Frage zum 'Atomkrieg und seinen Folgen'

Folgenden alten Thread möchte ich nochmal aufgreifen:

Titel: Frage zum ‚Atomkrieg und seinen Folgen‘
Autor: S t e f f i
Datum: 23.3.2002 15:40 Uhr

Ich habe versucht eine Antwort zu meiner Frage zu finden, war aber nicht erfolgreich, also hoffe ich Sie können mir weiterhelfen.
Frage:„Woran liegt es das nach einem nuklearen Fallout wochen-, bzw. monatelang keine Wolken über der Unglücksstelle zu sehen sind.“
Halten Sie mich bitte nicht für oberflächlich, ich weiß, dass es zu diesem Thema dringendere und auch wichtigere Fragen gibt, aber diese geht mir nicht aus dem kopf und ich würde mich freuen, wenn mir jemand darauf antworten könnte.
Danke!


Ich habe lange gegrübelt und möchte das auch gerne wissen, denn wie ich gelesen habe gab es auffällige meteorologische Aufzeichnungen (länger her, keine Quellen mehr aus dem Stehgreif parat) nach überirdischen Atomwaffentests die vermuten lassen dass durch die Explosion eine Kernwaffe im betroffenen Gebiet vorhergesagte Niederschläge bzw. Wolkenbildung ausbleiben. Speziell ortsgebundene Wetterentwicklungen wie z.B. das Stadtgewitter (Durch Aufheizung der „Betonwüste“ lokale Bildung von Gewitterwolken und deren Entladung in naher Umgebung) sollen wohl ausbleiben.

Andererseits gibt es den Fallout, der aufsteigende Staub bindet Wassertröpfen an sich und regnet als Schauer nieder. Ein Bekannter beschreibt das so: Durch die Strahlung ändern sich die physikalischen Grundbedingungen die „Wetter“ erzeugen. Stichwort Ionen usw. - ich erinnere mich an die Aussage dass durch Nuklearwaffentests in der obersten Schicht unserer Atmosphere heute noch eine Art „Strahlenmantel“ besteht und Einfluss auf das Eindringen vom kosmischer Strahlung, Funkverkehr usw. hat.

Wer kann das genauer erklären? Haben die damaligen Tests auch direkte Auswirkungen die bis heute anhalten und die jeder von uns merkt?

Moin,

so entstehen Gerüchte, auf gut deutsch Scheißhausparolen genannt.

Frage:„Woran liegt es das nach einem nuklearen Fallout
wochen-, bzw. monatelang keine Wolken über der Unglücksstelle
zu sehen sind.“

Das ist eine Frage, die völlig unbelegte Tatsachen als gegeben voraussetzt. Ist das so? Wo steht das? Dass über den jeweiligen Testgebieten (wieso "Unglücksstelle?) monatelang keine Wolken zu sehen sind, war vorher auch schon so und hat dazu geführt, genau hier die Tests durchzuführen - sonst sieht man nämlich nichts.

denn wie ich gelesen habe

wo? Soweit sollte das Gedächtnis schon zurückreichen, sonst brauchen wir gar nicht anzufangen.

Speziell ortsgebundene
Wetterentwicklungen wie z.B. das Stadtgewitter (Durch
Aufheizung der „Betonwüste“ lokale Bildung von Gewitterwolken
und deren Entladung in naher Umgebung) sollen wohl ausbleiben.

Stadtgewitter über dem Testgelände? Über welcher Stadt wurde jemals eine Atombombe getestet?

Andererseits gibt es den Fallout, der aufsteigende Staub
bindet Wassertröpfen an sich und regnet als Schauer nieder.

Alles, was als Staub in die Atmosphäre gelangt, kommt irgendwann mit dem Regen wieder herunter, dazu braucht’s keinen Fallout.

Ein Bekannter beschreibt das so: Durch die Strahlung ändern
sich die physikalischen Grundbedingungen die „Wetter“
erzeugen.

Schick den Bekannten hier her, dann kann er lernen, dass sich physikalische Grundbedingungen niemals ändern.

Stichwort Ionen usw. - ich erinnere mich an die
Aussage dass durch Nuklearwaffentests in der obersten Schicht
unserer Atmosphere heute noch eine Art „Strahlenmantel“
besteht und Einfluss auf das Eindringen vom kosmischer
Strahlung, Funkverkehr usw. hat.

Diese Aussage ist Humbug. Die Ionosphäre ist bereits seit Marconis Zeiten (etwa 1905) bekannt, sonst wäre niemals ein erdumspannender Kurzwellenfunk möglich gewesen. Die Ionisierung der obersten Luftschichten wird durch die Sonneneinstrahlung bewirkt.

Wer kann das genauer erklären? Haben die damaligen Tests auch
direkte Auswirkungen die bis heute anhalten und die jeder von
uns merkt?

