Frage zur Kondolenz

Hallo Wissende,

ich bin ja nu nicht gerade unwissend, was Anstand und Umgangsformen betrifft, aber bei einem heiklen Thema bin ich dann doch unsicher.

Gestern ist die Oma meines Lebensgefährten gestorben, sie war die Mutter seines Vaters. Nun würde ich natürlich gerne meinen Schwiegereltern in Spe meine Anteilnahme ausdrücken. Wie mache ich das am besten?

Anrufen und mein Beileid telefonisch ausdrücken? - Ich weiß nicht.
Eine Beileidskarte schreiben? Wenn ja, an wen adressiert? An seine Eltern oder nur an den Vater, der ja eigentlich der Hauptbetroffene ist? Und schreib ich da am besten auch noch ein paar persönliche Worte dazu? BTW: Ich hab die Eltern meines Lebensgefährten erst dreimal gesehen, verstehe mich aber mit ihnen sehr gut.

Kann mir jemand einen Tipp geben?

Gruß Anna

Hi Anna,

meine bescheidene Erfahrung ist, dass Trauernde in formalen Kondolenzfragen eher tolerant sind. Sogar meine sehr konservative Tante hat sich bei dem Tod ihrer Mutter über keine in meinen Augen merkwürdig formulierte oder optisch eigenartige Beileidskarte gewundert, sondern nur über diejenigen ereifert, die sich nicht gemeldet haben. Wichtig ist also, dass man von sich hören lässt und nicht wie das „Beileid“ letzlich ausgedrückt wurde – solange man nicht völlig danebenhaut (aber das traue ich Dir nicht zu).

In diesem Fall würde ich mich zu allererst mit meinem Lebensgefährten besprechen. Er kennt seine Eltern am Besten, er wird sie schon in ähnlichen Situationen erlebt haben. Immer angemessen: Du schreibst einfach per Hand auf eine schöne Karte, was Dir einfällt, ungeschminkt und ungeheuchelt. Adressat: In jedem Fall beide. Meine Mutter war auch sehr traurig, als ihre Schwiegermutter gestorben war, und insofern könnte es ausgesprochen unpassend sein, Deine Schwiegermutter schon in der Anschrift oder Anrede auszuschließen. „Familie Fritzchen Müller“ ist zwar ein bisschen antiquiert, aber vielleicht ganz sinnvoll, wenn es zu viele wären, um jeden persönlich anzusprechen.

Viele Grüße
Christopher

Hallo Anna,

erstmal was Christopher geschrieben hat.
Aber warum nicht persoenlich? Ihr wohnt zu weit weg?
Koennt ihr nicht zur Beerdigung kommen, immerhin war es
die Oma. Seine Eltern freuen sich ueber den Beistand, auch
wenn ihr vielleicht nur fuer den Nachmittag kommt.
Bei so enger Verwandtschaft wuerde ich versuchen, persoenlich
am Tag der Beerdigung (oder auch vorher) aufzutauchen.
Zweitbeste Moeglichkeit: Telefon. Sich vorher ein paar
Saetz aufschreiben, damit man sich nicht nur anschweigt.
Aber ich stelle immer wieder fest, wie sehr sich gerade
aeltere Angehoerige (Tanten, Cousins meiner Mutter, auch
angeheiratete Verwandte, die ich weniger gut kenne, etc.)
ueber einen kurzen Anruf freuen - zu allen moeglichen
Anlaessen. Ich erledige eigentlich vieles lieber schriftlich
(Brief, Karte, E-mail) und muss mich dann zu solchen An-
rufen zwingen - hab’s aber noch nie bereut, wenn ich die
Reaktionen am anderen Ende der Leitung hoerte.

Gruesse, Elke

Danke
Hi Christopher,

so, wie du schreibst, hätte ich es aus dem Bauch heraus auch gemacht. Dann kann es wohl so falsch nicht sein. Ich danke dir für deine schnelle Hilfe.

Gruß Anna

Moin Anna,

und noch n Denkanstoß:
Es ist sicherlich wichtig und nötig, dass man sich NACH der Beisetzung, auch Wochen später, nochmal meldet (ruhig telefonisch), um sich zu erkundigen. Meist macht ein „übrig gebliebener“ Mensch die Erfahrung, dass er, nachdem „der ganze Trubel“ vorbei ist, recht einsam ist, und er freut sich dann über einen netten Gruß oder ein Erkundigen, ob man helfen könne oder so. Es ist halt ein Zeichen, dass er nicht vergessen ist oder gar gemieden wird und in seiner Trauer allein gelassen. Meist ist es die Scheu, etwa aufdringlich zu wirken, die uns davon abhält, aber der trauernde Mensch ist dankbar für ein Gespräch, das ihn etwas aus seiner Grübelei holt.

Sicher tust Du das Richtige…

Ciao
Reinhard

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