Förderung für Doktoranden

Hallo, liebe Experten!
Ich schreibe nun an meiner Magisterarbeit und möchte danach auf jeden Fall eine Promotion anschließen. Ich habe bisher zur Finanzierung meines Studiums Bafög erhalten. Ich erhielt in den letzten 3 Jahren stets den aktuellen Höchförderungsbetrag, von dem ich schätzungsweise 40% der Gesamtförderung zurückzahlen müssen werde. Eigentlich wollte ich nie so einen hohen „Kredit“ aufnehmen, aber ich brauchte das Geld bisher sehr dringend. Ich habe mit meiner Freundin einen Sohn, der im Juli ein Jahr alt wird.
Für mich steht fest, dass ich promovieren will. Ich weiß, dass ich das Talent und den nötigen Ergeiz habe. Ich kann aber auch meine Familie nicht vernachlässigen und jetzt auf gut Glück mein Ding durchziehen. Meine Frage lautet daher:
Welche Möglichkeiten habe ich als Doktorand in einem Verlag oder einer Redaktion beispielsweise für Teilzeit zu arbeiten, sodass mir noch genug Zeit bleibt, um Seminare zu besuchen? Und welche Möglichkeiten gibt es für Nachwuchswissenschaftler vom Staat gefördert zu werden (zur Not auch auf Darlehensbasis…)? Stehen meine Chancen gut (die fachliche Qualifikation bringe ich mit) eine Anstellung an der Uni zu bekommen? Ich denke da an das Abhalten von Einführungsseminaren oder aufbauenden Proseminaren. Wie werden magistrierte Seminarleiter bezahlt und/oder welche anderen Möglichkeiten stehen mir offen? Ich bin wirklich für jeden Hinweis offen - ich stehe noch ganz am Anfang meiner Suche!
Vielen lieben Dank im Voraus!
Jesse

Hallo,
was sturdierst du denn? Bzw. in welchem Bereich möchtest du promovieren, davon hängt u.a. ab was möglich ist
Gruß Backs

Hallo da du mit Frau und Kind wohl eher nicht quer durch Deutschland ziehen willst, solltest du diese Fragen mal deine Profs stellen, ob sie eine Chance sehen, dir eine Doktorandenstelle einzurichten.
Ansonsten sieht es mau aus, denn du bist dann eben kein Student mehr. Erst wenn du dann auch dein Diss-Thema hast und wieder angemeldet bist kannst du evtl auf Studentenstats weiterjobben. Ohne den Studistatus wirst du für die AG teuer und daher wirst du dir sonst wohl einen echten Job suchen müssen.
Aber für eine Diss kann man sich meist ja Zeit lassen, ich kenn welche die sassen 20 Jahre dran…
Die frage ist, was willst du werden, willst du dir echt ne Unikarriere antun, so mit 130 % Arbeiten für halbes Gehalt und ewigen Wiederbesetzungssperren und so.
Oder willst du den Absprung in die freie Wirtschaft wagen.
Beides zusammen wird als Geisteswissenschaftler schwierig, da muss man schon gute Gründe vorlegen können oder das FAch muss es nahelegen (also bei Philologen im Verlag verzeiht man einem das vielleicht eher wenns sie einen Dr. machen als bei Volkskundlern im Marketing)
Gruß Susanne

Hallo,
was sturdierst du denn? Bzw. in welchem Bereich möchtest du
promovieren, davon hängt u.a. ab was möglich ist
Gruß Backs

Ich studiere Germanistische Linguistik, weiß aber noch nicht, ob ich darin auch provieren werde, weil es an der LMU München ein fächerübergreifendes Eliteprogramm LIPP gibt, in dem man über den Tellerrand seines Faches hinausschauen kann.
Da ich aber zwischenzeitlich auch sowohl Romanische und Klassische Philologie als auch Philosophie und Vergleichende Sprachwissenschaften studiert habe (oder zumindest fleißig in den Seminaren und Vorlesungen saß), weiß ich nicht, ob das LIPP überhaupt nötig ist. Ich glaube aber auch, dass sich so ein Abschluss im Eliteprogramm ganz gut für die Zukunft macht.

Die frage ist, was willst du werden, willst du dir echt ne
Unikarriere antun, so mit 130 % Arbeiten für halbes Gehalt und
ewigen Wiederbesetzungssperren und so.
Oder willst du den Absprung in die freie Wirtschaft wagen.
Beides zusammen wird als Geisteswissenschaftler schwierig, da
muss man schon gute Gründe vorlegen können oder das FAch muss
es nahelegen (also bei Philologen im Verlag verzeiht man einem
das vielleicht eher wenns sie einen Dr. machen als bei

Ist das wirklich so schlimm? Ich dachte, dass bereits Assistenten das Gehalt eines Gymnasiallehrers bekommen?! Der Lehrer müsste sich ja dann erst beschweren mit Korrekturen von 100 Schulaufgaben pro Monat und ständig dieselben blöden Fragen…
Kann man als Hochschullehrer nicht bis über 5000 wenn nicht 6000€ Gehalt erzielen? Ich habe mir das immer anders vorgestellt. Meinst du also, ich sollte besser gar nicht promovieren, wenn ich nicht eine Stelle in Aussicht habe, zu der dies nötig wäre?

