Frage zu grammatikalischen Silben einiger Wörter

Hallo zusammen,

ich bräuchte mal Hilfe »morphologischer« Art.

Aus welchen grammatikalischen Silben sind die folgenden Wörter
aufgebaut:

Ineffizienz
effizient
Offizier
offiziell
Verzweiflung
zweifle

Ich suche also den inneren Wortaufbau (was ist die Stammsilbe?, was
Flexion, Pre- bzw. Suffix usw.?).

Ich hoffe, mir kann jemand helfen - danke schon mal!
Tobias

Hallo, Tobias

Ineffizienz
effizient
Offizier
offiziell

lassen sich auf lat. „facere“ = „tun“ zurückführen
wobei „in-“ eine negierende Vorsilbe ist. Das verschliffene „ef-“ ist die Vorsilbe „ex-“ in der Bedeutung „aus-“ oder „durch-“.
„-enz“ und „-ent“ sind die Flexionsendungen des Partizip Präsens Indikativ aktiv
„Of-“ als Vorsilbe kann (ich bin nicht sicher) eine Verkürzung von „opus“=„Werk, Aufgabe“ darstellen.

Verzweiflung
zweifle

Das sind nun Ableitungen des deutschen Wortes „Zweifel“ (Unentschiedenheit)
Hier ist „ver-“ ein Präfix, das sowohl „durch“ als auch „weg“ anzeigen kann. „-ung“ ist die substantivierende Endung.

Gruß
Eckard

Ich suche also den inneren Wortaufbau (was ist die
Stammsilbe?, was
Flexion, Pre- bzw. Suffix usw.?).

Ich hoffe, mir kann jemand helfen - danke schon mal!
Tobias

Hallo, Eckard,

ich stimme dir zu, nur hier

„Of-“ als Vorsilbe kann (ich bin nicht sicher) eine Verkürzung von „opus“=„Werk, Aufgabe“ darstellen.

nicht. Die Vorsilbe „of-“ geht auf die Präposition „ob“, die „gegen … hin, vor, um … willen, wegen“ bedeuten kann, zurück.

Gruß Fritz

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Kleine Nachfrage…
Danke euch beiden! Nur noch eine kleine Nachfrage:

Dann könnte ich also folgendermaßen schreiben:

In-ef-fizi-enz
ef-fizi-ent
Of-fizier
of-fiziell
Ver-zweifl-ung _oder_ Ver-zweif-l-ung?
zweifle _oder_ zweif-le?

Richtig?
Mir geht es vor allem darum, ob die fl, fi, ffi-Buchstabenfolgen
durch eine »grammatikalische Fuge« getrennt sind oder nicht …

Gruß
Tobias

Mir geht es vor allem darum, ob die fl, fi,
ffi-Buchstabenfolgen
durch eine »grammatikalische Fuge« getrennt sind oder nicht

geh ich recht in der annahme, daß es hierbei nicht um wortanalyse, sondern um eine satztechnische frage (ligaturen) geht?
wenn ja, kannst du die ligaturen in den lateinischen wörtern nicht so trennen, denn „fizient“ und „fizier“ gibt es im deutschen nicht.
generell werden ligaturen meines wissens auch nicht an jeder noch so kleinen morphemfuge getrennt, also nicht „zweif|lung“, sondern eben mit einer ligatur. trennen würde man „auf|lage“, da zusammengesetztes wort. aber da fragst du vielleicht eher im brett textverarbeitung nochmal genauer nach…

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Nachfrage noch nicht beantwortet
Hallo Gyuri,

du gehst recht in der Annahme, dass es um Ligaturensatz geht. Und
dieser richtet sich im Deutschen nach grammatikalischen Fugen.
(Vgl. DUDEN als Referenz:
»Eine Ligatur wird nur gesetzt, wenn die Buchstaben im Wortstamm
zusammengehören.
Keine Ligatur steht zwischen Wortstamm und Endung.
Keine Ligatur steht in der Wortfuge von Zusammensetzungen.«)

D.h. beim Ligaturensatz kommt es eben gerade auf die Morphemfugen an.
Natürlich gebe ich dir recht: nicht auf die kleinsten Abspaltungen
(hofft würde ich immer mit ft-Ligatur setzen, obwohl es streng
genommen nicht richtig ist). Aber bei Worten, bei denen ich mir
unsicher bin, möchte ich gern die komplette grammatikalische
Zusammensetzung kennen, um dann selbst entscheiden (und begründen) zu
können, warum ich eine Ligatur setze oder nicht.
Deshalb möchte ich eigentlich nicht hören, ob ich da eine Ligatur
setzen soll oder nicht, sondern möchte den richtigen morphologischen
Aufbau des Wortes kennen - frei von der Technik sozusagen.

