Fragen zum geschichtlichen Hintergrund des Blues

Hallo!
Wir haben zurzeit im Musikunterricht, 10. Klasse, das Thema „Blues“ und befassen uns mehr oder weniger mit dem geschichtlichen Hintergrund, so würde ich es zumindest nennen.

Unsere Musiklehrerin hat uns vor Kurzem einen Zettel ausgeteilt und Fragen dazu gestellt, schriftlich. Wir haben keines der Blätter besprochen, die Fragen beziehen sich nicht auf den Text. Zudem reden wir im Unterricht nicht darüber, sie verlangt, dass wir alles eigenhändig recherchieren.
Nun sitze ich seit gut einer Stunde am PC und versuche, im Internet irgendetwas zu den Fragen herauszubekommen, allerdings ohne Erfolg. Dieses Forum ist hier jetzt sozusagen meine letzte Hoffnung, doch noch irgendetwas zu Papier zu bringen.
Ich hoffe, mir kann hier irgendjemand weiterhelfen, wenn auch nur mit hilfreichen Links.

Die Fragen lauten:
1.) Welche Folge hatte das Ende des Prohibitionsgesetzes 1933 für die Chicagoer Bluesszene?
2.) Wie beeinflusste die Hippieszene (60er Jahre) den Blues?
3.) Was wäre wohl passiert, wenn im amerikanischen Bürgerkrieg (60er des 19. Jhd.) die Südstaaten gewonnen hätten?

Was das Prohibitionsgesetz und der amerikanische Bürgerkrieg sind, habe ich bereits recherchiert, allerdings bringt mich das nicht weiter.
Vielleicht hat ja jemand eine Antwort oder einen guten Tipp, ich würde mich sehr freuen.
Danke schon mal im Voraus, vlg Verena

Hallo Verena,

Unsere Musiklehrerin hat uns vor Kurzem einen Zettel
ausgeteilt und Fragen dazu gestellt, schriftlich. Wir haben
keines der Blätter besprochen, die Fragen beziehen sich nicht
auf den Text. Zudem reden wir im Unterricht nicht darüber, sie
verlangt, dass wir alles eigenhändig recherchieren.

Na sowas!

Nun sitze ich seit gut einer Stunde am PC und versuche, im
Internet irgendetwas zu den Fragen herauszubekommen,
allerdings ohne Erfolg.

Seit EINER Stunde???

Dieses Forum ist hier jetzt sozusagen

meine letzte Hoffnung, doch noch irgendetwas zu Papier zu
bringen.
Ich hoffe, mir kann hier irgendjemand weiterhelfen, wenn auch
nur mit hilfreichen Links.

Du weißt aber schon, dass hier keiner Hausaufgaben erledigt werden?!
Trotzdem ein paar Denkanstöße:

Was steht denn auf dem „Zettel“ den Deine Musiklehrerin ausgeteilt hat?

das würde mich (schwarz)brennend interessieren - ehrlich!

Gib mir mal bescheid - dann vielleicht mehr!

Gruß
Fronk

Hallo!
Zuerst einmal, ja ich weiß, dass das hier kein Forum für Hausaufgaben ist, so wollte ich das auch nicht darstellen.

Hier auf Anfrage der Text, den unsere Musiklehrerin uns gegeben hat:
Wortwörtlich abgetippt:

-> Geschichte des Blues und sein Einfluss auf weitere Musikstile

Die afrikanische Methode, Musik mündlich von Generation zu Generation zu überliefern, ist für die Entstehung des Blues von zentraler Bedeutung.

Seit dem 17. Jhd. verschleppten die Europäer und Amerikaner Afrikaner, um sie als Sklaven zu verkaufen. Denen blieb nur die mündliche Überlieferung, um ihre traditionelle Musik (sofern erlaubt) zu erhalten.

Der Blues ist das inspiriert von Leiden und Verzweiflung, verwurzelt in Mut und Überlebenswillen. Er erzählt von Grausamkeiten und Diskriminierung (Billie Holiday „Strange Fruits“) und von ihrer Überwindung. Er ist traurig, ironisch, anzüglich (Muddy Waters „I’m a King Bee“), humorvoll und „durstig“(John Lee Hooker „One Bourbon, one Scotch, one Beer“).

Der Blues entwickelte sich lange vor den ersten Plattenaufnahmen (Grammophon!), bereits im 18. Jhd., gefördert durch die „Wertsteigerung“, die ein musikkundiger Sklave erzielte. Vorfahren des späteren kommerziell vermarkteten Blues sind folglich Worksongs, Negro Spiritual und Gospel, sowie Ragtime und Countrysongs.