Hallo nochmal

Ist das wirklich so schlimm? Ich dachte, dass bereits
Assistenten das Gehalt eines Gymnasiallehrers bekommen?!

naja aber bis zum Wissenschaftlichen assistenten ist es noch weit, da bist du erst mal wissenschaftlicher Mitarbeiter, schau dir mal die Stellenanzeigen der Zeit an, die ja so für dich relevant wären.
Da heißt es dann befristete halbe Stelle, aber das bedeutet nur dass du lediglich halb bezahlt wirst (da springen dann so 1000 Eu brutto raus), die andere Hälfte der Stelle ist für deine eigenen Forschungen, dh. da bist du dann weiter im Büro und werkelst vor dich hin, damit ne ordentliche Publikationsliste zusammenkommt.
So sieht das erst mal auf der Promotionsstelle aus, dann musst du wieder was neues finden nach 2 Jahren, also gehst du mit deinem Dr. Titel in ein Postdoc-Programm wieder als Wissenschaftlicher Mitarbeiter, wieder mit befristeter halber Stelle und open End Arbeitszeit. Dann hast du evtl irgendwann deine Habilschrift fertig oder irgendwo die Chance an einen Juniorprof zu kommen. Bis das sowiet ist, kannst mit Glück schon als Assi laufen, das ist dann endlich mal ein volles Gehalt, und sogar eines von dem man eine Familie ernähren kann (diemal so 2000 Netto). Allerdings dann mit 100 % offizieller Arbeitszeit und einigem was du noch nebenher machen darfst (Kongresse, Studenten auf Exkursionen begleiten)was wieder eher der 130% Arbeitszeit entspricht.
Wenn du nun also deine Lehrbefähigung erhalten hast, schlägt ggf eine Wiederbesetzungssperre zu oder du bist länger als 5 JAhre im Unidienst tätig gewesen und du wirst nicht neu eingestellt, es sei denn du erhälst einen Ruf als Prof (Version großes Los). Ne dann bist du vom Assi zum PD katapultiert, und die PD die nicht zugleich Assis sind, sind eben Privatiers, dh. sie dürfen lehren, müssen es oft sogar noch, da sie wegen irgendwas noch Lehrverpflichtungen aus vorhergehenden Semstern nachholen müssen, bekommen aber nicht einen Cent. Das ist dann der Moment wo die Leute in die Wirtschaft gehen(und paralell als Hobby und Prestigebildung lehren), bei einem Mediziner geht das aber sehr viel leichter als bei einem Linguisten. Als Linguist ist dein Zug dann abgefahren, damit dass du dich in die Elfenbeinturmfraktion eingegliedert hast bist du für die Wirtschaft erst mal uninteressant bzw. musst mit 10 Jahre jüngeren „gerade mit dem Studium durch“-Linguisten um die Verlagsjobs antreten, die haben die letzten Semster evtl schon beim Verlag gejobbt, was hast du dann an Berufserfahrung in dem Bereich?
Wenn du allerdings das Große Los gezogen hast und die Profkarriere einschlägst, dann kannst du so 5-6000 Eu einstreichen (war mal bei C4, hab mich mit den neuen Bezeichnungen noch nicht so angefreundet)je nach Alter irgendwann auch an die 8000.
Aber viele Unis gehen dazu über eher die mittleren bis niedrigen Profränge aufzustocken und wirklich nur den Institutsleiter mit der höchstmöglichen Besoldungsstufe auszustatten (wenn überhaupt und nicht irgendein PD das kommissarisch schmeißt, weil es wieder ne BEsetzungssperre gab).

Jedenfalls ist es illusorisch an einem Ort bleiben zu wollen, wenn du die Unikarriere einschlägst, da musst du gerade Anfangs immer wieder wechseln, erst im Alter kannst du dich dann auf einem Profsessel einnisten.
Und dann schau dich mal in der Unilandschaft um wie Geisteswissenschaften, insbes. die Institute und Studiengänge behandelt werden (bzw. Mittelzuweisung, VErwaltung, Personalausstattung) im Vergleich zu, ich sag mal, handfesten Wissenschaften.