Google ist Dein Freund, die Stichwörter heißen Atombombe, fallout, Wetter, Strahlenschäden.

Gruß Ralf

Hi headcrash,

ja, ich halte das ebenfalls für Humbug, wie Ralf ja schon geschrieben hat. Wie die meisten dieser Geschichten rankt sich das Ganze aber wohl um einen wahren Kern. Und der wäre wohl folgender:

Bei der Wolkenbildung ist der erste Schritt die Bildung kleinster Wassertröpfchen aus der Gasphase. Dieser „Nukleation“ genannte Prozess ist für die Wasserdampfmoleküle gar nicht so einfach zu bewältigen. Sobald die relative Luftfeuchte über 100% ansteigt (in der Regel durch Aufsteigen und Abkühlen der Luftmasse), haben die Wassermoleküle das Bedürfnis, sich zu diesen kleinen Tröpfchen zusammenzulagern. Finden sich jedoch nur ein paar Wassermoleküle zusammen, reichen die anziehenden Kräfte noch nicht aus und der Cluster fliegt wieder auseinander. Als erster Schritt der Tröpfchenbildung müssen sich also erst mal sehr viele Wassermoleküle zusammenfinden.

Dazu braucht es sogenannte Kondensationskerne. Normalerweise sind das kleine Aerosolteilchen oder Schwefelsäuretröpfchen, an denen sich die Wassermoleküle anlagern können. Gibt es viele davon, bilden sich viele kleine Tropfen, gibt es dagegen nur wenig Kondensationskerne, erhalten wir wenige große Wassertropfen. (Nur am Rande: der Anteil der Kondensationskerne, der aktiviert wird und tatsächlich zu Wolkentröpfchen aufquillt, hängt von der Abkühlungsrate ab. Daher ist die Tröpfchengröße und Konzentration in der Regel hauptsächlich eine Funktion der Abkühlungsrate)

Hier kommt nun aber die radioaktive Strahlung ins Spiel: Jedes Strahlungsquant hinterläßt beim durch die Atmosphäre sausen eine Spur ionisierter Luftmoleküle. Es „stößt“ nämlich laufend mit Luftmolekülen zusammen und haut Elektronen aus der Elektronenhülle dieser Moleküle. Damit sind die Moleküle nicht mehr neutral sondern weisen eine elektrische Ladung auf - diese Moleküle nennt man dann Ionen.

Wassermoleküle lieben Ionen. Die Ladungsverteilung im Wassermolekül ist nämlich sehr ungleichmäßig und ihr negativer Ladungsschwerpunkt am zentralen Sauerstoffatom klebt ganz wunderbar an den positiv geladenen Ionen, die die radioaktive Strahlung in der Luft hinterläßt. Diese Ionen sind daher hervorragende Nukleationskerne für die Bildung von großen Wasserclustern, die bei zunehmender Wasserdampfübersättigung (bei Abkühlung der Luft) zu Wolkentröpfchen aufquellen können.

Im Bereich einer bodennahen Atomwaffendetonation kann die Radioaktivit bestimmt so hoch sein, dass die Ionenkonzentration in der Luft darüber permanent so hoch ist, dass lokale Wasserdampfkondensation zu einer sehr hohen Konzentration kleinster Tröpfchen führt. Damit wird die Gesamtmenge des kondensierten Wassers auf so viele winzige Tropfen verteilt, dass es unwahrscheinlicher wird, dass diese als Regen vom Himmel fallen. Einen gewissen langfristigen Effekt auf die Regenwahrscheinlichkeit im Bereich der Detonation würde ich also nicht ausschließen. Aber in sehr vielen Wetterlagen findet die Kondensation weit entfernt vom Niederschlagsgebiet statt. Wenn da eine großräumige Warmfront drübergeht, wird der Regen von dem bisschen lokaler Radioaktivität nicht viel merken. Aber einen Einfluss gerade auf lokale Niederschläge wie bei einem Gewitter kann es wohl schon geben.

Viele Grüße,
Markus

Danke Markus, anstatt mich anzupupen endlich eine Antwort in der sich wer ein Herz nimmt und mich aufklärt. Kurz gesagt: Radioaktivität kann Wetterbildung beeinflussen, aber nicht eine woanders entstandene Wetterlage verändern die über das Gebiet hinwegzieht. Das ganze wurde aber wahrscheinlich über die Jahre und auch Medien/Erzählungen dermassen übertrieben dargestellt dasses nichts mehr mit der Realität gemein hat. Radioaktivität ist ja auch nicht statisch ortsgebunden (das hätte die Tschernobylkatastrophe überschaubarer gemacht *g*), ich denke allzulang kann eine Wirkung an Ort und Stelle nicht vorhalten.

