Liebe Künstler und Experten am Herd,
warum sind die Bratwürste krumm, frag meine Tochter. Ja, warum denn? Liegt es an der Art der Füllung, am Darm oder wie oder warum? Wie soll man so´n Ding denn von allen Seiten braten?
Alles berechtigte Fragen, oder?
Gruß
Doro
Keine Antwort, aber
Liebe Künstler und Experten am Herd,
warum sind die Bratwürste krumm, frag meine Tochter. Ja, warum
denn? Liegt es an der Art der Füllung, am Darm oder wie oder
warum? Wie soll man so´n Ding denn von allen Seiten braten?
Alles berechtigte Fragen, oder?
Hallo,
Hab zwar keine Antwort parat, aber ein Sternchen für deine Tochter. Kinder bringen es immer wieder fertig, solche Fragen zu stellen, daß Erwachsene erstmal sprachlos sind.
Gruß
Sticky
Hi Doro,
ganz ohne Gewähr: Beim Wurstmachen sitzt ein meterlanger Darm über der Austrittsöffnung der Mischmaschine, das Brät schießt in den Darm, der Metzger greift an passender Stelle den Darm, schleudert ihn kurz zwei-, dreimal herum und das Ende resp. der Anfang der nächsten Wurst ist fertig. Das passiert nun so oft (sehr oft!), bis der Darm alle ist, es hängen also immer noch alle Würste aneinander. Diese Kette wird nun in großen Bögen auf Stangen aufgehängt und bleibt beim Trocknen / Räuchern / wasweißich so hängen. Und ich vermute, dass die Krümmung gerade durch das Hängen in großen Kringeln zustande kommt.
Echte Fabrikwürstchen hingegen sind schnurgerade, weil sie Stück für Stück sofort in der Dose landen. Nur diese eignen sich für das Gerät, das man oft an den Würstchenbuden sieht: Eine Reihe heißer Walzen nebeneinander, zwischen denen die Würstchen langsam gerollt werden.
Gruß Ralf
Selbstversuch empfohlen
Hallo,
warum sind die Bratwürste krumm, frag meine Tochter. Ja, warum
denn? Liegt es an der Art der Füllung, am Darm oder wie oder
warum? Wie soll man so´n Ding denn von allen Seiten braten?
im Prinzip stimme ich Ralf zu: Das kommt bei der manuellen Produktion zustande. Allerdings m.E. nicht durch das Hängen sondern durch die eigentliche Fertigung. Wer das jetzt nicht nachvollziehen kann, sollte mal versuchen, mit glibbrigem Darm, in den eine matschide Füllung schießt, in Sekundenschnelle eine absolut gerade „Wurst“ zu zaubern. Evtl. läßt sich die Versuchsanordnung mit einem Kondom und Rasierschaum nachstellen. Die Konsistenzen dürften ähnlich sein.
Was die Zubereitung angeht: Grillwürstchen sind ja primär zum Grillen gedacht, bei dem das Gargut durch die Wärmestrahlung erhitzt wird und nicht durch den direkten Kontakt mit einer Wärmequelle (vulgo: Pfanne). Daher ist es beim Grillen einigermaßen egal, wie die Wurst geformt ist, solange die Würste nicht so dicht zusammenliegen (Problemfall Wurstschnecke).
In der Pfanne wird das dann natürlich ein bißchen kniffliger, weswegen der Fachmann kurze Würste wie z.B. Rostbratwürste bevorzugt, die aufgrund ihrer kurzen Länge keine hinreichende Krümmung auf die Reihe bekommen.
Gruß,
Christian
Dipl. Wurstologe
Hallo Peter,
als nicht-Experte würde ich raten: vielleicht ist auch der Naturdarm nicht gerade? Hat er nicht so eine Art „Naht“ an der Innenseite? Vielleicht zieht die sich beim Brühen oder Räuchern auch stärker zusammen als der Rest, wodurch die Krümmung entsteht … und die Bratwürste, die gerade sind, sind halt entweder aus einem anderen Darmstück, oder aus Kustdarm.
Meine Theorie zumindest …
Viele interessante Einblicke in die Welt des Naturdarms:
http://www.naturdarm.de/aktuelles/index.html
VG,
Sibylle aus M
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
Servus Doro,
Experte bin ich da auch nicht, aber ich hab schon hie und da assistiert, wenn eine Wutz vom hiesigen Leben in die Welt der Stracken etc. befördert wurde.
Die Krümmung der Stracken etc. entspricht der Krümmung des Darmes, wenn er noch in der lebendigen Wutz drin ist. Eine Wutz mit einem nicht gekrümmten Darm müsste, um ihn unterzubringen, ungefähr zwanzig Meter - also knapp einen Eisenbahnwagen - lang sein (vom Durchmesser her bratwurstgeeignete Dünndarmabschnitte machen dabei soviel ich weiß ungefähr fünf Meter aus).
Dass die heute vorwiegend verwendeten synthetischen Därme die gleiche Form aufweisen, ist ein Zugeständnis an die Tradition.
Schöne Grüße
MM
Hi Martin,
Die Krümmung der Stracken etc. entspricht der Krümmung des
Darmes, wenn er noch in der lebendigen Wutz drin ist.
da wage ich, leisen Widerspruch anzumelden. Der Darm liegt ja nicht aufgerollt wie ein Feuerwehrschlauch im Bauchraum, sondern eher im Zickzack.
Gruß Ralf
Hallo Doro!
