Hallo Erika,
fiel mir die Schreibweise der beteiligten Anwälte auf.
Da heisst es (wenns z.B. um angeblichen Nebenerwerb beider
geht), die Anschuldigungen wären „unwahr“ oder „unrichtig“,
aber auch, das „Unwahrheiten“ verbreitet wurden. Muss man als
Anwalt so seltsam formulieren, kann man nicht schreiben, das
ist falsch oder eine Lüge, die verbreitet wurde?? Beim ersten
Lesen hab ich gedacht, das der Anwalt wohl früher im
Deutschunterricht öfters nicht anwesend (oder schreibt man
dann unanwesend??) war. 
Im Online-Duden stehen diese Wörter zwar auch drin, aber im
allgemeinen Sprachgebrauch werden die idR nicht verwendet,
jedenfalls kenn ich keinen, der so reden würde.
Das spricht für Dich und die Leute, mit denen Du Dich umgibst 
Es ist eben Schriftsprache. Und die unterscheidet sich nun einmal
deutlich von dem gesprochenen Wort. Genau wie auch kaum jemand
perfekt hochdeutsch spricht, sondern auch meist eine Sprachfärbung
hat; solch heissen: Dialekt.
Ich persönlich fand den ersten Denkansatz von Markus Lahr ziemlich
interessant.
Meine Idee dazu ist folgende: Juristen müssen einerseits enorm
präzise sein - eben das, was man ihnen oft vorhält, indem man sagt,
es wären Korinthenkacker.
Andererseits gibt es auch einige, die eben nicht so gerne und/oder
gut schreiben. Schliesslich ist es ähnlich mühsam wie hier im Forum:
wie sage ich möglichst viel möglichst knapp um mir nicht die Finger
wund zu tippen.
Ausserdem kommt noch dazu, dass eine Besonderheit dieser Art des
Schreibens ist, dass man sowohl sehr abstrakt denken und schreiben
muss und andererseits auch den Sachverhalt, also dass, was wirklich
passiert ist, darstellen muss. Dass alleine zu verknüpfen ist schon
anstrengend für den Schreiberling. Hinzu kommen Erwägungen wie: bin
ich mir sicher? was weiss die Gegenseite? Muss man dieses und jenes
noch weiter ausführen? usw.
Es gleicht einem Spagat. Interessant daran sind die
Gedankenkonstrukte, die entworfen werden. Wenn man Verständnis dafür
entwickelt hat, kann man an den jeweiligen Stellen vermuten, was die
jeweilige Ursache für diese oder jene Formulierung gewesen sein mag.
An Deinem Beispiel lässt sich das auch zeigen. „X sagt die
Unwahrheit“ schreibt der RA beispielsweise. Ob X das absichtlich,
wider besseren Wissens tat oder nicht, bleibt offen. Vielleicht kommt
es darauf in dem konkreten Bezug nicht an. Man muss den anderen ja
nicht direkt der Lüge bezichtigen, sprich: sich aus dem Fenster
lehnen.
Lusitg finde ich es allemal, wenn Menschen Schreiben verfassen
sollen. Dazu braucht man sich nur die gesammeten
Kuriositäten anschauen, die es so im Umlauf gibt: Schadenmeldungen
die eher lustig sind denn informativ, Schulaufsätze, Polizeiberichte,
Häftlingspost, etc.
Warum zum Beispiel Beträge ausgekehrt werden, anstatt ausgezahlt zu
werden, ist mir auch nicht klar. Ist wohl eine Form von Sprach-
Konservatismus. Ebenso wie „Meine Mandantschaft“, auch wenn es nur
eine Person ist und dergleichen mehr.
Es menschelt all überall…
In diesem Sinne - Jaschiii