Fragen zum Umgang mit Lehmfachwerk

Hallo zusammen,

wir überlegen derzeit ein älteres Haus zu kaufen. Der Altbau verfügt über ein Lehmfachwerk. Der aufgetragene Putz ist an den Wänden und Decken („hängen durch“) teilweise gerissen und soll entfernt werden, sofern wir das Haus erwerben.

Soweit ich bisher richtig verstanden habe, kann man wegen ggf. entstehenden Feuchtigkeitsschäden keine einfache Gipswand vor die Wände / Decken setzen.

Wir überlegen momentan, ob wir das Innenfachwerk freilegen, so dass nur noch die Balken stehen, sowohl bei den Wänden, als auch bei den Decken. Besteht im Anschluss daran dann die Möglichkeit, dass man z. B. die Decken oder Innenwände einfach mit Rigips verkleidet, ohne dass später dadurch Feuchtigkeitsschäden auftreten? Oder ändert das Entfernen des Lehmputzes in den Zwischenräumen nichts an diesem Problem?

Bei den Außenwänden besteht sicherlich keine andere Möglichkeit, als diese von innen neu mit Lehmputz zu versehen um späteren Feuchtigkeitsschäden vorzubeugen, oder?

Das ganze Projekt soll von den Kosten nicht zu sehr ausufern und möglichst auch nicht zu viel Zeit in Anspruch nehmen (da das Gesamtobjekt, inkl. Neu-/Anbau auch noch renovierungsbedürftig ist).

Ich bin für jeden Tipp dankbar!

Viele Grüße.

Hallo Merkurio,

die wichtigste Frage vor dem Erwerb eines Fachwerkhauses ist, ob die Balken in Ordnung sind.Dass die Wände und Decken durchhängen kann an Schilfrohrmatten, die als Putzträger für den Lehm dienen liegen, kann aber auch an schadhaften Balken liegen. Ich würde kein ein altes Fachwerhaus kaufen, ohne es vorher von einem Fachmann (Statiker/Zimmermann) begutachten zu lassen. Das Ständerwerk eines Fachwerhauses ist das A und O des Hauses, ob es mit Lehm, oder Ziegelstein ausgemauert ist ist zweitrangig und kann simpelst wieder instand gesetzt werden. Ist etwas an den Schwellen (unterste Balkenlage), oder am Rehm (Querbalken, auf dem die Deckkenbalken liegen)nicht in Ordnung, lang Ihr richtig tief in die Tasche. Auch ein Blick unters Dach vor dem Kauf ist wichtig.Schaut Euch vor allem die Auflagen der Dachbalken auf das Rehm; bzw die Deckenbalken an.

Wie gesagt, die Ausfachung und Lehmputz sind kein großes Problem und auch recht einfach selbst zu machen. Ich würde niemals ein Fachwerk mit Rigips verkleiden, möglich ist das schon, wenn Ihr diffusionsoffen arbeitet, aber so ein Fachwerhaus bewegt sich und Risse in den Rigipswänden sind vorprogrammiert. Außerdem nimmt es dem Haus das Flair, das ein Fachwerk hat.

Zeit und/oder Geld braucht man definitiv bei der Restaurierung eines Fachwerkhauses. Zeit, wenn man es selber macht, Geld, wenn man es machen läßt. Auch, wenn Lehm ein günstiger Baustoff ist (ca.200 €/t), geht einiges in so ein Haus. Wir haben in unser Haus (ca.200 qm) 20 t Lehm eingebracht.

Besucht mal die Seite www.Fachwerk.de, da gibt’s viele Informationen rund um das Fachwerkhaus und ein gutes Forum mit Experten.

Ich hoffe, dass alle Balken in gutem Zusand sind, und wünsche Euch viel Erfolg, solltet Ihr das Haus erwerben.

Gruß
Farbtopf

Hört sich nach einem größeren Projekt an :-/
Wir haben die Decken auch teilweise mit Rigips bedeckt.
War auch vorher mit einem Fachwerk-Fachmann abgesprochen, scheint also okay zu sein :smile:
Vergeßt aber bloß nicht (von innen) zu dämmen!
Das geht - soweit ich weiß - nicht mit herkömmlichem Material.
Wir haben Hanfmatten & Zellstoffplatten genommen.
Dadrüber geht dann auch Rigips, soweit ich weiß. Wir haben Lehmputz genommen, weil originaler :smile:
Viel Glück!!!