Nach einigen wilden Hypothesen über Darmkrümmungen und dergleichen will ich Dir auch meine bescheidene Meinung kundtun.
Die Würste die man im Allgemeinen als Bratwurst kaufen kann, sind vorgebrüht. In Thüringen (wo´s die einzig wahre Bratwurst gibt) sind sie roh- wie frisches Mett oder Gehacktes eben und ungekrümmt!
Zum Brühen werden die Würste auf spezielle Wagen und dort an Stangen (die bestimmt auch eine Fachbezeichnung haben) gehangen. Jetzt kann man sich das so vorstellen:
Zwei Würste hängen ganz eng zusammen - auf einer Metallstange - der Abstand zwischen den beiden Enden ist geringer als der Stangendurchmesser - die Würste werden etwas auseinander gedrückt (etwas in die Waagerechte) und durch das Eigengewicht des Richtung Erde hängenden Wurstteils wieder in die Senkrechte gezogen. Und schon haben wir eine nette Krümmung zustande bekommen. Meist wird das ganze noch dadurch unterstützt und in perfekte Rundungen gebracht, indem die Würste spiralförmig aufgehängt werden. So hängt jedes Wurstende mit einem anderen zusammen und muß sich krümmen um die Pelle nicht reißen zu lassen.
Konnte man das so nachvollziehen?
Es hat also nichts mit dem handwerklichen Geschick des Metzgers oder der Darmkrümmung oder der Tradition des Wurstkrümmens oder der relativen Mondfeuchte zu tun.
Da Wiener z. B. auf die gleiche Weise zu ihrer (wenn auch meist leichteren) Krümmung gelangen, kannst Du dort auch oft sogenannte Sattelstellen entdecken. An einem Wurstende auf der Innenseite der Krümmung findest Du häufig einen dunklen ‚Querstreifen‘. Hier hat die Wurst auf der besagten Stange aufgelegen.
Hoffe geholfen zu haben und grüße
Evelyn
Servus Evelyn,
dieses täte umgekehrt bedeuten, dass die Bratwürste in dem Moment, wo sie aus dem Wolf laufen, grade sind. Dieses erinnere ich aber gänzlich anders.
Dass es bei der Arbeit mit synthetischer Hülle und auch mit separat gewonnenem und für Lagerung & Transport aufbereitetem Naturdarm der beschriebenen Formgebung bedarf, ist gut möglich. Aber aus einem Darm direkt von der Wutz eine grade Wurst zu machen, halte ich für ein aussichtsloses Unterfangen.
Klar wird beim Metzgen allerhand Hochprozentiges konsumiert, aber so einen Knick hab ich dann doch nicht in der Optik gehabt…
Schöne Grüße
MM
Servus Ralf,
eine schematisierend überzeichnete, aber die Chose ganz gut illustrierende Darstellung ist diese:
http://www.naturdarm.de/fachinformationen/welchestie…
- auf der man auf dem unteren Bildlein auch noch die Frage „warum heißen Saitenwürste Saitenwürste?“ beleuchtet sieht -
Schöne Grüße
MM
Naturdarum vor Befüllung (Bildchen)
Servus noch einmal,
hier habe ich mir von einem Hersteller von Naturdärmen ein Bildchen ausgeliehen, auf dem man sehen kann, welche Form selbige von sich aus annehmen, wenn sie unter Druck befüllt werden - in diesem Fall ists noch nicht Mett, Brät oder dergleichen:
http://www.hestreda.de/deutsch/frameset.htm
(dort unter „Produktion“)
Dass die Art und Weise, wie die befüllten Würste weiter behandelt werden, eine Rolle spielt, stelle ich nicht in Abrede. Aber einen Schweinsdarm ohne Verletzung des Materials grade zu kriegen, dürfte eine Sisyphusarbeit sein.
Nun aber genug der wilden Spekulation, bevor ich noch wg. Verblendung der Jugend den Schierlingscocktail bekomme…
In diesem Sinne
MM
Hallo!
Also ich kenne aus eigenem Konsum nur die Thüringer Bratwurst. Rohes Brät in Naturdarm. Und diese lässt sich sehr wohl gerade hinlegen und in jede andere (oder fast jede) beliebige Form bringen. Das ganze hängt wohl auch etwas mit dem „Stopfgrad“ der Wurst zusammen.
Auf die ‚natürliche Darmkrümmung‘ zu schließen halte ich für falsch (auch nach Rücksprache mit einem Tierarzt).
Grüße
EV
Hallo EV,
nun ist die Thüringer Mutter aller Roster eine relativ dünne, relativ lange Bratwurst - sie wird mit eher kleinen Kalibern aus naturgemäß weniger krummen Dünndarmabschnitten, eventuell gar Schaf?, gemacht.
Ich gestehe gerne zu, dass der Darm, so wie er von sich aus ist, nicht das einzige formgebende Element ist. Anders als z.B. bei Blut- und Leberwürsten großer Kaliber, an denen man regelrecht die anatomischen Details studieren kann.
Dennoch finde ich - sozusagen von Lokalkolorit zu Lokalkolorit - in der Gegenprobe ganz bemerkenswert, dass die oberschwäbische „nackede“ Bratwurst, die ohne Hülle bleibt, ganz gradaus geht (in wehmütigem Gedenken an den Metzger Herrisch aus Rindenmoos, der die weit und breit besten Nackeden gemacht und sie dazu noch in den einzigen richtigen Knauzenweck, den vom Bäcker Grün in Biberach, geklemmt hat).
Schöne Grüße
MM