Also würde ich mich noch sehr darüber freuen, wenn mir jemand noch
auseinandernehmen könnte, ob das l in Ver-zweif-l-ung
zu -zweif- gehört oder nicht.
Danke!

Grüßle
Tobias

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Keine Ligatur steht zwischen Wortstamm und Endung.

interessant, so genau hab ich das bisher nicht gehört (steht aber, wie ich gerade sehe, auch in meinem DUDEN, wobei interessanterweise fi von dieser regel aufgenommen wird), und ehrlich gesagt kommt es mir auch komisch vor (und dir offensichtlich auch, sonst würdest du hofft zwar mit ff-, aber nicht mit fft-ligatur schreiben).

Keine Ligatur steht in der Wortfuge von Zusammensetzungen.«)

das ist klar.

Also würde ich mich noch sehr darüber freuen, wenn mir jemand
noch
auseinandernehmen könnte, ob das l in
Ver-zweif-l-ung
zu -zweif- gehört oder nicht.

der stamm ist zweifl-, eig. zweifel, nur fällt das zweite e aus. daher gehören f und l meines erachtens auf jeden fall zusammen.
(wenn man zweifel noch weiter zerlegt und etymologisch von zwei ableitet, gehören sowohl f als auch l zum selben bildungssuffix, also auch wieder zusammen…)
der DUDEN sagt aber auch: in zweifelsfällen nach sprechsilben gliedern, also doch die ligatur trennen… das ist aber hier wie gesagt für mein gefühl alles andere als ein zweifelsfall (auch wenn es in diesem fall doch um zweifel geht).

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Danke!

interessant, so genau hab ich das bisher nicht gehört

Das haben die wenigsten. Sogar viele Schriftsetzer (hupsa:
Mediengestalter :o)) kenn sich da nicht richtig aus. Die Meisten
setzen Ligaturen nach Trennsilben bzw. schalten einfach die
Programmfunktion und haben damit überall Ligaturen.

wobei interessanterweise fi von dieser regel aufgenommen wird

Daran merkt man, dass es alte gewachsene Regeln sind. Das ist mir
ebenso unverständlich wie die alte Rechtschreibregel: »Trenne nie das
s vom t«… (Und warum durfte man damals Wes-pe trennen?)

ehrlich gesagt kommt es mir auch komisch vor (und dir
offensichtlich auch, sonst würdest du hofft zwar mit ff-, aber
nicht mit fft-ligatur schreiben).

Ja.

der stamm ist zweifl-, eig. zweifel, nur fällt das zweite e
aus. daher gehören f und l meines erachtens auf jeden fall
zusammen.

Aha! Vielen Dank.

der DUDEN sagt aber auch: in zweifelsfällen nach sprechsilben
gliedern, also doch die ligatur trennen…

Ja. Aber wenn das e wegfällt, gibt’s nichts mehr zu zweifeln.
Danke!

Grüßle
Tobias

Die Meisten setzen Ligaturen nach Trennsilben

echt? das ist ja überhaupt die blödeste lösung, da bleibt ja kaum eine ligatur übrig (sogar hof|fen u.ä. wird getrennt).

Die Regeln haben nur wir Deutschen…

Die Meisten setzen Ligaturen nach Trennsilben

echt? das ist ja überhaupt die blödeste lösung, da bleibt ja
kaum eine ligatur übrig (sogar hof|fen u.ä. wird getrennt).

Deshalb zieht’s mir auch immer den Magen zusammen, wenn ich falsch
angewendeten Ligaturensatz sehe.

Wir Deutschen sind übrigens (meines Wissens) die einzigen, die solch
ein Regelwerk dafür haben. Die Begründung der englischsprachigen
Länder ist schlicht, die unschönen Berührungen der Buchstabenfolgen
durch die schönere Ligatur zu ersetzen und setzen die Ligatur eben
überall, wo die Buchstaben aufeinander treffen.

Grüßle
Tobias