Fördermitglieder anwerben?

Hallo Leute!
Meine Tochter (19 Jahre) möchte in den derzeitigen Sommerferien für 6 Wochen in Deutschland als Handelsvertreter bei einer Firma Fördermitglieder anwerben.
Auftraggeber dieser Firma sind das Bayerische Rote Kreuz, das Deutsche Rote Kreuz und der Malteser Hilfsdienst Deutschland.

Hat dazu jemand eigene Erfahrung in dieser Tätigkeit? (Auch negative Kritik erwünscht)

Danke schon mal im voraus!

l.G.
Elaisa

Hi Elaisa,

prüfe beim Roten Kreuz nach, ob die Organisation wirklich vom Roten Kreuz beauftragt ist.

gruss
winkel

Hi,

auf jeden fall ist es ein ziemlich harter Job, von Haus zu Haus zu ziehen und in 99,9 % eine Absage zu bekommen, die Tür vor der nase zuknallt zu bekommen…

Der Spendenmarkt ist seit Jahrzehnten umkämpft, die großen Anwerbeerfolge sind da wohl der Ausnahmefall.

Wie bezahlt die Fa. denn Provision pro Abschluss --> Finger weg, da verdient deine Tochter wohl kaum was.

Davon mal abgesehen, finde ich die unsägliche Vermengung von humanitären Zielstellungen und kommerziellen Vorgehensweisen / Interessen auch beim DRK abstoßend.

Einerseite soll man kostenlso Blut spenden, andererseits wird es mit Gewinn weiterverkauft.

Einerseits soll man für humanitäte Zwecke spenden, andererseits bleibt schon mal ein guter Teil bei der Anwerbe-Firma hängen.

Fazit: ich gehe nur noch hier im Kreiskrankenhaus für deren eigenbedarf Blut spenden, und ansonsten kriegt der Tierschutzvereinb, in dem ich bin nach Absprache Sachspenden, da ich den VErbleib des Geldes dann nachvollziehen kann.

A.

Hallo Leute!
Meine Tochter (19 Jahre) möchte in den derzeitigen
Sommerferien für 6 Wochen in Deutschland als Handelsvertreter
bei einer Firma Fördermitglieder anwerben.
Auftraggeber dieser Firma sind das Bayerische Rote Kreuz, das
Deutsche Rote Kreuz und der Malteser Hilfsdienst Deutschland.

Hat dazu jemand eigene Erfahrung in dieser Tätigkeit? (Auch
negative Kritik erwünscht)

Ja, ich habe damit Erfahrung, allerdings aus Sicht der Hilfsorganisation.
Diese Leute, die Fördermitglieder anwerben, werden unterschwellig genötigt, die Leute zu belügen. Warum? Nun, sie werden nach Erfolg bezahlt, und von diesen Promotionfirmen werden ihnen ein paar Lügen an die Hand gegeben, die bei den Leuten auf die Tränendrüse drücken. Klar, gezwungen wird sie nicht dazu - aber anders wird sie da kaum ein nennenswertes Gehalt erarbeiten.

Letztlich ist es ein von-Tür-zu-Tür-Job, in dem Leute beschissen werden, und der eher mies bezahlt wird.

Diese Fördermitgliedschaften sind nichts grundsätzlich schlechtes, so ist es nicht. Das ist schon ne gute Sache und auch wichtig für die Hilfsorganisationen. Aber die Art und Weise, wie sie „angeworben“ werden, ist Beschiß. Davon ab hat sich gerade das DRK als nicht sonderlich vertrauenswürdig erwiesen, was Spendengelder angeht (was nicht heisst , daß die anderen besser sind - aber beim DRK ist’s aufgeflogen).

Ich würde so einen Job nicht machen.
Falls Du konkretere Fragen hast oder Beispiele für die Lügen hören willst, frag einfach nochmal nach, dann liefer ich die gerne.

Gruß,

Malte.

Hallo!

Wenn jemand das DRK oder andere Organisationen finanziell unterstützen möchte, kann er das jederzeit per Überweisung direkt auf das Konto der Organisation erledigen. Diese einfache Methode stellt auch gleichzeitig den einzig effektiven Weg der Unterstützung dar. Sobald eine der zahlreichen Spendensammelfirmen eingeschaltet ist, unterstützt man in erster Linie die betreffende Firma und nur am Rande die gemeinnützige Organisation. Die Spendensammelfirmen greifen i. d. R. deutlich mehr als die Hälfte der eingesammelten Betrage ab.

Ich habe Bedenken, solche Praktiken durch Mitarbeit oder Spende zu unterstützen. Darüber hinaus dürfte der Job als Spendensammler, der von Tür zu Tür läuft, ziemlich frustbeladen und miserabel bezahlt sein.

