Flugschreiberdaten online übertragen?

Hi,

es gibt ja bedauerlicherweise immer wieder Flugunglücke und im Nachhinein beginnt dann die Suche nach der Blackbox, was sich als besonders schwierig erweist, wenn so ein Unglück über der offenen See geschieht.

Was spricht eigentlich dagegen, sämtliche hier anfallenden Daten online zum Boden zu übertragen, quasi als umfassendes Flugprotokoll?
Da wäre ja auch möglicherweise präventiv was vom Boden aus machbar, sollten Probleme auftreten.
Und man hätte die benötigten Daten auf jeden Fall für Wartungsarbeiten bzw. eine Unfallanalyse schnell zur Hand…

Vielleicht macht man das ja in Teilen sogar schon?

Grüße,
Grünblatt

Was spricht eigentlich dagegen, sämtliche hier anfallenden
Daten online zum Boden zu übertragen, quasi als umfassendes
Flugprotokoll?

Hallo,

der auf dem Flug von Brasilien abgetürzte Airbus hat schon eine ganze Menge an die Air-France-Zentrale übertragen (siehe aktueller SPIEGEL).
Sonst wüsste man wenig, die Flugschreiber liegen noch auf dem Grund des Atlantik.

Gruss Reinhard

kein wlan über’m Pazifik…
Hallo,

fehlendes wlan ist natürlich nicht der Grund :wink:

Die Frage ob die Daten des Flugschreibers nicht in Echtzeit weitergeleitet werden kam zuletzt nach dem Absturz der Air France auf.
Dort gab es vom Flugzeug über das sogenannte Acars (http://de.wikipedia.org/wiki/ACARS) automatisch versendete Daten die Hinweise auf die technischen Probleme des Flugzeuges gaben. Der Zweck des Acars ist allerdings nicht ein kontinuierlicher Datenstrom, sondern viel mehr das Absetzen von Statusmeldungen die in erster Linie der Einsatzplanung am Boden Informationen liefern bzw. den Informationsaustausch zwischen Boden und Cockpit ermöglichen, in etwa vergleichbar mit dem Schreiben einer Sms.

Technisch wäre ein stetiges Senden von bereits vorhanden Daten vom Flugzeug über einen Satellit zum Boden durchaus machbar, zumal mittlerweile das Volumen solcher Daten (selbst mit den Audioaufzeichnungen des Voice Recorders) keine völlig unlösbare Größe mehr darstellt. Viele Airlines bieten ihren Kunden ja mittlerweile einen Breitbandinternetzugang an Bord an.

Das was in erster Linie gegen solch ein System spricht sind die gewaltigen Kosten für Entwicklung, Zulassung, Einbau, Unterhalt und Wartung. Der Nutzen eines solchen Systems ist, und das mag in Anbetracht der vielen Toten des AF-Absturzes hart klingen, eher gering. Bei vielen Unglücken ist es eben möglich die Datenschreiber zubergen und/oder aus Wrackteilen, Radaraufzeichnung, Zeugenaussagen etc. die Unglücksursache herauszufinden. Selbst bei dem AF-Absturz war das ja zumindest in Teilen möglich.

Grüße
Felix

Datenschutz!
Ein Punkt sei nicht vergessen: Datenschutz! Es gibt keine Garantie, daß solche Daten nicht sofort in Umlauf gebracht werden und von Medien und Behörden verwandt werden.
Der primäre Grund für die Datenaufzeichnung ist doch die UnfallAUFKLÄRUNG und erst im Bedarfsfall die nachrangigen straf- oder zivilrechtlichen Verfahren. Leider gibt es schon jetzt einige Staaten, wo die Staatsanwälte die Flugdatenschreiber den Unfalluntersuchungsbehörden entziehen können, um primär strafrechtliche Tatbestände zu ermitteln. Die Aufklärung des Unfalls tritt damit automatisch in den Hintergrund. Überträgt man die Daten live oder beinahe live ist davon auszugehen, daß immer mehr Personen und Institutionen darauf zugreifen können und werden.

