Fragen zu Studium und Arbeit in der Biotechnologie

Hallo zusammen. Ich habe 2011 mein Abitur gemacht und mich dann erstmal studientechnisch orientiert (Praktika usw.). Nun spiele ich mit dem Gedanken Biotechnologie zu studieren zumal mich Biologie (besonders Genetik) schon in der Schule sehr stark interessierte. Und da mich ein reines Biologiestudium abschreckt weckte der Studiengang Biotechnologie mein Interesse. Allerdings gibt es da noch einige Frage auf die ich im Internet kaum bis gar keine Antworten finde…

1: Ich finde zwar viel über die späteren Einsatzmöglichkeiten und auch diverse Informationen bei verschiedenen Jobseiten doch leider scheinen dies immer so Standartsätze zu sein bei denen ich mir nicht wirklich was vorstellen kann. Ich weiß das es verschiedene Tätigkeiten je nach Branche und Einsatzfeld gibt aber wenn mir jemand der in einer biotechnologischen Branche arbeitet vielleicht kurz seinen Berufsalltag erläutern könnte würde mir das schon helfen. Was sind so typische Tätigkeiten die man macht? Ist man eher im Büro oder im Labor, eher mit Kunden beschäftigt oder in einem internen Team? Da ich mir keine falschen Vorstellungen machen möchte und zwischen den Beschreibungen auf den Uni-Seiten und der Realität oft Welten liegen würden mir ein paar genauere Informationen als die Standartphrasen im Internet schon sehr weiterhelfen.

2: Dann würde mich noch interessieren wie hoch eigentlich der Technikanteil später ist? Ist man eher Ingenieur oder Biologe. Und wie sieht der technische Teil überhaupt genau aus so wie bei einem Maschinenbauer oder eher wie in der Verfahrenstechnik?

3: Sind die Jobaussichten später wirklich so rosig wie es im Internet immer besungen wird (Stichwort: Fachkräftemangel und Ingenieure kriegen immer einen Job)? Oder fällt man eher in die Sparte der Biologen bei denen es ja bekanntlich gar nicht rosig aussieht.

4: Und zu guter Letzt wie sehen die Chancen aus mit einem 2,9 Abi-Schnitt an einer Uni/FH genommen zu werden? Ich finde im Internet leider nicht zu jeder Uni/FH die vergangenen NC-Werte aber es scheint so von 1,X-2,2 zu gehen. Was natürlich eher schlecht für mich ist. Aber gibt es irgendwelche Möglichkeiten die Chancen auf einen Studienplatz zu verbessern? Praktika abgesehen von dem zwingend benötigtem Vorpraktikum zum Beispiel? Oder irgendetwas anderes? Und wie würde es aussehen wenn ich vorher eine Ausbildung zum BTA abschließe? Hat man dann bessere Chancen auf einen Studienplatz (mal angenommen man schließt die Ausbildung sehr gut ab)?
Oder kann man sich von einem anderen Ingenieursstudium (Maschienenbau/Elektrotechnik usw.) bestandene Semester anrechnen lassen um dann später zu wechseln und so vielleicht bessere Chancen als mit einem 2,9er NC zu bekommen?

Ich wäre sehr dankbar falls mir jemand der in dieser Richtung studiert/studiert hat oder in dieser Branche arbeitet oder sonst Ahnung von der Materie hat sich kurz Zeit nimmt um mir zu helfen. Mit freundlichen Grüßen, Bafl402

Hallo Bafl402

Tätigkeiten: Natürlich kommt das auf den Beruf und deine Aufgaben an. Du wirst aber im Labor und im Büro tätig sein.
Biotechnologie ist z.B. bei der Herstellung von Lebensmitteln sehr wichtig.
Das geht dann in Richtung Verfahrenstechnik nur halt mit Hilfe der Biologie.
Du wirst vieleicht biotechnologische Verfahren erstellen (dazu hast du das Wissen über die Biologie deren Chemie und die Technik die du nutzen kannst) Den Prozess wirst du im Labor vielleicht versuchsweise testen und dann die Anlage bauen lassen.
Man ist dann oft in einem internen Team und erarbeitet eine spezielle Aufgabe für einen Kunden.

