Frage der Moral, des Anstands?

Liebe & Partnerschaft Beziehung
#1

Guten Abend!

Ich bin neu hier und habe von einem Freund davon erfahren, dass man in diesem Board auch ernste Fragen beantwortet bekommt.

Folgende Situation stellt sich mir. Vor einigen Wochen habe ich (Anfang 30) eine junge Frau, Mitte 20, kennengelernt.
Wir haben uns nett unterhalten, sie Single, ich Single, man fand sich sympathisch und hat ein Date für den folgenden Freitag ausgemacht. Gesagt, getan. Der Freitag kam und wir trafen uns bei ihr. Von 19 - 2 Uhr wurde sich nett unterhalten und ein Glas Wein getrunken. Man kam sich näher, küsste sich - und schlief gemeinsam auf dem Sofa ein. Am nächsten Morgen fuhr ich nach Haus.

Am Sonntag trafen wir uns wieder. Da sagte sie mir dann, dass sie gar nicht sooooo sehr Single sei.
Ihr Ex-Freund, mit dem Sie 5 Monate in einer Beziehung war, läge seit 10 Monaten nach einem Unfall im Koma - definitiv ohne Chance auf Genesung.
Sie habe sich schon im Frühjahr aus der „Beziehung getrennt“ und sei wieder „offen für alles“.
Wobei „alles“ eben auch und besonders eine neue Partnerschaft sein soll.
Jetzt sitze ich hier, nachdem wir noch weitere gemütliche Abende miteinander verbracht haben und frage mich, ob das alles richtig ist. An sich habe ich ein komisches Gefühl bei der Sache. Andererseits: Wie lange „muss“ ein Mensch nach einer nicht mal halbjährigen Partnerschaft in so einem Fall „trauern“, sich zurückziehen und sich die Decke über den Kopf ziehen?

Wie seht Ihr das?

Gruß

Bliss

#2

Also, warum hast Du denn ein komisches Gefühl? Hört sich doch erstmal alles gut an (außer das natürlich mit Ihrem Freund, der im Koma liegt …).

#3

dvd abend
sieh mit ihr zusammen aldomovars film sprich mit ihr an und schau wie sie reagiert;

gruß,
alex’

#4

und sei wieder „offen für alles“.

Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein.

#5

Ich glaube, das hängt von verschiedenen Faktoren ab, z.B. auch was für eine Einstellung man zum menschlichen Leben hat. Für mich ist z.B. ein hirntoter Mensch nur noch eine Hülle, ein leerstehendes Haus und auch nichts was ich am Leben halten woltte oder an dem ich hänge. Andere werten einen Menschen, der nur noch an Machinen hängt genau so, als würde er nur kurz schlafen.

Grundsätzlich finde ich, das mehr als die doppelte Dauer der Beziehungszeit durchaus reicht, um sich zu entlieben und für etwas neues zu öffnen. Bei einer normalen Trennung sagt man ja schonmal, das man die Hälfte der Beziehungszeit braucht, um drüber weg zu kommen…

Schau einfach wie du dich dabei fühlst und rede mit ihr über ihre Gefühle.

Besucht sie ihren Ex noch im Karnkenhaus, fühlt sie sich ihm gegenüber noch irgendwie „verpflichtet“?

Das so eine Situation besonders ist dürfte dir ja klar sein und das man sowas nicht wie eine ganz normale Exbeziehung werten kann.
Wenn das mit euch was wird, könnte halt nochmal eine schwierge Zeit auf euch zukommen wenn er stirbt.

Grundsätzlich sehe ich hier moralisch nichts zu beanstanden. Wie in den meisten Lebenslagen gilt hier natürlich auch: Reden hilft!

LG

#6

Hallo,

sie hatte eine Beziehung über (gerade mal) fünf Monate. Der Mann liegt im Koma seit zehn Monaten. Er liegt also circa die doppelte Zeit im Koma, die diese Beziehung angedauert hatte, und außerdem hat sie sich schon emotional verabschiedet, bevor Ihr Euch kennen gelernt habt.

Wie lange „muss“ ein Mensch nach
einer nicht mal halbjährigen Partnerschaft in so einem Fall
„trauern“, sich zurückziehen und sich die Decke über den Kopf
ziehen?

