Flugzeugunglück in China

Hallo!

Mal wieder ist ein fliegender Oldtimer abgestürzt. Das ist ja nichts neues mehr. Was ich heute in der Zeitung gelesen habe, fand ich aber doch irgendwie interessant…

In der Rheinischen Post wurde sinngemäß berichtet, daß die Maschine mit 23 Jahren die älteste dieser Airline war, und wegen ihres Alters nur noch sporadisch als Ersatzmaschine genutzt wurde.

http://www.rheinische-post.rp-online.de/zeitung-2002…

Der Nachsatz hat mich aber nachdenklich gemacht: die Maschine war inzwischen bereits an eine andere Airline verkauft worden, für knapp 1,5 Mio. US$!

Wann ist denn die natürliche Lebensspanne eines Jumbos abgelaufen? Werden die Dinger denn NIE ausgemustert und endgültig verschrottet? Fliegen sie immer so lange weiter, von einem Billigheimer zum nächsten? Jetzt von der „China Airlines“ zur „Oriental Thai Airways“, aber wenn auch denen die Maschine in 5 oder 10 Jahren zu riskant geworden wäre, wie wäre es dann weitergegangen?
Wäre sie vielleicht als Inland-Carrier in Südamerika weitergeflogen, so lange bis sie irgendwann doch mal runterfällt?
(Meine Schwester ist einmal in einer über 30! Jahre alten 707 von Argentinien nach Paraguay geflogen und erzählt noch heute von „einem Erlebnis der besonderen Art“ - es muß katastrophal gewesen sein!)

Also: wie alt werden zivile Passagiermaschinen in der Regel?
Was bedingt ihre endgültige Verschrottung?
Muß JEDE Maschine erst crashen oder sonstwie stark beschädigt werden, bis sie endgültig am Boden bleibt?

Schönen Gruß,
Robert

Also: wie alt werden zivile Passagiermaschinen in der Regel?
Was bedingt ihre endgültige Verschrottung?

Wenn man bedenkt, daß manche DC-3 noch heute fliegen… noch immer gibt es B707, B737-100 und B727-Modelle, die immer noch fliegen. Es ist gut möglich, daß ein gut gepflegtes Verkehrsflugzeug 40 Jahre unterwegs sein kann. Nicht alle sind so lange im Dienst, insofern liegt die Betonung hier auf „kann“.

Den Ausschlag gibt aber bei weitem nicht das Alter der Maschine alleine. Die Frage ist vielmehr, in welchem Zustand sich eine Maschine befinde und ob sie sich noch wirtschaftlich betreiben läßt.

Die B747-200, die bei der Lufthansa nach dem 11.9. ausgemustert wurden (LH hat jetzt jedoch wieder 5 davon im Einsatz), hatte auch ein Alter von ca. 20 Jahren. Deswegen sind die Maschinen aber nicht unsicher. Gerade Lufthansa betreibt bei der Wartung und damit bei der Flugsicherheit einen großen Aufwand. Alle paar 10.000 Flugstunden wird ein Flugzeug komplette auseinandergenommen und wieder zusammengebaut. Nach diesem sog. D-Check ist die Maschine oft wartungsmäßig auf dem Stand einer neuen Maschine (naja, fast jedenfalls). Irgendwann kommt aber der Punkt, wo die Maschine einfach nicht mehr mit wenig Aufwand zu warten ist, wo die Betriebskosten höher sind als die neuer und modernerer Flugzeuge usw… das ist bei den großen Airlines nach typischerweise 10-20 Jahren der Fall. Die Flieger werden dann oft verkauft, kommen bei ärmeren Gesellschaften zum Einsatz oder werden, evtl. auch nachdem sie von diesen Zweit- und Drittkäufern ausgemustert werden, zu Frachtern umgebaut. Diese werden dann schon 30 und mehr Jahre alt.

Wie sicher „alte“ Maschinen fliegen, hängt von vielen Faktoren ab, nicht nur vom alter der Maschine. z.B. können sich kleinere Gesellschaften in ärmeren Ländern oft keine neuen Maschinen leisten. Aber auch die Wartungskosten für gebrauchte Maschinen sind nicht ohne; die können sie sich leisten? Der Ausbildungsstand der Piloten, die in diesen Ländern fliegen KANN (muß aber nicht!!!) niedriger sein, die Flughäfen können schlechter ausgestattet sein usw…

Die Altersangabe dieser 747-209B (übrigens am 31.7.1979 ausgeliefert) ist meiner Meinung zwar ganz nett, aber ohne weitere Angaben zu nicht viel nütze.

Markus

die Flughäfen können
schlechter ausgestattet sein usw…

Ohne Zusammenhang mit dem aktuellen Unfall sei erwähnt, daß auch in einigen Ländern mit der Flugüberwachung nicht so weit her ist. Hier tun sich insbersondere diverse Länder in Afrika hervor, die zwar teilweise horrende Überfluggebühren berechnen, aber teilweise nicht mal ein Mindestmaß an Flugüberwachung darstellen.

Gruß
Christian

Danke!

