Forderungen als Azubi an den Chef

Hallo,

ich habe eine - wie ich finde - sehr wichtige Frage.

Ich bin seit knapp einer Woche im Betrieb eingestellt als Azubi in der IT-Branche. Ich leiste über meine normale Arbeit hinaus vieles und nun möchte ich zum Chef gehen und ihn um eine Gegenleistung bitten.

Im genauen sind dies: Überstunden und Aufgaben die über meine eigentliche fachspezifische Ausbildung hinaus gehen. Zum Beispiel die Internetpräsenz der Firma wo ich alleine aus meinem ganzen Fundus an Wissen schöpfe. Ich bilde mich sehr energisch weiter, investiere viel und möchte nun eine angemessene Entlohnung für meine Arbeit.

Was kann ich für Forderungen stellen ohne unverschämt zu werden? Was habt ihr für eventuelle Erfahrungen gemacht?

Überstunden abbummeln gibt es bei uns nicht, Bezahlung (Azubi-Lohn) bei ca. 7 DM die Stunde möchte ich auch nicht. Gibt es eine Möglichkeit … und das noch in der Probezeit?

Danke für eure Antworten,
ITSK

Hallo,

zu den Überstunden wird Dir sicher noch jemand mit genauer Gesetzeskenntnis antworten. Nur so viel: Es ist in manchen Betrieben üblich, daß jeder selbst auf die Einhaltung seiner Arbeitszeit achtet. Wer dabei ohne vorherige Vereinbarung oder ohne ausdrückliche Anordnung der Überstunden seine Abende in der Firma verbringt, um dann irgendwann eine saftige Rechnung zu präsentieren, beißt auf Granit.

… Aufgaben die über meine
eigentliche fachspezifische Ausbildung hinaus gehen. Zum
Beispiel die Internetpräsenz der Firma wo ich alleine aus
meinem ganzen Fundus an Wissen schöpfe. Ich bilde mich sehr
energisch weiter, investiere viel und möchte nun eine
angemessene Entlohnung für meine Arbeit.

Was geht denn bei der beschriebenen Aufgabe an Deiner Ausbildung vorbei? Du mußt z. B. nicht hinnehmen, von gelegentlichen Botengängen abgesehen, hauptsächlich als Fahrer eingesetzt zu werden. Ich entnehme aber, Du wirst nicht berufsfremd eingesetzt, sondern setzt anderweitig erworbenes Wissen ein. Deine Fähigkeiten und Kenntnisse einzubringen, gehört aber zu Deinen ganz normalen Pflichten. Auch besondere Streicheleinheiten für die privat organisierte Weiterbildung in der Freizeit kannst Du nicht erwarten. Es ist nämlich ein Selbstgänger. Das machst Du doch schon im eigenen Interesse, um in Deinem Beruf auf einen grünen Zweig zu kommen.

Einen Anlaß für besondere Forderungen kannst Du daraus nicht herleiten. Es gehört zu den Dingen, die man von einem am Beruf und an der Ausbildung interessierten Azubi erwarten darf.

Gruß
Wolfgang

Erst einmal Probezeit von 3 Monaten abwarten und absolut stillhalten. Danach kannst Du auf Freizeitausgleich bestehen und außerdem darauf drängen, daß Du nicht selbst ausbildest sondern ausgebildet wirst. Letzeres ist aber kaum durchsetzbar.

Ich arbeite zu Hause, das ist meine Freizeit, meine Internetkosten die entstehen und mein privater PC der dafür benutzt wird. Und, steht nur alles in einem etwas anderem Licht da?

Ich mach es ja auch gerne, bloß fordere ich dafür eine gerechte Entlohnung und da bin ich mir nicht sicher wie hoch ich die ansetzen kann. In anderen Firmen wurde mir gar ein Firmenwagen angeboten und mehr Geld bei entsprechender Leistung. Bei den Firmen zählte es nicht das ich Azubi bin …

itsk

Ich arbeite zu Hause, das ist meine Freizeit, meine
Internetkosten die entstehen und mein privater PC der dafür
benutzt wird. Und, steht nur alles in einem etwas anderem
Licht da?