Gruß,

Nabla

ich erlaub mir mal, das hier nur ein wenig zu ergänzen, denn das wesentliche wurde ja schon geschrieben.

-> http://de.wikipedia.org/wiki/AIRMAN_(Software)

das ist so ein softeware-tool mit dem genau sowas ausgewertet werden kann.

i.d.R.: werden nur bestimmte „reports“ gesendet, das sind dann momentaufnahmen eines jeweiligen ereignisses oder eben „einfach nur“ der „Post-Flight-Report“ auch wenn dieser schon mitte des flugs abgefragt werden kann, oder automatisch gesendet wird. (auch der report der AF-maschine)

um mal ein beispiel zu nennen:
überschritt ein triebwerk beim start die abgastemperatur im einen gewissen wert, sendet das flugzeug automatisch eine mitteilung an die wartungszentrale, daraufhin wird schonmal festgelegt, welche massnahmen zu ergreifen sind (im schlimmsten fall das triebwerk austauschen).
eine weitere möglichkeit ist vom boden aus, bestimmte reports direkt abzufragen, das flugzeug reagiert entsprechend.
oder das flugzeug sendet immer wieder daten bei bestimmten, vorher festgelegten „ereignissen“, beispielsweise immer triebwerksdaten (eine übersicht aller aufgezeichneten daten) beim abheben, daraus lässt sich ein trend vorhersagen, so das man schon bevor ein fehler auftritt reagieren kann.

die möglichkeiten sind also da und werden auch genutzt, allerdings kommt das system aus einer zeit, in denen handy’s noch echte statussymbole waren, früher oder später werden die breitbandverbindungen über die satelliten auch für solche zwecke genutzt werden. -> meine persönliche meinung.

gruss michi

Warum ist Flugschreiber immer noch so antiquarisch
Hallo
vor einem 3/4 Jahr haben wir hier schon darüber diskutiert, warum die Zivil-Maschinen immer noch keine Flugschreiber haben wie es das Militär z.B. beim Starfighter vor 40 Jahren schon hatte:

siehe auch http://www.luftfahrt-sv.de/PDF/aviation%20news-2006-… Seite 24
Zitat daraus:
Das Unfallbandgerät
befand sich im Innern eines
Airfoils im Heck des Flugzeugs. Es wurde
durch Schleudersitzausstieg, Feuer im Flug,
Aufschlag mit hoher G-Belastung oder
Zusammenstoß in der Luft ausgestoßen.
Zusätzlich gab es noch einen Hydrostatikschalter,
der bei Wasserung ansprach

Gruß Michael

Hi

Was spricht eigentlich dagegen, sämtliche hier anfallenden
Daten online zum Boden zu übertragen, quasi als umfassendes
Flugprotokoll?

Airbus hat nun angefangen dahingehend zu „forschen“, es wird also vermutlich bald (in Airbus-Zeitmessung natürlich) kommen.

Hier mal die einschlägige Pressemitteilung:

_ Airbus launches initiative to reinforce flight data recovery capability
2 July 2009

Airbus has launched a study for reinforcing flight data recovery, including, but not limited to, extended data transmission for commercial airliners, so that in the event of accidents, critical flight information can still be recovered and released to the investigating authorities.

Tom Enders, President and CEO of Airbus commented: „Gathering information from accidents is vitally important to further improve the safety of flying. Various technical means for reinforcing flight data recovery and data transmission to ground centres are principally available. We will now study different options for viable commercial solutions, including those where our experience with real-time data transmission from our own test aircraft could support the further development of such solutions.“
[…]_

Mod Petzi: Quelle eingfügt: http://www.eads.com/1024/de/investor/News_and_Events…

Gruß,
Andreas

Moin,

Überträgt man die Daten live oder beinahe live
ist davon auszugehen, daß immer mehr Personen und
Institutionen darauf zugreifen können und werden.

das ließe sich mit einer effektiven Verschlüsselung zumindestens (deutlich) erschweren.

Gandalf

Dank an die Anworter
Wieder ein Stück schlauer :wink:

Grüße.
Grünblatt