Fragen zur Bremsflüssigkeit

Hallo!

Warum ich frage:
Vorgestern hat mein Bremsenentlüftergerät seinen Dienst aufgegeben.
Habe das dann neugierig auseinandergenommen, und da hat mich fast der Schlag getroffen: Da ist garnichts drin, was die 300 € Kaufpreis vor 5 Jahren rechtfertigt. Und das für ein Markenprodukt… Sieht aus, wie für 20 € in China zusammengebastelt.
Die Pumpe ist defekt, die gibt es als Ersatzteil, mit Mwst + Versandkosten für 280 €. (Hab angerufen)
Universalpumpen oder ähnliche Basteleien mit einer anderen Pumpe sind schwierig bis unmöglich.

Da das Gerät eh nie so wirklich richtig gut funktioniert hat, und ich nicht mit dem Geld meiner Kunden den wirtschaftlichen Aufschwung finanzieren will,
habe ich heute beschlossen, dass sowas selbst gebaut wird.

Das wird also ein Druckbehälter, mit Steigrohr, Druckgasflasche, Druckminderer usw.
Einige Teile, wie Schlauch und Adapter kann ich vom alten Gerät weiterverwenden.

Warum ich hier frage:
Es gibt hier im Brett Leute, die KFZ-Technik studiert haben, und sich ev. damit auskennen.

Was ich wissen will:

Ich will also einen Metallbehälter mit Bremsflüssigkeit füllen, und diesen mit einem Gas unter Druck setzen.
Druckluft ist bestimmt nicht so gut, wg. der Luftfeuchtigkeit und ev. Kompressoröl. Ich denke da ehr an eine kleine Gasflasche,
was wäre denn da bei Bremsflüssigkeit unbedenklich?
Sauerstoff wäre am leichtesten zu beschaffen, aber sicher völlig daneben.
Weiter hätte ich zur Auswahl CO², Argon, Stickstoff, oder Propan/Butan, ev. noch Helium oder Ballongas. Wobei CO² mir am liebsten wäre.

Weiterhin bräuchte ich noch paar Hinweise über irgendwelche Materialien, ob die sich mit Bremsflüssigleit vertragen, bzw. irgendwelche Verbindungen bilden, oder angegriffen werden.

Es geht mir um blanken Stahl, Kupfer, Nickel, Silber, Zinn, Messinglot, verzinkten Stahl usw. Auch Kunststoffe, PVC… das kommt auch alles zusammen in Kontakt.

Als letztes:
Und wenn jemand meint, das irgendetwas, an was ich bisher nicht gedacht habe, dieses Bastelprojekt unmöglich macht, bitte schreiben.
Ich habe mir das zwar heute gut überlegt und geplant, aber ich bin auch nicht allwissend.

Grüße, Steffen!

Hallo Steffen,

wir nutzen seit Jahren (jedenfalls seit der DM-Zeit) zwei solcher Geräte wie abgebildet.
Dank fortschreitender Senilität habe ich zwar Hersteller und Typ vergessen, aber dafür ein Bild im Netz entdeckt: http://www.t4-wiki.de/wiki/images/BremsenEntlueftung…

Kaufpreis war um die 1.000.- DM.

Diese Geräte sind genau das, was man will. Robust, absolut funktional, technisch bestens durchschaubar und zuverlässig.
Es passen 10-15l Bremsflüssigkeit rein, das reicht eine Zeit, als Adapter fungiert eine Schnellkupplung (wie Druckluft), Adapter gibt es ohnehin reichlich.
Ich würde mich auf die Suche nach einem solchen Gerät machen, gebraucht sicher auch kein Problem, da echt massiv. Einzig die im Inneren verbauten Schläuche altern wegen der aggressiven Substanz, die härten aus - gehen aber beim „alten“ Gerät seit 20 Jahren… und sind ggf. leicht zu erneuern.
Ich empfehle das Ding bedingungslos. Auch wenn der Preis eigentlich überzogen ist - die Technik ist sehr einfach gehalten, aber nicht sehr leicht nachzukonstruieren.