Gruß
Wolfgang

Meine Tochter (19 Jahre) möchte in den derzeitigen
Sommerferien für 6 Wochen in Deutschland als Handelsvertreter

Hallo Elaisa,

ich nehme an, dass es Deiner Tochter auch daraum geht, dass Sie in den Sommerferien Geld verdient. Wenn meine Annahme richtig ist, dass dabei der Arbeitgeber nicht zwangsläufig aus der „Werbebranche“ kommen muß, folgender Tipp:
Über das Arbeitsamt (www.arbeitsamt.de) kann man auch auf eine Jobbörse zugreifen. Hier suchen Firmen nach Aushilfen, die für befristete Zeit tätig werden. Vielleicht kann man diesen Aushilfsjob auch in der beruflichen Zielbranche Deiner Tochter auswählen. Sie würde - neben dem Geld verdienen - zugleich einen Einblick in ein Berufsfeld gewinnen.

Grüsse aus Lüneburg

Heiner Gierling

Hi Elaisa,

ich arbeite im Rettungsdienst bei einer Hilfsorganisation und kenne die Methode, Fördermitglieder durch Werber zu aquirieren, auch von meinem „Verein“.

Die Werbefirmen sind (normalerweise, ich kenne natürlich keine näher) seriös, dahinter verbirgt sich also keine Drücker-Kolonne im herkömmlichen, negativen Sinn.

Ich hätte trotzdem gewisse Vorbehalte gegen eine solche Tätigkeit:

  • ich glaube kaum daß die Tätigkeit gut bezahlt wird
  • ich hätte keinen Bock „Klinken putzen“ zu gehen und von vielen Leuten blöd angemacht zu werden
  • ich kann es nicht gut finden daß Hilfsorganisationen Fördermitglieder werben, die zu einem großen Teil erstmal die Kosten der Werbefirma abdecken müssen, bevor sie jemandem zugute kommen
  • ich würde im Sommer ungern in den schlecht sitzenden HiOrg-Klamotten aus Katastrophenschutz-Beständen von 1970, noch dazu als Frau, herumlaufen
  • ich würde ungern möglicherweise weit weg von zuhause eingesetzt werden und in billigsten Pensionen kaserniert werden
  • ich bekomme ständig mit daß die Werber den Leuten Unsinn über den Sinn der Spendengelder erzählen. Es wird so getan als ob damit die Vorhaltung des Rettungsdienstes finanziert wird, den es angeblich ohne diese Spenden nicht gäbe. Das stimmt aber nicht, weil der Rettungsdienst aus Steuern finanziert wird (Fürsorgepflicht des Staates für die Bürger) und nach jedem Einsatz nach der Gebührenordnung des Landkreises die Kosten berechnet werden.
    Die Hilfsorganisationen kaufen von Spendengeldern (in der Tat notwendige) zusätzlichen Rettungsfahrzeuge oder Ausstattungen für Fahrzeuge, die in der Minimalausrüstung nach DIN nicht vorhanden wären. Insofern wird ein Teil des vorhandenen Rettungssystems in Deutschland in der Tat aus Spenden finanziert, ohne die die medizinische Versorgung deutlich schlechter wäre. Eine Grundversorgung wäre aber auch ohne Spenden und Hilfsorganisationen vorhanden.
    Ich persönlich hätte Hemmungen alten Omis damit Angst zu machen daß ich ihnen erzähle, daß sie vielleicht nicht versorgt werden wenn nicht durch genügend Spenden der Betrieb des RD gesichert werden kann.
    Viele Patienten staunen auch nicht schlecht und sind verärgert wenn sie hören daß ihre Fördermitgliedschaft mitnichten dazu führt daß der Einsatz kostenlos ist. Der kostet nämlich in jedem Fall Geld, egal ob Förderer oder nicht.

Ob es nicht einfachere und angenehmere Tätigkeiten für Deine Tochter gibt im Sommer Geld zu verdienen…?

Schönen Gruß,

MecFleih

Hallo,

wie heißt denn die Firma?

Wir (Hilfsorganisation) hatten eine solche (österreichische) Firma im Einsatz und die ganze Sache ist sehr gut gelaufen.

Die Werber wurden ausführlich über die Organisation und die Verwendung des Geldes unterrichtet und das Ganze hatte auch keinen „Drückerkolonnen-Charakter“, da die meisten Werber Studenten waren.

Dadurch, dass sie auch bei mir an der Tür geklingelt haben, weiss ich, dass sie keinen Mist erzählt haben.

