Muss ich, wenn ich mich anschließen lasse, einen
Providervertrag mit der Telekom abschließen, oder kann ich
mir, wie bisher, einen mir genehmen Provider aussuchen?
„Irgendeinen“ keinesfalls. Der „genehme“ Provider muss sich ja den Anschluss - wie übrigens schon heute einen Großteil der Kupferanschlüsse - ebenfalls von der Telekom zu einem großhandelspreis mieten, und verkauft ihn dann mit mehr oder weniger Aufschlag an Dich weiter. Soweit mir bekannt verkauft die Telekom ihre neuen Glasfaseranschlüsse bis heute allerdings nicht an andere Provider --> Du wirst wohl einen Telekom Vertrag brauchen. Genau weiß das aber Dein derzeitiger Provider, Hotline anrufen und fragen.
Die Kosten werden wohl deutlich höher sein als mit DSL, oder?
Kann man so nicht sagen. Ein Glasfasernetz ist eine Invesition für viele Jahre, und niemand weiß wie die Telekom rechnet, d.h. in wie vielen Jahren sie die Leitungen amortisieren möchte. Hier spielt sicher auch das Faktum eine Rolle, dass man beim normalen Surfen, wenn die Quelle einer Seite irgendwo im Netz liegt und erst durch x Teilstücke und Router gequetscht werden muss, von einer übermäßig schnellen Leitung kaum noch etwas spürt. Die ganz schnellen Anschlüsse bedingen also einerseits große Datenmengen, vorzugsweise Downstream, und andererseits einen Server in der relativen Nähe, also idR beim selbem Provider. Das trifft wohl am Ehesten für Dienste wie Fernsehen/Video on Demand, Internet basiertes Storage und neuerdings Cloud Dienste zu, wobei letztere allerdings im moment noch eher cloudy in den gehirnen der Marketingabteilungen zu bestaunen sind als in der Realität. Die Telekom könnte also die Leitung durchaus als „Bundle“ mit solchen Diensten verknüpfen. Dann wäre ein „Basisanschluss“ moderat bepreist, die Geldbringer wären die Zusatzdienste. Solche Mischkalkulationen werden zunehmend populär. Wer solche Dienste ohnehin nützen möchte, hat dann einen echten Mehrwert, ist dafür aber natürlich an den Provider gebunden und zahlt einen gewissen Preis.
Ich lade nie Filme oder Musik runter. Zwar arbeite ich viele
Stunden am Tag im Internet, beschäftige mich dabei aber
vorwiegend mit Textdateien, manchmal auch mit Fotos. Bisher
habe ich 6 MB DSL-Geschwindigkeit und fast immer das Gefühl,
dass der Internetzugriff genauso schnell ist, als würde ich
offline auf meinem PC arbeiten. Wenn es in einigen Fällen mal
langsamer lief, hatte ich eher den Eindruck, dass es an zu
vielen Zugriffen auf den Server liegt, nicht aber an der
Übertagungsrate.
Das dürfte durchaus zutreffen. Vor allem beim interaktiven Arbeiten, wo jeder einzelne Tastendruck durchs Netz gejagt wird, ist eine andere Größe maßgeblich (die Latenzzeit), und die hängt weniger von der Leitungsgeschwindigkeit als von der Anzahl der zu durchquerenden Router (Hops) ab, sowie einem mehr oder weniger exorbitanten Overhead für Sicherheit, Firewall, und so weiter, also der Infrastruktur vor und hinter der eigentlichen Leitung. Die eigene Leitung schneller zu machen bringt hier wenig bis nichts. Man profitiert allerdings ab und zu mehr kollateral davon, dass die Glasfaser Infrastruktur in manchen Gebieten nicht mehr der alten, historisch gewachsenen Kupfer-Infrastruktur nachgebaut wird, sondern völlig neu und effizienter geplant wird - das wäre aber mit Kupfer natürlich auch gegangen und ist kein Vorzug der Glasfaser, der Effekt wird von den nutzern aber natürlich der Glasfaser zugerechnet.
Nutzt mir der Geschwindigkeitszuwachs unter diesen Umständen
eigentlich?
Wer soll das denn wie vorhersagen können? Die Praxis zeigt auch, dass Du eventuell der Versuchung erliegst, den einen oder anderen bisher verzichtbaren Dienst in Deine Schatzkiste aufzunehmen, weils ja so schnell geht und man die Leitung sowieso hat. Du kannst es nur hinterher selber feststellen, und wenn Du unzufrieden bist, aus dem Vertrag möglichst schnell wieder aussteigen. Für mich wäre es also einzig eine Frage der Kündigungsfrist.
Dass sowas geht habe ich gerade selbst erlebt, als ich im Sommer in mein neues Haus aufs Land gezogen bin. Beruflich brauche ich ein möglichst schnelles Internet. Zur Wahl stand Telekom (bis 8 Mbit DSL über Kupfer), ein paar Reseller (je nach Risikobereitschaft bieten die 8 oder 4 MBit an), und „bis zu“ 100 MBit über das Fernsehkabel. Wie soll man da wählen? Den Ausschlag gab schließlich, dass der Kabelanbieter (Kabel Deutschland) eine einfache Lösung gefunden hat: man kann den Anschluss innerhalb von 4 Wochen ohne wenn und aber wieder kündigen, wenn man nicht zufrieden ist. Ich habe mir die 32 MBit Variante (deutlich billiger als 100) schalten lassen und gemessen. 32 MBit bekomme ich nur, wenn der Server, gegen den ich teste, zufällig der von Kabel Deutschland für diese Tests vorgesehene Testserver ist. Teste ich mit einem unabhängigen Tool gegen einen Server weiter draußen, z.B. DSL Speedtest, bekomme ich tageszeitabhängig zwischen 50 und 75%, also irgendwas zwischen 16 und 22 Mbit. Das ist zwar deutlich weniger, aber das habe ich erwartet, und dennoch mehr zu einem günstigeren Preis als bei den anderen Anbietern --> ich habe mein Paket gerne behalten.
Bleibt noch das Riskio, dass sich etwas gravierendes Ändert, 10.000 Leute ziehen überraschend in meine Gegend, oder sie lesen dieses Posting und wechseln alle in nächster Zeiut zu KD, oder KD ändert etwas an der Infrastruktur was sich zu meinem Nachteil auswirkt, dann würde sich meine Verbindungsgeschwindigkeit vermutlich verringern, und ich könnte nur machtlos zusehen und das Vertragsende abwarten bevor ich wieder wählen könnte. Das dürfte bei der Glasfaser mit zunehmenden Anschlusszahlen aber auch nicht anders sein.
Mir wäre nicht bekannt, dass die Telekom ähnlich kundenfreundliche Lösungen anbietet. Diese Ranhmenbedingungen sind für mich deutlich wichtiger als irgendwelche „bis zu“ Luftzahlen.
Armin.