Hallo Peet,
danke für deine Kritik. Ich fürchte nur, dass du mich missverstanden hast. Denn ich habe - einmal abgesehen davon, dass ich keine wirklichen Hinweise dazu finde, dass hier ein „Kind“ fragt, denn auch ältere Menschen haben Eltern
- keineswegs Bruckner als „unbedeutend“ charakterisiert, sondern ich schrieb vielmehr „keineswegs unbedeutend“. Dass er aber gelegentlich so gesehen wird, ist eine andere Tatsache, die ich nicht für mich übernommen habe. Dein „Referat“:
Ich referiere: Trivial, wenig bedeutend, ein Klassiker von
vielen, ein Wagnerianer und deswegen schon trivial. Sieht eine
Empfehlung so aus?
ist also ein Missverständnis. Dass Bruckner von Wagner abhängt, kann man nicht bestreiten, denke ich. Dass er aufgrund seiner übertriebenen Wagnerverehrung an manchen Stellen (!) eben wie ein Wagnerabklatsch wirkt, bedeutet auch nicht dass er trivial ist, sondern nur dass er an diesen Stellen wenig originell ist. Auf der anderen Seite habe ich seine Vorzüge doch betont und ihn empfohlen, verstehe also nicht, weshalb du mir vorwirfst, falsch zu empfehlen.
Sind z.B. Mendelssohn, Tschaikowsky, Mahler, Schostakowitsch
auch trivial?
Keineswegs, denn Mendelssohn hat ja bekanntlich schon weit vor Wagner Originelles geleistet und auch später eine solch unterwürfige Verehrung, wie sie Bruckner gegenüber Wagner an den Tag legte, niemandem gegenüber gezeigt (er hätte es vermutlich auch nicht getan, wenn er länger gelebt hätte). Tschaikowsky und Schostakowitisch sind selbstverständlich originell, sowohl durch ihr Lokalkolorit, aber natürlich auch sonst, denn sie zeigen keine so penetranten Abhängigkeiten wie Bruckner, sondern entwickeln sehr originell weiter. Mahler hingegen sehe ich wiederum anders, denn hier ist zwar die Wagnerabhängigkeit ganz deutlich, aber die Originalität geht weit, sehr weit über die Brucknersche hinaus, freilich wäre Mahler nicht nur ohne Wagner, sondern auch ohne Bruckner undenkbar.
Sind z.B. Brahms, Tschaikowsky auch nur bedeutend?
Ich gestehe, mit Brahms meine Schwierigkeiten zu haben, wenn auch natürlich Brahms zu den Großen gezählt werden muss. Dasselbe gilt natürlich auch für Tschaikowski. Deine (mir unterstellten) Differenzierungen sind mir etwas unklar.
Ist Bruckner tatsächlich „nur“ ein Wagnerianer? In seinem
symphonischen Denken?? In seinen 16-Takten-Strukturen???..
Ich sagte ja nur, dass er so wahrgenommen wird.
Wäre es nicht besser zu sagen: Ja, es ist nie zu spät mit
Bruckner anzufangen. Wenn es gut gespielt werden sollte, wird
es eine Erlebnis fürs Leben sein. Wenn nicht so gut, dann kann
es möglicherweise langweilig werden. Aber des Risikos wert.
Usw.
Die Formulierung gefällt mir, aber leider ist sie mir nicht eingefallen. Das kann ich guten Gewissens unterschreiben.
Herzliche Grüße
Thomas