Seit ca. 1910 existiert der Begriff Blues nachweislich, fand Verbreitung über die Platten und Radioübertragungen (Weiße wollten Schwarzen nicht gerne „live“ zu hören) und die Abwanderung ehemaliger Sklaven:
1910 -> Mississippi-Delta -> Delta Blues
1940/50 -> Chicago und Detroit -> Urban Blues und Jazz
-> Südstaaten -> Country Blues
und durch zunehmende akustische Verstärkung -> elektrischer Blues

Einem Radio-DJ verdankten amerikanische Jugendliche trotz Segregation den Genuss des Blues in den 40ern: Alan Freed.

Der raue Country-Blues, vermischt mit Horky Tonk führte schließlich zum Rock’n’Roll…
Dieses verbreitete sich schließlich über Radio, Schallplatten und die amerikanischen Soldaten. Die gesellschaftlichen Veränderungen in den 60ern des 20. Jahrhunderts halfen dabei. „Weiße“ Künstler wie The Doors, The Rolling Stones griffen diese Stile auf und machten sie zu ihrem eigenen unverwechselbaren Stil.

So hatte der Blues ein Baby „and they named it Rock’n’Roll”. (Muddy Waters)

Und weitere nachkommen wie Soul, Hip-Hop, R’n’B, Blue Gras usw.

Hi,
hier hast du sicher schon nachgelesen?

und wenn es ein bisschen mehr sein soll findet sich in der Literatur- und Linkliste am Ende des Beitrages sicher noch mehr futter.

Blah

Hallo,
oh je, jetzt muss sie auch noch englisch können…
Den Artikel gibt’s natürlich auch im deutschsprachigen Wikipedia.
Außerdem spuckt google so gut eine halbe Million Einträge über die Geschichte des Blues aus. Habe nur ein Paar davon überfolgen und die waren alle sehr brauchbar.

Viele Grüße

vorsicht bei Legendenbildung
Ei jei jei jei
Ich glaube, da gibt es unterschiedliche theorien. Da will ich nicht recht haben, wenn ich anderer meinung bin. Andererseits auch nicht anderen uneingeschränkt recht geben.
Du wirst ohne bücher kaum weiterkommen.
Zuerst einmal W. C. Handy, das war nämlich der Vater des Blues!!! Da such mal schön.
Dann Hugues Panassier, Musikwissenschaftler - die Geschichte des echten Jazz.
Dann noch Mezz Mezzrow - Jazzfieber.

Nach diesen historischen grundlagen kamen andere, die eigene theorien verbreiteten. Aber umstritten. Warum? Woher sollte ein des lesens und schreibens unkundiger sklave, gerade frisch importiert und der landessprache nicht mächtig, kenntnisse eines europäischen tonsystems haben?
Höchst unwahrscheinlich. Da ist sehr viel legendenbildung und bullshit.

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Hi,

Die Fragen lauten:
1.) Welche Folge hatte das Ende des Prohibitionsgesetzes 1933
für die Chicagoer Bluesszene?

recherchiere mal wer zur Chicagoer Szene damals gehörte.

2.) Wie beeinflusste die Hippieszene (60er Jahre) den Blues?

s. o.

3.) Was wäre wohl passiert, wenn im amerikanischen Bürgerkrieg
(60er des 19. Jhd.) die Südstaaten gewonnen hätten?

Tja, das lässt Dir doch genügend Raum um einfach mal ein Szenario zu beschreiben:

nur mal so laut gedacht:
Keine Abschaffung der Sklaverei in den Südstaaten. evtl. ausdehnung der Sklaverei in alle Staaten der U.S.

weitere Verelendung der afroamerikanischen Bevölkerung.
Möglicherweise verbot/Einschränkung des Blues bzw. der musikalischen Entfaltung -> keine Rock n Roll KEIN Soul, KEIN Hip-Hop, KEIN Jazz… da würde der heutigen Musikkultur einiges fehlen!

