Flussdelta - Untiefen?

Hallo!
Ich lese in einem - englischen - Roman vom Delta eines Flusses (kommt aus Bergen hoch im Norden, führt zur Schneeschmelze viel Wasser und fließt endlich ins Meer). Ein Segler manövriert zwischen den vielen länglichen Inseln und mahnt sich zur Vorsicht wegen der geringen Wassertiefe.

Ich hätte gedacht, dass in einem Delta eher mit Untiefen in zweielerlei Bedeutung zu rechnen ist, also „nicht tief“ und „sehr tief“. Ich habe schon gegoogelt, aber vielleicht kann hier jemand noch etwas dazu sagen.

Gruß,
Eva

Hallo Eva!

Mit Untiefen sind immer seichte Stellen gemeint (untief - nicht tief).

Gruß
Wolfgang

http://www.duden.de/rechtschreibung/Untiefe
Wikipedia: „Das Wort Untiefe hat zwei gegensätzliche Bedeutungen: einerseits „sehr geringe Tiefe“, andererseits „sehr große Tiefe“.[1] Es ist somit ein Januswort (Antagonym).“
Gruß,
Eva

Moin,

der Duden gibt wieder, was geschrieben und gesprochen wird, ohne die Sinnhaftigkeit zu bewerten. M.E. treffen hier Fach- und Umgangssprache aufeinander - der Seemann kennt die Untiefe nur als „nicht tief genug“.

Das wäre vermutlich der erste Fall, wo 2 gegensätzliche Bedeutungen gemeint sein können - die Unmenge ist niemals wenig, das Untrumm niemals etwas Zartes.

Gruß
Ralf

Nochmal Wikipedia: „Das Wort Untiefe (mit steigerndem Un-)[4] kann auch eine unergründlich große Tiefe bezeichnen. Diese Bedeutung ist erst seit Ende des 18. Jahrhunderts belegt[3] und zunächst oberdeutsch.[5] Die Vorsilbe un- wirkt hier betonend und verstärkend, ähnlich wie bei den Wörtern Unmenge oder Unsumme (Augmentativbildung).“

Aber ich gebe Dir recht - in der Seefahrt sind es Stellen mit geringer Tiefe. I stand corrected :smile:
Gruß,
Eva

In einem Roman wird von einem Segler berichtet, der sich zur Vorsicht wegen der geringen Wassertiefe mahnt:

Wie kann man bei so einem Sachverhalt darauf kommen, daß der Segler sich vor „Untiefen“ mahnen soll?
Vielleicht kennt er den Begriff nicht einmal. Er schaut lediglich nach einer Handbreit Wasser unterm Kiel.

Wenn schon: „… der sich wegen der geringen Wassertiefe zur Vorsicht mahnt.“

Doch er kennt ihn. Er ist Seemann. Und ich habe ja eine Vorlage und arbeite erst noch im Entwurfsmodus. Ich war eigentlich nur im Zweifel, ob man von vorneherein in einem Flussdelta von niedriger Wassertiefe ausgehen kann. Im Grunde genommen müsste er auf seine Seekarte schauen (Vigia!), loten oder halt eben - wie du sagst - einfach gucken. Ich als absoluter Laie, würde in einem Delta eher unterschiedliche Wassertiefen vermuten und unberechenbare Strömungen, die eine Gefahr darstellen könnten.

Gruß,
Eva

Hi

Untiefe bedeutet im Seemännischen eine Stelle geringer Wassertiefe. Die Bezeichnung von ungewöhnlich tiefen Stellen als „Untiefe“ ist in diesem Zusammenhang nicht gebräuchlich und wäre auch sehr ungewöhnlich, da klare Aussagen bei der Seefahrt absolut zwingend sind.

In Mündungsbereichen von Flüssen sind wechselnde Wassertiefen üblich, sofern der Fluss nicht reguliert ist, denn die (tieferen) Rinnen und Sandbänke verlagern sich durch die Sedimentumlagerung, Erosion und Neuablagerung ständig.

Nachdem mir selber das Oberdeutsche nicht fremd ist, behaupte ich mal kess, dass hier ein Irrtum vorliegt. Untief als „besonders tief“ ist mir in der Umgangssprache nicht bekannt. Auch bei Duden.de wird diese Bedeutung nicht angegeben.

LG
Mike

Doch. Siehe weiter oben. Aber Danke für Deinen Beitrag: Man muss auf wechselnde Wassertiefen gefasst sein.
Gruß,
Eva