Fontanes Konzept von Realismus

Hallo,

kann mir bitte jemand Fontanes Konzept von Realismus hier hereinstellen? Es wäre wirklich dringend.

Danke!

Läuterung, Natur, Resignation, Verklärung

Guten Tag, Philipp

Allgemein: Realismus 1830 bis 1890
Deutschsprachige Länder: Poetischer Realismus (z. B. Fontane) 1850
bis 1890

„… Der Realismus in Deutschland (ungefähr 1850–1890) wird häufig
auch bürgerlicher Realismus oder poetischer Realismus genannt. Diese
Bezeichnung rührt daher, dass der Realismus in Deutschland auch offen
für Erfundenes, Poetisches war. Er beschränkte sich also nicht nur
auf bloße Beschreibung der Wirklichkeit und verschloss sich nicht
einer Ästhetisierung der Realität. Träger dieser Bewegung war in
Deutschland das Bürgertum. Deshalb spielen in Deutschland im
Realismus auch bürgerliche Werte und Ideen eine Rolle. Die handelnden
Charaktere sind in der Regel im Bürgertum angesiedelt. …“
http://de.wikipedia.org/wiki/Realismus_%28Literatur%29

Beispiel: Theodor Fontane (1819-1898): Irrungen Wirrungen, Effi
Briest

Schlüsselbegriffe: poetische Verklärung, Läuterung, Natur,
Resignation

Auch Fontane wollte "die Wirklichkeit ohne Engagement oder
Parteinahme darstellen, doch sollte die Wirklichkeit poetisch
verklärt, geläutert werden, d.h. das Hässliche fand keinen Eingang in
die Literatur. In der Frage nach dem Sinn des Lebens herrschte
Resignation. Die Dichter waren der Ansicht, dass der Mensch sich nach
der Natur richten müsse, worin ein Rest von Weltvertrauen zu spüren
ist. Thema in den Werken ist immer wieder der Mensch und sein Handeln
in seiner (natürlichen und gesellschaftlichen) Umgebung.
http://home.datacomm.ch/marsteam/d/poetreal.htm

Freundlich grüsst

Rolfus

Wie sehr dringend, Philipp?

Wie sehr dringend, Philipp?

Gruss
Rolfus

Hallo, Rolfus!

Wenn mir so etwas bei direkten Expertenanfragen passiert, schreib ich dem Betreffenden nach zwei Wochen eine E-Mail und bedanke mich bei mir selber für meine Antwort. Hat sogar schon gefruchtet …

Besten Gruß, Wolfgang

Theodor Fontane:

Was verstehen wir unter Realismus?* (1853)

Vor allen Dingen verstehen wir nicht darunter das nackte Wiedergeben alltäglichen Lebens, am wenigsten seines Elends und seiner Schattenseiten. Traurig genug, dass es nötig ist, derlei sich von selbst verstehende Dinge noch erst versichern zu müssen. Aber es ist noch nicht allzu lange her, dass man (namentlich in der Malerei) Misere mit Realismus verwechselte und bei Darstellung eines sterbenden Proletariers, den hungernde Kinder umstehen, oder gar bei Produktionen jener sogenannten Tendenzbilder (schlesische Weber, das Jagdrecht u. dgl. m.) sich einbildete, der Kunst eine glänzende Richtung vorgezeichnet zu haben. Diese Richtung verhält sich zum echten Realismus wie das rohe Erz zum Metall: die Läuterung fehlt. Wohl ist das Motto des Realismus der Goethesche Zuruf:

Greif nur hinein ins volle Menschenleben,

Wo du es packst, da ist’s interessant,

aber freilich, die Hand, die diesen Griff tut, muss eine künstlerische sein. Das Leben ist doch immer nur der Marmorsteinbruch, der den Stoff zu unendlichen Bildwerken in sich trägt; sie schlummern darin, aber nur dem Auge des Geweihten sichtbar und nur durch seine Hand zu erwecken. Der Block an sich, nur herausgerissen aus einem größeren Ganzen, ist noch kein Kunstwerk, und dennoch haben wir die Erkenntnis als einen unbedingten Fortschritt zu begrüßen, dass es zunächst des Stoffes, oder sagen wir lieber des Wirklichen, zu allem künstlerischen Schaffen bedarf. Diese Erkenntnis, sonst nur im einzelnen mehr oder minder lebendig, ist in einem Jahrzehnt zu fast universeller Herrschaft in den Anschauungen und Produktionen unserer Dichter gelangt und bezeichnet einen abermaligen Wendepunkt in unserer Literatur. […]

Wenn wir in Vorstehendem - mit Ausnahme eines einzigen Kernspruchs - uns lediglich negativ verhalten und überwiegend hervorgehoben haben, was der Realismus nicht ist, so geben wir nunmehr unsere Ansicht über das, was er ist, mit kurzen Worten dahin ab: Er ist die Widerspiegelung alles wirklichen Lebens, aller wahren Kräfte und Interessen im Elemente der Kunst; er ist, wenn man uns diese scherzhafte Wendung verzeiht, eine „Interessenvertretung“ auf seine Art. Er umfängt das ganze reiche Leben, das Größte wie das Kleinste: den Kolumbus, der der Welt eine neue zum Geschenk machte, und das Wassertierchen, dessen Weltall der Tropfen ist; den höchsten Gedanken, die tiefste Empfindung zieht er in sein Bereich, und die Grübeleien eines Goethe wie Lust und Leid eines Gretchen sind sein Stoff. Denn alles das ist wirklich. Der Realismus will nicht die bloße Sinnenwelt und nichts als diese; er will am allerwenigsten das bloß Handgreifliche, aber er will das Wahre. Er schließt nichts aus als die Lüge, das Forcierte, das Nebelhafte, das Abgestorbene - vier Dinge, mit denen wir glauben, eine ganze Literaturepoche bezeichnet zu haben.

[In: Die deutsche Literatur in Text und Darstellung. Bd. 11. Bürgerlicher Realismus.

Hg. von Andreas Huyssen. Reclam Verlag. Stuttgart 1977, 56-57]

Quelle: http://www.fachdidaktik-einecke.de/4_literaturdidakt…

Weshalb fragst du, wenn du es doch weisst?

Weshalb gehst du auf meine Antwort auf deine DRINGENDE Frage nicht ein?
Und warum fragst du, Philip, wenn du es doch weisst?

Gruss

Rolfus