Ich mach es ja auch gerne, bloß fordere ich dafür eine
gerechte Entlohnung und da bin ich mir nicht sicher wie hoch
ich die ansetzen kann. In anderen Firmen wurde mir gar ein
Firmenwagen angeboten und mehr Geld bei entsprechender
Leistung. Bei den Firmen zählte es nicht das ich Azubi bin …

Nee, Du befindest Dich mit Deinen Vorstellungen wirklich auf dem falschen Gleis. Du hast einen Ausbildungsvertrag mit dem Betrieb. Dann freue Dich bitte, daß Du anspruchsvolle Aufgaben bekommst. Und mit der Vorstellung vom Firmenwagen für den Stift bist Du total im falschen Film. Wenn das ein Betrieb macht, möchte ich die Randbedingungen dazu sehen, bevor ich das glaube. Sollte es solche Betriebe geben, ist das jedenfalls weit weg vom Üblichen und in keiner Weise einforderbar, im Grunde nicht einmal diskutabel.

Zur Arbeit zu Hause: Machst Du das aus eigenem Antrieb oder hast Du dazu den Auftrag bekommen? Man kann sicher über alles reden (über den Firmenwagen nicht, es sei denn, Du stehst darauf, ausgelacht zu werden). Wichtig ist nur, daß man VORHER darüber spricht.

Gruß
Wolfgang

Hallo,

das mit dem Firmenwagen sollte ja nicht für mich gelten, das hast du falsch verstanden. Ich möchte ja keinen Firmenwagen haben. Das war nur ein Beispiel dafür das andere Firmen (und das ist sicher kein Einzelfall dort) Azubis mehr geben als bloß den Lohn der im Tarifvertrag steht!

itsk

Zeugnis - Flatrate - Demut
Hallo ITSK!

Nachverhandeln ist immer ein Problem. Schade, dass du nicht vor Antritt deiner Lehrstelle über diese Themen eine klare Vereinbarung getroffen hast. Betrachte dieses Versäumnis als Chance für das nächste Mal.

Du hast aber dennoch Optionen. Du könntest mit dem für deine Ausbildung Zuständigen sprechen und ihn bitten, nach Ablauf deiner Probezeit ein Gespräch über einen Ausbildungsplan zu führen. Bei dieser Gelegenheit kannst du klären, was exakt der Betrieb von dir erwartet und was du vom Betrieb erwartest.

Möglicherweise kannst du vom Betrieb eine Flatrate für deine Hausarbeit bezahlt bekommen.

Auf jeden Fall solltest du früh vereinbaren, dass deine über das übliche Maß hinausgehenden Leistungen später in deinem Abschlusszeugnis detailliert aufgelistet werden. Am besten schreibst du dir selbst eine Liste mit deinen Tätigkeiten, die du deinem Ausbilder später vorlegst. Dann kannst du halbwegs sicher sein, ein qualifiziertes, aussagefähiges Zeugnis zu bekommen.

Allerdings: Es sollte dir auch klar sein, dass du nun einmal bislang keinen zertifizierten Abschluss besitzt. Da werden dir später deine Fähigkeiten allein nicht helfen. Auch wenn dir das im Moment ungerecht vorkommt, sei froh, dass du die Chance bekommst, einen Abschluss zu erwerben, der dir die formale Basis für einen beruflichen Einstieg bringt. Da musst du einfach durch.

Kleiner Tipp am Rande: Sei vorsichtig und zurückhaltend mit deinen (betriebs-)öffentlichen Äußerungen über das, was du kannst und leistest. Es gibt Neider! Mag sein, dass du mehr drauf hast als andere, aber dafür die Anerkennung zu bekommen, ist eine andere Sache.

Falls es dir nicht zu moralinsauer vorkommt, hier eins meiner Lieblingszitate: „Wissen ohne Demut hat keinen Glanz“.