Also muß man nun davon ausgehen, daß ein Großteil aller Flieger so lange fliegen bis sie runterfallen oder am Boden zusammenbrechen? Offensichtlich gibt es ja einen Markt für alles, was noch aus eigener Kraft in die Luft kommt…
OK, dann sind es halt keine Passagiermaschinen sondern Frachtflieger, die vom Himmel fallen, aber so habe ich dich jetzt im Groben verstanden.

Wird denn über abgestürzte/verunglückte Frachtflieger nicht berichtet? Ich kann mich eigentlich nur an Zeitungsmeldungen erinnern, in denen von abgestürzten Passagiermaschinen die Rede war. Der einzige Frachter, an den ich mich direkt erinnere, war ein amerikanisches Tankflugzeug der Army - und über den wurde wohl eher berichtet, weil er mitten in Deutschland runtergefallen war…

Irgendwie eine verkehrte Welt - welcher Pilot steigt denn freiwillig in einen solchen Seelenverkäufer?

Versteh ich alles nicht…

Schönen Gruß,
Robert

Hi auch,

der Frachter der rurnterfiel mitten in Deutschland war übrigens rund 40 Jahre alt eine KC-135 der amerikanischen Luftwaffe. Dabei handelt es sich um eine zum Tankflugzeug umgerüstete B-707.

Details dazu findet ihr hier:

http://www.brunssum.net/~snake/kc135.htm
http://www.feuerwehr-tripsrath.de/html/einsaetze/abs…
http://www.thw-hueckelhoven.de/GK.htm

Was es nun wirklich war, wird man leider nie so richtig erfahren:

http://www.af.mil/news/Jun1999/n19990607_991115.html

Aber nur das Alter zur Bewertung herzunehmen reicht meiner Meinung nach nicht.

Ich selbst bin schon in einer solchen mitgeflogen und kann sagen, daß es sicher ein altes aber in Pilotenaugen vor allem solides Flugzeug darstellt, die ohne viel Elektronik (z.B. Airbus) auskommt. Einzig dumm ist, daß diese alten Flugzeuge ohne Voicerecorder und Flugdatenschreiber durch die Gegend fliegen. Etwas Elektronik wäre halt doch gut.

Alt ist nicht immer schlecht, sondern kann auch sehr zuverlässig sein: Die Bundeswehr fliegt seit 1967 Transall C-160. Von 94 beschafften Flugzeugen sind bis heute nur vier „runtergefallen“.

Ganz ordentlicher Schnitt, oder?

Markus

der gerne mal wieder mitfliegen würde…

Hallo Markus,

Alt ist nicht immer schlecht, sondern kann auch sehr
zuverlässig sein: Die Bundeswehr fliegt seit 1967 Transall
C-160. Von 94 beschafften Flugzeugen sind bis heute nur vier
„runtergefallen“.
Ganz ordentlicher Schnitt, oder?

obwohl die Zahlen als Ausgangspunkt für Statistiken nicht groß genug sind: Das sind über 1,2 %o der angeschafften Flotte pro Jahr. Wenn das Verhältnis bei zivilen Maschinen auch so wäre, wär das aber ein ganz ordentliches Geschepper.

Gruß
Christian

Hallo Robert

Also muß man nun davon ausgehen, daß ein Großteil aller
Flieger so lange fliegen bis sie runterfallen oder am Boden
zusammenbrechen? Offensichtlich gibt es ja einen Markt für
alles, was noch aus eigener Kraft in die Luft kommt…
OK, dann sind es halt keine Passagiermaschinen sondern
Frachtflieger, die vom Himmel fallen, aber so habe ich dich
jetzt im Groben verstanden.

In Europa und Nordamerika ist es schon üblich, dass überalterte oder sehr schlecht gewahrtete Maschinen keine Landeerlaubnis mehr bekommen.
Aber Sicherheit (Wartung und überprüfen der Sicherheit) kostet Geld und dies ist nicht in allen Ländern vorhanden, und solange man etwas was bei uns schon verboten ist, irgendwohin noch verkaufen kann, wird dies leider auch gemacht. Das ist nicht nur bei Flugzeugen so, sondern das gleiche Problem mit Insektiziden etc.

MfG Peter(TOO)

obwohl die Zahlen als Ausgangspunkt für Statistiken nicht groß
genug sind: Das sind über 1,2 %o der angeschafften Flotte pro
Jahr. Wenn das Verhältnis bei zivilen Maschinen auch so wäre,
wär das aber ein ganz ordentliches Geschepper.

Gruß
Christian

Hi Christian,

was die nackten Zahlen angeht stimmt das. Nur war die Maschine nicht für die Abstürze verantwortlich, sondern meistens der Mensch am Steuerhorn. Dann kommt das mit den Zahlen auch wieder hin, gell?

Gruß

Markus

Quotenregelung
Hallöchen,

was die nackten Zahlen angeht stimmt das. Nur war die Maschine
nicht für die Abstürze verantwortlich, sondern meistens der
Mensch am Steuerhorn. Dann kommt das mit den Zahlen auch
wieder hin, gell?

einerseits bezog sich mein Kommentar auf das „nur“. Andererseits ist die Frage, ob die Unglücksursache einen Unterschied macht. Wenn die Menschen an einer derartig schlechten Quote schuld sind, sollte man sich die mal näher anschauen. Um so mehr gilt in diesem Zusammenhang mein Kommentar von neulich.

Gruß
Christian