Ich denke im Fall X würde nicht nur eine Bombe in der Wüste detonieren sondern eine erheblich grössere Sprengkraft wird mehr oder weniger flächendeckend in bebauten Regionen zur Wirkung kommen und damit ganz deutlich ins meteorologische Geschehen eingreifen. Aber wenn es zu einem totalen Atomkrieg kommt kann uns das dann auch egal sein! *lol*

Noch was zu den Rumpupern hier:

  1. Wer sich lange URL-Strings (Quellen von Unis etc.) auswendig merken kann - RESPEKT!

  2. Man kann sich wohl denken dass ich durch die Frage an sich selber Skepsis an allem von mir aufgeführten anmelde!

  3. Ach was, ich ärgere mich damit nicht rum, jeder braucht was wo er drauf rumprügeln kann. Der eine überzeugt durch Bemühung und Sachlichkeit (Markus), der andere überhaupt nicht, hat aber nach dem abschicken seiner Antwort das Gefühl seine Grossartigkeit vor der Welt unterstrichen zu haben. Der Bildungsadel hat das dumme Fussvolk in seine Schranken verwiesen. Soll sich der Tankstellennigger und BILD-Leser doch da informieren wo die dummen immer hingehen, such doch ma bei google…

Gruss

headcrash.

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Folgenden alten Thread möchte ich nochmal aufgreifen:

Titel: Frage zum ‚Atomkrieg und seinen Folgen‘
Autor: S t e f f i
Datum: 23.3.2002 15:40 Uhr

Ich habe versucht eine Antwort zu meiner Frage zu finden, war
aber nicht erfolgreich, also hoffe ich Sie können mir
weiterhelfen.
Frage:„Woran liegt es das nach einem nuklearen Fallout
wochen-, bzw. monatelang keine Wolken über der Unglücksstelle
zu sehen sind.“

Frage ist völlig falsch, da es ein nicht vorhandenes Phänomen beschreibt.
Lt einem Augenzeugenbericht von Hiroshima begann es kurz (!) nach der Explosion der Nuklearwaffe zu regnen.
http://www.yale.edu/lawweb/avalon/abomb/mp25.htm

Speziell ortsgebundene
Wetterentwicklungen wie z.B. das Stadtgewitter (Durch
Aufheizung der „Betonwüste“ lokale Bildung von Gewitterwolken
und deren Entladung in naher Umgebung) sollen wohl ausbleiben.

Es gab exakt 2 Atombombenexplosionen über Städten: Hiroshima und Nagasaki
Alle anderen tests wurden meist ind Wüsten oder Südseeatollen durchgefhrt, und zwar zu einer Jahreszeit, bei dem Regen ziemlich unwahrscheinlich ist.

Wer kann das genauer erklären? Haben die damaligen Tests auch
direkte Auswirkungen die bis heute anhalten

Ja, die entsprechenden Nuklide, die in die Atmosphäre eingebracht wurden, lassen sich bis heute nachweisen.

und die jeder von
uns merkt?

Merken wirst Du davon nichts, denn die Strahlungsbelastungen sind viel zu gering.

Gruß
Mike

Folgenden alten Thread möchte ich nochmal aufgreifen:

Titel: Frage zum ‚Atomkrieg und seinen Folgen‘
Autor: S t e f f i
Datum: 23.3.2002 15:40 Uhr

Ich habe versucht eine Antwort zu meiner Frage zu finden, war
aber nicht erfolgreich, also hoffe ich Sie können mir
weiterhelfen.
Frage:„Woran liegt es das nach einem nuklearen Fallout
wochen-, bzw. monatelang keine Wolken über der Unglücksstelle
zu sehen sind.“

Hallo,

wie schon gesagt, der Behauptung fehlt jegliche Basis: es gab nur 2 Städte, die durch Atomwaffen zerstört wurden, und daraus kann man keinerlei ernstzunehmende Wetterdaten ableiten.

Einiges andere ist wahrscheinlich, aber trivial: es wird bei der Explosion auch viel Wasser verdampft (einige Megatonnen über London würden wohl stellenweise die Themse verkochen) und es gibt viel Staub, so dass diese Feuchtigkeit bald wieder abregnet - Radioaktivität ist dazu wohl nicht erforderlich. Und das angesprochene Stadtgewitter denkt sich wohl, wenn keine Stadt mehr existiert, was soll ich noch da (gab es so etwas überhaupt in Hiroshima oder Nagasaki? wer weiss wirklich was?).

Es gibt viele Szenarien mit den Folgen von nuklearen Explosionen über Städten, aber die beruhen (Gottseidank) alle auf theoretischen Berechnungen.

Gruss Reinhard

das

hätte die Tschernobylkatastrophe überschaubarer gemacht *g

Was war nicht überschaubar?
Es gab keinen Grund damals Nahrungsmittel in Deutschland zu vernichten!

MfG