Frage zur Kastration bei Pferden

Hallo,

mal eine Frage an die Pferdemenschen:
Im Laufe des kommenden Jahres steht wohl beim Nachwuchs meiner Stute
(ich berichtete: http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv… )
die Kastration an.

Nur: was ist der richtige Zeitpunkt?
So früh wie möglich?
So spät wie möglich?

Was wäre medizienisch (Wachstum)/verhaltenstechnisch sinnvoll

gibt es gute Seiten, wo man sowas nachlesen kann?

Es gilt wie immer
Ich bin für alle Tips dankbar

Grüssle
Suse

Hallo Suse,

dein Artikel ist vom Ende Nov.06, das Hengstchen nun also 8 1/2 Monate alt.
Medizinisch ist der früheste Zeitpunkt, wenn beide Hoden ganz abgestiegen sind. Das ist in dem Alter bereits der Fall.
Wird erst der erwachsene Hengst gelegt, so ist durch die nun ausgereifte Größe der Hoden auch der OP Bereich größer und es drückt wesentlich mehr Körpergewicht auf die Wunde. Darum wird im allgemeinen ein erwachsener Hengst nicht mehr im Stehen, sondern im Liegen kastriert, was dann auch teurer ist.
Je älter, um so eher die Möglichkeit der Komplikation. Allerdings sind Komplikationen eh eher selten.

Der Hormonstatus wirkt sich auf das Größenwachstum aus. Zumindest kann man beobachten, daß Hengste, die erst vor der Ausbildung 3-jährig (Wachstum bis 5/6 Jahre) kastriert werden, unmittelbar danach noch einen ordentlichen Schuß in die Höhe machen.

Die Hormone prägen Typ, Charakter, Selbstbewußtsein. Hengstfohlen, die bereits mit 6 Monaten kastriert wurden, entwickeln sich deutlich mehr in Richtung ‚ES, das Arbeitstier‘. Möchte man mehr Ausdruck kann eine spätere Kastration angebracht sein.
Es ist aber immer eine Frage des Grundcharakters. Einen geborenen echten Kerl sollte man früher kastrieren als einen sanften braven, zumal man dem echten Kerl sehr bald nachdrücklich klar machen muß, daß er im Rang unter dem Menschen steht.

Und nicht zuletzt ist es eine Haltungsfrage. Mit 9-12 Monaten setzt die Geschlechtsreife ein. Der Kleine ist dann zeugungsfähig. Zwar wird keine selbstbewußte alte Stute ihn für voll nehmen und er wird auch noch nicht ausreißen um zu Stuten zu kommen, aber zur Sicherheit sollte er nur noch mit männlichen Pferden zusammen sein, zumal er das für die Persönlichkeitsentwicklung eh braucht.

Fazit
Letztlich sind die möglichen Aufzuchtbedingungen das erste Kriterium. Besteht die Möglichkeit den Kleinen in einer „Männergruppe“ zu halten, kann man ihn bis 3-jährig gut als Hengst lassen. Für den kleinen Hengst wäre das ideal.
Besteht die Möglichkeit nicht, so sollte er noch diesen Herbst kastriert werden, damit der „Unfall“ keinen weiteren „Unfall“ produzieren kann.

Gruß Steffi

hi

Im Laufe des kommenden Jahres steht wohl beim Nachwuchs meiner
Stute
(ich berichtete:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
)
die Kastration an.

Nur: was ist der richtige Zeitpunkt?

das kommt darauf an ;o)

So spät wie möglich?

ICH würde ein Hengstfohlen in eine gute Hengstaufzucht stellen und mit der Kastration so lange warten wie es für dsa Pferd noch o.k. ist

Es ist nicht mehr o.k. :

  • wenn das Pferd im Umgang hormonbedingt zu schwierig wird - also nicht mehr Herr über sich selber ist

  • wenn das Pferd hormongesteuert mit sich selber ein Problem bekommt

  • wenn das die dauernden Rangeleien mit anderen Hengsten/Wallachen so grob werden, dass Verletzungen vorprogrammiert sind

Und ergänzend : will man das Pferd als Hengst lassen

  • immer dann, wenn das Pferd in einem guten Stall (in erreichbarer Nähe - für mich also umkreis 30 km) annähernd artgerecht gehalten werden soll und dort keine professionelle Hengsthaltung möglich ist

  • immer dann wenn ich mit dem Pferd auch Wanderritte oder Orientierungsritte mitmachen möchte - weil die Unterbringung von Hengsten auswärts immer ganz besonders schwierig ist

Was wäre medizienisch (Wachstum)/verhaltenstechnisch sinnvoll

medizinisch gesehen sollte die Kastration immer im Winter erfolgen weil es dann keine Fliegen gibt die ihre eier in die Wunde legen könnten und eben wie Steffi schon richtig sagte - je älter der Hengst desto schwieriger die Kastration wobei Kastrationen vor dem 6. Lebensjahr eher unproblematisch sind

und verhaltenstechnisch gesehen merkst du es dann wenn es soweit ist ;o)

Gruß H.