Hallo,

Soweit ich bisher richtig verstanden habe, kann man wegen ggf.
entstehenden Feuchtigkeitsschäden keine einfache Gipswand vor
die Wände / Decken setzen.

Durch den Temperaturunterschied innen/aussen kann es zu Schwitzwasser in der Aussenwand kommen. Sollte da zuwiel zusammenkommen oder zu lange feucht bleiben ist das Holz der Tragkonstruktion gefährdet.

Wir überlegen momentan, ob wir das Innenfachwerk freilegen, so
dass nur noch die Balken stehen, sowohl bei den Wänden, als
auch bei den Decken. Besteht im Anschluss daran dann die
Möglichkeit, dass man z. B. die Decken oder Innenwände einfach
mit Rigips verkleidet, ohne dass später dadurch
Feuchtigkeitsschäden auftreten? Oder ändert das Entfernen des
Lehmputzes in den Zwischenräumen nichts an diesem Problem?

Das würde das Problem vermutlich eher verschärfen. Holz & Lehm ist eine sehr gute Kombination, da sich die Materialien gut vertragen. Lehm ist auch einfach zu verarbeiten. Mit der richtigen Technik kann man ohne Probleme auf den Lehm mit Kalkputz gehen und eine dauerhafte Oberfläche schaffen. Kalk verhindert auch die Schimmelbildung bei kritischem Raumklima und die komplette Konstruktion ist atmungsaktiv -> ein super Raumklima.

Bei den Außenwänden besteht sicherlich keine andere
Möglichkeit, als diese von innen neu mit Lehmputz zu versehen
um späteren Feuchtigkeitsschäden vorzubeugen, oder?

Die Aussenwände sollten von aussen schlagregendicht sein bzw. muss eingedrungene sWasser wieder ablaufen und abtrocknen können.

Das ganze Projekt soll von den Kosten nicht zu sehr ausufern
und möglichst auch nicht zu viel Zeit in Anspruch nehmen

Mein Haus ist von 1704 und wir haben die Gefache der Aussenwände mit Lehmgeflecht bzw. lehmziegeln ausgemauert wie vor 300 Jahren. Von aussen kam dann ein trocken gelöschter Kalkputz darauf mit Kalkschlemme. Von innen ist der größte Teil ebenfalls mit Kalkputz verputzt. Im EG habe ich eine Proton-Innenschale übernommen (aus Zeit- und Kostengründen). Soweit ich bei dan Fassadenarbeiten konnte, habe ich den Zwischenraum mit Korklehm ausgestopft. Luftzwischenräume sind meistens schwitzwasserförderlich. Das kann en Bauphysiker mit Denkmalerfahrung prüfen.

Lehm und unsere Kalkmischung sind sehr einfach zu verarbeiten, das meiste haben meine Frau und ich selbst gemacht. Wir haben versucht, den seit 300 Jahren bewährten Aufbau der Wände so zu erhalten, wie es früher war. Unsere Fassade erhielt 2009 dann auch den deutschen Fachwerkpreis.

Die Kombination mit modernen Baustoffen halte ich für sehr kritisch, da die meisten mir bekannten Verusche zu Schäden geführt haben.

Ich bin für jeden Tipp dankbar!

Guckstdu hier:

http://www.konrad-fischer-info.de/
http://www.stuck-kalk.de/
http://www.kern-holzbau.de/
http://www.sanierungs-treffinger.de/
http://www.dengel-bau.de/
http://www.propstei-johannesberg.de/Beratung/beratun…
http://www.denkmalpflegeberatung.de/

Im Prinzip nicht aufwendiger und teurer als „modernes“ bauen - aber mit der Erfahrung von 300 Jahren im Rücken. Allerdings beherrschen viele Handwerker heute die alten Techniken nicht mehr. Und die Industrie verdient an lehm und selbst eingesumpften Kalkputz nichts…

viel Erfolg bei der Recherche :smile:

Haider