Helau,
Richtig. Man kann den Septakkord aber im Prinzip von jedem
beliebigen Ton aus bilden, der muss nicht nur auf der
Dominante der Haupttonart stehen.
Also in C-Dur könnte ich einen F-Septakkord machen? Einfach
die Töne F – A – C – E?
Nein! Ein F-Septakkord wäre F-A-C-Es. Ein Septakkord (der übliche Septakkord ist immer der „Verminderte Septakkord“, es gibt auch „übermäßige“, aber die interessieren uns i.d.R. nicht so, zumindest nicht im klassischen Tonsatz, im Jazz schon eher) besteht immer aus einem Dur-Dreiklang + KLEINER Septime.
Und diesen dann in ein C, in die
Tonika, auflösen?
Nein, den Septakkord darfst du (laut Tonsatzregeln, die du im Übrigen in Stücken der Wiener Klassik beachtet findest, aber bitte nicht mehr bei Spätromantikstücken á la Debussy suchst!
) nur in die vom Septakkord aus gesehene (Zwischen)tonika auflösen. F7 darfst du nur nach B-Dur oder b-Moll auflösen. Steht das Ausgangsstück in C-Dur, musst du schauen, ob B-Dur oder b-Moll irgendwie mit C-Dur verwandt ist. Mir fällt gerade nichts naheliegendes ein. Einen F7 wirst du in einem C-Dur-Stück schwer finden, aber ein Stück ist lang, da gibt es immer wieder Wechsel in andere Tonarten, also warum nicht. Damit kommen wir zuerst mal auf deine Frage von ganz unten:
Aber noch etwas beschäftigt mich: Wie kommt ein Komponist
darauf, eine Doppeldominante zu verwenden? Sitzt er dann da,
und denkt sich „So, jetzt will ich einen Spannungsakkord,
jetzt nehm´ ich die Doppeldominante und bastle herum“?
Wie ein Komponist beim Komponieren vorgeht, weiß ich nicht. Aber ein stück ist lang, wie gesagt, und er kann unmöglich nur bei drei Harmonien bleiben.
Die Tonika kommt am häufigsten vor, die Subdominante und die Dominante (diese 3 Harmonien bilden die „einfache Kadenz“), dann kommen die Parallelen dieser drei Klänge dazu (Tonikaparallele von C-Dur wäre a-Moll, Subdominantenparallele wäre d-Moll etc.). Jetzt haben wir schon 6 Harmonien („erweiterte Kadenz“), mit denen wir ein Stück ausgestalten können. Für eine Sinfonie reicht aber auch das noch lange nicht. Da wird in andere, verwandte Tonarten moduliert und es kommt vor, dass ein ganzer Mittelteil eben mal in der Tonikaparallele a-Moll steht, und dann brauchst du für dieses a-Moll auch noch eine Dominante und eine Subdominante. Damit erweiterst du dein Akkordspektrum noch mal.
Irgendwo hatte ich mal eine Übersicht, in der ein Dreiklang auf jedem Ton der Tonleiter einer bestimmten Funktion zugeordnet war. Mal sehen, vielleicht krieg ich’s noch zusammen.
C-Dur: Tonika, d-Moll: Subdominantparallele, e-Moll: Dominantparallele, F-Dur: Subdominante, G-Dur: Dominante, a-Moll: Tonikaparallele, H-Dreiklang ohne Vorzeichen ist ein verminderter Dreiklang, funktionsmäßig würde dem G7 ohne Grundton entsprechen, also die Dominante ohne Grundton.
Dann können wir noch die Zwischendominanten und -subdominanten verwenden. B-Dur als Subdominante der Subdominante, C-Dur +7 als Dominante der Subdominante, C-Dur auch als Subdominante der Dominante und D-Dur als Dominante der Dominante. Und jetzt noch die Zwischendominanten zu den Parallelen! Wir haben mannigfaltige Möglichkeiten, innerhalb von C-Dur mit Akkorden zu arbeiten, die alle irgendwie noch verwandt sind.
Es gibt da noch die
Zwischendominanten.
Was ist das?