Halt die Ohren steif!

Burkhard

Hinsichtlich der Internetkosten hast Du einen Erstattungsanspruch gegen den Arbeitgeber. Die Stunden, die Du verbringst, sind Arbeits- bzw. Ausbildungszeit, auch zu Hause. Deinen PC hast Du ja sowieso, der wird ja nicht abgenutzt, auch wenn Du natürlich nicht verpflichtet bist, eigenes Eigentum zu verwenden. All das kannst Du geltendmachen. Allerdings frühestens nach der Probezeit.

Ich würde mir das aber auch unter dem Gesichtspunkt späterer Übernahme überlegen. Einen Auszubildenden kann man außerdem auch faktisch kaltstellen, also nicht an die aktuelle Praxis lassen - in Deinem Beruf tödlich. Schließlich kannst Du wirklich froh sein, nicht nur Haare zu waschen und zu kehren wie z.B. ein Friseurazubi im ersten Jahr. Mit diesen Kenntnissen kannst Du sicher sein, auch ohne weiteres einen neuen Arbeitgeber zu finden. Denn das alles muß Dir ja im Ausbildungszeugnis im einzelnen bescheinigt werden.

Wende Dich an Deine IHK. Dort gibt es Ausbildungsberater, die
entsprechende Fragen klären können.
Frage, willst Du was vom Betrieb oder will er was von Dir?
In erster Instanz willst Du eine Lehrstelle, das heißt nicht immer gleich fordern. Aber auch nicht ausnutzen lassen
PiRo

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Sei zufrieden,…
… dass Du jemand bist, der ne Lehrstelle bzw. neudeutsch Ausbildungsstelle hast !!!

Es ist egal, was Du kannst. Ich denke es ist wichtig sich in seiner Ausbildung viel Wissen anzueignen. Wer viel Engagement zeigt und sich von den anderen etwas abhebt, hat evtl. auch mal eine bessere Übernahmechance oder ein beseres Zeugnis bei der IHK oder auch ein besseres Ausbildungszeugnis vom Betrieb !
(hat stehts zu …, … mit außerordentlichem Engagement… ).

Wie schön von den anderen erwähnt: Las dich nicht ausnutzen !
Ich meine das aber nur finanziell. Wegen Internetkosten, Bücher… würd ich schon mal fragen, evtl. auch erst nach der Probezeit.

Ansonsten kannst du auch, da du ja bestimmt kein Kindergeld mehr bekommen wirst (ab nä. jahr) wenn du über ca.13500 DM + 2000 DM Werbungskostenpauschale / Jahr verdienst, deine Werbungskosten so hoch schrauben, dass du dann trotzdem wieder Kindergeld bekommst.
Das wären ca. 270 DM / Monat und würde sich garantiert rechnen.
Absetzen kannst du zB. 1/4 des KP eines neuen Rechners*, evtl. Internetkosten, Fachliteratur, Kilometergeld zur Arbeit (Entfernungskilometer) und zur Berufsschule (gef. Kilometer), wenn du mehr als 8 Std. (auch Unterrichtsstd.) vom Arbeitsort weg bist (also auch BS) 10 DM / Tag Verpflegungspauschale, Wäschegeld (Waschkosten, es gibt bei LSTHeV Tabellen !)Falls Deine Eltern Kinderbaugeld bekommen, würde das dann auch nicht wegfallen, also 1500 DM zusätzlich.

*geht glaub ich nur in der IT-Branche; 1/4 des KP /Jahr auf bis zu 4 Jahre verteilt.

Hör dich aber vorher um und rechne !!!

Wenn du also nichts von deinem Chef bekommst, kannst du mit etwas Rechnerei und Rennerei bis zu 5000 DM / Jahr sowieso „dazuverdienen“.

Hintergrund: Mein Kumpel musste das damals machen, weil er zuviel Vergütung bekam, und sein AG ihm nicht weniger zahlen wollte.

Grüße, Jenny.