Foto einer Orgel in gotischer Kathedrale

Hallo Experten,
ich (leider noch Anfänger) möchte eine stimmungsvolle Aufnahme von einem Organisten machen, der an einer Orgel sitzt, die sich hoch oben auf dem Schalbennest einer gotischen Kirche befindet: sehr dunkel, wenig kontrastreich.
Es ist folgende Orgel:
http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Gro%C3%9Fe_Orgel_…
Und das Bild soll in etwa so aussehen wie:
http://images.google.de/imgres?imgurl=http://cdn.vid…

Nur eben „besser“.
Meine derzeitige Ausrüstung und die Rahmenbedingungen:
Canon 450 D, Objektive: EFS 18-55/1,3; EF 85/1,8 und Sigma DG Macro 105/2,8. Dazu ein brauchbares Stativ und viel Zeit, um in Ruhe per Notebook die Grundeinstellung zu machen, bevor der Organist dazustößt.
Objektentfernung etwa 5 m, Farbbild, Blitzlicht absolut unerwünscht.
Was meint ihr: Würde ich das mit den Objektiven optimal hinbekommen (und wenn ja, wie in etwa)? Oder bräuchte ich dazu ein anderes Objektiv (ich wäre bereit, nochmals 300-400 Euro zu spendieren)?
Bin auf eure Tipps gespannt,
lynndinn

Du solltest dein „besser“ definieren.
Technisch besser ist kein Thema, aber für den Inhalt muss man sich
schon Gedanken machen …

Gruss

Hallo Experten,
ich (leider noch Anfänger) möchte eine stimmungsvolle Aufnahme
von einem Organisten machen, der an einer Orgel sitzt,…
sehr dunkel, wenig kontrastreich.
Nur eben „besser“.
…und viel Zeit…

Hallo lynndinn - da hast du dir ja was feines zum Üben ausgesucht…
Etwas kontrastreicheres gibt es ja kaum. Was du dazu brauchst, ist einfach nur Erfahrung und Basiswissen der Fotografie, das kannst du mit 300 bis 400 € nicht viel anfangen…
Aber ein Tip: Mach Belichtungsreihen mit manueller Einstellung - von stark unterbelichtet bis stark überbelichtet, immer in 1-Zeit/Blendensprüngen. Denn eine Automatik ist hier schlicht überfordert. Ggf. mit HDR-Technik den Kontrast etwas mildern.
Viel Spaß - und plan dir bitte viiiiiieeeeeeeeel Zeit ein…
Gruß
lichtpunkt

Hallo,

kontrastarm ist das Motiv ja nun nicht gerade (Notenblatt vs. Schatten usw.) HDR könnte hilfreich sein. Vieles wurde ja schon gesagt.

Es fehlt Dir höchstens an einer lichtstarken Optik um die 35 mm (KB analog), oder hat das Zoom wirklich f 1,3?

Viel Späß in Lübeck!

mfg, tf

Hallo Thomas,
sorry, natürlich ist es ein EF 85/1,8. Jedenfalls erst einmal vielen Dank für den Tipp.
Also: HDR fällt ja wohl raus, weil man dann eine andere Kamera braucht, oder? Dass ich eine Reihe mit unterschiedlichen Belichtungen durchführen und am Rechner übereinanderlagern muss, war mir schon klar. Meine Frage zielte eher darauf ab, ob meine vorhandenen Objektive ausreichen oder nicht.
Du schlägst also ein 35mm Objektiv vor. Das EF 35/1,4 übersteigt meine Finanzen. Das EF 35/2 könnte ich mir leisten. Oder gibt es in dieser Liga noch Alternativen für die Canon? Und was meinst du mit „KB analog“?
Gruß,
lynndinn

Hi,

mir würde nur einfallen das ganze ausleuchten. Ein paar Bauscheinwerfer gut in Stellung gebracht. Diese ggf. mit Backpapier abdecken für weiches Licht. Mit Pappkartons Alufolie oder mit Hilfe von Redungsdecken das Licht steuern.