Naja als Biologe würde ich das nicht mehr bezeichnen. Man braucht natürlich schon dann das Gefühl für die Verarbeitungsprozesse der Biologie (Ausgangstoffe=Futter; Endprodukte=Kacke)
und die Technik ist wie gesagt dein Tool mit dem du die Prozesse verwirklichst.

Ich denke, dass die Biochemie bzw. Biotechnologie in Zukunft noch ausgeprägter eingesetzt werden wird.

Ich persönlich - das ist jetzt meine persönliche Meinung - nicht das was die Wirtschaft will:
Ich denke, dass Menschen durch die Lebensmitteltechnik (nicht generell aber fallweise) krank werden. Viele Technologien werden jetzt als toll angesehen, weil sie viele Vorteile bringen. Die Auswirkungen der Nachteile aber sieht man vorerst noch nicht. Das kommt dann später und viele Prozesse werden dann verboten. Das war so und wird in Zukunft auch so sein.

Nicht nur die Lebensmitteltechnik sondern auch die Pharmaindustrie benötigt die Biotechnologie. Viele Pharmazeutische Produkte werden in solchen Proszessen hergestellt.

Die Jobaussichten sind mit Sicherheit rosig.
Aber alles hat zwei Seiten.
Irgendwann stellt man fest, dass durch die Profitgier der Menschen und der Wirtschaft ziemlich viel Schindluder getrieben wird und man an Dingen mitarbeitet, die man ethisch nicht mehr vertreten kann. Die Schwelle ist natürlich für jeden anders.
Da muss man halt ein bisschen aufpassen, dass man nicht plötzlich bei irgendwelchen Massenvernichtungswaffen mitarbeitet.

Als Techniker bekommt man immer einen Job. Das ist richtig.

Nach meinem Gefühl: Ich weiß nicht wie die genaue Praxis in Deutschland ist, ABER:
Haben wir Technikermangel? > Ja? > Also sollen welche ausgebildet werden? > Ja? > Bist du interessiert? > Ja? > Dann wird das kein Problem.
Wenn du WIRKLICH interessiert bist und du das machen willst. D.H. wenn deine Motivation da ist, dann sehe ich kein Problem. Du bist außerdem ja auch schon gut informiert, was man herausliest.
Ich würde mich aber einfach anmelden und informieren. Dann wird sich alles ergeben.
Ich weiß nicht ob der Durchschnitt so wichtig ist. Meiner Meinung nach sind die Fächer wichtig in denen es weitergehen soll. Biologie, Physik, Chemie…
Was du in Geschichte hast sollte in einem technischen Studium keinen interessieren.

LG giggg

Hallo,

alles kann ich nicht beantworten, aber zu 2 - 3 Punkten kann ich vielleicht schon etwas sagen:

Und da mich ein reines Biologiestudium
abschreckt weckte der Studiengang Biotechnologie mein
Interesse.

Das ist vermutlich eine sehr gute Entscheidung, denn die Berufseinstiegschancen für Biologen sind extrem schlecht. Ich habe ende vergangenen Jahres eine Stelle für einen Biolaboranten in meinem Labor ausgeschrieben und unter den ca. 30 Bewerbungen waren 5 Bewerbungen von diplomierten Biologen mit Notendurchschnitten

hallo
Ich war auf einem biotechnologischen Gymnasium und habe danach ein Studium der molekularen Biotechnologie in Heidelberg begonnen, musste aus krankheitsgründen jedoch nach einem jahr aufhören. Ich kann dir aber sagen,das sich der Studiengang an der FH von der an der Uni insofern unterscheidet, als das es bei der FH mehr Richtung praktische Verfahrenstechnik geht,während es an die Uni mehr um Forschung geht. In Hd konnte man sich entweder auf Wirkstoffforschung (also pharmaindustrie), Biophysik oder Bioinformatik (z.B. gibt es ja die Gen-Datenbanken und Programme,um den genetischen Code zu untersuchen)
Die Zugangsvorraussetzungen liefen auch über das Verfassen eines Motivationsschreibens, auch gab es noch 2 Gespräche mit Dozenten, ich glaube, mittlerweile wird nicht mehr nur die abinote gezählt.