Ansonsten: Buntmetalle und BF sind sich egal, Edelstahl natürlich auch, Aluminium ebenfalls. Bei Schwermetallen wie Loten bin ich nicht sicher, aber mein Gefühl sagt: verträglich.
Einzig mit Eisen und rostfähigem Stahl gibt’s sicher Probleme. Dagegen sind Kunststoffe ungewöhnlich - die sonst extrem beständigen Silikonschläuche (Medizintechnik) werden langsam aber stetig angegriffen, PE hingegen gar nicht.

Dies sind Erfahrungswerte ohne wissenschaftliche Untermauerung. Aber sie sind vor Ort belegbar ;~)

Grüße
formica

P.S.: Neuerdings wird auch oft von Vakuumentlüftung gesprochen - also anders rum, sozusagen. Diese Methode dürfte sicher günstiger zu konstruieren sein. Eine umgedrehte Dosierflasche in den Vorratsbehälter gesteckt füllt selbsttätig nach.

P.P.S.: Der Ate Bremsenentlüfter (dieses riesige Alu-Unikum von früher) arbeitete mit Druckluft. Wenn ich mich recht erinnere, ohne Membran etc., da wird auch nur Kompressorluft verwendet. Könnte also evtl. gar nicht so dramatisch sein, wenn das Ate schon baute…

tag,

kfz-technik hab ich nicht studiert, aber technische chemie.

ein paar gedanken könnte ich auch spenden.

Ich will also einen Metallbehälter mit Bremsflüssigkeit
füllen, und diesen mit einem Gas unter Druck setzen.
Druckluft ist bestimmt nicht so gut, wg. der Luftfeuchtigkeit
und ev. Kompressoröl. Ich denke da ehr an eine kleine
Gasflasche,
was wäre denn da bei Bremsflüssigkeit unbedenklich?
Sauerstoff wäre am leichtesten zu beschaffen, aber sicher
völlig daneben.

richtig. abgesehen von brennbar usw. kann ein erhähter partialdruck von sauerstoff unter druck der BF sicher was tun. sie oxidieren z.b. :o)

Weiter hätte ich zur Auswahl CO², Argon, Stickstoff, oder
Propan/Butan, ev. noch Helium oder Ballongas. Wobei CO² mir am
liebsten wäre.

CO2 würd ich nicht nehmen, lieber ein inertgas. also vorzugsweise stickstoff, argon und helium sind doch arg teuer.

zu bedenken wäre allerdings das henrysche gesetz http://www.chemgapedia.de/vsengine/popup/vsc/de/glos…, ich hab im moment keine idee ob sich stickstoff in BF unter druck signifikant löst. falls ja, könntest du ein problem kriegen wenn du BF mit stickstoff unter druck gesättigt in das bremssystem einbringst und dort entspannst, weil dadurch die löslichkeit sinkt (siehe henrysches gesetz) und sich gasblasen bilden können - was in einem bremssystem bekanntermassen blöd is. mag ein theoretisches bedenken sein, ging mir aber grad so durch den kopf.

Weiterhin bräuchte ich noch paar Hinweise über irgendwelche
Materialien, ob die sich mit Bremsflüssigleit vertragen, bzw.
irgendwelche Verbindungen bilden, oder angegriffen werden.

BF tut metallen nix (siehe haupt- und radbremszylinder, kolben und leitungen), auch ist BF zumeist in metallbehältern im handel.

Es geht mir um blanken Stahl, Kupfer, Nickel, Silber, Zinn,
Messinglot, verzinkten Stahl usw. Auch Kunststoffe, PVC…
das kommt auch alles zusammen in Kontakt.

normale kunststoffe KÖNNTEN ein problem sein, persönlich würde ich derartige teile (leitungen, dichtringe, verteiler udgl.) aus teflon fertigen. geht ganz leicht.

als probe für andere kunststoffe kannst du ein glas mit BF füllen, den kunststoff reinschmeissen und das ganze sacht erwärmen. tut sich nix scheint der kunststoff resistent gegen BF zu sein. wie gesagt, teflon ist es sicher (das zeug ist gegen so ziemlich alles resistent).

gruß

tiger

Hallo!

kfz-technik hab ich nicht studiert, aber technische chemie.