Dazu müßte man aber jemanden Kennen der dir den platz und den Strom zu Verfügung stellt.

Da du aber den Organisten mit drauf haben möchtest, wirst du ja schon Kontakt dafür haben.

schönes Wochenende

Hi lynndinn -

Also: HDR fällt ja wohl raus, weil man dann eine andere Kamera
braucht, oder? Dass ich eine Reihe mit unterschiedlichen
Belichtungen durchführen und am Rechner übereinanderlagern
muss, war mir schon klar.

DAS ist HDR… - eine nachträgliche Bearbeitung, welche mit Daten JEDER Kamera durchgeführt werden kann. Allerdings darf sich der Organist da nicht bewegen…
Für die Entfernung schätze ich mal, daß du da Brennweiten im Normalbereich benötigst, das 105-er kannst du schonmal zuhause lassen, Einstellungen zwischen 25 und 40mm dürften da bei der 450D passen. Lichtstärke allein bringt nur etwas beim Einstellen, denn je lichtstärker, desto geringer ist die Schärfentiefe. Was bringt dir ein 1,4/35, wenn du sowieso auf 5,6 abblenden mußt, um den nötigen Schärfentiefenbereich zu erreichen?
Zum Aufhellen dunkler Flächen, z. B. der Organist, verwende ich Styroporplatten, um noch etwas Restlicht zu reflektieren. Ggf. die Person bitten, helle Kleidung zu tragen, dann wird das auch deutlich besser, als das Musterbild.
Gruß
lichtpunkt

moin lynndinn,

nee, für HDR benötigst du keine 2 Kameras. Vereinfacht gesagt werden z.B. drei „identische“ Aufnahmen (mit abweichenden Belichtungswerten) „übereinander gelegt“.

Das „überlichtete Foto“ hat eine bessere Schattenzeichnung, aber ausgefressene Spitzlichter. Das unterbelichtete Bild „versuppt“ zwar im Schattenbereich, sollte dafür aber keine ausgefressenen Lichter haben. Die Hauptarbeit macht - wie immer im Leben - die goldene Mitte. Mittels geeigneter Programme wird das Beste aus allen drei Bildern zusammengefügt. Resultat (bei fachkundiger Anwendung) ein Bild mit Zeichnung im Schatten, Zeichnung in den Spitztönen und guter Detailzeichnung. Dieses Vorgehen kann allerdings auch leicht zu „künstlich“ aussehendenden Bildern führen, oftmals allerdings gewollt. Das ganze hat man auch schon früher in der Dunkelkammer gemacht (schöne Zeiten, trotz des strengen Geruchs!).

Weiter:

Das f 2,0 ist ja schon ein Gewinn von einer Blende. f 1,4 ist natürlich sehr schön. Es müssen ja nicht immer Original-Objektive sein. Nach meinen Erfahrungen spricht auch nichts gegen ein Fremdobjektiv eines namhaften Herstellers wie z.B. Sigma. Haben in der Regel eine sehr gute Bildqualität.

Mit „KB“ meine ich, daß sich meine Brennweitenempfehlung auf eine Sensorgröße von 24x36 bezog. Bei den meisten Digitalkameras ist der Sensor aber kleiner, deshalb muß dieser Wert mit bummeligen 1,5 mulipliziert werden.

Somit entspräche die Brennweite der analogen KB-Fotografie von 35 mm in etwa 50 mm bei einer herkömmlichen Digitalkamera (Ausnahmen bestätigen mal wieder die Regel: Sensorgröße!).

Bei einer geschätzen Breite von 3 m und einem möglichen Abstand von 5 m (Dein Motiv) spricht vieles für den Einsatz einer 24 mm-Weitwinkels.

Gibt es auch von Sigma, kostet aber bei f 1,8 rund 400 €.

Und immer gutes Licht!!!

tf

Hallo!