Zum Studium: Am Anfang ist Chemie das allerschwerste, Physik und Mathe gehen, die Biologie spielt die geringste Rolle. Chemie hatten wir mit allen anderen naturwissenschaftlern zusammen, auch mit den chemiestudenten,was ein ziemlich hohes niveau bedeutet.
im studivz (bin unter Aelia… drin) gibt es bei meinen Freunden eine Lisa J. , sie hat damals mit mir angefangen und ist gerade im Ausland, sie kann dir sicher mehr zu dem Studiengang erzählen. Ich hab im WS 06 angefangen, kann also sein,das sie sich nicht an mich erinnert.
Wir hatten MTA’s im studiengang, ist sicher hilfreich wenns ums praktische geht,am anfang war aber am wichtigsten, ob du in der schule chemie leistungskurs hattest bzw. einen lehrer,der sich an den lehrplan hält,sonst hat man mit den lücken zu kämpfen,wenn zusätzlich noch neues kommt.

wünsche dir viel erfolg. interessant wäre z.b. auch die seite http://www.vfa.de/ da geht es um die aktion forschung ist die beste medizin.

lg
aelia

Hallo Bafl402,

icgh war einige Zeit nicht erreichbar und konnte keine E-Mail lesen. Daher die Verzögerung. Ich habe zu jeder Frage meinen Kommentar gegeben.
Viel Spass und Erfolg beim Studium.

Hallo zusammen.

Ich habe 2011 mein Abitur gemacht und mich dann erstmal studientechnisch orientiert (Praktika usw.). Nun spiele ich mit dem Gedanken Biotechnologie zu studieren zumal mich Biologie (besonders Genetik) schon in der Schule sehr stark in¬ter¬essierte. Und da mich ein reines Biologiestudium abschreckt weckte der Stu¬dien¬gang Biotechnologie mein Interesse. Allerdings gibt es da noch einige Frage auf die ich im Internet kaum bis gar keine Antworten finde…

  1. Ich finde zwar viel über die späteren Einsatzmöglichkeiten und auch diverse Informationen bei verschiedenen Jobseiten doch leider scheinen dies immer so Standartsätze zu sein bei denen ich mir nicht wirklich was vorstellen kann. Ich weiß dass es verschiedene Tätigkeiten je nach Branche und Einsatzfeld gibt aber wenn mir jemand der in einer biotechnologischen Branche arbeitet vielleicht kurz seinen Berufsalltag erläutern könnte würde mir das schon helfen. Was sind so typische Tätigkeiten die man macht? Ist man eher im Büro oder im Labor, eher mit Kunden beschäftigt oder in einem internen Team? Da ich mir keine falschen Vorstellungen machen möchte und zwischen den Beschreibungen auf den Uni-Seiten und der Realität oft Welten liegen würden mir ein paar genauere Informationen als die Standardphrasen im Internet schon sehr weiterhelfen.

Die Biotechnologie hat eine große Zukunft und erreicht Lebensbereiche von der Umweltsanierung, der Stamm- und Verfahrensentwicklung (für Umwelt, Kosmetik, Lebensmittelindustrie, Pharmaindustrie, Energieerzeugung usw. ) mit großen Möglichkeiten.
Die Tätigkeiten umfassen die tägliche Routine, die sein muss und nicht delegiert werden kann, über schöpferische und innovative Entwicklungen bis hin zu Marketing und Verkauf. Der Anteil der Büroarbeiten verteilt sich auf alle diese Bereiche. Wie der einzelne Anteil ist, hängt von der Firma / Institution ab, in die man eintritt.
Generell kann man sagen, dass man es in jeder Position durchaus in der Hand hat – je nach Einsatzgebiet und Position -, den Alltag und die Tätigkeiten interessant zu gestalten. Voraussetzung ist allerdings eine Einpassung in die jeweiligen Arbeitskollektive.