So lange, wie sie es benötigt/e.
Jetzt bist Du da, und Du kannst nichts dafür, dass es so ist, und sie auch nicht.

Gruß
Istiden

#7

Hi,

Für mich ist z.B. ein hirntoter Mensch nur noch eine Hülle, ein
leerstehendes Haus und auch nichts was ich am Leben halten
woltte oder an dem ich hänge.

Es ist aber nicht von Hirntod, sondern von Koma die Rede…

nur so nebenbei

Gute Nacht
Anja

#8

Grundsätzlich finde ich, das mehr als die doppelte Dauer der
Beziehungszeit durchaus reicht, um sich zu entlieben und für
etwas neues zu öffnen. Bei einer normalen Trennung sagt man ja
schonmal, das man die Hälfte der Beziehungszeit braucht, um
drüber weg zu kommen…

Das sehe ich an sich auch so. Weiß nur nicht, ob meine rosarote Brille da nicht zu einem großen Teil mit reinspielt.

Besucht sie ihren Ex noch im Karnkenhaus, fühlt sie sich ihm
gegenüber noch irgendwie „verpflichtet“?

Nein, auf Verlangen seiner Eltern war sie in den letzten 2 Monaten wohl noch 2 oder 3 Mal da, anstandshalber. Sie hat es mir so erklärt, dass es für sie eben wirklich erst 5 Monate waren und sie diese damalige Beziehung nicht mit einer mehrjährigen Partnerschaft vergleichen kann - was sie für sich auch nicht macht. Kann ich soweit nachvollziehen.

Gruß

Bliss

#9

Hallo,

schau wie sie reagiert;

Testen sollte man Fachleuten überlassen.
Sowas gehört nicht in eine vertrauensvolle Beziehung, die hier vielleicht entstehen könnte.

Gruß
Istiden

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#10

Hallo,

und auch wenn er nicht hirntot ist, sondern im Koma, aus dem er wahrscheinlich nicht mehr heraus kommen wird… ein Mensch, der ein paar Monate mit einem solchen (bedauernswerten) Menschen eine Beziehung hatte, sollte sich möglichst von ihren eigenen möglicherweise vorhandenen Schuldgefühlen befreien und auch unbedingt von den Erwartungen der Verwandtschaft des Verunglückten unabhängig machen - und ihr Leben neu strukturieren.

Ich wünsche ihr alles Gute und eine glückliche neue Beziehung.

Gruß
Istiden

1 Like
#11

Dann hört sich für mich alles gut und positiv an… Probier es mit ihr!

#12

Jep, aber wenn derjenige so oder so nicht mehr aufwachen wird, macht das für mich keinen großen Unterschied. Einen Langzeitkoma-Patienen sehe ich auch irgendwann als „niemand mehr zu Hause“ an…

#13

hi

Trauer ist ein unberechenbares Phänomen.
sie war kein halbes Jahr mit ihm zusamnmen (kannten sich vielleicht schon vorher) und hatte sich bereits getrennt.

Viele Menschen fühlen sich mit Ihrem Ex immer noch verbunden, wenn man nicht im Riesenkrach auseinander ging.

Auch wenn es meist irrational ist - wenn jemand verunfallt, macht sich die Umgebung mitunter selbstvorwürfe - hätte ich mich nicht getrennt, wäre er nichtdort und dort gewesen, wäre er nicht verunfallt…so in der Art. Dem kann man sich nicht soleicht entziehen.

Manche Menschen tragen Trauer sehr lang in sich - da kann schon ein ehemaliger Schulkamerad sterben, mit dem man nie gross etwas zu tun hatte und es nimmt einem entsetzlich mit. Wer sich mit 25 zum ersten Mal mit dem Tod eines Glleichaltrigen auseinander setzen muss, kann daran sehr schwer kauen - mit dem Alter gewöhnt man sich ein bisschen dran. Vermutlich hat sie sich auch erstmals mit dem Gedanken des eigenen Todes auseinandersetzen müssen.

Sie ist single, möchte eine neue Partnerschaft und dachte auch, sie sei so weit. Aber sie ist über die Trauer noch nicht (ganz) hinweg - Trauer dauert im Schnitt ein Jahr und da er ja noch lebt, kann das vielleicht noch etwas länger dauern.