Gruß
Fronk

Hallo,

Dann Hugues Panassier, Musikwissenschaftler - die Geschichte
des echten Jazz.

das kann doch wohl nicht Dein Ernst sein? Bei dem hörte die Geschichte des Jazz doch beim Swing schon auf, Bix Beiderbecke war Höhe- und Endpunkt der Jazzgeschichte. Charlie Parker, Dizzy Gillespie, Charles Mingus, John Coltrane, Miles Davis usw. usf - laut Hugues Panassi é alles keine Jazzmusiker, weil sie keinen Jazz spielten. Geschweige denn alle, die nach denen kamen. Diese Auffassung war vielleicht in den 50ern des letzten Jahrhunderts bestenfalls noch originell - aber das ist jetzt auch schon über ein halbes Jahrhundert her.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hey!
Danke für die hilfreiche Anmerkung, brachte mich ein wenig weiter bzw. bstätigt meine bisherige Antwort.
Zu Frage 3 (amerk. Bürgerkrieg, Südstaaten) bin ich bei meinen weiteren Recherchen auf eine ähnliche Antwort gestoßen! Habe mir insgesamt bei allen drei Fragen etwas aus dem, was ich gefunden habe, zusammengereimt.
Vielen Dank nochmal dafür! Vlg Verena

Hey!
So leid es mir tut, aber ich konnte Dir nicht ganz folgen.
Was meinst du, wo ist viel „Legendenbildung und Bullshit“ drin?

Zu den Fragen: Habe mir nach mehrstündiger Recherche Antworten von zich Internetseiten zusammengereimt. Danke trotzdem.
vlg Verena

Hey!
Danke für die hilfreiche Anmerkung, brachte mich ein wenig
weiter bzw. bstätigt meine bisherige Antwort.

siehste!

Zu Frage 3 (amerk. Bürgerkrieg, Südstaaten) bin ich bei meinen
weiteren Recherchen auf eine ähnliche Antwort gestoßen!

ist halt mal so von mir spekuliert worden - bin ich jetzt ein Experte?! nö - selber denken hilft - nicht bös gemeint!

Gib mal bescheid was Deine Musiklehrerin meinte.

Gruß
Fronk

Guten Tag,
Doch!
Das ist mein 'Ernst.
Wir reden über die Geschichte. Und zur Geschichte gehört auch der Bebop Krieg.
Ich hatte mich verklickt und leider konnte ich die Klappe nicht halten. Das tut mir jetzt schon leid. Es scheint unmöglich über eine Epoche des Jazz zu reden, ohne das son Springteufel von moddern Jazz Freak aus der Ecke kommt und einem Gillespie und Konsorten um die Ohren hat. Das interessiert mich überhaupt nicht.
Ich kann mich mit Klassikern unterhalten ob Goulda 1974 Mozart so interpertiert wie 1984. Und das Barock keine echte Klassik ist. Klassik ist ja auch ein Oberbegriff. Sogar, welches Klavier mit welcher Saitenspannung für welchen Boogie Woogie Stil am ehesten infrage kommt - ganz friedlich und ohne das einer Stockhausen in die Diskussion wirft.
Nur im Jazz geht das nicht. Schwupp ist einer da mit Gillespie, Coltran usw. Die haben doch gar nichts hier zu suchen. Manche moddern Fritzen werde richtig aggressiv - in andere Foren, hier ist es ja noch richtig nett. Deshalb sage ich mittlerweile meist nichts mehr dazu. Kann ja jeder nach seiner Fasson seelig werden. Ich will keine Fortsetzung des historischen Bebop Krieges. Die modern Jazz Musiker können ihre Musik nennen wie sie wollen.

Ich habe eine Ausgabe von Panassier von 1960 hier. Da äußert er sich wohlwollend über Fats Domino. Der ist meines Wissens noch nicht kompostiert und lebt in New Orleans. Also nix mit Ende bei Bix Beiderbecke.
Seine Panassier) Ansichten des „echten Jazz“, sowie seine Abgrenzung zur neuen Zeit, gehören auch zur Geschichte. Jazz wurde eben zum Oberbegriff.

Vor 4 Wochen habe ich noch ein Konzert mit dem 80 jährigen Chris Barber besucht. War echt gut. Der ist auch noch nicht Geschichte.
Erwähnen, für die jungen Leute, möchte ich noch, das Jazzclubs, mit Oldtime Jazz, Boogie, Blues, Swing, seit 60 Jahren existieren und immer noch gut besucht werden. Rock, Hip und Hop, New Wave, Deutschrock, Techno, Beat etc. und was für Wellen so übers Land zogen, da ist mir kein einziger Club bekannt. Also kann man nicht so tun als wäre das alles antiques Zeug. Der „echte Jazz“ lebt! Nicht nur ein paar grauharige Konsumenten. Viele Musiker üben und leben für diese Musik. Manche sogar mit Musikhochshulstudium.

