Hallo hannes,
zu 1) Eine Grundierung kann durch die Materialwahl oder das Auftragen von Hand stark variieren. Sichtbare Gewebefäden haben dann ihre Ursache in grobem Material (Hanf, Jute) oder in dünnflüssiger oder stark verriebener Grundierfarbe. Das muss kein Mangel sein, sondern kann zur Unterstreichung der künstlerischen Aussage (kraftvoll, robust, direkt, wild …) auch gewollt sein. Es kann, wie bei Gauguin, auch ein Zeichen von Materialknappheit (Armut) sein.
Zu 2) Tempera ist ein Oberbegriff für Farben, die sowohl wässrige als auch ölige Substanzen enthalten. Diese Substanzen trennen sich normalerweise und müssen deshalb durch einen Emulgator zusammengehalten werden. Dabei ist Ei am einfachsten und erfolgversprechendsten zu handhaben, es wurden aber –schon in der Antike- auch Kasein (Quark), oder auch Pflanzengummi, tierischer Leim (Gelatine), Getreide-Kleister, Seife oder Wachs verwendet.
Präziser wäre also die Bezeichnung Ei-Tempera. Dabei wurde Voll-Ei, Eiweiß (meist bei feiner Buchmalerei) oder auch nur Dotter benutzt. Der entscheidende Stoff ist das Lezithin, das im Dotter höher konzentriert ist, weil darin weniger Wasser steckt.
(siehe: Max Doerner: Malmaterial und seine Verwendung im Bilde)
Freundliche Grüße
rotmarder