Eine Dominante zu einem anderen Ton, der nur für diesen Moment quasi als Grundton gesehen wird.
O Gott, das hört sich ja nur mehr kompliziert an, willst du
mich fertig machen? 
ja
Musiktheorie ist leider ein weites Feld, wie andere Felder auch…
Aber der Reihe nach, ich will ja was dazu lernen: Was ist eine
Tonikaparallele? Ich hab natürlich schon bei Wikipedia
geschaut, aber auch nichts gefunden, was ich verstehen würde
-(
Du hast bestimmt schon gehört, dass es jeweils eine Dur- und eine Molltonleiter gibt, die die gleichen Vorzeichen haben. Diese beiden sind quasi ein „Paar“, sie sind Parallelen. C-Dur und a-Moll haben beide keine Vorzeichen, a-Moll ist also die Parallele von C-Dur und umgekehrt.
Die Moll-Parallele liegt immer eine kleine Terz unter der Durtonart.
Würde in einem
Stück in C-Dur z.B. der Akkord „G – H – D – F“ stehen, wüßte
ich gleich „Aha, G ist die Dominante von C-Dur, und das ist
der G-Dur Dreiklang mit der Septime F“
Na bitte, genau das ist doch der Anfang.
Dann wiederum sehe ich in einem Stück in C-Dur die beiden
gleichzeitig gespielten Töne dis und fis, und frage mich, was
ist das? Wie klingt das? Dissonant? Wieso können diese Töne
verwendet werden?
dissonant? dis und fis sind doch eine kleine Terz, die klingt doch konsonant. Oder meinst du in einem C-Dur-Akkord, also du hast C-E-G und dazu dis und fis? das klänge in der Tat clusterartig. Tonsatzmäßig auch nicht zu erklären. Zumindest nicht so ohne weiteres.
Aber wie kann ich herausfinden, was für eine Dominante das
ist?
Wenn du auf einen Septakkord stößt (mit kleiner Septime, nicht mit großer! Und mit großer Terz!) ist das im strengen Tonsatz immer eine Dominante. Sie muss immer in den Dur- oder Moll-Akkord führen, der eine Quarte über ihr liegt. G7 löst sich nach C auf, A7 nach D, H7 nach E usw.
Ferner ist die Dominante immer Dur, auch wenn du als Tonika Moll hast. In dem Fall kommt oft ein Vorzeichen für die Terz der Dominante hinzu. Dazu später mehr.
Ich hab ein Stück in F-Dur, und will einen
Doppeldominantakkord basteln (warum auch immer). Jetzt gehe
ich so vor: C ist die Dominante von F. Die Dominante von C
wiederum ist G. Also müßte ich den Akkord G – B – D – F bilden
… B deswegen, weil F-Dur ja ein b-Vorzeichen hat.
Nein. Hast du eine Zwischendominante, verlässt du kurzzeitig die „original“-Tonika und nimmst jetzt C-Dur als sozusagen „Zwischentonika“ (den Begriff bitte nicht übernehmen, den gibt’s nicht). Und dann hast du G7 mit H. G-H-D-F. Noch wichtiger als zu schauen, welche Vorzeichen du ohnehin hast, ist, den Akkord nach Intervallen aufzubauen. Der Dominantseptakkord besteht IMMER aus Grundton-große Terz-Quinte-kleine Septime. Und die große Terz von G ist nun mal H.
Das ebenso bei einer Molltonika. Stünde dein Stück in c-Moll, hättest du genauso G-DUR als Dominante und müsstest das b, das du normalerweise in c-Moll vorgeschrieben hast, auflösen.
Dann frage ich mich aber, wieso im Beispiel-Akkord aus Fidelio
ein Fis vorkommt, wo C-Dur keine Vorzeichen hat.
D-DUR besteht aus D-Fis-A + kleine Septime C. Die Vorzeichen der Originaltonart spielen hier keine Rolle mehr.
Ich bin mir sicher, dass du nicht alles verstanden hast, so schnell geht das nicht. aber vielleicht hilft es dir erstmal bisschen weiter mit anderen Artikeln. Frag auch gerne mehr nach.
Judith