Für den Fragesteller möchte ich noch hinzufügen:
Siehe die Harmonie- und Rhythmuslehre von Alfred Baresel.
Auch Aaron Copland hat darüber geschrieben.
Nach Baresel soll Grieg Einfluss gehabt haben. Der war damals (Jahrhundertwende) Modekomponist.
Auch die Entwicklung des Landes ist interessant.
Frage: Wem gehörte das Luisiana vor den Amis? Welche Gesetzgebung existierte dort? Vorsicht, es ist eine andere als man denkt.

mit freundlichem Gruß und nix für ungut

Hallo didiba,
der sog. „Be-Bop-Krieg“ - anders gesagt, die Vorbehalte, die einige Kritiker und selbsternannten ‚Jazzpäpste‘ mit der Entwicklung des Jazz nach dem 2. Weltkrieg hatten - braucht in der Tat nicht aufgewärmt zu werden. Musiker und Publikum haben diese Bedenkenträger einfach ignoriert. Es war und ist ihnen schlicht egal, wenn z.B. ein Franzose 1959 mal gemeint hat, sie dürften ihre Musik nun nicht mehr Jazz nennen, weil ihm persönlich diese Musik nicht gefällt oder weil sie angeblich nicht ‚swingt‘.

Es ist ja nun nicht so, dass man die alten Stile nicht mehr spielen oder hören würde. Über die ist die Geschichte nicht hinweggegangen - über Herrn Panassié schon. So interessant und kenntnisreich er über den frühen Jazz geschrieben hat - seine Verurteilung der Entwicklung, die mittlerweile den deutlich größeren Teil der Jazzgeschichte ausmacht, ist aus heutiger Sicht nur noch eine Kuriosität. Für einen Überblick uber die geschichtliche Entwicklung, der die letzten 60 Jahre nicht ignoriert, ist Berendts (von Huesmann fortgeführtes) ‚Jazzbuch‘ mE sinnvoller.

Freundliche Grüße,
Ralf

P.S.: schau mal auf dem Cover Deines Buches nach - der Autor schreibt sich Panassi é , nicht Panassi er.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hallo und guten Tag
Mit dieser Darstellung bin ich voll einverstanden.
Es war und ist den Musikern und dem Publikum völlig egal, was andere von ihrer Lieblingsmusik halten. Sie genießen das was ihnen gefällt und fertig.
Herr Panassie (verdammt ich kann kein französisch und wie setzt man dieses Zeichen?) ist eine Kuriosität aber eben auch damit Geschichte!
Aber in mancher Hinsicht ist er doch recht informativ, auch über den Zeitgeist und als Zeitzeuge, der doch dichter dran war als heutige Betrachter, auch Behrendt.
Man muss eben genauer werden und nicht Dixieland mit Gypsy Swing oder Fusion oder Free Jazz in einen Topf werfen und vergleichen wollen.
Es freut mich aber, jemanden hier getroffen zu haben, der auch mal in die historische Literatur geguckt hat und nicht neu-ideologisch rummotzt und keine Ahnung hat. Verschiedene Meinungen (statt absolute Wahrheiten) machen das Leben ja spannend.
Danke für den Kontakt

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Hallo,
auch von meiner Seite Danke für den Kontakt - war für mich eine echte Überraschung, hier auf jemanden zu stoßen, der Panassié gelesen hat. Seine „Geschichte des echten Jazz“ war mein erstes „Fachbuch“ über Jazz (noch vor Berendt). Muss in den frühen 70ern gewesen sein. Dass den heute noch jemand kennt …

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hallo Didiba

Herr Panassie (verdammt ich kann kein französisch und wie
setzt man dieses Zeichen?)

Dieses Zeichen kommt nicht nur auf Französisch vor und ich bin gezwungen ihn öfters zu verwenden. Und nichts leichteres als das:
Drucke mal die Taste RECHTS neben dem „ß“ oder LINKS neben der Zurücktaste. Da passiert erstmal nichts. Dann schreibe die Vokale die betonnt werden soll (die „e“, in diesem Fall). Und Plups! schon ist die „é“ erschienen.

Viel spaß und schöne Grüße,
Helena

Hey!

Gib mal bescheid was Deine Musiklehrerin meinte.

Meine Musiklehrerin war sehr sehr zufrieden, sie fand meine Antworten richtig gut. Die Frage drei (amer. Bürgerkrieg, Südstaaten)konnte ich aber erst durch Deine Tipps oder Denkanstöße vollständig beantworten, habe vorher wohl etwas um „den heißen Brei“ herumgeschrieben. Mit meinen anderen Antworten zu Frage 1 und 2 war sie auch grundsätzlich sehr zufrieden.
Also vielen Dank an dieser Stelle nochmal! :smile:
Beste Grüße Verena

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