Im Grunde sollte einer Beziehung nichts im Weg stehen - sofern du bereit bist, ihre Trauer zu akzeptieren und sie nicht fragst, warum sie sich so anstellt, wo sie doch nur ein halbes Jahr mit ihm zusammen war - wie gesagt, Trauer ist irrational und für Aussenstehende fast nicht nachvollziehbar - zumal Männer und Frauen völlig verschieden mit solchen Ungkücksfällen umgehen.

Gruss, sama

#14

WICHTIGER ZUSATZ!
Hallo!

Danke für Deine Antwort und natürlich auch Dank an alle Anderen.
Ich weiß nicht, ich habe mich wohl unglücklich ausgedrückt.

Sie waren zum Zeitpunkt des Unfalls noch zusammen (5 Monate), dann kam der Unfall nun nach ca. 10 Monaten hat sie die Beziehung für sich als „beendet“ erklärt.
Ich habe irgendwie ein komisches Gefühl bei der Sache, da es sicher eine Menge Menschen gibt, die diese „einseitige“ Trennung als „falsch“ erachten könnten.

Gruß

Bliss

#15

das ist doch jedem selbst überlassen wie lange man da trauert. ich meine sie waren ja nicht wirklich lange zusammen und selbst wenn manchen schließen damit schneller ab und zwar nicht weil sie keine Moral oder Liebe empfinden. Die Frau kann sich ja jetzt nicht vor dem Leben verschließen. Ich finde es richitg das sie wieder auf einen Mann zugeht. Sie beweist Lebensmut und verzweifelt nicht an der Situation, dass die neue Liebe so tragisch enden musste. An deiner Stelle würde ich mir da auch nicht den großen Kopf machen. rede mit ihr über deine Bedenken und lass sie sich auch zu dem Thema äußern und versuch ihre Beweggründe nachzuvollziehen.

#16

Hallo,

dem Ex-Freund kann sie das nicht mehr sagen, dass die Beziehung für sie beendet ist.
Aber sie sollte den Mut aufbringen, wenn sie es nicht schon getan hat, dies den Angehörigen zu sagen, damit wirklich ein sauberer Schlussstrich gezogen ist.

Wie lange sie trauert, kannst du ihr nicht vorschreiben.

Gruß
Lawrence

#17

Hallo

Ich habe irgendwie ein komisches Gefühl bei der Sache, da es
sicher eine Menge Menschen gibt, die diese „einseitige“
Trennung als „falsch“ erachten könnten.

Es interessiert dich tatsächlich, was eine Menge Menschen als falsch erachten könnten?

Schämst du dich vor den anderen Menschen, die so denken könnten?

Gruss
pue

#18

Jetzt sitze ich hier, nachdem wir noch weitere gemütliche
Abende miteinander verbracht haben und frage mich, ob das
alles richtig ist. An sich habe ich ein komisches Gefühl bei
der Sache. Andererseits: Wie lange „muss“ ein Mensch nach
einer nicht mal halbjährigen Partnerschaft in so einem Fall
„trauern“, sich zurückziehen und sich die Decke über den Kopf
ziehen?

Da gibt es keine Vorschrift. Insbesondere würde es mir als „Nachfolger“ nicht im Traum einfallen, mir darüber Gedanken zu machen. Wenn sie sagt, sie ist für eine Beziehung bereit, dann ist es so. Alles andere ist (war) eine Angelegenheit allein zwischen ihr und ihrem (Ex-)Freund und geht den neuen Freund nichts an.

Gruß
smalbop

#19

Hallo,

Andererseits: Wie lange „muss“ ein Mensch nach

einer nicht mal halbjährigen Partnerschaft in so einem Fall
„trauern“, sich zurückziehen und sich die Decke über den Kopf
ziehen?

Wie seht Ihr das?

Ich denke, das kann nur der betroffene Mensch selbst entscheiden. Nur er/sie weiß, wie eng die verlorene Beziehung überhaupt war und wie lange Trauer da ist.

Du musst nur entscheiden, ob Du diese Frau magst oder nicht und solltest sie vielleicht fragen, was ist, wenn der Mann doch wieder aufwacht.

Gruß, Hovke

#20

Hallo!

Ich danke Euch für die Antworten. Viele meiner Bedenken haben sich nun zerschlagen. :smile:

Schönen Tag noch!

Gruß

Bliss