Hallo,

  • wenn das Pferd im Umgang hormonbedingt zu schwierig wird -

ja

also nicht mehr Herr über sich selber ist

  • wenn das Pferd hormongesteuert mit sich selber ein Problem
    bekommt

Das ist eine menschliche Sicht. Ein Hengst ist sehr wohl Herr über sich selbst und hat mit sich selbst auch kein Problem.

Gruß Steffi

Hallo,

mal eine Frage an die Pferdemenschen:
Im Laufe des kommenden Jahres steht wohl beim Nachwuchs meiner
Stute
(ich berichtete:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…?

ArtikelID=3816206&archived=1&searchtext=&x=1&special=my&my_forum=on&m
y_archive=on&theme=92&entries=10&offset=10#3816206

)
die Kastration an.

Nur: was ist der richtige Zeitpunkt?
So früh wie möglich?
So spät wie möglich?

Was wäre medizienisch (Wachstum)/verhaltenstechnisch sinnvoll

gibt es gute Seiten, wo man sowas nachlesen kann?

Es gilt wie immer
Ich bin für alle Tips dankbar

Grüssle
Suse

Hallo Suse,
mit einem Jahr, bevor er zeugungsfähig wird. Er wächst dann stärker,
ist umgänglicher und kann mit der Stutenherde nebst Stutfohlen weiter
mitlaufen, hat noch den Schutz der Mutter und muß sich nicht mit den
gleichaltrigen Hengstfohlen rumschlagen. Wenn er dort einen der
letzten Plätze in der Rangordnung einnehmen sollte, bekommt er
pausenlos Prügel. Das mag für Wildpferde sinnvoll sein, in der
Wildnis sind die kleinen Hengste eben das Tribut der Herde an die
Wölfe. Einen schmusigen, kleinen Wallach aufwachen zu sehen, ist ein
schönes Erlebnis. Erspar ihm die Raufereien und evtl Verletzungen,
freu dich an ihm, er soll später doch nur ein umgängliches Reitpferd
werden. (Meine Tochter ist übrigens Tierärztin und hat es mit ihrem
Fohlen genauso gemacht.)

Roma

Hallo Roma,
dankeschön für Deine Hinweise, aber der Kleine ist bereits eine ganze Weile abgesetzt und genießt sein Dasein in der Halbstarken-Herde sehr…raufen-fressen-schlafen scheint ein Leben ganz nach seinem Geschmack zu sein *g*
Verletzungen hat er bislang keine…allerdings hab ich bei Isis auch noch nie pausenlose Prügeleien erlebt…eher im Gegenteil…einer der älteren Wallache hat ihn sofort adoptiert und greift sofort ein, wenn es dem Kleinen seiner Meinung nach zu wild wird.

Grüssle
Suse

Hallo Suse,
mit einem Jahr, bevor er zeugungsfähig wird. Er wächst dann
stärker,
ist umgänglicher und kann mit der Stutenherde nebst Stutfohlen
weiter
mitlaufen, hat noch den Schutz der Mutter und muß sich nicht
mit den
gleichaltrigen Hengstfohlen rumschlagen. Wenn er dort einen
der
letzten Plätze in der Rangordnung einnehmen sollte, bekommt er
pausenlos Prügel. Das mag für Wildpferde sinnvoll sein, in der
Wildnis sind die kleinen Hengste eben das Tribut der Herde an
die
Wölfe. Einen schmusigen, kleinen Wallach aufwachen zu sehen,
ist ein
schönes Erlebnis. Erspar ihm die Raufereien und evtl
Verletzungen,
freu dich an ihm, er soll später doch nur ein umgängliches
Reitpferd
werden. (Meine Tochter ist übrigens Tierärztin und hat es mit
ihrem
Fohlen genauso gemacht.)

Roma

Hallo Hexerl,

dankeschön für Deine Antwort.

