„Neun Tage beten und an drei Tagen Papierkügelchen schlucken - viele Brasilianer
glauben, dass ihnen dadurch ein Wunder geschieht. Erfunden hat diese Methode der
Franziskanerpater Frei Galvao. Für sein Wirken wird er heute von Benedikt XVI. in
Sao Paulo heilig gesprochen.“
Also ehrlich gesagt sind mir die ganzen Heiligsprechungen suspekt. Vor allem der „Wundertäter“-Aspekt.
Ich meine es ist völlig OK und verständlich, wenn die katholische Kirche Menschen auszeichnen will, die Besonderes in ihrem Leben für Gott und die Kirche geleistet haben, aber warum müssen diese Menschen noch Wunder vollbringen?
Außerdem ist die Ernennung viel zu häufig politisch bestimmt und m.E. moralisch fragwürdige Menschen werden heilig gesprochen (z.B. Josemaría Escrivá de Balaguer y Albás).
…Aber ich bin kein Katholik, vielleicht darf ich deswegen keine Meinung dazu haben …
Na klar darfste dazu ne Meinung haben. Hab ich als katholisch sozializierte Atheistin ja auch. Nur ists halt so, dassich schon weiß, dass viele das von außen betrachtet wohl merkwürdig finden, Wunder und sowas.
Ich wüsste halt gerne wie die Katholiken das sehen, weil ich glaube, dass viele gläubige Katholiken Wunderheilungen durch Papierkügelchen auch merkwürdig finden und sone Heiligsprechung eigentlich nicht mittragen würden, wenn sie die Möglichkeit hätten sich demokratisch dafür oder dagegen auszusprechen. Ich habe die Frage gestellt, weil ich mal gern wissen wollte, ob diese Vermutung stimmt, oder ob das eben nur meine Außensicht wiederspiegelt, aber die Mehrzahl der hießigen Katholiken doch dahintersteht.
Nur deshalb hab ich die Frage ausdrücklich an Katholiken gestellt.
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„Neun Tage beten und an drei Tagen Papierkügelchen schlucken -
viele Brasilianer
glauben, dass ihnen dadurch ein Wunder geschieht. Erfunden hat
diese Methode der
Franziskanerpater Frei Galvao. Für sein Wirken wird er heute
von Benedikt XVI. in
Sao Paulo heilig gesprochen.“
Wo ist das Problem - wer heilt, hat recht.
Das ist ganz einfach der Placebo-Effekt, oder anders gesagt, die Selbstheilungskräfte des Körpers, die durch Gebet und Papierkügelchen wie man sieht ebensogut aktiviert werden können wie durch eine herkömmliche medizinische Behandlung.
Papierkügelchen sind billiger und kosten die Krankenkasse weniger. Warum soll man also den guten Pater nicht heiligsprechen?
für Heiligsprechungen (und davor Seligsprechungen) gelten ganz genaue Regeln und meist gehen den Sprechungen jahrelange Prozesse voraus.
Der Papst an und für sich kann hier gar nichts einfach mal so entscheiden. Das ist der erste Punkt.
Wie findet ihr das?
Katholiken können das finden, wie sie wollen. Nichts in der Konstiution der Katholischen Kirche verpflichtet den Einzelnen daran zu glauben, dass ein Heiliggesprochener auch wirklich heilig ist. Heilige sollen als Inspiration und Hilfe dienen.
Stimmt das was der Papst als Oberhaupt der
Kirche da (auch in eurem Namen?) tut, mit dem was ihr glaubt
überein?
Die Katholische Kirche ist kein demokratisches Organ, wo das Oberhaupt die Meinung der Mitglieder vertritt oder repräsentiert. Das ist der Zweite Punkt.