Schwierig, aber nicht unmöglich. Du musst dir nur im Klaren darüber sein, was dein Bild aussagen soll. Willst du den Schwerpunkt auf dem Organisten haben, der in seiner Arbeit aufgeht und sich ganz seinem Spiel widmet, oder willst du den kleinen Menschen zeigen, der das mächtige Instrument beherrscht?
Im Fall 1 würde ich dir zu der lichtstärksten Optik raten, die du hast, das 85er. Das ist durch den Crop-Faktor schon an der Brennweiten-Obergrenze, bei nur 5 m Entfernung. Wenn du noch etwas Geld zur Verfügung hast, dann kaufe dir für nur um die 100 Euro das 50 mm 1:1,8 II. Das wäre die richtige Linse für diese Aufgabe.
Weil dein Bild sehr hohe Hell/Dunkel Kontraste hat, solltest du mit Spot-Belichtungsmessung arbeiten. Messe die Stelle an, die am wichtigsten für die Bildaussage ist. Normalerweise ist es das Gesicht des Organisten.
Das mit dem HDR ist eine gute Idee. Deine Kamera kann automatische Belichtungsreihen. Sie macht dann ein Bild mit der von der Automatik ermittelten Belichtung, eines mit Unter- und eines mit überbelichtung.
Stell den Unterschied der Belichtungen auf das Maximum, +/- 2 Blendenstufen ein. Dann musst du den Auslösemodus auf Serienbild stellen und so lange auf dem Auslöser bleiben, bis die 3 Bilder im Kasten sind oder auch 3 mal kurz hintereinander auf den Auslöser drücken. Das ganze selbstverständlich im RAW Modus. ISO 1600 oder gar 3200. Wenn die Bildaussage stimmt, dann ist das Rauschen zweitrangig. Außerdem kann man Rauschen nachträglich noch per Software reduzieren.

Im Fall 2 wird es schwieriger. Da kommt viel darauf an, wie die örtlichen Gegebenheiten sind. Du musst versuchen die Orgel mittig aufs Bild zu bekommen. Selbst wenn das Bild von unten gemacht werden muss, ist das nicht so schlimm. Es gibt gute Bildbearbeitungsprogramme mit denen man das nachträglich gerade rücken kann. Z.B. „ShiftN“. Hauptsache, die Orgel kommt mittig drauf. Auch da kannst du die Möglichkeit der Belichtungsreihe nutzen und später gegebenenfals mit HDR Technik dein Bild optimieren. Eine andere Möglichkeit wäre das als Panorama zu machen und hinterher zu einem Bild zusammen zu stitchen.

Liebe Grüße,

Thomas.

Hallo Thomas,
für mich kommt Fall 1 in Betracht. Das Bild (und ein zugehöriger Essay) steht ganz unter dem Motto „J.S. Bachs Reise zur Marienkirche Lübeck“. Mit oder Oganist ist noch offen (das ist ein vielbeschäftigter Konzertorganist, den ich nicht lange ausleuchten kann). Wenn ohne Organisten, dann sicherlich mit einem hellen Notenblatt auf dem Notenständer, möglichst mit lesbaren Noten. Und dazu soll die schöne Orgelbank mit der Tastatur, den Registern und einem Teil des Orgelprospekts festgehalten werden. Alles möglichst scharf, wenn möglich samt Holzmaserung. Also durchaus „übernatürlich“.
Eine Ausleuchtung mit Zusatzlampen oder gar ein Blitzlichtgerät fallen aus, da hat die Kirchengemeinde was dagegen. Das würde auch den „Betrieb“ unzumutbar belasten. Ich muss also alles auf das setzen, was mir das Tageslicht über 10 Ecken übriglässt. Natürlich werde ich einen sonnigen Tag nutzen, aber dort oben an der Orgel gibt es keine direkten Lichtstrahlen mehr.
Du sprichst von einem 50mm 1:1,8 II. Das klingt allein vom Preis her gut. Was ist denn der Vor/Nachteil gegenüber dem Vorschlag von Thomas Fischbach, ein 24mm Weitwinkel f 1,8 von Sigma zu verwenden?
Gruß,
lynndinn

Hallo,

nur eine kurze Anmerkung: Laut Posting ist die maximale Entfernung 5 m, das „Keyboard“ der Orgel dürfte/könnte um die 3 m breit sein. Das wird nix mit einem 85, welches ja bei einer der Standard Digital-Kamera der klassischen Brennweite von 135 mm entspricht.