Hengst bleiben soll er keinesfalls, denn zum einen will ich nicht züchten und zum anderen soll er schon irgendwann wieder in die grosse Herde.

Noch eine Frage zur Winter-Op: Ist denn dann die Gefahr nicht groß, daß die Wunde nachts Frost bekommt?

Lieben Gruß
Suse

Hallo Roma,

…hat noch den Schutz der Mutter und muß sich nicht mit den
gleichaltrigen Hengstfohlen rumschlagen.

Den Schutz braucht er nur bis zu einem Jahr. Dann braucht er die Kumpanei mit anderen Hengstfohlen für seine soziale Entwicklung.

Wenn er dort einen der letzten Plätze in der Rangordnung
einnehmen sollte, bekommt er pausenlos Prügel.

Wer sagt denn, daß er den letzten Platz erhält? Und selbst wenn, bekommt er nicht pausenlos Prügel. Jedenfalls nicht, wenn er sich in der Gemeinschaft korrekt verhält. Und genau das muß er lernen, um ein im Umgang angenehmes Pferd zu werden.
Ich halte derzeit 6 Hengste von 1-16 Jahren zusammen - ohne jegliche Verletzungen. Die Raufereien sind Kampfspiele, die kleinen Bengels Spaß machen.

Das mag für Wildpferde sinnvoll sein, in der
Wildnis sind die kleinen Hengste eben das Tribut der Herde an
die Wölfe.

Wie soll ich denn das verstehn? Hengstfohlen als Wolfsfutter, damit die Wölfe die anderen verschonen? Oder wie?
Das ist absoluter Unsinn!

Einen schmusigen, kleinen Wallach aufwachen zu sehen,
ist ein schönes Erlebnis.

Schön mag das sein, aber sinnvoll ist eine artgerechte Aufzucht.

Erspar ihm die Raufereien und evtl.Verletzungen,

Da gibt es keine Verletzungen, die man sparen müßte. s.o.

…er soll später doch nur ein umgängliches Reitpferd werden.

Die beste Erziehung zu einem super umgänglichen Pferd ist eine artgerechte Aufzucht in einer Hengstgruppe! Und nicht mit Mama in einer Stutengruppe, wo er ungestraft den Matcho raushängen lassen kann.

(Meine Tochter ist übrigens Tierärztin und hat es mit
ihrem Fohlen genauso gemacht.)

Was keine Gewähr dafür ist, daß es so das Richtige ist.

Gruß Steffi

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Hallo Suse,

Noch eine Frage zur Winter-Op: Ist denn dann die Gefahr nicht
groß, daß die Wunde nachts Frost bekommt?

Winter meint nicht Eis und Schnee, sondern heißt ‚nicht sommerlich‘
Fliegen kommen Entzündungen verursachen und Hitze nach einer OP ist auch nicht zuträglich. Aber bei Minustemperaturen ist die Wundheilung ebenfalls nicht optimal.
Gemäßigte Temperaturen in der fliegenfreien Zeit sind optimal. Bei Offenstallpferden ist zusätzlich noch eine Schönwetterperiode und Matschfreiheit empfehlenswert.

Gruß Steffi

Hallo Steffi,

dein Artikel ist vom Ende Nov.06, das Hengstchen nun also 8
1/2 Monate alt.
Medizinisch ist der früheste Zeitpunkt, wenn beide Hoden ganz
abgestiegen sind. Das ist in dem Alter bereits der Fall.

ja Gottseidank - beide da…so sit wenigstens das Schreckgespenst Pferdeklinik gebannt.

Der Hormonstatus wirkt sich auf das Größenwachstum aus.
Zumindest kann man beobachten, daß Hengste, die erst vor der
Ausbildung 3-jährig (Wachstum bis 5/6 Jahre) kastriert werden,
unmittelbar danach noch einen ordentlichen Schuß in die Höhe
machen.

Hab ich das richtig verstanden: Kastriert man einiges früher, bleibt vielleicht das Wachstum „hängen“ ?

Dankeschön für Deine Hinweise
Grüssle
Suse

Hallo Suse,

Der Hormonstatus wirkt sich auf das Größenwachstum aus.
Zumindest kann man beobachten, daß Hengste, die erst vor der
Ausbildung 3-jährig (Wachstum bis 5/6 Jahre) kastriert werden,
unmittelbar danach noch einen ordentlichen Schuß in die Höhe
machen.

Hab ich das richtig verstanden: Kastriert man einiges früher,
bleibt vielleicht das Wachstum „hängen“ ?

