hallo!
ich hätte bitte 2 fragen zum kontrapunkt:
- ich habe gelesen, dass bei kontrapunkt musik beide stimmen
für sich selber stehen. aber das ist doch immer so, bei
irgendwelchen klavierstücken zum beispiel, dass der bass was
anderes spielt als die rechte hand.
Ja, schon. Der Unterschied ist aber, dass bei homophonen (= akkordisch gesetzten) Stücken (für Klavier vor allem Klassiker, Romantiker) nur eine Stimme melodieführend ist (kann auch Bass oder Mittelstimme sein), während die anderen blosse Begleitfunktion haben. Bei polyphonen (kontrapunktischen) Stücken jedoch sind alle Stimmen gleichermassen melodieführend, einmal diese, einmal jene.
Typisch bei polyphonen Stücken ist die Imitation:
die Stimmen setzen der Reihe nach mit dem selbem Motiv ein,
bei Fugen nennt man das „Engführung“.
Auch die rythmische Unabhängigkeit ist sehr viel auffälliger als bei akkordischer Musik: wenn Du ein Orchester anhörst wo scheinbar alle so „durcheinander spielen“, kannst Du davon ausgehen, dass es polyphon gesetzt ist.
- ich habe bei wikipedia folgendes gelesen: „Die Einführung
einer Dissonanz geschieht dadurch, dass der später dissonante
Ton zunächst in einem konsonanten Zusammenklang steht, bei
Fortschreiten der übrigen Stimmen unverändert liegenbleibt und
erst durch dieses Fortschreiten der übrigen Stimmen in dem neu
entstehenden Klang dissonant wird.“
Das meint zb: c-c1, d-c1, d-h. Das c1 ist erst konsonant (Vorbereitung der Dissonanz), wird durch das d dissonant. Die Oberstimme geht runter zum h, und wird dadurch wieder konsonant. Die Ansicht von Mike „Konsonanzen seien selbstverständlich“, teile ich in keiner Weise.
Die Dissonanz-Behandlung ist auch je nach Epoche sehr unterschiedlich:
Bei Bach ist sie schon viel freier als im Frühbarock, da findet man oft auch Dissonanzen ohne jede Vorbereitung. Das ist im Wiki-Artikel hoffentlich differenziert worden. es gibt auch polyphone Musik von Arnold Schönberg, da geht es noch ganz anders zu.
mein problem: ich nix verstehen. könnte mir das vielleicht
jemand wie einem 6 jährigen erklären, damit auch ich verstehe,
was gemeint ist.
Wie Ernst Kurth is seinem Buch „Kontrapunkt“ völlig zu Recht bemerkt, ist der Ausdruck „Kontrapunkt“ mehr üblich als richtig:
nicht zwei Noten sind es ja, die da etwas „gegeneinander“ machen (etymologisch „punctus contra punctum“), sondern vielmehr zwei Melodien (oder beliebig viele), die nebeneinander existieren, sodass die Bezeichnung „paralinear“ bei weitem treffender wäre. Der Ausdruck K. hat sich bloss so eingebürgert.
P.s: falls mir jemand so antwortet, braucht er keine angst
haben, dass ich mich verarscht fühle, mich interessiert
klassische musik sehr und ich will auch soviel wie möglich
darüber wissen.
Schau in der örtlichen Bücherei, da gibt es oft auch Bücher über K., z.B. von Michael Dachs, oder Claus Ganter. Das Buch von Ernst Kurth würde ich Einsteigern dagegen nicht raten, das ist sehr theoretisch.
Günstig ist natürlich auch ein Tasteninstrument, auf dem Du Beispiele aus dem Buch durchspielen kannst, oder Du besorgst Dir Noten, von Bach u.a.
danke!
Eines möchte ich Dir raten:
==>> hören nützt, hören schützt!