Drittens: Zur Heiligsprechung braucht es nicht einfach nur eine Liste von Wundern und einen Stempel von der Kongregation, sondern ein wichtiger Punkt ist der Beweis, dass es bereits einen (regionalen) Verehrungskult für die zu heiligsprechende Person gibt. [cf. Neue Gesetze für die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, 1983, § 28aff; Divinus Perfectionis Magister I, 1ff; sowie Decreta servanda in beatificatione et canonizatione Sanctorum, 1642]
Für einen bestimmten Teil der Gläubigen spricht der Papst also tatsächlich und erklärt mit einer formell gesprochen Heiligsprechung lediglich die Richtigkeit des bereits vorhandenen Kultes, ohne, dass dies dann zum Gesetz für den Rest der Gläubigen würde.
Dies ist daher nötig, weil der Codex Iure nur die Verehrung von anerkannten Heiligen erlaubt. [cf. CIC §1187]
Stimmt das was der Papst als Oberhaupt der
Kirche da (auch in eurem Namen?) tut, mit dem was ihr glaubt
überein?
Glauben muss man an die Heiligen sowieso nicht. Oftmals liegt dieser Annahme ein schiefes Verständnis des Glaubensbekenntnisses „… ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen…“) zugrunde. Damit ist in erster Linie eine Gemeinschaft aller Mitglieder der Kirche gemeint, die da sie in Einheit mit Christus, alle auf ihre Art heilig sind. Verkürzt kann man sagen, dass alle Gläubigen die Kirche sind, welche als heilige Gemeinschaft verstanden wird. Darin sind verstorbene, noch kommende Gläubige, Selige und Heilige explizit mit eingeschlossen.
Das ist ganz einfach der Placebo-Effekt, oder anders gesagt,
die Selbstheilungskräfte des Körpers, die durch Gebet und
Papierkügelchen wie man sieht ebensogut aktiviert werden
können wie durch eine herkömmliche medizinische Behandlung.
Ganz so simpel sehe ich das nicht.
Sicher, den Placebo-Effekt gibt es. Ich weiß von einem Krankenhaus,
dort wird, wenn nix anderes mehr hilft, eine große rote bittere Pille
verabreicht. Ein Scheinmedikament, dass hauptsächlich aus
Lebensmittelfarbe und Bitterstoffen besteht und eigens für das
Krankenhaus hergestellt wird.
Diese Pille soll eines der „Medikamente“ sein, dass dann noch wirkt,
wenn nix anderes mehr hilft.
Aber bedeutet das nicht, sinnbildlich gesprochen,
„den Teufel mit dem Belzebub austreiben“?
Ich habe bei meinem Lebenspartner die Heilung von einem
Schilddrüsengeschwür erlebt. Die Ärzte rieten dringend zu einer
sofortigen Operation.
Rausschneiden, inclusive eines Teils der Schilddrüse, und
anschließend lebenslang Schilddrüsenhormone einnehmen.
Wir haben uns dazu entschieden es zuerst nur mit Gebet zu versuchen.
Nach drei Wochen fing das Geschwür an zu schrumpfen.
Nach drei Monaten war es völlig verschwunden und die Ärzte konnten
sich das nicht erklären.
Papierkügelchen sind billiger und kosten die Krankenkasse
weniger.
Unser Papierkügelchen im Himmel,
geheiligt werde dein Zellstoff, … usw.
Sei’s drum
Warum soll man also den guten Pater nicht
heiligsprechen?
Manche Menschen brauchen halt ihre Heiligen,
ihnen reicht ein Gott nicht.
Stimmt das was der Papst als Oberhaupt der
Kirche da (auch in eurem Namen?) tut, mit dem was ihr glaubt
überein?
Die Katholische Kirche ist kein demokratisches Organ, wo das
Oberhaupt die Meinung der Mitglieder vertritt oder
repräsentiert.
Stimmt genau. Aufgabe des Papstes ist es nicht, die Mitglieder der Kirche zu vertreten, sondern die Treue zur Überlieferung der Apostel zu garantieren.
„Oberhaupt“ der Kirche ist er sowieso nicht (oder allenfalls in Pressemeldungen). Haupt der Kirche ist Jesus Christus. Gerade der gegenwärtige Papst wäre der allerletzte, der etwas anderes behaupten würde.