Hallo!
Damit ist der angebliche ‚Standortvorteil der
Qualifikation‘ hinfaellig.
Im Blickfeld der Öffentlichkeit sind in der Hauptsache wenige börsennotierte Unternehmen und deren Tun. Der größere Teil unserer Wirtschaft besteht aber aus kleinen und mittleren Unternehmen bis zu wenigen hundert Mio Jahresumsatz, viele davon im Familieneigentum und inhabergeführt. Diese Unternehmen bleiben mit ihrem Kerngeschäft und ihrem Know-how am Ort. Dort haben sie das Bankhaus, das sich auf genau dieses Geschäft versteht, dort haben sie die in Jahrzehnten gewachsene Struktur aus Lieferanten und Dienstleistungen und dort haben sie ihr Fachpersonal. Da läßt sich nichts mal eben umsiedeln und verpflanzen.
In meiner Wahlheimat Mecklenburg und überhaupt in den ostdeutschen Bundesländern fehlen diese unternehmerischen Perlen, von denen ganze Ortschaften leben. Sieh Dir z. B. Baden-Württemberg an. Dort findest Du in jeder Gemeinde ein oder mehrere Maschinenbauer, Medizintechnik- oder Spezialfahrzeugbauer mittlerer Größe, die zum Ort gehören wie das Rathaus und der Kirchturm.
Diese wohlstandproduzierende industrielle Infrastruktur braucht qualifizierte Leute und wir sollten uns schwer hüten, auch noch die funktionierenden Strukturen kaputt zu jammern.
Wenn sich ein Handwerksmeister, ein Techniker oder Ingenieur, ein Chemiker oder Physiker mit einem speziellen Verfahren oder einem neuen Produkt selbständig machen und das Unternehmen kommt auf die Füße, wird der Inhaber alle möglichen Planungen verfolgen, aber er wird gewiß nicht mit seiner Familie aus Kostengründen plötzlich in die Ukraine oder nach China umsiedeln. Er wird nach den ersten Jahren aus unzureichenden Mieträumen ein paar Kilometer weiter das eigene Firmengebäude errichten und sein ganzes Leben damit verbringen, sein Unternehmen zu festigen.
Von solchen Leuten brauchen wir einige zig tausend, aber wir brauchen kein Genöle, daß die ganze Qualifikation nichts bringt.
Gruß
Wolfgang