Ich denke das Exellenzding was du da in dem anderen Postin ansprachst solltest du ernsthaft in Erwägung ziehen, aber spätestens danach sicher sein, ob du die Unikarriere durchziehen willst oder doch lieber in die reale Berufswelt eintauchen.

PS.: ich kenn eine Sprachwissenschaftlerin, die hat zu Zeiten als die Arbeitsagentur eigentlich kaum mehr Gelder ausspuckte für Fortbildungen, Massnahmen und dergleichen ohne große Wiederworte eine Fortbildung zur Öffentlichkeitsarbeiterin/unternehmenskomminikation bekommen, bei einem Institut, dass sonst wirklich für Geisteswissenschaftler unbezahlbar ist (dauerte fast ein JAhr, ich glaub es war das mibeg)
Der einzige Grund war, dass man mit „nur“ vergelichender Sprachwissenschaft ja nicht mal als Übersetzer vermittelbar ist, sprich ohne die Weiterbildung unvermittelbar gewesen wär.

Also schau dich um, was du mit deinem Studium anfangen kannst und willst und dann beweg dich in die entsprechende Richtung.
Gruß Susanne

Wow, das sind ja harte Wort, die ich da lesen muss…
Meinst du also nicht, dass es ratsam wäre mir beide Wege (also Uni und Wirtschaft) offen zu halten? Sollte ich lieber eines machen, das dann aber richtig?!
Weißt du welche Möglichkeiten mir schon während meiner Promotion offen stehen und wie ich es am schlausten anstelle?

Liebe Grüße

P.S. Vielen Dank für die nützlichen Hinweise!!!

Hallo du weißt, dass du die Promotion nebenher schreiben kannst ohne eingeschrieben zu sein…das erfordert aber eine MengeSelbstdisziplin sich dann dennoch ranzuhalten. Man schreibt sich dann ein, wenn man nur noch ein Jahr zu brauchen gedenkt. (und schon vorher und währenddessen lässt man sich halt vom Prof betreuen, also auch schon in der „noch nicht eingeschriebenheitsphase“)
Die Selbstdisziplin sollte man dann aber auch wirklich haben und sich nicht nur einreden.
Jedenfalls läuft der Dr. nicht vor einem weg, den kannst du immer noch machen.
Erst mal wäre es sinnvol zu schauen, in welche Richtung du im wahren Leben gehen willst. Dort suchst du dir dann was. Und wenn du merkst dass du Zeit für ein Hobby hast, dann wird das schreiben der Diss eben dein Hobby.
Es kommt eben drauf an, was du machst, ein Sachbearbeiterposten in einem Sachverlag bietet vermutlich eher die Möglichkeit und ist evtl sogar noch bereit deine Diss zu fördern (oder zumindest hinterher zu verlegen), als wenn du in einer „jeder Absolvent egal welcher Fachrichtung kann bei uns zu Superkonditionen als Berater anfangen“-Agentur landest, wo du 60 Stunden und mehr-Wochen hast.

Sorry was du mit deinen Kenntnssen anstellen kannst musst du schon selbst wissen, Infos gibts evtl aufden Berufenet bzw. Kursnetseiten der AA. Oder auch beim Hochschulteam der AA. Oder wenn du mit Kommilitonen quatscht oder…
Verlag ist nur ein Beispiel, von dem ich weiß ,dass da viele hinwollen (was es nicht unbedingt zur ultima ratio macht), etwas wo du weniger Kollegen mit gleicher Quali findest ist evtl sehr viel besser geeignet.
Also lass dir erst mal was einfallen, die Zeit wo dir die Themen mundgerecht zugeschnitten werden sind vorbei.

Gruß Susanne

du weißt, dass du die Promotion nebenher schreiben
kannst ohne eingeschrieben zu sein…das erfordert aber eine
MengeSelbstdisziplin sich dann dennoch ranzuhalten. Man
schreibt sich dann ein, wenn man nur noch ein Jahr zu brauchen
gedenkt. (und schon vorher und währenddessen lässt man sich
halt vom Prof betreuen, also auch schon in der „noch nicht
eingeschriebenheitsphase“)

Wow, davon hatte ich ja gar keine Ahnung… Ich glaube, das ist der beste Tipp, den ich bekommen konnte. Damit hast du mir sehr viel weitergeholfen! Vielen vielen Dank!!
Leider ist meine Professorin zur Zeit im Ausland und ich kann sie nicht erreichen, aber ich wollte ohnehin noch einmal mit ihr darüber reden. Dein Hinweis, dass ich aber neben bei schon einmal unverbindlich anfangen kann, ist allerdings schon mal eine gute Diskussionsgrundlage. Vielen Dank nochmals! Ich denke, das war der Denkanstoß, den ich gebraucht habe.

Viele liebe Grüße
Jesse