  1. Dann würde mich noch interessieren wie hoch eigentlich der Technikanteil spä¬ter ist? Ist man eher Ingenieur oder Biologe. Und wie sieht der technische Teil überhaupt genau aus so wie bei einem Maschinenbauer oder eher wie in der Verfahrenstechnik?

Die Orientierung hängt von der Studienrichtung ab, ob man Ingenieurwissenschaften an einer Technischen Hochschule, an einer FH oder an einer Universität studiert hat. Generell gilt, dass man sich im Bereich der Spezialisierung in alle Bereiche einarbeiten kann. Ich kam z.B. von der Chemie mit einem Spezialisierungsbereich Mikrobiologie zur Biotechnologie und habe dort erfolgreich sowohl im akademischen Bereich als auch in der Verfahrenstechnik „meinen Mann“ gestanden und eine private Forschungseinrichtung geleitet.
Der technische Teil kann vom Geräte- bzw. Maschinenbau bis hin zur Verfahrenstechnik reichen.

  1. Sind die Jobaussichten später wirklich so rosig wie es im Internet immer be¬sun¬gen wird (Stichwort: Fachkräftemangel und Ingenieure kriegen immer ei¬nen Job)? Oder fällt man eher in die Sparte der Biologen bei denen es ja be¬kannt¬lich gar nicht rosig aussieht.

Generell sollten auch in Zukunft die Jobaussichten gut bis sehr gut sein. Es hängt allerdings auch davon ab, wo man studiert und wie der Abschluss ist. Während des Studiums würde ich empfehlen, die notwendigen Praktika außerhalb der Studieneinrichtung gut zu wählen und zu planen, da man dann während dieser Praktika schon die Zukunft etwas vorbereiten kann, z. B. im Praktikumsbetrieb. Die technisch ausgerichtete Biotechnologie hat generell bessere Jobaussichten als die reine Biologie.

  1. Und zu guter Letzt wie sehen die Chancen aus mit einem 2,9 Abi-Schnitt an ei¬ner Uni/FH genommen zu werden? Ich finde im Internet leider nicht zu jeder Uni / FH die vergangenen NC-Werte aber es scheint so von 1,X-2,2 zu gehen. Was natürlich eher schlecht für mich ist. Aber gibt es irgendwelche Möglich¬kei¬ten die Chancen auf einen Studienplatz zu verbessern? Praktika abge¬sehen von dem zwingend benötigtem Vorpraktikum zum Beispiel? Oder irgendetwas anderes? Und wie würde es aussehen wenn ich vorher eine Ausbildung zum BTA abschließe? Hat man dann bessere Chancen auf einen Studienplatz (mal an¬ge¬nommen man schließt die Ausbildung sehr gut ab)?
    Oder kann man sich von einem anderen Ingenieursstudium (Maschinenbau / Elek¬trotechnik usw.) bestandene Semester anrechnen lassen um dann später zu wechseln und so vielleicht bessere Chancen als mit einem 2,9er NC zu bekommen?

Meines Wissens existiert im Allgemeinen noch kein direkter NC für Biotechnologie. Die Universitäten bzw. FH werden sicherlich aber nach den bisherigen Leistungen des Bewerbers entscheiden. Je nach der Hauptinteressenslage (siehe oben) muss jeder Bewerber entscheiden, ob er mehr zur Wissenschaft oder zur Praxis (= Anwendung in der Industrie u. ä. Bereichen) tendiert. Wenn man schon Erfahrungen mitbringt, sollte es für das Zulassungsverfahren günstiger sein. Ein Abschluss als BTA muss nicht unbedingt sein. Hier sollte man sich bei der Uni / FH der Wahl erkundigen. Bei Bewerbung an einer FH oder einer Hochschule mit Ingenieurstudiengängen sollte man anfragen, ob andere Praktika oder Prüfungen etc. anerkannt werden. Möglich ist es, aber jeder Studieneinrichtung entscheidet selbst.

Ich wäre sehr dankbar falls mir jemand der in dieser Richtung studiert / studiert hat oder in dieser Branche arbeitet oder sonst Ahnung von der Materie hat sich kurz Zeit nimmt um mir zu helfen.

Mit freundlichen Grüßen, Bafl402