Das ist was feines, hätte ich auch gern gemacht… und es da bestimmt auch weit gebracht.

ein paar gedanken könnte ich auch spenden.

Sehr hilfreich, muss ich sagen.

Ich will also einen Metallbehälter mit Bremsflüssigkeit
füllen, und diesen mit einem Gas unter Druck setzen.
Druckluft ist bestimmt nicht so gut, wg. der Luftfeuchtigkeit
und ev. Kompressoröl. Ich denke da ehr an eine kleine
Gasflasche,
was wäre denn da bei Bremsflüssigkeit unbedenklich?
Sauerstoff wäre am leichtesten zu beschaffen, aber sicher
völlig daneben.

richtig. abgesehen von brennbar usw. kann ein erhähter
partialdruck von sauerstoff unter druck der BF sicher was tun.
sie oxidieren z.b. :o)

Weiter hätte ich zur Auswahl CO², Argon, Stickstoff, oder
Propan/Butan, ev. noch Helium oder Ballongas. Wobei CO² mir am
liebsten wäre.

CO2 würd ich nicht nehmen, lieber ein inertgas.
also vorzugsweise stickstoff, argon und helium sind doch arg
teuer.

zu bedenken wäre allerdings das henrysche gesetz
http://www.chemgapedia.de/vsengine/popup/vsc/de/glos…,
ich hab im moment keine idee ob sich stickstoff in BF unter
druck signifikant löst. falls ja, könntest du ein problem
kriegen wenn du BF mit stickstoff unter druck gesättigt in das
bremssystem einbringst und dort entspannst, weil dadurch die
löslichkeit sinkt (siehe henrysches gesetz) und sich gasblasen
bilden können - was in einem bremssystem bekanntermassen blöd
is. mag ein theoretisches bedenken sein, ging mir aber grad so
durch den kopf.

Das finde ich sehr gut, dass Du das geschrieben hast.
Eben so eine Sache, an die ich nicht gedacht habe.

Ich werde mir das nochmal genau überlegen und nachforschen,
ob ich da was selbst baue, oder nicht.

Danke,
Grüße, Steffen!

Hallo Steffen,

wir nutzen seit Jahren (jedenfalls seit der DM-Zeit) zwei
solcher Geräte wie abgebildet.
Dank fortschreitender Senilität habe ich zwar Hersteller und
Typ vergessen, aber dafür ein Bild im Netz entdeckt:

geht mir nicht anders…

http://www.t4-wiki.de/wiki/images/BremsenEntlueftung…

Kaufpreis war um die 1.000.- DM.

Diese Geräte sind genau das, was man will. Robust, absolut
funktional, technisch bestens durchschaubar und zuverlässig.
Es passen 10-15l Bremsflüssigkeit rein, das reicht eine Zeit,
als Adapter fungiert eine Schnellkupplung (wie Druckluft),
Adapter gibt es ohnehin reichlich.
Ich würde mich auf die Suche nach einem solchen Gerät machen,
gebraucht sicher auch kein Problem, da echt massiv. Einzig die
im Inneren verbauten Schläuche altern wegen der aggressiven
Substanz, die härten aus - gehen aber beim „alten“ Gerät seit
20 Jahren… und sind ggf. leicht zu erneuern.
Ich empfehle das Ding bedingungslos. Auch wenn der Preis
eigentlich überzogen ist - die Technik ist sehr einfach
gehalten, aber nicht sehr leicht nachzukonstruieren.

Ansonsten: Buntmetalle und BF sind sich egal, Edelstahl
natürlich auch, Aluminium ebenfalls. Bei Schwermetallen wie
Loten bin ich nicht sicher, aber mein Gefühl sagt:
verträglich.
Einzig mit Eisen und rostfähigem Stahl gibt’s sicher Probleme.
Dagegen sind Kunststoffe ungewöhnlich - die sonst extrem
beständigen Silikonschläuche (Medizintechnik) werden langsam
aber stetig angegriffen, PE hingegen gar nicht.

