sitzt man denn schätzungsweise von der Flügelspitze
entfernt? Das allein ist ja schon mal ein gutes Stück,
vielleicht ist man auch einfach zu weit weg um „dort hinten“
noch halbwegs realistisch Entfernungen beurteilen zu können?

Jepp, das Abschätzen von Distanzen zur Seite ist außerordentlich schwer - und nach hinten nochmals schwierieger!

Darüberhinaus sind bei diesem
Manöver jede Menge Systeme ignoriert - oder schlimmer:
deaktiviert worden.

Der A310 hat noch kein Fly-by-wire und keine Flight Envelope
Protection, insofern: Welche Systeme mußten da überlistet
werden?

Überlisten nicht, nur ignorieren oder deaktivieren: „Landing Gear Unsafe“ und vor allem das „GPWS“, das in fast allen Modi angesprochen hätte: Too Low Gear, Too Low Flaps, Too Low Terrain… Das komplette Flight Guidance System kann auch nicht benutzt werden, bzw. muß ignoriert werden.

Ob der schlechten Steigrate nach dem Turn
habe ich auch meine Zweifel hinsichtlich des Energiehaushalts
des Fliegers in der Situation: Ein A310 hat im Grunde zwar
Power ohne Ende, aber halt auch nur im Grunde…

Wie meinst Du das? Dass die Power nichts nützt weil das
Flugzeug aerodynamisch an der Grenze ist?

Ich habe nur meine Zweifel anhand der Bilder (=Vermutung): Es sieht mir so aus, als ob der Flieger für die Konfiguration zu langsam oder mit zu wenig Power geflogen wurde, so daß er auf die sog. „Backside of the Powercurve“ kommt. Da hilft dann selbst TO/GA Power nur langsam, um wieder Fahrt zu gewinnen, bzw. zu steigen.

Und last but not least bin ich mir ziemlich sicher, daß auch
die TAP in ihren Flugbetriebshandbüchern eine Einschränkung
für den Bankangle in Abhängigkeit von der Flughöhe hat -
wogegen in diesem Falle ganz massiv verstoßen wurde.
Ich persönlich kann nur hoffen, daß der Kollege angemessen zur
Rechenschaft gezogen wurde.

Irgendwo las ich dass es ein leitender TAP-Pilot war. Insofern
kommt der disziplinarisch womöglich glimpflicher davon als ein
„kleines Licht“. Er wollte den Zuschauern vermutlich etwas
bieten, aber man muß sich mal überlegen was passiert wäre
wenn es gekracht hätte… da standen Zuschauer herum.

Wahrscheinlich wird es genauso sein - auch wenn man nur hoffen kann, daß irgend jemand in diesem Flugbetrieb mind. eine Leitungsebene höher ein Rückrat hat, daß stark genug ist, angemessene Konsequenzen durchzusetzen. Gerade die Piloten in Leitungsfunktionen sind zwar per se oftmals fliegerisch gute Piloten - denen nur Leider die Übung ganz aufgrund Ihrer Büro- und meist auch Ausbildungstätigkeit dramatisch fehlt.
Wenn mal in die Unfallberichte schaut, sind erstaunlich oft Fliegerische Führungspersönlichkeiten darin verwickelt (z.B. KLM Teneriffa 1977 oder auch LH Warschau 1993 um nur mal zwei prominente Beispiele zu nennen)

Gruß,

Nabla

Gruß,

Nabla