Frage

Hallo,

ich bin kein Kunstkenner.
Für mich ist Kunst was mir gefällt, wofür ich auch bereit bin zu zahlen.
Manchmal bekomme ich den Eindruck, daß die Kunst nichts mit dem Produkt sondern mit der Kunst des verkaufens zu tun hat.
Warum zahlen z.B. einige Städte viel Geld für Bilder und Plastiken, womit die meisten nicht erkennen können was das ist?

Meine Tochter könnte solche Bilder auch produzieren, aber durch ihre Unbekanntheit wird sie sicherlich kein Abnehmer finden.

Korruption?

Kunst sollte in meinen Augen:

  1. unterhalten (erfreuen)
  2. bilden und Lösungsansätze bieten

Gruss
Ralf

Hallo Ralf,

da du hast überaus schwieriges Thema angeschnitten, das so kurz nicht beantwortet werden kann, eigentlich sogar unbeantwortbar ist. Denn es gibt eben viele verschiedene Auffassungen von dem, was Kunst wirklich ist.

Ich fasse mal deine Auffassung zusammen (soweit ich sie aus deinem kurzen Posting erschließen kann). Kunst ist

a) was mir gefällt,
b) wofür ich auch bereit bin zu zahlen.
c) was unterhält (erfreut)
d) bildet und Lösungsansätze bietet

Schon an deiner eigenen Meinung kannst du erkennen, wie widersprüchlich Auffassungen von Kunst sein können, denn das was bildet oder Lösungsansätze bietet, gefällt nicht immer bzw. unterhält nicht immer bzw. wird nicht immer gern bezahlt usw.

Schon der Punkt d allein ist in sich widersprüchlich, denn nicht immer besteht Bildung in Lösung, sondern oft genug auch im Gegenteil, in der Erkenntnis von Komplexität. Und es gibt durchaus Dinge, die zum Denken anregen, ohne Lösungen zu bieten, ohne zu gefallen, ohne zu erfreuen.

Manchmal bekomme ich den Eindruck, daß die Kunst nichts mit
dem Produkt sondern mit der Kunst des verkaufens zu tun hat.
Warum zahlen z.B. einige Städte viel Geld für Bilder und
Plastiken, womit die meisten nicht erkennen können was das
ist?

Keine Frage, das gibt es auch. Wenn die von dir genannte Motivation die einzige bleibt, dann nennt man das Kitsch.

Meine Tochter könnte solche Bilder auch produzieren, aber
durch ihre Unbekanntheit wird sie sicherlich kein Abnehmer
finden.

Ja, so ist es, allerdings produziert sie die Bilder nicht mit derselben Absicht. Und es kommt auch gar nicht darauf an - jedenfalls nicht ausschließlich. Die entgegengesetzte Frage allerdings, worauf es denn ankommt, damit etwas überhaupt Kunst ist, die ist damit noch nicht beantwortet. Und ich kann sie auch nicht beantworten: darüber müsste man sich lange unterhalten.

Was man aber zeigen kann, ist, dass durchaus etwas Kunst sein kann, obwohl es nicht als Kunst empfunden wird. Und das hängt eben mit den verschiedenen (von dir schon skizzierten und von mir beschriebenen) zulässigen Ansätzen zusammen.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo Thomas,

vielen Dank für Deine Mühe mir die Sache etwas auf zu bereiten.

Vor längerer Zeit habe ich mal gehört ( muss nicht stimmen), daß ein gewisser Herr Beus einen Müllhaufen oder war es eine dreckige Badewanne ausgestellt hat.
(Bitte um Korrektur wenn ich mich verhört habe.)

Was ist daran Kunst? Das kann man doch bestimmt bei 1% der Bevölkerung auch finden.

Wenn ich ein Gebäude verpacke … was ist daran Kunst?
Da hole ich mir mal schnell 4Mio. Arbeitslose…
Was ist daran Kunst?

Sollte man nicht das Geld zur Senkung der Abgabenlast einsetzen, oder für Politiker die etwas für den Staat realisieren?

Herzliche Grüße
Ralf

Hi Ralf,

Vor längerer Zeit habe ich mal gehört ( muss nicht stimmen),
daß ein gewisser Herr Beus einen Müllhaufen oder war es eine
dreckige Badewanne ausgestellt hat.

Beus, herje, da hast Du Dir einen der Künstler rausgepickt, der ziemlich kontrovers betrachtet wird. Um Beus zu verstehen (beileibe nicht um ihn zu mögen!) muß man sich mit seiner Vita beschäftigen, seine Theorien und auch den Rest der Kunstgechichte nicht nur vom Hörensagen kennen. Das macht die Rezeption seines Werkes nicht einfach. Aber Beus ist inzwischen für viele der Inbegriff des unverständlichen ‚modernen‘ Künstlers. Beus hat sich sehr ernsthaft mit Kunst auseinandergesetzt und nur wenig entsprang dem Zufall. Das Verständniss seiner Kunst ist allerdings beileibe nicht einfach und die, die es verstanden haben, mögen seine Kunst längst nicht immer. Ihn aber auf die mit Pflaster beklebte Badewanne zu reduzieren ist mehr als populistische Vereinfachung.