Dies sind Erfahrungswerte ohne wissenschaftliche
Untermauerung. Aber sie sind vor Ort belegbar ;~)

Grüße
formica

P.S.: Neuerdings wird auch oft von Vakuumentlüftung gesprochen

  • also anders rum, sozusagen. Diese Methode dürfte sicher
    günstiger zu konstruieren sein. Eine umgedrehte Dosierflasche
    in den Vorratsbehälter gesteckt füllt selbsttätig nach.

P.P.S.: Der Ate Bremsenentlüfter (dieses riesige Alu-Unikum
von früher) arbeitete mit Druckluft. Wenn ich mich recht
erinnere, ohne Membran etc., da wird auch nur Kompressorluft
verwendet. Könnte also evtl. gar nicht so dramatisch sein,
wenn das Ate schon baute…

Hallo Formica!

Ja, ich überlege noch, wie es weitergeht.

Derzeit habe ich erstmal als Notlösung eine Unkraut-Gartenspritze aus dem Baumarkt gereinigt und umgebastelt. Das werde ich nächste Woche mal an meinem eigenem Auto ausprobieren.
Die wird manuell aufgepumpt, ich sehe da keine Probleme wg. Kondenswasser / Luftfeuchtigkeit, und Öl vom Kompressor kommt auch nicht rein.

Du hast so ein Unterdruckgerät angesprochen:
Das ist nichts , ich hatte mal eines zur Probe:
Das erzeugt mit Druckluft und einem Injektor ein kleines bischen Unterdruck, aber nicht viel. Das dauert ewig lange,
weiterhin saugt es an den gelösten Entlüfterventilen immer bischen Luft durch das Gewinde ein.
Das hat zur Folge, dass da im Saugschlauch ständig Luftblasen kommen.
Und wenn ich irgendwelche Luftblasen im Bremssystem vermute, will ich die auch mit eigenen Augen sehen. Wenn da ständig Leckluftblasen kommen, bringt mir das garnichts.

Danke,
Grüße, Steffen!

Hallo,

Einzig mit Eisen und rostfähigem Stahl gibt’s sicher Probleme.

Bin ich eigentlich vollkommen verblödet? Ich kann heute nicht mal mehr sagen, weswegen ich auf die Idee kam, dass Eisen angegriffen werden würde… ist natürlich Quatsch!

P.S.: Neuerdings wird auch oft von Vakuumentlüftung gesprochen

Du hast so ein Unterdruckgerät angesprochen:
Das ist nichts , ich hatte mal eines zur Probe:
Das erzeugt mit Druckluft und einem Injektor ein kleines
bischen Unterdruck, aber nicht viel. Das dauert ewig lange,
weiterhin saugt es an den gelösten Entlüfterventilen immer
bischen Luft durch das Gewinde ein.
Das hat zur Folge, dass da im Saugschlauch ständig Luftblasen
kommen.
Und wenn ich irgendwelche Luftblasen im Bremssystem vermute,
will ich die auch mit eigenen Augen sehen. Wenn da ständig
Leckluftblasen kommen, bringt mir das garnichts.

Danke für die Info, daran hatte ich nicht gedacht, weil ich noch nie so ein Teil verwendet habe. Sehr interessant das zu wissen, so hält sich die Gefahr in Grenzen, dass ich ein solches Teil je probieren werde.

Derzeit habe ich erstmal als Notlösung eine
Unkraut-Gartenspritze aus dem Baumarkt gereinigt und
umgebastelt. Das werde ich nächste Woche mal an meinem eigenem
Auto ausprobieren.
Die wird manuell aufgepumpt, ich sehe da keine Probleme wg.
Kondenswasser / Luftfeuchtigkeit, und Öl vom Kompressor kommt
auch nicht rein.

Klingt cool. Viel Erfolg!

Grüße
formica