Alles in allem machte das Ganze einen sehr guten Eindruck, nicht zuletzt weil die Aktion unglaublich erfolgreich war (5000 neue Fördermitglieder binnen 6 Wochen in einem Landkreis mit 250.000 Einwohnern)

ciao
Phil

Ich würde so einen Job nicht machen.
Falls Du konkretere Fragen hast oder Beispiele für die Lügen
hören willst, frag einfach nochmal nach, dann liefer ich die
gerne.

Gruß,

Malte.

Hi,
ich bitte dich darum herzlich!

Außerdem an alle ein großes Dankeschön für eurer Interesse!

l.G.
Elaisa

Hallo,
das habe ich bereits versucht hier bei uns in Österreich, weil diese Firma in Wien ihre Zentrale hat.
Dazu habe ich in Salzburg beim Roten Kreuz angerufen und erhielt die knappe Auskunft, dass in Österreich diese Tätigkeit eingestellt wurde. Eine Begründung konnte (wollte) mir die Dame nicht nennen, außer das vermutlich aus finanziellen Gründen eingestellt wurde.

l.G.
Elaisa

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Ich würde so einen Job nicht machen.
Falls Du konkretere Fragen hast oder Beispiele für die Lügen
hören willst, frag einfach nochmal nach, dann liefer ich die
gerne.

Hi,
ich bitte dich darum herzlich!

Okay, zwei Beispiele.

Beispiel 1
Es klingelt bei mir an der Tür. (Ich selbst war zu der Zeit im Rettungsdienst unserer Stadt tätig, teils auf mittlerer Führungsebene, bei .)

Werber:„Guten Tag, mein Name ist XYZ von . Wir sind unterwegs, um Spendengelder für einen Baby-Notarztwagen zu sammeln. Nur, wenn wir genug zusammen bekommen, kann so einer angeschafft werden, und sie können sich ja denken, wie wichtig das ist!“

Malte:„Aha, das ist interessant. Sie sind also bei im Rettungsdienst tätig, und soll einen Baby-Notarztdienst hier in bereitstellen?“

Werber:„Ja, genauso ist es. Und wenn keine Spenden da sind, gibt es keinen Baby-Notarzt!“

Malte:"Okay, Herr XYZ, ich erzähle Ihnen mal was.

  1. Es gibt bereits einen Baby-Notarztwagen in .
  2. Der wird von der Berufsfeuerwehr geführt, wie der gesamte Rettungsdienst in - niemals von .
  3. Die rettungsdienstliche Versorgung der Bevölkerung ist durch Steuergelder und Krankenkassenbeiträge sichergestellt und niemals von Spenden abhängig.
  4. SIE sind sicher nicht im Rettungsdienst von tätig - dann würde ich Sie kennen.

(Währenddessen hab ich ihm mal meine Jacke vor die Nase gehalten, auf der das Rückenschild „Zugführer Schnelleinsatzgruppe“ klebte)

  1. Ich rufe jetzt bei meinem alten Bekannten Herrn ABC, Geschäftsführer von in an und werde ihm mal von Ihren 4 Lügen in so wenigen Sätzen erzählen. Schönen Tag noch!"

Werber:„Äh…“

Beispiel 2 (Bericht einer Patientin von mir)
„Ding-dong!“

irgendeine Oma:„Guten Tag!?“

Werber:„Guten Tag, mein Name ist XYZ von . Wir sind unterwegs, um Spendengelder für den Rettungsdienst zu sammeln. Mit einer Förder-Mitgliedschaft können Sie sicherstellen, daß Ihnen im Notfall geholfen wird. Und man weiß ja nie, ob einem nicht mal was zustößt!“

Oma:„Sie meinen so ähnlich wie beim ADAC? Wenn ich Mitglied bin, kommt auch jemand, wenn ich anrufe? Und sonst kostet es viel Geld?“

Werber:„Ja, so ähnlich! Richtig, wenn sonst ein Rettungswagen kommt, müssen Sie da etwas bezahlen. Falls gerade einer frei ist.“

Wahrheit 1: Fördergelder haben nichts mit dem kommunalen Rettungsdienst zu tun. Siehe oben.
Wahrheit 2: JEDER Notfallpatient bekommt ein Rettungsmittel, wenn er es braucht. Da sind alle gleich (auch Privatpatienten sind für „uns“ nix besseres!).
Wahrheit 3: Ja, JEDER Patient muß etwas zu einem Rettungseinsatz dazubezahlen: (damals) 20 DM. Jeder, egal ob Fördermitglied oder sonstwas.

So, das sind mal so zwei Beispiele aus der Praxis, in denen versucht wurde, Leute über den Tisch zu ziehen, mit ganz klaren Lügen - für das Ansehen des und Vertrauen in den Rettungsdienst schädlich!

Gruß,

Malte.