Mir scheint, du hast es nicht ganz so verstanden wie es gemeint ist.

Ich weiß nicht, wie weit der hormonelle Einfluß auf das Wachstum von Hengsten/Wallachen wissenschaftlich untersucht ist, aber es ist eine Sache, die seit altersher beobachtet wird und die ich bei meinen Junghengsten bestätigen kann.
Kommen die Hengstfohlen ab 2 Jahren ins Junghengstalter entwickeln sie im Gegensatz zu früh gelegten Wallachen mehr Muskelmasse und Hengstaufsatz. Das ist hormonell bedingt. Man kann vermuten, daß sie das zum Imponieren brauchen. Als Wallach brauchen sie diesen kraftstrotzenden Typ nicht. Kastriert man sie nun, scheint die Kraft, die nun nicht mehr für den Hengsttyp gebraucht wird, für das Wachstum genutzt zu werden und schwupp wachsen sie noch ein Stück, falls sie noch unter 6 Jahren und somit noch wachstumsfähig sind.
Der 4-jährige Oldenburger, den ich dieses Frühjahr kastrieren ließ, ist in den nächsten 4 Monaten 3cm gewachsen, im ganzen Jahr davor nur 2cm, obwohl das deutlich näher an der Hauptwachstumszeit lag.
Kastriert man ein Hengstfohlen früh, so verteilt sich das Plus an Größe auf die gesamte Wachstumszeit.
Wallache werden tendenziell etwas größer als Hengste, das genetisch vorgegebene Endmaß wird aber nicht durch den Zeitpunkt der Kastration beeinflußt.

Gruß Steffi

1 Like

Hallo Steffi,

Der Hormonstatus wirkt sich auf das Größenwachstum aus.
Zumindest kann man beobachten, daß Hengste, die erst vor der
Ausbildung 3-jährig (Wachstum bis 5/6 Jahre) kastriert werden,
unmittelbar danach noch einen ordentlichen Schuß in die Höhe
machen.

Hab ich das richtig verstanden: Kastriert man einiges früher,
bleibt vielleicht das Wachstum „hängen“ ?

Mir scheint, du hast es nicht ganz so verstanden wie es
gemeint ist.

ohhh-ohh…erwüscht
nee…ist schon so - sonst hätte ich ja nicht noch mal nachgefragt

Ich weiß nicht, wie weit der hormonelle Einfluß auf das
Wachstum von Hengsten/Wallachen wissenschaftlich untersucht
ist, aber es ist eine Sache, die seit altersher beobachtet
wird und die ich bei meinen Junghengsten bestätigen kann.
Kommen die Hengstfohlen ab 2 Jahren ins Junghengstalter
entwickeln sie im Gegensatz zu früh gelegten Wallachen mehr
Muskelmasse und Hengstaufsatz. Das ist hormonell bedingt. Man
kann vermuten, daß sie das zum Imponieren brauchen. Als
Wallach brauchen sie diesen kraftstrotzenden Typ nicht.
Kastriert man sie nun, scheint die Kraft, die nun nicht mehr
für den Hengsttyp gebraucht wird, für das Wachstum genutzt zu
werden und schwupp wachsen sie noch ein Stück, falls sie noch
unter 6 Jahren und somit noch wachstumsfähig sind.
Der 4-jährige Oldenburger, den ich dieses Frühjahr kastrieren
ließ, ist in den nächsten 4 Monaten 3cm gewachsen, im ganzen
Jahr davor nur 2cm, obwohl das deutlich näher an der
Hauptwachstumszeit lag.
Kastriert man ein Hengstfohlen früh, so verteilt sich das Plus
an Größe auf die gesamte Wachstumszeit.
Wallache werden tendenziell etwas größer als Hengste, das
genetisch vorgegebene Endmaß wird aber nicht durch den
Zeitpunkt der Kastration beeinflußt.

Vielen Dank für diese ausführliche Erläuterung…ich glaub jetzt hab ich’s
Grüssle
Suse

solltest du nicht besser einen erfahrenen tierarzt befragen?

solltest du nicht besser einen erfahrenen tierarzt befragen?

Hallo Hans,

medizinisch kann ein Großtierarzt sicher sehr gut betreffs Kastration beraten, aber ethologisch haben es viele Tierärzte überhaupt nicht gut drauf. Sie können ethologisch oft nicht kompetent beraten und wollen es auch gar nicht, weil so eine Beratung Zeit braucht und schwer abzurechnen ist.
Darum steht die Frage hier durchaus zu recht.

Gruß Steffi