Es ist und bleibt ein Fall für ein leichtes lichtstarkes Weitwinkel, nicht für ein leichtes Tele!?

Schönes Wochenende,

tf

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Hi, na manuell am Computer mit Ebenradieren ist sicher die vernünftigste Variante um den Kontrast etc. zu bewältigen. Automatisches HDR ist eher was für Stümper und bringt außer Langeweile nichts.
Meines Erachtens das sinnloseste was jemals erfunden wurde, traurig dass damit sogar „Profis“ arbeiten.
Außerdem bräuchtest du dafür keine andere Kamera da das fast jede EBV Software kann.
Die Aufnahme auf dem 2ten Link würde ich auch nicht als positives Beispiel betrachten, da hier eine Frontalbeleuchtung gemacht wurde, die eben logischerweise billig und fad und unplastisch wirkt.
OL

Hallo,

wenn denn der Kontrastumfang des Motivs zu groß ist, um aufgenommen bzw. dargestellt zu werden … : Bist du ernsthaft der Meinung, daß „radieren“ mit welch Bildbearbeitungsprogramm auch immer, Zeichnung in die Schatten bringt, wo eben keine war und ist?

Entscheidend - unabhängig ob Digital- oder Analog-Fotografie - ist das Negativ, sei denn auch ein Positiv oder ein Datensatz. Fehler nach dem Druck auf den Auslöser können meist nicht oder nur unzureichend korrigiert werden.

Weniger - „radieren“ - geht immer, mehr niemals. Nicht vorhandene Bildinformationen sind eben nicht da.

HRD mag ich meist auch nicht. Ist aber - fachkundig und dezent eingesetzt - ein Mittel, um den Tonwertumfang den Aufnahmebedingungen anzupassen.

Ist ja auch nicht richtig neu:

In der analogen Fotografie - als die Dunkelkammer mehr oder minder dunkel war - haben wir doch auch versucht, den Kontrastumfang den Gegebenheiten anzupassen: Weichere Entwicklung, Abwedeln, Maskieren usw,

Das Problem bleibt ja immer dasselbe.

Nur daß man heute bei Bildarbeitung rauchen darf.

mfg, tf

Hallo Thomas,

Fehler nach dem Druck auf den Auslöser können meist nicht oder
nur unzureichend korrigiert werden.

eben, daher zurück zu meiner Frage nach dem geeigneteren Objektiv (s. mein letztes posting).

Das leuchtet mir ein. Auch ich will möglichst vorm Klick vieles richtig machen.

Nur daß man heute bei Bildarbeitung rauchen darf.

in der Marienkirche leider nicht :frowning:
aber dafür zu Hause, wenn´s ins Detail geht :smile:
Gruß,
lynndinn

Hi, also rauchen am Computer ist ja noch übler als in der Dunkelkammer.
Aber deinen Rückschlüssen nach zu schliessen ist dir die Arbeitsweise in Ebenen (natürlich mit unterschiedlich belichteten Datein ) nicht geläufig. Das wäre so als wenn man in der Dunkelkammer 3 Negative (ein Mittleress, ein auf Lichter, und ein auf Schatten belichtetes) gezielt nach Motiv kombinieren, partiell ineinander kopieren würde.
Genau dieses läßt sich mit dem Radierer gezielt bewerkstelligen (wenn man dort wo der Radierer angewandt auf eine entsprechende Ebene sieht) und hat nichts mit dem üblichen automatisierten HDR Stimmungs- und Bild-Killer zu tun.
Richtig angewendet sind natürlich Abwedler und Nachbelichter Werkzeuge in PS auch nicht zu verachten
(Lichter aufhellen in den Tiefen und Tiefen nachbelichten in den Lichtern)

OL