2 Like

So, das sind mal so zwei Beispiele aus der Praxis, in denen
versucht wurde, Leute über den Tisch zu ziehen, mit ganz
klaren Lügen - für das Ansehen des und Vertrauen in den
Rettungsdienst schädlich!

Gruß,

Malte.

Hi,
das ist ja ungeheuerlich, aber ich glaube dir jedes Wort, weil ich mir sowas (aber nicht in dem Außmass) schon gedacht habe!

Ich möchte dir jetzt nicht auf die Nerven gehen, aber bitte pack` aus
solange du Lust hast. Ich glaube du kannst hier einen großen Aufklärungsbeitrag leisten, denn über so eine Skupellosigkeit sind sicher die wenigsten informiert.

l.G.
Elaisa

Ein zweischneidiges Schwert…
Hi,

das ist ja ungeheuerlich, aber ich glaube dir jedes Wort, weil
ich mir sowas (aber nicht in dem Außmass) schon gedacht habe!

Nunja, ich muß dazu sagen, daß Fördermitgliedschaften vor allem für die HiOrgs, die NICHT „Rotes Kreuz“ heißen (also ASB - Arbeiter Samariter Bund; JUH - Johanniter Unfallhilfe und MHD - Malteser Hilfsdienst), schon recht wichtig sind. Sie sind ein unverzichtbarer Teil der Finanzierung dieser Organisationen, immerhin machen die sehr viel mehr als lediglich Rettungsdienst im Auftrag des Kreises durchzuführen, wie z.B. Jugendarbeit, Breitenausbildung, Katastrophenschutz, Altenpflege etc. pp.

Und: Es ist sehr schwer, Leute für solcherlei Fördermitgliedschaften zu gewinnen. Die JUH versucht das z.B. mit „Schmankerln“ wie einem inbegriffenen Auslandsrückholdienst.

Insofern ist das alles ein zweischneidiges Schwert. Aber unterm Strich denke ich halt, daß es einen erheblichen Schaden anrichtet, wenn solcherlei Lügen aufgetischt werden. Es gibt da keinen Königsweg.

Als Fazit würde ich Dir bzw. Deiner Tochter empfehlen (persönliche Meinung!), nach einem anderen Job zu suchen. An DIESEM ist jedenfalls nichts Schönes - weder Geld, noch die Arbeit an sich, noch die Moral dahinter.

Vielleicht sei abschließend noch gesagt, daß man auch jederzeit ohne solche Werber Fördermitglied mit einem frei wählbaren Betrag bei einer HiOrg werden kann, und man möge daran denken, daß es noch andere als das Rote Kreuz gibt - das nämlich bekommt imho ein unangemessen großes Stück vom Spendenkuchen.

Gruß,

Malte.

PS: Die zwei Beispiele sind original so passiert. Ersteres hab ich tatsächlich selbst erlebt, das zweite wurde mir aus erster HAnd glaubwürdig berichtet. Und das sind _keine_ Einzelfälle!!!

Hallo Malte.

Nur so als völlig neutrale Anmerkung: du wirst sicherlich im Falle, daß eine interessierte Person der negativ genannten Organisationen hier mitliest und auf die abstruse Idee kommt, daß hier Rufschädigung betrieben wird, in der Lage sein, Deine Vorwürfe ggf vor dem Richter auch beweisen zu können?

(Aus der Sache halte ich mich raus, will nur mal ein wenig zur Vorsicht bzgl der Wortwahl mahnen)

Gruß,
LeoLo

Hallo Malte.

Nur so als völlig neutrale Anmerkung: du wirst sicherlich im
Falle, daß eine interessierte Person der negativ genannten
Organisationen hier mitliest und auf die abstruse Idee kommt,
daß hier Rufschädigung betrieben wird, in der Lage sein, Deine
Vorwürfe ggf vor dem Richter auch beweisen zu können?

(Aus der Sache halte ich mich raus, will nur mal ein wenig zur
Vorsicht bzgl der Wortwahl mahnen)

Nun, die Spendengeld-Mißbrauchs-Skandale sind durch die Presse gegangen und Realität gewesen.
Desweiteren ist es Fakt und öffentlich bekannt, daß das DRK von den vier deutschen Hilfsorganisationen, die im Rettungsdienst tätig sind, mit Abstand am meisten Spendengelder pro Jahr kassiert - einfach, weil viele gar nicht so genau wissen, daß es auch noch andere gibt.
Mehr hab ich dazu nicht gesagt. Die aus meinem Beispiel 1 ist btw _nicht_ das DRK gewesen, ausnahmsweise :wink:))

Insofern sähe ich einem solchen Rechtsstreit mit äußerster Gelassenheit entgegen. :smile:

Trotzdem danke für Deinen Hinweis,

Malte.