Was ist daran Kunst? Das kann man doch bestimmt bei 1% der
Bevölkerung auch finden.

Das zu verstehen hab ich mehrere Jahre gebraucht; kurz er versucht Dinge in Beziehung zu stellen und seine Eindrücke zu vermitteln.

Wenn ich ein Gebäude verpacke … was ist daran Kunst?
Da hole ich mir mal schnell 4Mio. Arbeitslose…
Was ist daran Kunst?

Die Idee! Christo nimmt ein bekanntes Objekt, verpackt es und stellt es in einen völlig unbekannten Zusammenhang. Der Vorgang des Verpackens ist dann ‚nur‘ noch Handwerk, wofür sicher ettliche der 4 Millionen Arbeitslose hergenommen werden können. In Berlin waren einige hundert Helfer mehrere Wochen in Lohn und Brot und die Firma, die den Stoff hergestellt hat, ist sicher auch nicht verarmt.

Sollte man nicht das Geld zur Senkung der Abgabenlast
einsetzen, oder für Politiker die etwas für den Staat
realisieren?

Übrigens nimmt Christo keine öffentlichen Mittel an und finanziert seine Projekte durch Sponsoren und dem Verkauf seiner Werke. Z.B. wurde der Stoff der Reichtagverhüllung stückchenweise verkauft um neue Projekte zu finanzieren. AUch hier ist die Beschäftigung mit seinen WErken faszinierend.

Die Frage ob und wenn ja was die Kunst bewirkt, ist m.E. müßig. Genauso sind Forscher, speziell Grundlagenforscher stets in Begründungsnot um Gelder auszutreiben. Ohne Kunst wäre die Welt für mich sehr lagweilig und öde, ohne Grundlagenforschung gäbe es weniger Fortschritt.

Ein Beispiel:
In der 50ern arbeitete ein Physiker mit recht exotische intermetallischen Verbindungen der 3. und 5. Hauptgruppe des Periodensystems. Er untersuchte solch exotische Verhalten wie die Übergangswahrscheinlichkeit von Elektronen unter bestimten Bedingungen. Völlig unverwertbare Sache oder? Nun ja; vor dem Ergebniss seiner Arbeit sitzt Du, er hat dabei als ‚Abfallprodukt‘ den Transistor erfunden!

Aber so was nur nebenbei um zu zeigen, daß ‚unsinnige‘ Sachen manchmal doch was bringen.

Ganfalf

Hallo Gandalf,

deine Interpretation gefällt mir gut, aber leider hat sich unser Freud schon von www abgemeldet, weshalb ich ihm nicht geantwortet habe.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hi Gandalf,
sorry wenn ich klugscheißerisch wirke, aber Beus tut mir einfach weh. Der Mann hieß Joseph Beuys.

Gruß

J.

1 Like

Hi José

sorry wenn ich klugscheißerisch wirke, aber Beus tut mir
einfach weh. Der Mann hieß Joseph Beuys.

da hast Du wirklich recht!!!

kommt davon wenn man nach einem anstrengenden Tag nachts vor dem Rechner sitzt. Bekloppter Fehler!

Gandalf

derjetztinsbettgeht

unser Freud schon von www abgemeldet,

Hallo, Thomas,
woher weiß man sowas?
Gruß Eckard.

Hallo Eckard,

woher weiß man sowas?

auf seiner Vika stand „Mitglied seit …“, also ohne (!) Datum. Das ist in der Regel ein Zeichen dafür, dass sich derjenige abgemeldet hat.

In diesem Fall nun kursierten wohl 2 verschiedenen Vikas, denn ich habe ihn kurz nach meiner Antwort noch in einem anderen Brett getroffen. Vielleicht hatte er sich nur kurz verabschiedet.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

dazu Wilde…
Hallo,
Doc Miller hat natürlich Recht, ist extrem schwierig.
Als erstes dachte ich beim Lesen der Frage an den guten Oscar Wilde, der in der Vorrede zu „Dorian Gray“ die Frage, was ein Künstler ist und was er tut, behandelt.
Es beginnt mit: „Der Künstler ist ein Schöpfer schöner Dinge.“ und endet mit: „Alle Kunst ist völlig nutzlos“.
Die Sätze dazwischen sind auch nicht schlecht.
Ich persönlich leite mir daraus ab, dass Kunst einen subjektiven und einen kollektiven Nutzen haben kann.
Subjektiv, weil bestimmte Werke einen selbst berühren und glücklich machen oder sonst irgendwie weiterbringen.
Kollektiv, weil Bestimmte Kunstwerke eine gesellschaftliche oder nationale Bedeutung haben, die Menschen verbindet.
Dann gibt es auch noch die Kunst als Prestige- und Spekulationsobjekt, ist ja klar.
Wie auch immer…
Pitry